ICC-Profil

3D-Ansicht eines Profiles

Ein ICC-Profil (auch: Farbprofil; ICC: International Color Consortium) ist ein genormter Datensatz, der den Farbraum eines Farbeingabe- oder Farbwiedergabegeräts beschreibt, z. B. eines Monitors, Druckers oder Scanners. Der Geräte-Farbraum wird Gamut genannt.

Durch ein ICC-Farbprofil werden die Zahlen des RGB-Formates zu einer Maßeinheit mit einem festen Bezug zum wahrnehmbaren Farbraum. Das Koordinatensystem der wahrnehmbaren Farben ergibt sich aus dem CIE-Normvalenzsystem und ist gegeben durch die Farbräume CIE XYZ oder CIE LAB.

ICC-Profile werden im Farbmanagement verwendet, mit dem Ziel, dass eine Vorlage, die mit einem beliebigen Eingabegerät erfasst wurde, an anderen Ausgabegeräten möglichst ähnlich wiedergegeben wird. Beteiligte Geräte sind beispielsweise Scanner, Digitalkameras, Monitore, Drucker sowie Film- und Plattenbelichter. Die ICC-Profile sind die Grundlage für die Umrechnung der Farbräume zwischen Geräten (en: Gamut mapping).

Das ICC-Farbprofil ist in der Regel in die zu verarbeitenden Dateien eingebunden, wie z. B. in die Dateiformate: PDF, DNG, JPEG, PNG, SVG, CSS4.[1]

ICC ist die Abkürzung für das International Color Consortium, ein Zusammenschluss vieler Hersteller von Grafik-, Bildbearbeitungs- und Layoutprogrammen, 1993 gegründet mit der Absicht, eine Vereinheitlichung von Farbmanagementsystemen zu erzielen.

Entwicklung

Die wichtigsten Meilensteine bei der Entwicklung waren:[2]

  • 1994: Veröffentlichung der Spezifikation von Version 2: ICC.1:2001-04
  • 2001: Veröffentlichung der Spezifikation von Version 4: ICC.1:2001-12
  • 2004: Version v4.2.0: ICC.1:2004-10
  • 2005: ISO-Standard: ISO 15076-1, basierend auf Version 4
  • 2010: Version v4.3.0 ICC.1:2010-12
  • 2010: ISO 15076-1: 2010-12, basierend auf v4.3.0
  • 2016: erweiterte Version iccMAX: ICC.2:2016
  • 2019: ISO 20677-1 basierend auf iccMAX ICC.2:2019
  • 2022: Version v4.4.0: ICC.1.2022
  • 2023: iccMAX ICC.2:2023

Die meist verwendete Haupt-Version derzeit (2023) ist v4. Aber es gibt auch noch Anwendungen von v2.

Profilklassen

Inhaltlich gibt es vor allem folgende Profilklassen (Classes):

  • Monitor (mntr): Anzeigegeräte wie Monitore
  • Eingabe (scnr): Eingabegeräte wie Scanner, Digitalkameras
  • Ausgabe (prtr): Ausgabegeräte wie Tintenstrahldrucker, Druckmaschinen bzw. Druckprozesse.
  • Verknüpfung (link): zur direkten Verrechnung zweier ähnlicher Ausgabegeräte, z. B. zwei Druckprozesse wie Tiefdruck und Bogenoffset. Diese Profile enthalten CMYK-zu-CMYK-Tabellen und werden z. B. in der Umrechnung von Anzeigen-Druckvorlagen (besonders PDF/X-3) genutzt.

ICC-Profilierung

Zur farbgetreuen Bildwiedergabe im Bildverarbeitungsprozess ist es wichtig, alle beteiligten Geräte zu profilieren.

Monitor-Profilierung

Vor der Profilierung sollte der Monitor kalibriert werden. Das bedeutet, die Einstellungen des Monitors zunächst zurückzusetzen. Anschließend werden die Werte für Gammakorrektur (üblicherweise 2,2) und Farbtemperatur (üblich sind 5000 Kelvin nach den Betrachtungsbedingungen für die graphische Industrie und die Fotografie (ISO 3664:2009), bzw. 6500 K) eingestellt. Darauf folgen eventuell notwendige Messungen mit dem Kolorimeter. Nun beginnt die eigentliche Profilierung. Eine Reihe von charakteristischen Farben (Soll-Werte) wird auf dem Monitor ausgegeben und vom Kolorimeter vermessen (Ist-Werte). Aus diesen Soll- und Ist-Werten wird dann das ICC-Profil berechnet.

Scanner-Profilierung

IT8.7/1 Target
Zur ICC-Profilierung eines Scanners wird ein sogenanntes IT8-Target benötigt. Dieses Target (ein Dia für Filmscanner oder eine größere Vorlage für Flachbettscanner) zeigt eine ganze Reihe von Referenzfarben, die der Scanner einliest. Eine spezielle Software vergleicht diese gemessenen Farbwerte mit den in einer Referenztabelle angegebenen Soll-Werten und bestimmt so das ICC-Profil.

Drucker-Profilierung

Die Profilierung eines Druckers erfolgt ähnlich wie die eines Bildschirmes. Auf einem sogenannten Test-Target werden etliche charakteristische Farben ausgedruckt (Ist-Werte), die dann mit einem Spektralfotometer gemessen und vom Rechner mit den Soll-Farbwerten verglichen werden. Wer kein teures Spektralfotometer kaufen möchte, kann auch einen Dienstleister mit der Erstellung eines Ausgabeprofils beauftragen. Eine weitere Lösung ist hier die ICC-Drucker-Kalibrierung mit Hilfe eines Scanners, die in der Software SilverFast eingesetzt wird. Bei hohen Ansprüchen an ein Profil kommt man um ein Spektralfotometer nicht herum.

Digitalkamera-Profilierung

Ähnlich der Scanner-Profilierung wird hier ein spezielles Target mit Referenzfarben benötigt, das ohne Reflexionen bei gleichmäßiger Beleuchtung fotografiert werden muss. Die so gewonnene Bilddatei wird in eine spezielle Profilierungs-Software geladen, die dann wie bisher aus Soll- und Ist-Werten ein DCP-Profil (Digital Camera Profile für Adobe Camera RAW/Lightroom und andere DCP-tauglichen RAW-Konverter) oder auch ein ICC-Profil (für Capture One) erstellt.

Interoperabilität (PCS)

Voll interoperabel sind Farbprofile mit einer Referenz vom zu beschreibenden Farbraum zu einem der beiden standardisierten Kontaktfarbräume (Profile Connection Space, PCS), CIE*Lab oder CIE*XYZ, und zurück. Dazu zählen die Profil-Klassen Monitor (mntr), Eingabe (scnr), Ausgabe (prtr) und Einzelfarben (ncl2). Diese Profile lassen sich prinzipbedingt einfach kombinieren, im Gegensatz zu Device-Link-Profilen (link).

Technischer Aufbau

Nach ihrem technischen Aufbau werden zwei Arten von ICC-Profilen unterschieden:

  • Matrix-Profile enthalten 3×3-Matrizen und Kurvendefinitionen für die Primärvalenzen (z. B. Definition einer Gammakurve eines Bildschirms). Sie sind meist sehr klein (etwa 1 KByte) und sind zur Beschreibung von Standard-Farbräumen und Ausgabegeräten geeignet, in denen sich die Primärvalenzen nicht gegenseitig beeinflussen (z. B. Monitore).
  • LUT-Profile (Look-up-table) sind oft Ausgabeprofile (also Profile konkreter Geräte). Sie sind meist relativ groß (selten unter 1 MB) und enthalten u. a. eine Tabelle direkter Zuordnung von Werten eines sogenannten Processing Color Space (XYZ oder L*a*b* sind definiert) in den Farbraum des Ausgabegerätes (z. B. CMYK-Druckers). Komplexe Umrechnungen sind damit möglich, z. B. auch das Ansprechen von 10-Farbdruckern.

Visuelle Darstellung der ICC-Profile

2D-Darstellungen der ICC-Profile, beispielsweise von Farbstoffherstellern, vernachlässigen oft die Helligkeitsachse, um alle Prozessfarben auf einmal zeigen zu können. Dadurch kann es zu Problemen kommen, da Farbtöne als im Farbraum befindlich erscheinen, die es gar nicht sind. 3D-Modelle der ICC-Profile dagegen können sehr gut am Computer visualisiert werden. macOS hat mit ColorSync eine mitgelieferte Möglichkeit, Microsoft auf Windows XP bietet mit dem „Color Control Panel Applet“ ähnliches zum separaten Download an. Darüber hinaus gibt es z. B. das sehr umfangreiche Programm „ColorThink Pro“ von Chromix zur Visualisierung von Farbdaten.

Anwendung der ICC-Profile im Farbmanagement

Das Farbmanagement liefert eine standardisierte Verarbeitungskette für Bildinformationen, die zwischen verschiedenen Geräten, ausgetauscht werden. Da die Geräte üblicherweise verschiedene Farbräume verwenden, müssen bei der Verarbeitung die Farbinformationen geeignet umgerechnet werden. Dabei sind die ICC-Profile erforderlich.

Die Umrechnung zwischen Farbräumen erfolgt so, dass die Ausgabe im Ziel-Farbraum (z. B. des Druckers) dem Original möglichst nahe kommt, obwohl der Quell-Farbraum (z. B. der Kamera) anders geformt war. Dabei kann je nach der Absicht bei der Wiedergabe zwischen verschiedenen Methoden (Rendering Intent) gewählt werden, die zu unterschiedlichen Kompromissen (Prioritäten) bei der Umrechnung führen.

Die Information zur Farbübertragung muss dazu im Farbprofil als Tabelle oder Matrix hinterlegt sein.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Embedding ICC profiles in image file formats. International Color Consortium, abgerufen am 1. Dezember 2023.
  2. International Color Consortium, Homepage. Abgerufen am 1. Dezember 2023 (englisch).

Auf dieser Seite verwendete Medien

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Autor/Urheber: Pat Herold, Lizenz: CC BY-SA 3.0
This is a 180-degree view around two ICC profile gamuts. The wire graph is a working space profile, and the solid is an inkjet printer device profile.
IT8target.jpg
Autor/Urheber: LaserSoft Imaging Der ursprünglich hochladende Benutzer war Sven Boisen in der Wikipedia auf Deutsch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
IT8 Target made by LaserSoft Imaging