Indianapolis 500 1912

Joe Dawson bei der Zieldurchfahrt
Das Sieger-Fahrzeug befindet sich heutzutage im Streckenmuseum.
Joe Dawson nach dem Rennen

Das 1912 Indianapolis 500-Mile Race (auch International 500-Mile Sweepstakes Race) war das zweite Indianapolis 500 in der Geschichte. Es fand am 30. Mai 1912 auf dem Indianapolis Motor Speedway statt.

Hintergrund

Nachdem Ray Harroun im Jahre zuvor das erste Indianapolis 500 als einziger Fahrer in einem Einsitzer Marmon Wasp gewonnen hatte wurden neue Regeln eingeführt. Nun war es Pflicht, dass ein Mechaniker, ein sogenannter „riding mechanic“, auf dem Beifahrersitz mitfuhr. Der maximale Hubraum von 600 Kubikzoll (9,83 Liter) wurde beibehalten. Die Qualifikation wurde geändert. 1911 ging die Qualifikation über eine Distanz von 0,75 Meilen. Nun mussten die Fahrer zeigen, dass sie eine komplette Runde (2,5 Meilen) mit einer Geschwindigkeit von mindestens 75 mph (120,7 km/h) fahren konnten. 29 Fahrzeuge waren für das Rennen gemeldet, wobei sich 24 Fahrzeuge für das Rennen qualifizierten. David Bruce-Brown fuhr die schnellste Runde mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 88,45 mph (142,35 km/h).[1] Jedoch war es auch in diesem Jahr so, dass die Qualifikation lediglich zur Teilnahme berechtigte. Die Startaufstellung wurde nach dem Datum des Eingangs der Anmeldung bestimmt. Die Startaufstellung wurde für das Rennen ebenfalls verändert. Neu starteten fünf Fahrer in einer Reihe, wobei die letzte Reihe mit den verbleibenden vier Fahrern aufgefüllt wurde.

Das Preisgeld wurde im Vergleich zum Vorjahr beinahe verdoppelt und betrug 50.000 US-Dollar[2] (nach heutiger Kaufkraft 1.440.000 US-Dollar).

Rennen

Beim Start ging der in der Mitte der ersten Reihe gestartete Teddy Tetzlaff in Führung, wobei er für zwei Runden an erster Stelle in seinem Fiat blieb, bevor er vom Mercedes von Ralph DePalma überholt wurde. DePalma (mit Mechaniker Rupert Jeffkins als Beifahrer) dominierte das Rennen nach Belieben und blieb für die nächsten 194 Runden problemlos in Führung, wobei er sich einen Vorsprung von fünfeinhalb Runden, also elf Minuten, auf den Führenden herausfuhr. Doch in Runde 197 begannen Fehlzündungen aufzutreten und das Auto begann bei der Ausfahrt aus Kurve 4 langsamer zu werden. De Palma begann das Auto in Runde 198 zu schonen und fuhr nur noch mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit, doch auf der Gegengerade in Runde 199 ging der Motor ganz aus, nachdem eine defektes Pleuel ein Loch in das Kurbelgehäuse gerissen hatte. Mithilfe des Momentums gelang es DePalma, das Auto durch Kurve drei und vier rollen zu lassen, bevor sie auf der Start-Ziel-Geraden zum Stehen kamen. DePalma und Jeffkins stiegen darauf aus ihrem Auto und begannen, unter Applaus der 80.000 Zuschauer, ihr Fahrzeug zu stoßen. Joe Dawson und sein Mechaniker Harry Martin, die auf der 16. Position gestartet waren, den größten Teil des Rennens jedoch auf dem zweiten Platz fuhren, überholten die immer noch ihren Wagen stoßenden DePalma und Jeffkins und sicherten sich den Sieg. Dawson hatte nur zwei Runden geführt. Dies blieb bis ins Jahre 2011 und dem Sieg von Dan Wheldon, der Rekord für die wenigsten Führungsrunden eines Indianapolis 500 Siegers überhaupt. Gleichzeitig stellte DePalma den auch heute noch gültigen Rekord für die meisten Führungsrunden ohne Sieg (196 Runden) im Rennen auf.

Dawson gewann das Rennen mit einem Vorsprung von mehr als zehn Minuten auf den nun neu Zweitplatzierten Tetzlaff. DePalma und Jeffkins brachten ihr Auto zwar noch über die Linie, die Regeln besagten jedoch, dass nur Runden gewertet werden, die das Auto selbstständig absolviert hatte. Obwohl sie das Auto in die letzte Runde gestoßen hatten, wurde die 198. Runde als die letzte Runde der beiden gewertet.

Dawson hatte die 500 Meilen in einer Zeit von 6:21.06 Stunden absolviert, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 78,719 mph (126,686 km/h) entspricht. Von Runde 108 bis Runde 144 hatte Don Herr, als sogenannter „relief driver“, das Fahrzeug von Dawson übernommen, ehe dieser danach wieder ans Steuer kam. Da aber Dawson das Rennen gestartet war und auch bei der Zieleinfahrt am Steuer saß, wurde Herr nicht als Sieger aufgelistet (anders als beim Indianapolis 500 1924, bei dem sowohl der Hauptfahrer, als auch der "relief driver" als Sieger angegeben wurden).

Für den Sieger gab es ein Preisgeld von 20.000 US-Dollar. Preisgeld wurde an die zehn bestplatzierten Fahrer ausbezahlt, jedoch nur, wenn man sämtliche 200 Runden absolviert hatte. Nachdem Ralph Mulford, der wegen Kupplungsproblemen mehrfach an der Box war, an zehnter Stelle liegend an den Boxen darauf hingewiesen worden war, dass er die volle Distanz absolvieren müsse, setzte dieser seine Fahrt fort. Er war zu dem Zeitpunkt der einzige Fahrer, der noch im Rennen war. Daher wechselte er an der Box auf weichere Stoßdämpfer, um die Fahrt angenehmer zu gestalten. Zudem hatte Mulford, laut einigen Berichten, auch einen Stopp eingelegt, um frittiertes Hühnchen und Speiseeis auf die Fahrt, als Abendessen, mitzunehmen.[3][4] Der damalige Präsident des Indianapolis Motor Speedways, Carl Graham Fisher und der Starter des Rennens Fred Wagner begannen zu diskutieren. Wagner war der Meinung, man solle Mulford mit der Zielflagge abschwenken, wobei Fisher sich dagegen aussprach. Zum Zeitpunkt als Mulford die 200. Runde absolviert hatte, waren jedoch sowohl Fisher und Wagner, als auch die meisten Zuschauer, nach Hause gegangen. Mit einer Gesamtzeit von 8:53 Stunden hält Mulford auch heute noch den Rekord für die langsamste Zeit, in der die 500 Meilen jemals absolviert wurden.

Resultate

Startaufstellung

FahrerFar InsideInside CenterCenterOutside CenterFar Outside
Zeit
(min)
Geschwindigkeit
(mph)(km/h)
Reihe 1Norwegen Gil AndersenVereinigte Staaten Len Zengel (R)Vereinigte Staaten Teddy TetzlaffItalien 1861 Ralph DePalmaVereinigte Staaten Eddie Hearne
1:51.2180,93130,241:54.1478,85126,901:46.8484,24135,571:44.6386,02138,441:49.9681,85131,72
Reihe 2Vereinigte Staaten Spencer WishartVereinigte Staaten Joe DawsonVereinigte Staaten Howard WilcoxVereinigte Staaten Harry KnightVereinigte Staaten Bert Dingley (R)
1:47.2183,95135,101:44.4986,13138,611:43.2187,20140,331:58.5575,92122,181:51.4380,77129,99
Reihe 3Vereinigte Staaten Johnny Jenkins (R)Vereinigte Staaten Bob BurmanVereinigte Staaten 48 Eddie Rickenbacker (R)
Qualifiziert von Lee Frayer
Vereinigte Staaten Billy Liesaw (R)Vereinigte Staaten Bill Endicott
1:51.3680,82130,071:47.0084,11135,361:56.4377,30124,401:56.1177,51124,741:51.7080,57129,66
Reihe 4Vereinigte Staaten Ralph MulfordVereinigte Staaten Hughie HughesVereinigte Staaten Joe Horan (R)Vereinigte Staaten Mel MarquetteVereinigte Staaten Len Ormsby (R)
1:42.4187,88141,431:50.0181,81131,661:51.8380,48129,521:55.2778,08125,661:47.0384,09135,33
Reihe 5Vereinigte Staaten Joe Matson (R)Vereinigte Staaten Charlie MerzVereinigte Staaten David Bruce-BrownVereinigte Staaten Louis Disbrow
1:52.6479,90128,591:54.1078,88126,951:41.7588,45142,351:57.5976,54123,18

Rennergebnis

Pos.FahrerKonstrukteurRundenZeit (h:m:s)StartAusfallgrund
01Vereinigte Staaten 48 Joe DawsonNational2006:21:067
02Vereinigte Staaten 48 Teddy TetzlaffFiat200+ 0:10:233
03Vereinigte Staaten 48 Hughie HughesMercer200+ 0:12:0317
04Vereinigte Staaten 48 Charlie MerzStutz200+ 0:13:3422
05Vereinigte Staaten 48 Bill EndicottSchacht200+ 0:25:225
06Vereinigte Staaten 48 Len ZengelStutz200+ 0:29:222
07Vereinigte Staaten 48 Johnny JenkinsWhite200+ 0:31:3211
08Vereinigte Staaten 48 Joe HoranLozier200+ 0:38:3218
09Vereinigte Staaten 48 Howard WilcoxNational200+ 0:50:248
10Vereinigte Staaten 48 Ralph MulfordKnox200+ 2:31:5416
11Italien 1861 Ralph DePalmaMercedes198DNF4Kurbelgehäuse
12Vereinigte Staaten 48 Bob BurmanCutting157DNF12Unfall
13Vereinigte Staaten 48 Bert DingleySimplex116DNF10Kurbelgehäuse
14Vereinigte Staaten 48 Joe MatsonLozier110DNF21Kurbelwelle
15Vereinigte Staaten 48 Spencer WishartMercedes82DNF6Wasser
16Norwegen Gil AndersenStutz80DNF1Unfall
17Vereinigte Staaten 48 Billy LiesawMarquette-Buick72DNF14Feuer
18Vereinigte Staaten 48 Louis DisbrowCase67DNF24Differenzial
19Vereinigte Staaten 48 Mel MarquetteMcFarlan63DNF19Reifen
20Vereinigte Staaten 48 Eddie HearneCase55DNF5Durchgebranntes Lager
21Vereinigte Staaten 48 Eddie RickenbackerFirestone-Columbus43DNF13Einlassventil
22Vereinigte Staaten 48 David Bruce-BrownNational25DNF23Ventil
23Vereinigte Staaten 48 Harry KnightLexington6DNF9Motor
24Vereinigte Staaten 48 Len OrmsbyOpel5DNF20Kurbelgehäuse

Weblinks

Commons: Indianapolis 500 1912 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.vanderbiltcupraces.com/drivers/bio/bruce_brown
  2. http://racing-reference.info/race/1912-01/X
  3. Tanya A. Bailey: The First American Grand Prix. McFarland, 2014, ISBN 978-0-786-47697-8, S. 102 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. http://www.historicracing.com/driver_detail.cfm?driverID=2048

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Flagge des Königreich Italiens (1861-1946) In einem staatlichem oder militärischem Kontext ist die Version mit der Krone zu verwenden.
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Dawson 2556386806 8a2b678124 o.jpg
Joe Dawson

Bain News Service,, publisher.

"Gee, I'm hungry", Joe Dawson

[1912]

1 negative : glass ; 5 x 7 in. or smaller.

Notes: Title from unverified data provided by the Bain News Service on the negatives or caption cards. Photo shows Joe Dawson, winner of the 1912 Indianapolis 500 automobile race. (Source: Flickr Commons project, 2008) Forms part of: George Grantham Bain Collection (Library of Congress).

Format: Glass negatives.

Rights Info: No known restrictions on publication.

Repository: Library of Congress, Prints and Photographs Division, Washington, D.C. 20540 USA, hdl.loc.gov/loc.pnp/pp.print

General information about the Bain Collection is available at hdl.loc.gov/loc.pnp/pp.ggbain

Persistent URL: hdl.loc.gov/loc.pnp/ggbain.11280

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Joe Dawson winning the 1912 Indianapolis 500 race. Wagner flagging Joe Dawson - Indianapolis.
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The 1912 Indianapolis 500 winning car, driven by Joe Dawson.