IG Blech

IG Blech ist eine 20-köpfige Straßenaktionsmusikband aus Berlin. Das Repertoire umfasst rhythmisch inspirierte Musik aus der ganzen Welt und wird von der Band selbst als HeavyMessingWorldMusic bezeichnet.

Die klassische Marchingbandformation (4 Trompeten, 4 Posaunen, Tuba, Helikon, Baritonsaxophon, Querflöte, Klarinette, Sopran-, Alt-, Tenorsaxophon, Percussion) ist gender-paritätisch besetzt. IG Blech versteht sich als feste Institution der Berliner off-Kultur-Szene und unterstützt z. B. Flüchtlingsinitiativen, Straßenfeste und gesellschaftspolitische Manifestationen. Sie entstammt der linksalternativen Szene Berlins, die aus der 68er-Bewegung hervorging.

Bandgeschichte

Die Gruppe wurde Mitte der 1970er Jahre als „Rotes Signal“ gegründet und hatte ihren ersten Auftritt an Silvester 1974 vor dem Max und Moritz in der Oranienstraße in Berlin-Kreuzberg.[1] Sie gehörte zunächst zur Kommunistischen Partei Deutschlands (Aufbauorganisation) (KPD-AO), einer maoistischen K-Gruppe, und spielte fast ausschließlich als Marschformation auf den Demonstrationszügen dieser Organisation.[2][3] Im Spannungsfeld der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen dieser Zeit und stark beeinflusst vom Sogenannten Linksradikalen Blasorchester entwickelte sich bald ein europäischer und kulturorientierter Musikansatz. 1988 führte die Band mit Unterstützung der Berliner Senatsverwaltung (Senat Diepgen II) das viertägige „Blechreiz“-Festival in West-Berlin, bei dem sich 300 Musiker aus ganz Europa trafen und gemeinsam musizierten, durch. Konzertreisen in europäische (u. a. Italien, Großbritannien, Frankreich, DDR, Ungarn) und außereuropäische Länder (u. a. Mexiko, Costa Rica, Panama, Kuba, Trinidad & Tobago) folgten. Die Band trat auf verschiedenen Kulturfestivals auf, unter anderem auf dem Beaucaire Festival und dem Carnival de Nice, bei der Fête de la Musique 1997 und bei den Jübiläumsfestlichkeiten des Radiosenders SFB4 Radio MultiKulti FM 106,8.[4]

Die Musik von IG Blech kam in einigen Filmproduktionen zum Einsatz u. a. Löwenzahn, Peter und die Wunderlampe, der ZDF-Produktion Leben in der Sperrzone vom 25. Dezember 2014, TV-Wahlkampfspots der Alternativen Liste 1988, in der Theaterproduktion warten auf g und bei Rosas Welt, einer Dokumentation über Rosa von Praunheim vom 24. November 2012.

Musikstil

Mit den Jahren erweiterte die Formation ihr musikalisches Programm. Heute stehen Konzertauftritte mit Publikumsanimation, Karnevalsumzüge, Straßenfeste und Jubiläumsfeiern auf dem Programm. Die Musik umfasst Serbische Brass-Musik, brasilianische Samba, afrikanischen Groove, Calypso, Funk, neapolitanische Tarantella, Filmmusik und jiddischen Klezmer. Die Band spielt immer noch, wie in den 1970er und 1980er Jahren auf politischen Demonstrationen und traditionell beim 1. Mai in Kreuzberg, ist aber heute auch der Unterhaltungsmusik verbunden.[2][1]

Wettbewerbe und Preise

  • 1990: Preisträger beim Rock-Wettbewerb des Berliner Senats
  • 1998: Preisträger beim Musikpreis der Kulturen in Berlin „Musica vitale '98“[5]

Diskografie

Eigene Tonträger

  • 1991: IG Blech live – Musikkassette mit Unterstützung der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten Berlin (2003 als CD)
  • 2003: Etwas hat überlebt – IG Blech II, Eigenproduktion, Berlin

Kompilationen

  • 1981: Lieder für Instandbesetzer – Live aus dem Berliner Metropol. LP des Mitschnitts eines Konzerts mit Bettina Wegner, Walter Mossmann, Teller Bunte Knete u. a. (Mood Records)
  • 2001: Weltmusikstadt Berlin – Preisträger von Musica vitale (Oriente Musik)

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b IG Blech – Etwas hat überlebt. In: Berliner Zeitung, 18. März 2004, S, 28; band.igblech.de
  2. a b Ulrike Baureithel: I.(nstrumental) G.(eniales) Blech. In: Freitag. 25. Mai 2001, abgerufen am 21. Februar 2015.
  3. Daniel Bax: Abschied von einem Freund. In: Taz. Abgerufen am 21. Februar 2015.
  4. IG Blech Berlin (Promoflyer). (PDF) fmp-online.de, abgerufen am 21. Februar 2015.
  5. Daniel Bax: Folklore ist nicht funky. In: Die Tageszeitung. 25. Dezember 1998 (taz.de).