ISO 9

ISO 9
BereichInformation und Dokumentation
TitelTransliteration kyrillischer Buchstaben in lateinische Buchstaben - Slawische und nicht-slawische Sprachen
ErstveröffentlichungSeptember 1968
Letzte Ausgabe1995-02[1][2]
Klassifikation01.140.10

ISO 9 (englisch Transliteration of Cyrillic characters into Latin characters – Slavic and non-Slavic languages) ist ein internationaler Standard für die wissenschaftliche bijektive Transliteration (sämtlicher) kyrillischer Buchstaben in lateinische oder wieder zurück mithilfe diakritischer Zeichen.

Historie

Die Ausgaben von 1995 und 1986 ersetzen die früheren Ausgaben von 1968 und 1954 durch eine bijektive (d. h. in beiden Richtungen 1:1 umkehrbare) Transliterationstabelle des Kyrillischen, unabhängig von der Quellsprache, ins Lateinische, unabhängig von der Zielsprache. Dabei wird die Kyrillisch-Lateinisch-Korrespondenz des Serbokroatischen weitgehend eingehalten.

Übernahme in nationale Normen

JahrStaatNameKommentar
1995FrankreichNF ISO 9:1995-06-01[3][4]
2000PolenPN-ISO 9:2000
2000RusslandGOST 7.79-2000Die Norm enthält zwei Systeme, "System A" entspricht der Transliteration von ISO 9:1995
2002TschechienČSN ISO 9 (010185)[5]
2005SlowenienSIST ISO 9:2005[6]
2013GCCGSO ISO 9:2013[7]

Inhalt

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Zeichen für Abchasisch, Belarussisch, Bulgarisch, Mazedonisch, Moldauisch, Mongolisch, Russisch, Serbisch, Ukrainisch und alle kaukasischen Sprachen mit dem Modifikationszeichen Palotschka (Ӏ).

Unicode gibt es seit den 1990er Jahren. Für die transliterierten Zeichen hat die ISO bisher keine Unicode-Codes festgelegt, doch bei einigen kommen theoretisch mehrere infrage. Das kyrillische Zeichen Ъ soll laut Transliterationsregel als eine Art Anführungszeichen (" U+0022, ” U+201D, ʺ U+02BA, ″ U+2033, 〞 U+301E) umschrieben werden, aber nur U+02BA ist in Unicode ein Buchstabe, die anderen sind Satzzeichen; im Bulgarischen ist Ъ ein eigenständiger Vokal.

ISO 9:1995
KyrillischLateinischUnicode
АаAa0410043000410061
ӐӑĂă04D004D101020103
ӒӓÄä04D204D300C400E4
Әә04D804D90041+030B0061+030B
БбBb0411043100420062
ВвVv0412043200560076
ГгGg0413043300470067
Ґґ049004910047+03000067+0300
ҔҕĞğ04940495011E011F
ҒғĠġ0492049301200121
ДдDd0414043400440064
ЂђĐđ0402045201100111
ЃѓǴǵ0403045301F401F5
ЕеEe0415043500450065
ЁёËë0401045100CB00EB
ӖӗĔĕ04D604D701140115
ЄєÊê0404045400CA00EA
Ҽҽ04BC04BD0043+03060063+0306
ҾҿÇ̆ç̆04BE04BF00C7+030600E7+0306
ЖжŽž04160436017D017E
Ӂӂ04C104C2005A+0306007A+0306
Ӝӝ04DC04DD005A+0304007A+0304
ҖҗŽ̧ž̧04960497017D+0327017E+0327
ЗзZz04170437005A007A
Ӟӟ04DE04DF005A+0308007A+0308
Ѕѕ040504551E901E91
ӠӡŹź04E004E10179017A
ИиIi0418043800490069
ӤӥÎî04E404E500CE00EE
ІіÌì0406045600CC00EC
ЇїÏï0407045700CF00EF
ЙйJj04190439004A006A
Јјǰ04080458004A+030C01F0
КкKk041A043A004B006B
ҚқĶķ049A049B01360137
Ҟҟ049E049F004B+0304006B+0304
ЛлLl041B043B004C006C
Љљ04090459004C+0302006C+0302
МмMm041C043C004D006D
НнNn041D043D004E006E
Њњ040A045A004E+0302006E+0302
Ҥҥ04A404A51E441E45
Ңң04A204A31E461E47
ОоOo041E043E004F006F
ӦӧÖö04E604E700D600F6
ӨөÔô04E804E900D400F4
ПпPp041F043F00500070
Ҧҧ04A604A71E541E55
РрRr0420044000520072
СсSs0421044100530073
ҪҫȘș04AA04AB02180219
ТтTt0422044200540074
ҬҭŢţ04AC04AD01620163
ЋћĆć040B045B01060107
Ќќ040C045C1E301E31
УуUu0423044300550075
У́у́Úú0423+03010443+030100DA00FA
ЎўŬŭ040E045E016C016D
ӰӱÜü04F004F100DC00FC
ӲӳŰű04F204F301700171
ҮүÙù04AE04AF00D900F9
ФфFf0424044400460066
ХхHh0425044500480068
Ҳҳ04B204B31E281E29
Һһ04BA04BB1E241E25
ЦцCc0426044600430063
Ҵҵ04B404B50043+03040063+0304
ЧчČč04270447010C010D
Ӵӵ04F404F50043+03080063+0308
ҶҷÇç04B604B700C700E7
Џџ040F045F0044+03020064+0302
ШшŠš0428044801600161
ЩщŜŝ04290449015C015D
Ъъʺ042A044A02BA
ЫыYy042B044B00590079
ӸӹŸÿ04F804F9017800FF
Ььʹ042C044C02B9
ЭэÈè042D044D00C800E8
ЮюÛû042E044E00DB00FB
ЯяÂâ042F044F00C200E2
ѢѣĚě04620463011A011B
ѪѫǍǎ046A046B01CD01CE
Ѳѳ047204730046+03000066+0300
Ѵѵ047404751EF21EF3
ҨҩÒò04A804A900D200F2
Ӏ04C02021
2035Belege fehlen2019
Belege fehlen 
2035 ist "prime". Ukrainischer und belarussischer Apostroph sollten mit "modifier letter apostroph" (02BC) kodiert werden.

Andere Systeme

ISO/R 9:1954, ISO/R 9:1968 und ISO 9:1986
Kyrillisch195419681986
bulrusukrbelsrp
А аaaaaaaa
Б бbbbbbbb
В вvvvvvvv
Г гgggggg[a 1]g
Ґ ґġ[a 2]ġ[a 2]ġ[a 2]
Д дdddddd[a 3]d
Ђ ђđđđ
Ѓ ѓǵǵ
Е еeeeeeee
Ё ёë[a 4]ë[a 4]ë[a 5]ë
Є єjeje[a 6]ê
Ж жžžžžžž[a 7]ž
З зzzzzzzz
Ѕ ѕdz[a 6]
И иiiyii[a 1]i
І іii[a 2]iiiī[a 1]ì
Ї їjiïï
Ј јjjǰ
Й йjjjjj[a 7]j
К кkkkkkkk
Л лllllll[a 8]l
Љ љljlj[a 6]
М мmmmmmmm
Н нnnnnnn[a 8]n
Њ њnjnj[a 6]
О оooooooo
П пppppppp
Р рrrrrrrr
С сsssssss
Т тttttttt
Ћ ћććć
Ќ ќ
У уuuuuuuu
Ў ўŭŭ
Ф фfffffff
Х хh[a 9]h[a 9]h[a 9]h[a 9]h[a 9]h[a 1][a 7][a 10]h
Ц цcccccc[a 7]c
Ч чčččččč[a 7]č
Џ џ[a 6]
Ш шšššššš[a 7]š
Щ щštščščšč[a 1][a 7][a 6]ŝ
Ъ ъăʺ[a 11][a 12]ʺ[a 12]ʺ[a 12]ʺ[a 1]ʺ
Ы ыyyyyy
Ь ьʹʹʹʹʹʹ
Ѣ ѣěě[a 2]ě[a 2]ě[a 2]ěě[a 2]
Э эėėėè
Ю юjujujujuju[a 7][a 6]û
Я яjajajajaja[a 7][a 6]â
Ѫ ѫʺ̣[a 1]ǎ[a 2]
Ѳ ѳ[a 2]
Ѵ ѵ[a 2]
ʼʺʼ

Buchstaben, die in ISO 9 einheitlich transliteriert werden und in allen abgedeckten Sprachen vorkommen, sowie archaische Buchstaben sind farblich hinterlegt. Weitere Anmerkungen:

  1. a b c d e f g ISO/R 9 1968 erlaubt die folgenden Abweichungen:
    • г → h (Ukrainisch und Belarussisch),
    • и → y (Ukrainisch),
    • і → i (Ukrainisch und Belarussisch),
    • х → ch (Ukrainisch und Belarussisch),
    • щ → št (Bulgarisch),
    • ъ → ă (Bulgarisch, in der Wortmitte),
    • ѫ → ȧ (Bulgarisch)
  2. a b c d e f g h i j k Die Buchstaben ґ, і, ѣ, ѫ, ѳ, ѵ wurden infolge von Orthographiereformen für einige oder alle Sprachen abgeschafft.
  3. Wenn im Serbischen d vor ž steht, sollte die Transliteration d-ž sein.
  4. a b Die Diärese darf in der Umschrift nur dann gesetzt werden, wenn sie auch im Original steht.
  5. Das kyrillische ё soll nur dann als ë transliteriert werden, wenn das diakritische Zeichen auch im kyrillischen Original erscheint.
  6. a b c d e f g h Wenn kyrillische Wörter abgekürzt werden als Є, Ѕ, Љ, Њ, Џ, Щ, Ю oder Я, soll die Abkürzung transliteriert werden als Je, Dz, Lj, Nj, , Šč (Bulgarisch: Št), Ju beziehungsweise Ja – und nicht als J, D, L, N, D, S, J beziehungsweise J.
  7. a b c d e f g h i In Ländern, wo die Tradition dies unterstützt, ist die folgende Gruppe von Variationen erlaubt:
    • ж → zh
    • й → ĭ
    • х → kh
    • ц → ts (dann aber тс → t.s)
    • ч → ch
    • ш → sh
    • щ → shch
    • ю → yu
    • я → ya
  8. a b Wenn im Mazedonischen l oder n vor j steht, sollte die Transliteration l-j beziehungsweise n-j sein.
  9. a b c d e хch oder kh ist zulässig in Ländern, in denen eine dieser Varianten üblich ist, vorausgesetzt in Katalogen, Registern usw. werden dauerhafte Verweisungen unter der Form mit h angelegt.
  10. хch statt h ist zulässig in Ländern, wo dies der Tradition entspricht.
  11. Falls im Russischen anstelle des Härtezeichens im Wortinnern ein Apostroph steht, lautet die Umschrift trotzdem ʺ.
  12. a b c Nur im Wortinnern. Wird am Wortende nicht wiedergegeben.

ISO/R 9

Der Vorläufer von ISO 9 ist ISO/R 9:1968. Die Norm berücksichtigt die Sprachen Russisch, Ukrainisch, Belarussisch, Serbokroatisch, Mazedonisch und Bulgarisch, nicht aber (Alt-)Kirchenslawisch. Die nicht-slawischen Sprachen, die das kyrillische Alphabet verwenden, behandelt dieser Standard nicht.

ISO/R 9:1968 erlaubt bei bestimmten kyrillischen Zeichen Abweichungen von der Normalform.

  • Der erste Teilstandard definiert einige sprachabhängige Transliterationen für das Russische (ru), Ukrainische (uk), Belarussische (be) und Bulgarische (bg). Er liegt damit näher an der zugrundeliegenden traditionellen wissenschaftlichen Transliteration.
  • Der zweite Teilstandard nimmt Rücksicht auf die Traditionen in englischsprachigen Ländern und spezifiziert (wie GOST 7.79) ein alternatives System mit Digraphen statt mit diakritischen Zeichen. Der Hatschek wird dazu durch ein dem Grundbuchstaben nachgestelltes h ersetzt. Dieser Teilstandard ist identisch mit dem britischen Standard BS 2979:1958 und muss vollständig oder gar nicht angewendet werden.
Varianten von ISO/R 9:1968
KyrillischSprachabhängigNormalh-Digraphen
гh (uk, be)g
жžzh
иy (uk)i
іi (uk, be)ī
йjĭ
хch (uk, be, ru)hkh
цcts
чčch
шšsh
щšt (bg)ščshch
ъă (bg)ʺ
юjuyu
яjaya
ѫȧ (bg)ʺ̣

DIN 1460

DIN 1460
BereichUmschrift kyrillischer Alphabete
TitelTeil 1: Umschrift kyrillischer Alphabete slawischer Sprachen;
Teile2
ErstveröffentlichungApril 1982; Teil 2: März 2010
Letzte AusgabeTeil 1: 2021-07;[8]

Teil 2: 2011-10[9]

Klassifikation01.140.10

Die im April 1982 herausgegebene und inzwischen zurückgezogene DIN 1460 war die deutsche Adaption von der ISO/R 9:1968.[10] Sie umfasste neben dessen Sprachen auch das Russinische (rs). Die DIN-Norm enthält nicht die am Englischen orientierte Digraphenvariante und verweist für die Transkription mit Deutsch als Zielsprache auf den („Mannheimer“) Duden. Außerdem existiert in dieser Norm für das kyrillische х nur die Umschrift ch und nur für Mazedonisch und Serbokroatisch h.

Sollten in der Umschrift zwei Einzelbuchstaben aufeinandertreffen, die gemeinsam auch einen Digraphen bilden (lj, nj, dž, dz, št, šč, ju, ja), so sollen sie durch einen Bindestrich voneinander getrennt werden. Die diakritischen Zeichen (Akzente) können bei entsprechenden technischen Einschränkungen notfalls auch durch andere ersetzt werden; sie werden in der lexikalischen Sortierung nicht berücksichtigt, d. h. č = c, š = s, ž = z. Abweichend von der obigen Tabelle gibt DIN diese Buchstabenreihenfolge vor: а, б, в, ґ, г, д, ђ, ѓ, е, ё, є, ж, з, ѕ, и, і, ї, ј, й, к, л, љ, м, н, њ, о, п, р, с, т, ћ, ќ, у, ў, ф, х, ц, ч, џ, ш, щ, ъ, ы, ь, ѣ, э, ю, я, ѫ, ѳ, ѵ.

Für die kyrillischen Alphabete nicht-slawischer Sprachen wird DIN 1460:1982 durch DIN 1460-2:2010 ergänzt, die Tabelle 8 der Anlage 5 der bibliothekarischen Regeln für die alphabetische Katalogisierung von 1983 übernimmt.

Wissenschaftliche Transliteration

Unterschiede der Standards zur älteren wissenschaftlichen, slawistischen Transliteration
Kyrillischchu*chubulrusbelrueukrsrpmkd1995
Ґ ґ(g)gg
Ѓ ѓǵ (gj)ǵ
Ђ ђđ [dj]đ
Є єeejejeê
Ї їiiïï [ji]ï
Ќ ќḱ (kj)
Ћ ћ(ǵ)(ǵ)ćć
ОУ оуuu
Ў ўŭ [w]ŭ
Х хch (x)ch (x)ch (h)ch (x)ch (x)chch (x)hhh
Щ щšč [št]št (šč)štščščščŝ
Ъ ъ″ (ǔ)″ (ǔ)ă″*″*
Ы ыy (ū)y (ū)yyy/ŷy
Ь ь′ (ǐ)′ (ǐ)′ (j)
Ѣ ѣěěě*ě*ě*ě*ě*ě
Э эė (è)ė (è)è
″*″ (–)″ (–)
Ѡ ѡo (ô)o (ô)
Ѧ ѧęja
Ѩ ѩja
Ѫ ѫǫuă*ǎ
Ѭ ѭju
Ѯ ѯksks
Ѱ ѱpsps
Ѳ ѳḟ (th) [θ]ḟ (th) [θ]ḟ (f)*(f)(f)
Ѵ ѵẏ (ü)ẏ (ü)ẏ* [i][i][i]
Ѥ ѥjeje

Die Abweichungen von ISO/R 9 in der wissenschaftlichen Transliteration sind in der Tabelle in runden Klammern aufgeführt, ältere oder unübliche Varianten in eckigen Klammern; archaische Buchstaben sind mit einem Sternchen (*) markiert.

Ausgaben

  • ISO/R 9:1954. International system for the transliteration of Cyrillic characters. In: Unesco bulletin for libraries 10 (1956), S. 135–137. ISSN 0041-5243.
  • ISO/R 9:1968. International system for the transliteration of Slavic Cyrillic characters. In: Information transfer. (ISO standards handbook 1) 2nd edition. ISO, Genève 1982, ISBN 92-67-10058-0, S. 13–18.
  • ISO 9:1986. Documentation – Transliteration of Slavic Cyrillic characters into Latin characters. In: Documentation and information. (ISO standards handbook 1) 3rd edition. ISO, Genève 1988, ISBN 92-67-10144-7, S. 353–360.
  • ISO 9:1995. Information and documentation – Transliteration of Cyrillic characters into Latin characters – Slavic and non-Slavic languages. In: Bibliotheks- und Dokumentationswesen. Beuth, Berlin 2002 (DIN-Taschenbuch 343), S. 230–245. ISBN 3-410-15311-X.

Einzelnachweise

  1. ISO 9:1995. In: iso.org. Abgerufen am 17. März 2022.
  2. ISO 9:1995-02. In: beuth.de. Abgerufen am 17. März 2022.
  3. boutique.afnor.org@1@2Vorlage:Toter Link/www.boutique.afnor.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. din.de
  5. technicke-normy-csn.cz
  6. ecommerce.sist.si
  7. gso.org.sa
  8. DIN 1460-1:2021-07; doi:10.31030/3261273
  9. DIN 1460-2:2011-10; doi:10.31030/1817736
  10. DIN 1460:1982-04; doi:10.31030/1083790

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