Horst Kerstan

Horst Eduard Kerstan (* 29. März 1941 in Frankfurt am Main; † 21. März 2005 in Kandern) war ein deutscher Keramiker, Kunsthandwerker und international anerkannter Künstler.

Leben

Horst Kerstan wuchs in Frankfurt am Main auf, wo er durch seinen Vater Walter Kerstan, der die Abteilung „Keramische Farben“ der Degussa AG leitete, das Herstellen von keramischen Erzeugnissen kennenlernte. Seine Mutter besuchte mit ihren 3 Söhnen regelmäßig Kunstausstellungen.

Nach kurzer Zeit brach Kerstan seine Porzellanmalerlehre in der Porzellanmanufaktur der Hoechst AG ab, um 1957 das Studium in der Keramikabteilung der Werkkunstschule Offenbach (heute: Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main) bei Lore Kramer-Koehn, der Frau des Frankfurter Architekten Ferdinand Kramer, aufzunehmen. Nebenbei besuchte er die Städelschule, Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt a. M. und lernte in Abendkursen freies Zeichnen bei Walter Hergenhahn.

Auf der Frankfurter Messe lernte er 1958 den Künstler und Keramiker Richard Bampi kennen und wurde dessen Schüler. Nach der Töpferlehre von 1959 bis 1962 in Kandern, ging Kerstan nach Italien und absolvierte ein Praktikum bei Bitossi Ceramiche in Montelupo Fiorentino bei Florenz, ehe ihn Bampi 1963 zurückholte. Nach dem Tod seines Meisters 1965 erwarb Kerstan dessen Werkstatt und machte sich 1967 nach der Meisterprüfung selbstständig. 1971 wurde er Mitglied der Académie International de la Céramique in Genf und 1984 Mitglied der „Gruppe 83“. Bis 1993 bildete er Lehrlinge und Gesellen aus. Zu seinen Schülern gehörten u. a. Jan Kollwitz und Uwe Loellmann. Horst Kerstan war von 1966 bis 1986 in erster Ehe verheiratet, in u´zweiter Ehe von 1994 bis zu seinem Tod mit der Keramikerin Beatrix Sturm-Kerstan, die seine Töpferwerkstatt in Kandern weiterführt.

Werk

In seinem keramisch-künstlerischen Schaffen ließ sich Kerstan von der Vielfalt organischer Naturformen (afrikanische Früchte wie z. B. Kürbisse), durch herkömmliche Keramik des alltäglichen Gebrauchs, rituelle asiatische Keramik, moderne Malerei und Künstler wie Miro, Hans Arp oder Picasso anregen. Anfangs arbeitete er mit Horst Antes und Otmar Alt zusammen, später mit Bernd Völkle und Emil Schumacher. Durch seine große Neugier, sein schöpferisches Talent und handwerkliches Geschick, seine vielfältigen gestalterischen Mittel, Glasur- und Brenntechniken entstand ein einzigartiges, unverwechselbares Werk. Da Kerstan wie sein Lehrmeister Bampi zeit seines Lebens von der fernöstlichen Keramikkunst tief beeindruckt war, besuchte er ab 1970 jährlich bedeutende Meister des Töpferhandwerks in Japan, Korea und China, um deren praktisches Wissen und handwerkliche Kunst zu studieren. Mit seinen dort gemachten Erfahrungen und fachlichen Erkenntnissen baute sich Kerstan 1977 als erster Europäer neben seine Werkstatt in seinen Garten einen Anagama-Holzbrandofen für Ascheanflug, den er 1989 durch einen leistungsstärkeren, neuen Ofen ersetzte.

In diesen fünf Meter langen Holzbrand-Tunnelöfen brannte er seitdem im Kiefernholz-Feuer bei Temperaturen bis zu 1350 Grad über sieben Tage lang seine Werkstücke aus unregelmäßigen Formen, deren Naturglasuren aus Ascheanflug im Spiel der Flammen entstanden und die ihn international bekannt machten. Seit 1993 töpferte er Geschirr für die traditionelle japanische Tee-Zeremonie (Raku) und seit 1994 figürliche Skulpturen, wie auch kleine Geschirrserien.

Sein Werk, das vielfach ausgestellt wurde, befindet sich in privaten wie öffentlichen Sammlungen. Die Freiburger Museen zeigten 2015 im Augustinerkloster die Ausstellung "Horst Kerstan. Keramik der Moderne" und ehrten ihn als einen der bedeutendsten Keramiker Deutschlands[1].

Ausstellungen (Auswahl)

Einzelausstellungen:

Gruppenausstellungen:

Auszeichnungen

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Städtische Museen: Horst Kerstan. Abgerufen am 19. Februar 2017.
  2. Schloss Gottorf erinnert an die Gruppe 83. (Memento vom 20. Februar 2017 im Internet Archive) Schloss Gottorf, 2013.
  3. „Deutsche Keramiker – Gruppe 83“. Vergangenheit & Gegenwart. Gruppe 83, 2016.
  4. Wettbewerbe und Preisträger. In: Gesellschaft der Keramikfreunde. Abgerufen am 5. September 2020.