Hetzbach

Hetzbach
Stadt Oberzent
Koordinaten:49° 35′ N, 8° 59′ O
Höhe: 287 m ü. NHN
Fläche:16,67 km²[1]
Einwohner:804 (31. Dez. 2020)[2]
Bevölkerungsdichte:48 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Juli 1971
Eingemeindet nach:Beerfelden
Postleitzahl:64760
Vorwahl:06068

Hetzbach ist ein Stadtteil von Oberzent im südhessischen Odenwaldkreis. Der Name des Dorfes kann zu Verwechslungen führen, da das bei Höchst im Odenwald gelegene Hetschbach in alten Urkunden ebenfalls Hetzbach geschrieben wurde.

Geographische Lage

Gemarkungsstein auf dem Krähberg unterhalb des Jagdschlosses Krähberg

Hetzbach liegt etwa zwei Kilometer nördlich von Beerfelden im Buntsandstein-Gebiet des Odenwaldes. Der Ort hat eine dörfliche Struktur und wurde mit regellosem Grundriss an der Vereinigung von Walterbach und Gretengraben, der Quellbäche der Mümling, in doppelseitiger Tallage angelegt. Der Marbach mit dem Marbach-Stausee und das Himbachel bilden die Gemarkungsgrenze im Norden. An der Ostgrenze jenseits des ausgedehnten Hetzbacher Waldes liegen das Ebersberger Felsenmeer, das Wirtshaus Gebhardshütte (520 m ü. NN), der Rudelsberg (514 m ü. NN) sowie der Mittelberg (506,6 m ü. NN) mit dem Quellgebiet des Schöllenbachs, dem rechten Quellfluss des Itterbachs. Im Süden spart die Gemarkung knapp den Gipfel des Krähbergs (554,9 m ü. NN) mit dem Jagdschloss Krähberg aus und schließt dafür den Nordteil des Reußenkreuzes und den Elseberg (518 m ü. NN) mit ein. Am Walterbach biegt die Gemarkungsgrenze kurz vor Etzean nach Nordwesten ab und erreicht den Marbach-Stausee am Maisengrund, dabei die nur teilweise bewaldete Höhe am Höhenweg (407,4 m ü. NN) mit einschließend. Die Gemarkungsfläche beträgt 1667 Hektar (1961), davon sind 1159 Hektar bewaldet. Die Gemarkung dehnt sich in West-Ost-Richtung siebeneinhalb Kilometer weit aus, in Nord-Süd-Richtung erstreckt sie sich über rund dreieinhalb Kilometer. Östlich des Ebersberger Felsenmeers erreicht die Gemarkung eine Höhe von 550 m ü. NN.

Im Norden beginnend, grenzen an Hetzbach im Uhrzeigersinn die Gemarkungen von Haisterbach, Ebersberg, Bullau, Ober-Sensbach, Beerfelden und Etzean.

Geschichte

Ortsgeschichte

Älteste bekannte Erwähnung fand das Waldhufendorf Hetzbach im Jahre 1353. Im 15. Jahrhundert der Kurpfalz gehörend (Amt Lindenfels), kam das Dorf 1509 im Tausch an kurpfälzische Vasallen, die Schenken von Erbach (Amt Freienstein). 1806 wurde Hetzbach mit der Mediatisierung der gesamten Erbacher Grafschaft Teil des Großherzogtums Hessen(-Darmstadt). Verwaltungsmäßig wurde der Ort 1822 Teil des Landratsbezirks Erbach, seit 1848 Regierungsbezirk Erbach und ab 1852 Kreis Erbach.

Im Berggrundbuch des Ortes aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren drei Gruben verzeichnet: die Grube "Wilibald", die Grube "Laurentius" und die Grube "Florentine".[3]

Hessische Gebietsreformen (1970–1977, 2018)

Zusammen mit anderen bis dahin eigenständigen Gemeinden wurde Hetzbach am 1. Juli 1971 im Zuge der Gebietsreform in Hessen in die Stadt Beerfelden eingegliedert.[4][5] Seit 1. Januar 2018 ist Hetzbach wie alle ehemals Beerfelder Stadtteile zu einem Stadtteil der neu gegründeten Stadt Oberzent geworden. Für Hetzbach wurde in der Stadt Oberzent, wie schon in der ehemaligen Stadt Beerfelden, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten bzw. Herrschaftsgebiete und deren untergeordnete Verwaltungseinheiten, in denen Hetzbach lag:[1][7]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Hetzbach 961 Einwohner. Darunter waren 90 (9,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 141 Einwohner unter 18 Jahren, 357 zwischen 18 und 49, 201 zwischen 50 und 64 und 165 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 348 Haushalten. Davon waren 87 Singlehaushalte, 117 Paare ohne Kinder und 111 Paare mit Kindern, sowie 27 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 69 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 225 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]

Einwohnerentwicklung

  • 1545: 32 wehrfähige Männer[1]
Hetzbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
565
1840
  
601
1846
  
656
1852
  
662
1858
  
604
1864
  
636
1871
  
704
1875
  
732
1885
  
757
1895
  
801
1905
  
848
1910
  
828
1925
  
752
1939
  
735
1946
  
1.068
1950
  
1.067
1956
  
938
1961
  
899
1967
  
902
1970
  
856
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
861
2018
  
842
2020
  
804
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1][10]; Zensus 2011[9]

Historische Religionsangehörigkeit

Im Jahr 1961 lebten in Hetzbach 752 evangelische (= 83,65 %) und 110 katholische (= 12,24 %) Einwohner.[1]

Verkehr und Infrastruktur

Krähbergtunnel
Himbächel-Viadukt

Hetzbach ist einer von drei Stadtteilen in Oberzent, der über einen Bahnhof verfügt. Die nächsten Haltestellen der Odenwaldbahn befinden sich südlich in Schöllenbach und nördlich in Erbach. Den beiden größten Bauwerken der Bahnstrecke und Kulturdenkmälern Himbächel-Viadukt und Krähbergtunnel hat Hetzbach seinen Bekanntheitsgrad zu verdanken. Bereits im Jahre 1876 wurde der Beschluss gefasst, die Region mit einer Eisenbahnstrecke zu erschließen, schon am 18. September 1881 wurde dann das Himbächelviadukt fertiggestellt. Am Bau der imposanten Eisenbahnbrücke waren hauptsächlich Gastarbeiter aus Italien beteiligt. Der Krähbergtunnel, mit 3100 Metern der längste eingleisige Eisenbahntunnel Deutschlands, wurde 1882 fertiggestellt.

Das Empfangsgebäude am Bahnhof Hetzbach und die nicht mit dem Betriebsgleis verbundenen Gleisanlagen wurden 1999 von der Deutschen Bahn an einen privaten Eigentümer verkauft und danach durch die Deutsche Museums-Eisenbahn als Eisenbahninfrastruktur in Insellage weiter betrieben. Trotz jahrelanger intensiver Bemühungen des Eigentümers um politische Unterstützung zur verkehrlichen Aufwertung, z. B. im Touristikverkehr in Kooperation mit der Betriebsgesellschaft, sowie zur perspektivischen Errichtung eines Kreuzungspunktes, bestand seitens der örtlichen Gemeindeverwaltung daran kein Interesse. Aufgrund dieser Rahmenbedingungen und zunehmender Vandalismusschäden wurde das Empfangsgebäude nebst dem unmittelbar zugehörigen Flurstück daher in 2019 wieder verkauft.

Das Betriebsgleis der Odenwaldbahn und den zugehörigen Bahnsteig betreibt weiterhin die Deutsche Bahn.[11][12]

Hetzbach verfügt am nördlichen Ortsende in der Schwimmbadstraße über ein Freischwimmbad und einen Campingplatz.

Kulturdenkmäler

Der Stadtteil weist neben Himbächel-Viadukt und Krähberg-Tunnel weitere 16 Kulturdenkmäler auf:

Literatur

Weblinks

Commons: Hetzbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  2. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Beerfelden) und Verwaltung.
  3. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  4. Am 1. Juli 1971 als Stadtteil nach Beerfelden.
  5. Am 1. Januar 2018 als Ortsbezirk zur Stadt Oberzent.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hetzbach, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Zahlen und Daten. In: Webauftritt. Stadt Oberzent, abgerufen im Dezember 2021.
  3. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt: HStAD Bestand G 29 I Nr. 171 In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen).
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 28, S. 1117, Punkt 988; Abs. 14. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,0 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 358.
  6. Hauptsatzung § 4. (PDF; 197 kB) Stadt Oberzent, abgerufen im Dezember 2020.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  9. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 34 und 88, archiviert vom Original am 11. Juli 2021;.
  10. Einwohnerzahlen aus dem Webarchiv
  11. Offizielle Informationen der DB zum Bahnhof Hetzbach (Memento vom 17. August 2016 im Internet Archive)
  12. Bahnhof Hetzbach (private Website)

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DEU Oberzent COA.svg
Wappen der Stadt Oberzent, Odenwaldkreis, Hessen.
„Im schräggevierten Schild oben in Silber ein schwarzes Hirschgeweih mit roten Geweihrosen zwischen den Stangen eine rote Eichel; vorn in Rot ein silbernes Kreuz auf einem silbernen Bogen, begleitet von zwei silbernen sechsstrahligen Sternen; hinten in Rot ein silbernes Rad; unten in Silber ein rotbewehrter aufgerichteter schwarzer Bär“.[1]
Odenwaldbahn 14.jpg
(c) Presse03, CC BY-SA 3.0
Krähbergtunnel-Portal Westseite
JS Krähberg - gemarkungsstein 02.jpg
(c) Commander-pirx in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0
Ein Gemarkunsgstein am westlichen Rand des Jagschlosses mit einem "H" für den Ort Hetzbach
Himbächel3.jpg
Autor/Urheber: Der ursprünglich hochladende Benutzer war Störfix in der Wikipedia auf Deutsch, Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Himbächelviadukt.