Hofbibliothek Aschaffenburg

Hofbibliothek Aschaffenburg
Aschaffenburg-Schloss-Johannisburg Panorama Innenhof.jpg

Hof- und Stiftsbibliothek Aschaffenburg im Schloss Johannisburg (Erdgeschoss)

Bestand106.000 Bände[1]
Bibliothekstypwissenschaftliche Regionalbibliothek
OrtAschaffenburg
ISILDE-128
LeitungKarin L. Kuhn
Websitewww.hofbibliothek-ab.de

Die Hofbibliothek Aschaffenburg (kurz: HBA) ist eine öffentliche wissenschaftliche Bibliothek, die Regionalbibliothek für die bayerische Region Untermain (Stadt Aschaffenburg, Landkreise Aschaffenburg und Miltenberg) und ist im Schloss Johannisburg untergebracht.

Hofbibliothek Aschaffenburg

Die Bibliothek geht im Kern auf die Büchersammlungen der Kurfürsten von Mainz zurück. Albrecht von Brandenburg vermachte seine Bücher, darunter auch Prachthandschriften, der Mainzer Dombibliothek, die 1803 teilweise nach Aschaffenburg kam. Zuvor hatte Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal 1794 seine bibliophile Sammlung nach Aschaffenburg gebracht. 1802 fügte Kurfürst Karl Theodor von Dalberg die eigene Bibliothek hinzu. 1803–1810 war die Bibliothek Eigentum des für Dalberg neu gegründeten Fürstentums Aschaffenburg, dann seines bis 1814 bestehenden Großherzogtums Frankfurt. 1814 kam die Hofbibliothek (im 19. Jahrhundert als „fürstliche Bibliothek“ bezeichnet) in staatliche bayerische Verwaltung. Buchschenkungen der Jesuitenkollegs Aschaffenburg und Ravensburg vermehrten den Altbestand.

Seite aus dem Mainzer Evangeliar um 1250

Bedeutsam ist vor allem der kostbare Altbestand: 58 Handschriften (mit einem hohen Anteil an Zimelien), 162 Inkunabeln, darunter eine Gutenberg-Bibel aus der Mainzer Kartause, sowie 30.000 Bände vor 1900. Heute umfasst sie 56.000 Bände nach 1900.

Mainzer Evangeliar – Codex aureus

Eines der bedeutendsten Werke der deutschen Malerei des 13. Jahrhunderts entstand in der kulturellen und wirtschaftlichen Blütezeit des Erzbistums Mainz ist das Mainzer Evangeliar um 1250. Der Auftraggeber dieses unvergleichlichen Prachtevangeliars ist unbekannt; die außergewöhnlich kostbare Ausstattung legt aber nahe, den mächtigen Mainzer Erzbischof als Stifter der einzigartigen Handschrift anzusehen. Über die Jahrhunderte zeitweise im Mainzer Domschatz gehütet, wird das Mainzer Evangeliar seit 1803 in der Aschaffenburger Hofbibliothek aufbewahrt.[2]

Stiftsbibliothek Aschaffenburg

Seit 1962 wird die dem Allgemeinen Schul- und Studienfonds Aschaffenburg gehörige Stiftsbibliothek, verwaltet durch das Stiftungsamt Aschaffenburg, von der Hofbibliothek als Dauerleihgabe betreut.

Die Bestände (ca. 25.500 Titel, 86 Handschriften, 586 Inkunabeln in 382 Bänden) gehen auf die Universitätsbibliothek Aschaffenburg (1808–1818), die Lyceumsbibliothek (1818–1873) und die anschließend bestehende (große) Gymnasialbibliothek zurück. Sie setzen sich zusammen aus Resten der Bibliothek des ehemaligen Kollegiatstiftes St. Peter und Alexander zu Aschaffenburg, aus der Bibliothek des 1773 aufgehobenen Jesuitenkollegs, der Bibliothek des Präsidenten des königlichen Kreisgerichts Georg Adam Freiherr von Kieningen († 1816) sowie Resten der Bibliothek des Mainzer Kirchenrechtsprofessors Franz Philipp Franck († 1810).

Bibliothekare

Neben dem Begründer der Bibliothek, Friedrich Karl Joseph von Erthal, sind als bestellte Bibliothekare u. a. zu nennen: Wilhelm Heinse von 1787 bis 1803, Niklas Vogt (als Professorenbibliothekar), Michael Engel von 1807 bis 1813, Karl Joseph Hieronymus Windischmann (Professorenbibliothekar) von 1814 bis 1818, der die Neuordnung der Buchaufstellung mit Signaturvergabe begann und die von Joseph Merkel in dessen Amtszeit von 1810 bis 1866 vollendet wurde.

Hugo-Dingler-Archiv

Das ebenfalls in den Räumen der Hofbibliothek untergebrachte Hugo-Dingler-Archiv, dessen Eigentümerin die gemeinnützige Hugo-Dingler-Stiftung ist, verwahrt den Nachlass des konstruktivistischen Philosophen Hugo Dingler (1881–1954) und weiterer Angehöriger seiner Familie.

Literatur

  • Ludwig K. Walter: Katalog der Wiegendrucke der Stiftsbibliothek zu Aschaffenburg. Würzburg 1999.-448 S.
  • J. Hofmann, H. Hauke: Die Handschriften der Stiftsbibliothek und der Stiftskirche zu Aschaffenburg. Aschaffenburg 1978.
  • Josef Benzing: Die Frühdrucke der Hofbibliothek Aschaffenburg bis zum Jahre 1550. Aschaffenburg 1968.
  • J. Hofmann, Hans Thurn: Die Handschriften der Hofbibliothek Aschaffenburg. Aschaffenburg 1978.
  • Sigrid von der Gönna: Ein goldenes Evangelienbuch aus dem alten Mainzer Domschatz. Zur Geschichte des "Mainzer Evangeliars" (Hofbibliothek Aschaffenburg, Ms. 13) ca. 1260–1803. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 50 (1998), S. 131–153.
  • Wendelin Renz: Die Inkunabeln der Stiftsarchiv-Bibliothek zu Aschaffenburg. Werbrun, Aschaffenburg 1908. (Digitalisat)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bestand, hofbibliothek-ab.de, abgerufen am 8. August 2012
  2. Harald Wolter-von dem Knesebeck Das Mainzer Evangeliar. Strahlende Bilder-Worte in Gold, Verlag Schnell und Steiner GmbH, Regensburg 2007, ISBN 978-3-7954-1955-4.

Koordinaten: 49° 58′ 34″ N, 9° 8′ 28″ O

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Autor/Urheber: Sven Teschke, Büdingen, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
Das Schloss Johannisburg in Aschaffenburg diente bis 1803 als zweite Residenz der Mainzer Kurfürsten und Erzbischöfe. Es wurde in der Zeit von 1605 bis 1614 vom Straßburger Baumeister Georg Ridinger aus Rotsandstein gebaut. Die Anlage besteht aus vier großen Flügeln mit je drei Geschossen. In jeder Ecke befindet sich ein Treppenturm. Das Schloss dominiert bis heute das Bild der Stadt Aschaffenburg und gilt als ihre größte Sehenswürdigkeit. Ein Aschaffenburger Heimatdichter sagte einmal: „Die Stadt ist ihr Schloss.“ - Panorama des Innenhofes
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