Hirschfelde (Zittau)

Hirschfelde
Stadt Zittau
Wappen von Hirschfelde
Koordinaten:50° 57′ N, 14° 53′ O
Höhe: 226 m
Fläche:41,32 km²
Einwohner:1461 (31. Mrz. 2016)[1]
Bevölkerungsdichte:35 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Januar 2007
Postleitzahl:02788
Vorwahl:035843
Karte
Lage von Hirschfelde auf dem Gebiet der Stadt Zittau

Hirschfelde ist ein Dorf im Südosten Sachsens im Landkreis Görlitz an der Grenze zur polnischen Woiwodschaft Niederschlesien. Die ehemals selbstständige Gemeinde wurde 2007 in die Stadt Zittau eingegliedert.[2]

Geschichte und Entwicklung des Gemeindegebiets

Ansicht um 1900

Der Ort wird 1310 erstmals urkundlich erwähnt. Entstanden ist er jedoch wesentlich früher, da die Kirche bereits im Jahr 1299 geweiht wurde und zu diesem Zeitpunkt eine Hirschfelder Johanniter-Kommende Erwähnung findet. Über die Jahrhunderte des Bestehens bekam Hirschfelde in Bezug auf die Verfassungsverhältnisse mehrfach den Status geändert (1396 Stadt, 1419/1777 Städtlein, 1550/1834 Flecken, 1875 Dorf, 1914–1945 Landgemeinde[3]). Zu Hirschfelde gehörte die an der Einmündung der Küpper am Ostufer der Neiße gelegene Ortschaft Lehde. 1914 folgte die Eingemeindung von Scharre. Der Ort befindet sich ebenfalls östlich der Neiße. Beide Ortsteile kamen nach dem Zweiten Weltkrieg laut Potsdamer Abkommen unter polnische Verwaltung und gehen heute im Ort Turoszów, einem Teil der Gemeinde Bogatynia auf.

Weitere Eingemeindungen zu Hirschfelde fanden in den Folgejahren statt:

Politik

Die letzte Bürgermeisterin vor der Eingemeindung nach Zittau war Ursula Guder. Die Partnerschaft mit Furtwangen im Schwarzwald besteht auch nach der Eingemeindung fort.

JahrEinwohner
17721021
17901246
18301300
18411558
18491676
18712015
18902062
19062121
19102384
19252872
19293107
19393033
19463897
19504016
19643963
19902997
10/20051865
10/20061848
10/20071786
10/20081714
10/20091666
10/20101593
10/20111536
10/20121529

Wirtschaft und Verkehr

In Hirschfelde befinden sich Stammsitz und Werke des deutschlandweit bekannten Spülmittelherstellers fit GmbH. Hirschfelde liegt an Bundesstraße 99 und der Neißetalbahn, beide verbinden Görlitz und Zittau. Hinzu kommt der Oder-Neiße-Radweg entlang der Lausitzer Neiße. Trotz des Schengen-Beitritts von Polen am 21. Dezember 2007 bleibt die Lehdebrücke in der Neißegasse als Grenzübergang geschlossen, da bislang keine finanziellen Mittel zur Sanierung zur Verfügung stehen. Die Aschebrücke nach Polen wurde 2009 abgerissen. Die Stadt Zittau und der Freistaat Sachsen einigten sich im Januar 2011 über den Abriss der Gießmannsdorfer Brücke am Neiße-Kraftwerkswehr, da Zittau und die Stadt Bogatynia keine Verwendung mehr sahen. Nach der generellen Zustimmung Polens übernahm der Freistaat Sachsen den Abriss.[8]

Industriegeschichte

Hirschfelde wurde nachweislich seit 1557 durch die Leinenweberei geprägt. Im Jahr 1729 finden 184 Webstühle Erwähnung. Mit Beginn der Herstellung von maschinellen Leinengarnen entwickelte sich der Ort ab Mitte des 19. Jahrhunderts zur mächtigen Industriegemeinde. Nachstehende Unternehmen prägten einst maßgeblich den Ort:

  • Flachsspinnerei Hirschfelde H. C. Müller, gegründet 1845, ab 1970 Produktionsstätte des VEB Vereinigte Leinenindustrie, danach Hirschfelder Leinen und Textil GmbH, geschlossen 31. Dezember 2003
  • Orleansweberei J. B. Herrmann (zuletzt Produktionsstätte des VEB Oberlausitzer Textilbetriebe), gegründet 1867, geschlossen 1990
  • Braunkohlenwerk Herkules, gegründet 1908, Produktion schrittweise eingestellt von 1966 bis 1968 – dazwischen Umstrukturierung zum VEB Fettchemie mit Produktionsbeginn 1968 (heute fit GmbH)
  • Kraftwerk Hirschfelde, Inbetriebnahme 1911, geschlossen 1992
  • Kalzium-Karbid-Fabrik, gegründet 1917, geschlossen 29. Februar 1992, Bezeichnung ab 1952 VEB Elektrochemie Hirschfelde, spätere Bezeichnung VEB Ferrolegierungswerk Hirschfelde
  • Jakob II, 1944 begonnene Treibstoff-Destillieranlage für das ASW-Braunkohlenwerk Hirschfelde, sie blieb zum Ende des Zweiten Weltkrieges unvollendet

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten

Friedhof

Der Friedhof in Hirschfelde an der Straße des Aufbaus zählt seit der Eingemeindung 2007 zur Gruppe der Friedhöfe in Zittau. Er ist aus einem historischen Kirchhof hervorgegangen und wird als konfessionelle Begräbnisstätte von der Kirchgemeinde Siebenkirchen-Dittelsdorf im Kirchenbezirk Löbau-Zittau der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens verwaltet.[9] Auf dem Friedhof existiert ein Ehrenmal zur Erinnerung an 21 Kriegsgefangene sowie Frauen und Männer aus mehreren Ländern, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden.

Sport

In Hirschfelde gibt es mit dem FSV 1911 Hirschfelde e. V. eine sehr lange Faustballtradition. Gegründet wurde die Faustballriege 1911 im damaligen Hirschfelder Turnverein.[10] Die BSG Aktivist Hirschfelde und ab 1961 die ISG Hirschfelde errangen vielfach Gold-, Silber- und Bronzemedaillen bei den DDR-Meisterschaften im Faustball und war zudem 1963 Europapokalsieger der Landesmeister.

Umgebindehaus in Hirschfelde, Zittauer Straße 14 – Elternhaus von Ernst Pinkert.
Künstlicher Wasserfall in der Kemmlitz

Persönlichkeiten

Folgende Personen wurden in Hirschfelde geboren oder wirkten hier:

Literatur

Weblinks

Commons: Hirschfelde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stadtanzeiger Nr. 281 (April 2016). (PDF; 2,1 MB) Stadtverwaltung Zittau, 10. April 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. April 2016; abgerufen am 19. April 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/zittau.eu
  2. Gebietsänderungen ab 1. Januar 2007 bis 31. Dezember 2007. (PDF; 13 kB) Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, S. 1, abgerufen am 15. Februar 2016.
  3. Hirschfelde im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  4. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  5. Gebietsänderungen ab 1. Januar 1999 bis 31. Dezember 1999. (PDF) Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, S. 1, abgerufen am 15. Februar 2016.
  6. Gebietsänderungen ab 1. Januar 2002 bis 31. Dezember 2002. (PDF; 12 kB) Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, S. 1, abgerufen am 15. Februar 2016.
  7. Gebietsänderungen ab 1. Januar 2005 bis 31. Dezember 2005. (PDF; 12 kB) Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, S. 1, abgerufen am 15. Februar 2016.
  8. Sachsen reißt Grenz-Brücken ab. Sächsische Zeitung, 29. Januar 2011, abgerufen am 30. Januar 2011 (Abruf des kompletten Artikels ist kostenpflichtig): „Das Umweltministerium wartet noch auf die Zustimmung aus Polen. […] Der Freistaat hat sich bereit erklärt, den Abriss von vier gesperrten Neiße-Brücken beziehungsweise Brückenresten in Zittau zu übernehmen. Darauf haben sich die Stadt und das Land jetzt verständigt. „Die Landestalsperrenverwaltung (LTV) kümmert sich um die vier Brücken, für die die Stadt Zittau und die Stadt Bogatynia keine Verwendung mehr sehen“, sagte Zittaus Bürgermeister Michael Hiltscher (CDU) gestern auf Nachfrage. […]“
  9. Friedhöfe in Siebenkirchen, Zugriff am 24. Mail 2022
  10. Die Faustballer von Hirschfelde. Eins von vielen Wundern, die unsere Republik auch im Sport gebar. In: Neues Deutschland. 2. September 1963, S. 5, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 11. September 2019 (kostenfreier online-Zugang erforderlich).@1@2Vorlage:Toter Link/zefys.staatsbibliothek-berlin.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  11. Dimitrios Benekos: Der Deutsche Konsul in Volos Helmut Scheffel – Eine wahre Legende, griechisch und deutsch, Volos 2012, ISBN 978-960-85972-2-8
vergrößern und Informationen zum Bild anzeigen
Hirschfelde von Dittelsdorf aus betrachtet
vergrößern und Informationen zum Bild anzeigen
Hirschfelde von Polen aus

Auf dieser Seite verwendete Medien

Was die Heimat erzählt (Störzner) 507a.jpg
Beiträge zur Sächs. Volks- und Heimatkunde. Mit Zeichnungen von Professor O. Seyffert und Maler F. Rowland.
Hirschfelde von Polen aus.JPG
Autor/Urheber: Neißehai 23:22, 20. Sep. 2009 (CEST), Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
* Blick von der früheren Ortschaft Lehde ((w:de:Trzciniec Dolny) zum Hirschfelder Wohngebiet "Nordpol"
  • In der Bildmitte die evangelische Kirche von Hirschfelde
  • neben dem Sendemast ist die Grundschule zu erkennen
  • die Gebäude auf der linken Seite gehören zur Ortschaft Dittelsdorf
Elternhaus von Ernst Pinkert.JPG
(c) Neißehai in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0
Elternhaus von Ernst Pinkert (1844–1909), Gründer des Leipziger Zoos, in 02788 Hirschfelde, Zittauer Straße 14.
In den vergangenen drei Jahren erfolgten umfangreiche Sanierungsarbeiten am Haus. Am 29. Mai 2010 vergab die Stiftung Umgebindehaus der Landkreise Görlitz und Bautzen den Umgebindehaus-Preis des Jahres 2010 an den Museum Dittelsdorf e. V. – Arbeitskreis Geschichte Hirschfelde für die denkmalgerechte Sanierung.
ZI Stadtgliederung Hirschfelde.svg
Autor/Urheber: Moritz Wickendorf, Lizenz: CC BY 3.0
District-Map of Hirschfelde in Zittau.
Hirschfelde von Dittelsdorf aus betrachtet.JPG
Autor/Urheber: Neißehai ( talk </ span>) 20:49, 10. Oktober 2009 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 3.0
  • Hirschfelde mit dem Wohngebiet "Nordpol"
  • Rechts hinter den Wohngebäuden die fit - GmbH und das Technische Denkmal Kraftwerk Hirschfelde
  • Die zahlreichen Gebäude im Hintergrund gehören zur polnischen Gemeinde Bogatynia.
Wafahi.jpg
Autor/Urheber: Lutz Maertens Trendy64 18:58, 30 August 2007 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Kleiner Wasserfall im Zittauer Ortsteil Rosenthal