Institut für Lernsysteme

ILS Institut für Lernsysteme GmbH

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RechtsformGesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung1977
SitzHamburg-Rahlstedt
Leitung
  • Ingo Karsten
  • Martin Kurz
BrancheAus- und Weiterbildung
Websitewww.ils.de

Das Institut für Lernsysteme (ILS) ist eine deutsche Fernschule mit Sitz in Hamburg. Sie wurde 1977 von Bertelsmann gegründet und gehört seit 1997 zur Klett Gruppe.[1] Das ILS ist mit jährlich etwa 80.000 Kunden der größte Vertreter der Branche.[2][3]

Geschichte

Zentrale in Hamburg (2013)

1977 gründete Bertelsmann das ILS als Nachfolger des Hamburger Fernlehrinstituts. Das Unternehmen beschäftigte zu Beginn etwa 30 Mitarbeiter und hatte 35 Kurse im Angebot.[4] Seit 1980 betreut das ILS im Auftrag des Auswärtigen Amts auch Schüler, die sich längere Zeit im Ausland aufhalten.[5][6] Bis 1986 wurden dafür Kurse für das gesamte Spektrum des Unterrichts der 5. bis 10. Klassen in allen drei Schularten aufgebaut.[7] Nach der Deutschen Wiedervereinigung 1990 stieg die Zahl der Studierenden am ILS auf insgesamt 50.000. Mitte der 1990er Jahre sank die Nachfrage im Markt für Fernunterricht stark, weshalb man unter anderem die Tochtergesellschaften in Frankreich und Tschechien verkaufte.[1]

1997 übernahm die Klett Gruppe das ILS. Zu diesem Zeitpunkt erzielten deren Fernschulen gemeinsam einen Umsatz von rund 100 Millionen Deutsche Mark.[8] Sie spielten eine bedeutende Rolle beim Wandel der Klett Gruppe vom Schulbuchverlag zum Bildungsanbieter.[9] In den folgenden zehn Jahren vervielfachte sich die Nachfrage nach Kursen des ILS.[10] Grund dafür war insbesondere die zunehmende Akzeptanz durch Arbeitgeber.[11] 2003 gründete das ILS die staatlich anerkannte private Fernhochschule Euro-FH.[12] Das ILS übernimmt für die Euro-FH bis heute verschiedene Dienstleistungen im Fernstudienbetrieb, zum Beispiel in den Bereichen Logistik und Produktion.[13] Das ILS und seine Schwestergesellschaften trugen 2008 rund ein Viertel zu den Erlösen der Klett Gruppe bei.[14] Von 2006 bis 2008 wurde in Hamburg-Rahlstedt ein neues Bildungszentrum für das ILS errichtet, dessen Bürofläche rund 11.000 Quadratmeter beträgt.[15] In dem Gebäude sind auch Seminarräume und die Produktion von Lehrmaterialien angesiedelt.

Fernkurse

Zu Anfang versandte das ILS seine Lehrmaterialien vor allem auf dem Postweg.[4] Seit 2002 spielt das E-Learning (vom ILS als „DistancE-Learning“ bezeichnet, auch Blended Learning) eine immer größere Rolle.[16] So werden zum Beispiel Inhalte in webbasierten Anwendungen vermittelt und Studierende in Chats und Webinaren betreut.[17] Das ILS betreibt seit 1999 ein Online-Studienzentrum,[1] in dem sich Studierende vernetzen, Informationen austauschen, Studienunterlagen in elektronischer Form herunterladen und ihre Noten und Kurse verwalten können.[18] Darüber hinaus hat das ILS im Jahr 2012 als erster Anbieter für einige Fernkurse eine iPad-App veröffentlicht, die den mobilen Zugriff auf die gesamten Lehrmaterialien aus der App heraus ermöglicht.[19] In allen Kursen müssen regelmäßig Aufgaben bearbeitet werden, die das ILS korrigiert und zurücksendet. Zu diesem Zweck beschäftigt das Unternehmen rund 750 Tutoren, welche die Studierenden auch in anderen Fragen betreuen.[3]

Alle Kurse des ILS können jederzeit begonnen werden, feste Starttermine gibt es nicht.[20] Am ILS können drei Arten von Abschlüssen erworben werden: Für institutsinterne Abschlüsse wird ein Zeugnis oder Zertifikat ausgestellt, das Aufschluss über den Inhalt des belegten Kurses liefert. Staatliche Abschlüsse werden entweder vor Ort in Hamburg oder in einer staatlichen Partnerschule abgelegt. Öffentlich(-rechtliche) Abschlüsse vergeben nationale oder internationale Zertifizierungsstellen, mit denen das ILS zusammenarbeitet. Dazu zählen beispielsweise die Industrie- und Handelskammern.[21]

Kooperationen

Partner des ILS ist die Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung.[22] Für einige Kurse arbeitet das ILS auch mit anderen Organisationen zusammen: So begann zum Beispiel 2003 eine Kooperation mit der Vereinigung der Vertragsfußballspieler. Ziel war es, Fußballer bei der Aus- und Weiterbildung zu unterstützen, die nach ihrer sportlichen Karriere eine andere Tätigkeit aufnehmen möchten.[23] Außerdem wurde in Zusammenarbeit mit der Lufthansa Technik und der IHK Frankfurt am Main der Fernstudiengang zum „Industriemeister Luftfahrttechnik“ geschaffen.[24] Nach Angaben des ILS setzen auch andere Großunternehmen wie zum Beispiel die Deutsche Bahn[25] oder Deutsche Bank[26] auf das Angebot der Fernschule.[2][27]

Zertifizierung

Die Kurse des ILS sind durch die Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht in Köln zugelassen.[28] Dies wird als Qualitätsmerkmal für Fernkurse angesehen.[29] Außerdem wurde das ILS als erste deutsche Fernschule nach ISO 29990 zertifiziert. Die Norm wurde im Herbst 2010 eingeführt und setzt internationale Standards für die Aus- und Weiterbildungsbranche.[30] Des Weiteren sind einige Lehrgänge AZAV-zertifiziert.[1][31][32] Die WirtschaftsWoche attestierte dem ILS „höchstes Vertrauen“ im „Kundenvertrauens-Ranking 2014“.[33] 2015 erreichte das ILS in einem Test mehrerer Fernstudienanbieter durch das Deutsche Institut für Service-Qualität den ersten Platz.[34]

Siehe auch

  • Muttersprachlicher Deutschunterricht im nicht-deutschsprachigen Raum

Weblinks

Fußnoten

  1. a b c d Die Erfolgsgeschichte des ILS in Zahlen. Institut für Lernsysteme, 10. November 2014, archiviert vom Original am 22. Juli 2015; abgerufen am 1. Juli 2015.
  2. a b ILS im Überblick. Institut für Lernsysteme, abgerufen am 1. Juli 2015.
  3. a b Kaija Kutter: Der Kurs aus der Kiste. In: die Tageszeitung. 3. Januar 2009, S. 24.
  4. a b Das Institut für Lernsysteme (ILS). Institut für Lernsysteme, 1. Juni 2004, abgerufen am 1. Juli 2015.
  5. Deutscher Schulunterricht an jedem Ort der Welt. Institut für Lernsysteme, abgerufen am 1. Juli 2015.
  6. Kirstin von Elm: Wenn die Schule zum Schüler kommt. In: Handelsblatt. 27. Januar 2012, S. 66.
  7. 30 Jahre erfolgreicher Fernschulunterricht für deutsche Schüler im Ausland. In: APA Wissenschaft Bildung. 26. April 2010.
  8. Ernst Klett AG investiert kräftig in elektronische Produkte. In: Handelsblatt. 16. Juli 1999, S. 17.
  9. Andrea Gregor: Klett wandelt sich zum Bildungsanbieter. In: Stuttgarter Zeitung. 12. Juli 2000, S. 11.
  10. Klett verdient an Erwachsenenbildung. In: Stuttgarter Zeitung. 4. Oktober 2008, S. 17.
  11. Studie bestätigt: Eigeninitiative rechnet sich. In: Darmstädter Echo. 19. April 2008.
  12. Neue Hochschule. In: Hamburger Abendblatt. 19. März 2003, S. 11.
  13. Gutachterbericht. (PDF) Foundation for International Business Administration Accreditation, 25. April 2013, abgerufen am 1. Juli 2015.
  14. Fernstudium wird immer beliebter. In: Neue Württembergische Zeitung. 4. Oktober 2008, S. 14.
  15. Bildungszentrum in Hamburg-Rahlstedt eingeweiht. In: Immobilien Zeitung. 6. Oktober 2008.
  16. Fernunterricht mit E-Learning. In: Hamburger Abendblatt. 6. April 2002, S. 75.
  17. Lernerfolg mit neuen Technologien. In: Hamburger Morgenpost. 6. Februar 2002.
  18. So funktioniert das Online-Studienzentrum. Institut für Lernsysteme, abgerufen am 1. Juli 2015.
  19. Judith Hyams: Lernen auch unterwegs. In: Der Tagesspiegel. 15. März 2015.
  20. Kostenloses Studienhandbuch. In: Die Tageszeitung. 18. Februar 2006, S. 26 (Spezial).
  21. Abschlüsse. Institut für Lernsysteme, abgerufen am 1. Juli 2015.
  22. Enge Kooperation zwischen Hamburger Schulbehörde und ILS. Institut für Lernsysteme, 14. September 2011, abgerufen am 1. Juli 2015.
  23. Nach der Karriere droht die Leere. In: Handelsblatt. 19. Mai 2003, abgerufen am 1. Juli 2015.
  24. 32 Mitarbeiter erhalten von der IHK den Meisterbrief. In: Frankfurter Rundschau. 4. Februar 2003, S. 26.
  25. Claudia May, Antonia Götsch: Fern, schnell, gut? In: Financial Times Deutschland. 7. Februar 2007, S. 28.
  26. Miriam Freudig: Lernbriefe ersetzen den Dozenten. Betriebe setzen immer öfter auf Fernkurse. In: Stuttgarter Zeitung. 4. November 1995.
  27. Referenzen. Institut für Lernsysteme, abgerufen am 1. Juli 2015.
  28. Staatliche Zulassung. Institut für Lernsysteme, abgerufen am 1. Juli 2015.
  29. Qual der Wahl zwischen vielen Bildungsträgern. Bundesinstitut bietet Qualitäts-Checkliste. In: Nordkurier. 20. September 2003.
  30. Telegramm. Deutschlands größte Fernschule zertifiziert. In: Hamburger Morgenpost. 5. Januar 2011, S. 23.
  31. Bildungsgutschein der Arbeitsagentur (AZAV). Institut für Lernsysteme, abgerufen am 1. Juli 2015.
  32. Ein Gutschein für die Bildung. In: B.Z. 5. Februar 2006, S. 35.
  33. Vertrauensindex: Die Marken, denen die Deutschen vertrauen. In: WirtschaftsWoche. 29. September 2014, abgerufen am 1. Juli 2015.
  34. Stephan Maaß: Vor dem Einschreiben bitte genau prüfen. In: Die Welt. 21. Februar 2015, S. 21.

Koordinaten: 53° 36′ 12,7″ N, 10° 9′ 5,4″ O

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