Hessische Landesregierung

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Hessische Staatskanzlei in Wiesbaden, Sitz der Landesregierung

Die Hessische Landesregierung ist die Regierung des Landes Hessen.

Nach Artikel 101 der Verfassung des Landes Hessen (HV) wird der Ministerpräsident vom Hessischen Landtag gewählt. Die übrigen Mitglieder der Landesregierung, die Minister, werden vom Ministerpräsidenten ernannt. Sie benötigen das besondere Vertrauen des Landtages, das ihnen durch Beschluss ausgesprochen wird (Art. 101 IV HV). Nach Artikel 111 leistet der Ministerpräsident seinen Amtseid vor dem Landtag, die Minister vor dem Ministerpräsidenten in Gegenwart des Landtags. Die Rechtsverhältnisse der Regierungsangehörigen sind im Gesetz über die Bezüge der Mitglieder der Landesregierung vom 27. Juli 1993[1] geregelt.

Amtssitz des Ministerpräsidenten und Sitzungsort der Landesregierung ist die Hessische Staatskanzlei, die seit 2004 im ehemaligen Hotel Rose am Kranzplatz in Wiesbaden residiert. Zuvor hatte die Staatskanzlei ihren Sitz in einer Villa in der Bierstadter Straße unweit des Warmen Damms und der Wilhelmstraße. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte die Landesregierung des damaligen, nur Teile des heutigen Landes umfassenden Volksstaates Hessen ihren Sitz in Darmstadt.

Geschäftsverteilung der Landesregierung

Die derzeitige, von CDU und SPD gebildete Landesregierung (Kabinett Rhein II) ist seit dem 18. Januar 2024 im Amt. Ministerpräsident ist Boris Rhein, zu den sonstigen Regierungsmitgliedern siehe den Artikel Kabinett Rhein II. Regierungssprecher ist Staatssekretär Tobias Rösmann.

Folgende Oberste Landesbehörden gehören derzeit zur Landesregierung:

Bisherige Hessische Landesregierungen

Hessische Landesregierungen bis 1918

Vor der Novemberrevolution 1918 war der Großherzog das hessische Staatsoberhaupt. Er ernannte nach der Verfassung von 1820 die Mitglieder der Staatsregierung und legte den aus zwei Kammern (von denen nur die Mitglieder der zweiten gewählt waren) bestehenden Landständen die Gesetzentwürfe vor. Der Staatsregierung („Gesamt-Ministerium“) stand ein Präsident vor, jedoch nur als Regierungschef, nicht als Staatsoberhaupt.

AmtsinhaberAmtszeitAnmerkungen
Karl von Grolman1821–1829
Karl du Thil1829–1848
Heinrich von Gagern1848Während der Märzrevolution für drei Monate Ministerpräsident, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
Carl Wilhelm Zimmermann1848Im Sommer 1848 für wenige Wochen im Amt
Heinrich Karl Jaup1848–1850Mitglied des Siebzehnerausschusses und der Frankfurter Nationalversammlung
Reinhard Carl Friedrich von Dalwigk1852–1871Unter Großherzog Ludwig III., 1871 auf Druck Preußens entlassen
Friedrich von Lindelof1871–1872Unter Großherzog Ludwig III.
Karl Wilhelm Hofmann1872–1876Unter Großherzog Ludwig III.
Philipp Freiherr Rinck gen. v. Starck1876–1879Unter Großherzog Ludwig III., nach dessen Tod 1877 unter Großherzog Ludwig IV.
Jakob Finger1884–1898Unter Großherzog Ludwig IV., nach dessen Tod 1892 unter Großherzog Ernst Ludwig
Carl Rothe1898–1906Unter Großherzog Ernst Ludwig
Christian Wilhelm Carl Ewald1906–1918Unter Großherzog Ernst Ludwig, bis zur Novemberrevolution

Bis 1866 existierten außer dem Großherzogtum noch zwei weitere hessische Staaten, das Kurfürstentum Hessen-Kassel und die Landgrafschaft Hessen-Homburg. Der westliche Teil des heutigen Hessen war Teil des Herzogtums Nassau.

Landesregierungen des Volksstaats Hessen

In der Zeit des Volksstaates Hessen zwischen 1919 und 1945 trug der Hessische Ministerpräsident gemäß Artikel 37 der Hessischen Verfassung die Amtsbezeichnung Staatspräsident, das Kabinett die Bezeichnung „Gesamtministerium“. Wie heute wurde die Regierung vom Hessischen Landtag gewählt.

Nach der Machtergreifung des NS-Regimes wurden die Landesregierungen weitgehend entmachtet. Am 31. März 1933 trat das erste Gleichschaltungsgesetz in Kraft. Die regionalen Gliederungen der NSDAP („Reichsgaue“) gewannen an Bedeutung. Die Liste der Ministerpräsidenten des Volksstaats Hessen verzeichnet die Regierungschefs des Volksstaats Hessen (1918–1934).

StaatspräsidentKabinettBeteiligte ParteienAmtszeitAnmerkungen
Carl Ulrich (SPD)Ulrich ISPD, DDP, Zentrum1919
Carl Ulrich (SPD)Ulrich IISPD, DDP, Zentrum1919–1927Staatspräsident ab 1920
Carl Ulrich (SPD)Ulrich IIISPD, DDP, Zentrum1927–1928
Bernhard Adelung (SPD)AdelungSPD, DDP, Zentrum1928–1933Staatspräsident
Ferdinand Werner (NSDAP)WernerNSDAP1933Gewählter Staatspräsident, dann ernannter Ministerpräsident
Philipp Wilhelm Jung (NSDAP)JungNSDAP1933–1935Ministerpräsident
Jakob Sprenger (NSDAP)SprengerNSDAP1935–1945Als Reichsstatthalter gleichzeitig Führer der Landesregierung


Hessische Landesregierungen seit 1945

Seit der Gründung des heutigen Bundeslandes Hessen waren sieben Parteien an Hessischen Landesregierungen beteiligt. Von 1946 bis 1987 sowie 1991–1999 führte die SPD die jeweiligen Landesregierungen, 1987–91 und seit 1999 die CDU. Seit 1945 bekleideten neun Politiker das Amt des Hessischen Ministerpräsidenten, davon gehörten fünf der SPD und drei der CDU an, einer war parteilos. Georg-August Zinn (SPD) war 19 Jahre lang Ministerpräsident und ist damit der Amtsinhaber mit der bisher längsten Dienstzeit.

Kaweh MansooriTarek Al-WazirJörg-Uwe HahnVolker BouffierKarin WolffRuth WagnerRupert von PlottnitzJoschka FischerWolfgang GerhardtHans KrollmannEkkehard GriesHeinz Herbert KarryRudi ArndtJohannes StrelitzAlbert OsswaldHeinrich SchneiderGotthard FrankeHeinrich ZinnkannWerner HilpertBoris RheinVolker BouffierRoland KochHans EichelWalter WallmannHolger BörnerAlbert OsswaldGeorg August ZinnChristian StockKarl Geiler


Die beiden ersten Ministerpräsidenten nach Kriegsende, Ludwig Bergsträsser (SPD) und Karl Geiler (parteilos), waren nicht gewählt, sondern von der amerikanischen Besatzungsmacht eingesetzt worden. Die erste Landtagswahl nach dem Krieg fand am 1. Dezember 1946 statt.

#BildMinisterpräsidentAmtszeitParteiWahlenKabinett
1Karl Geiler
(1878–1953)
16. Oktober 1945

30. November 1946
parteilos1946 (Juni)Geiler
2Christian Stock
(1884–1967)
20. Dezember 1946

14. Dezember 1950
SPD1946 (Dez.)
1950
Stock
3Georg-August Zinn
(1901–1976)
14. Dezember 1950

3. Oktober 1969[2]
SPD1954
1958
1962
1966
Zinn I
Zinn II
Zinn III
Zinn IV
Zinn V
4Albert Osswald
(1919–1996)
3. Oktober 1969

3. Oktober 1976
SPD1970
1974
Osswald I
Osswald II
Osswald III
5Holger Börner
(1931–2006)
12. Oktober 1976

24. April 1987
SPD1978
1983
Börner I
Börner II
Börner III
6Walter Wallmann
(1932–2013)
24. April 1987

5. April 1991
CDU1987Wallmann
7Hans Eichel
(* 1941)
5. April 1991

7. April 1999
SPD1991
1995
Eichel I
Eichel II
8Roland Koch
(* 1958)
7. April 1999

31. August 2010
CDU1999
2003
2009
Koch I
Koch II
Koch III
9Volker Bouffier
(* 1951)
31. August 2010

31. Mai 2022
CDU2013
2018
Bouffier I
Bouffier II
Bouffier III
10Boris Rhein
(* 1972)
31. Mai 2022

CDU2023Rhein I
Rhein II

Listen der Minister

Die folgenden Listen führen die für einzelne Fachbereiche zuständigen Minister seit 1945 auf:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. GVBl. I S. 339, zuletzt geändert durch Gesetz vom 27. Mai 2013, GVBl., S. 218.
  2. Ministerpräsident Zinn kündigt seinen Rücktritt an, 27. August 1969. Zeitgeschichte in Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).

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Wappen Hessische Landesregierung
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Le ministre-président de Hesse, Albert Osswald, en 1975, lors d'une visite à la présidence fédérale, à Bonn.
Bundesarchiv B 145 Bild-F055060-0007A, Köln, SPD-Parteitag, Börner retouched.jpg
(c) Bundesarchiv, B 145 Bild-F055060-0007A / Schaack, Lothar / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Außerordentlicher Parteitag der SPD im Messe-Kongreß-Zentrum in Köln zur Vorbereitung für die Europa-Parlament-Wahl 1979
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Empfang der La. Vertr. Niedersachsen anl. Geburtstag von Frau Min. Maria Meyer-Sevenich
(v.l.n.r.: Bundesgesundheitsminister Frau Strobel; Ministerpräsident Dr. Zinn; Staatssekretär Dr. Fritz Schäfer, Bundesministerium für Angelegenheiten des Bundesrates und der Länder)
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Christian Stock (* 28. August 1884 in Darmstadt; † 13. April 1967 in Seeheim) war ein deutscher SPD-Politiker

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Feiernde Hessen schwenken Mini-Landesdienstflaggen vor der hessischen Staatskanzlei in Wiesbaden. Aufgenommen anlässlich eines Auftritts der Rodgau Monotones auf dem Kranzplatzfest 2013
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Der Beste für Hessen Stolz sein auf Frankfurt. Stolz sein auf Hessen. Mit Walter Wallmann. CDU
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Landtagswahlplakate Hessen (10-007) » CDU
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