Herrenhäuser Allee

Herrenhäuser Allee
Wappen
Wappen
Straße in Hannover
Herrenhäuser Allee
Herrenhäuser Allee
Basisdaten
StadtHannover
StadtteilNordstadt
Name erhalten1882
Anschluss­straßenBremer Damm, Herrenhäuser Straße
Technische Daten
Straßenlänge1890 m
Karte
Luftbild der Herrenhäuser Allee mit dem Georgengarten links der Herrenhäuser Allee, einem Teil des Welfengartens und dem Welfenschloss rechts der Herrenhäuser Allee und dem Großen Garten im Hintergrund
Rasenfläche im Georgengarten
Erhaltene Linden von 1726/27 und Laves Toreingang (1816) von Schloss Montbrillant

Die Herrenhäuser Allee ist eine vierreihige Allee aus Linden im hannoverschen Stadtteil Nordstadt. Sie befindet sich im Georgengarten und führt in gerader Linie mit einer Länge von rund zwei Kilometern vom Königsworther Platz auf den Bibliothekspavillon im Berggarten zu.[1] Die Herrenhäuser Allee ist für den Kraftverkehr gesperrt. Die westliche Reihe mit ihrem Asphaltbelag ist in das hannoversche Radwegenetz eingebunden. Die übrigen Reihen sind mit wassergebundenen Belägen ausgestattet. Auf diesen Reihen wird unter anderem Pétanque gespielt.

Geschichte

Blick vom Königsworther Platz mit Kutschen zum Tor der Herrenhäuser Allee, Stahlstich von Ludwig Thümling nach Wilhelm Kretschmer, um 1846
Die Allee mit Pferdestraßenbahn;
Ansichtskarte 98 von Karl F. Wunder; um 1898
Tor der Contre-Allee vom Großen Garten zum ehemaligen Parkhaus
Goldener Oktober 2015 unter den Linden der Herrenhäuser Allee

Am (heutigen) Königsworther Platz gabelte sich ursprünglich die Straße nach Nienburg mit zwei älteren Alleen: Der südliche Weg führte durch die Masch zum Jägerhof (heutiger Straßenname: Jägerstraße), der nördliche entlang einer zweimal abgeknickten Allee auf dem Maschrand (heute teilweise die Nienburger Straße). Zwischen diesen beiden Wegen schuf der Gartenkünstler Ernst August Charbonnier für die hannoverschen Herzoge 1726/27 die Herrenhäuser Allee als sichtbare Verbindung zwischen dem Leineschloss in der Stadt und der seinerzeit in den Flussauen der Leine isolierten Sommerresidenz im Großen Garten.[1]

1.300 Linden wurden in Reihen auf vier Bändern von Rasen mit einer Gesamtbreite von 100 Fuß gepflanzt. In der Mitte bildete eine 60 Fuß breite offene Allee „Die große Fahrt“ für die hochherrschaftlichen Kutschen[1] und Equipagen[2] auf bekiestem Hauptweg. Von den beiden seitlichen, geschlossenen Alleen war die östliche den Reitern vorbehalten, die westliche diente den Fußgängern. Die Alleen waren anfangs seitlich eingefriedet, an den beiden Enden verhinderten Schlagbäume unerwünschten Zutritt.[1]

Gleichzeitig mit der Herrenhäuser Allee wurde die Contre-Allee zwischen Schloss Herrenhausen und der Nienburger Allee gepflanzt.[1]

Während der Fremdherrschaften, unter denen die Stadt Hannover von 1801 bis 1813 anfangs unter preußischer, dann französischer Besatzung während der Napoleonischen Kriege litt,[3] kaufte Johann Gerhard Helmcke 1805[1], 1807[4] oder 1810[5] sämtliche Bäume der Alleen und rettete sie dadurch vor dem Abholzen durch die französischen Truppen (Hannover ehrte diese patriotische Tat 1928 mit dem Helmcke-Denkmal).[1]

1817 bis 1820 erbaute Georg Ludwig Friedrich Laves – als eines seiner ersten größeren Werke seines Schaffens in Hannover – die Wohnung für den zweiten Gartenmeister der Herrenhäuser Gärten, die später als Bibliothekspavillon genutzt wurde. Das Gebäude bildete den architektonischen Auftakt des Berggartens in einer Hauptachse des Großen Gartens in Herrenhausen und lag in der Sichtachse und als Endpunkt der Herrenhäuser Allee.[6]

Ebenfalls im 19. Jahrhundert wurden die seitlich der Allee liegenden Wiesen und verstreuten liegenden Gärten des Adels zum Georgengarten zusammengefasst, den die Herrenhäuser Allee nun in ganzer Länge durchzog. So wurden zwischen 1830 und 1860 auch die seitlichen Einfriedungen der Alleen aufgegeben.[1]

1856 wurde am Stadteingang der Allee das Gittertor von Laves aufgestellt, das dieser ursprünglich 1816 für Schloss Montbrillant geschaffen hatte. Nachdem im Zuge des Ausbaues des Königsworther Platzes die Herrenhäuser Allee mehrmals verkürzt wurde, wurde 1929 auch das Eingangstor zurückversetzt.[1]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Allee 1946 mit Stacheldraht abgegrenzt und diente der britischen Besatzungsmacht zum Abstellen ihrer großen Militärfahrzeuge.[7] Kurz darauf wurde das kriegsversehrte Helmcke-Denkmal 1950 unter anderem durch Friedrich Adolf Sötebier erneuert. Wenig später wurde 1959 das Eingangstor der Allee zum Großen Garten umgesetzt.[1]

1972 bis 1974 wurden die alten Bäume der Herrenhäuser Allee[1] – aus Sicherheitsgründen und gegen vielfachen Protest der Stadtbevölkerung[8] – abgeholzt und mit nur noch rund 1.205 Linden neu bepflanzt. Die Erneuerung der Contre-Allee folgt 1998. Von den ursprünglich 1726/27 gepflanzten Bäumen blieben am Königsworther Platz jedoch noch einige Exemplare erhalten.[1]

2001 bis 2007 schließlich wurde das rekonstruierte Eingangstor zur Herrenhäuser Allee an den heutigen Eingang am Königsworther Platz zurückversetzt.[1]

Literatur

  • Wolfgang Leonhardt: „Hannoversche Geschichten“ / Berichte aus verschiedenen Stadtteilen, hrsg. vom Arbeitskreis Stadtteilgeschichte List, Norderstedt: Books on Demand GmbH, 1. Auflage 209/2010, ISBN 978-3-8391-5437-3, S. 256–257, online über Google-Bücher
  • Arnold Nöldeke: Die Kunstdenkmale der Stadt Hannover, Teil 2, Denkmäler der eingemeindeten Vorörter, Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Schulzes Buchhandlung, Hannover 1932
    • Neudruck Verlag Wenner, Osnabrück 1979, ISBN 3-87898-152-X
  • Hugo Thielen, Helmut Knocke: Herrenhäuser Allee. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, S. 117 u.ö.
  • Helmut Knocke: Herrenhäuser Allee. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 288.
  • Hinrich Ewert, Holger Horstmann: Unruhige Tage in einer Provinzhauptstadt. Der März 1920 zwischen Königsworther Platz und Herrenhäuser Allee, in Adelheid von Saldern et al.: Alltag zwischen Hindenburg und Haarmann. Ein anderer Stadtführer durch das Hannover der 20er Jahre, Hrsg.: Geschichtswerkstatt Hannover, Hamburg: VSA-Verlag, 1987, ISBN 3-87975-397-0, S. 83–88

Weblinks

Commons: Herrenhäuser Allee (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m Helmut Knocke: Herrenhäuser Allee (siehe Literatur)
  2. N.N.: Herrenhäuser Allee: Die fast zwei Kilometer lange Herrenhäuser Allee ... (siehe Weblinks).
  3. Klaus Mlynek: Napoleonische Kriege Franz. und preuß. Besatzung. In: Stadtlexikon Hannover, S. 459f.
  4. Klaus Mlynek: Helmcke, Johann Gerhard. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 162 u.ö., online über Google-Bücher
  5. 1810. In: Hannover Chronik, S. 111 online.
  6. Helmut Knocke: Bibliothekspavillon. In: Stadtlexikon Hannover, S. 66.
  7. siehe Fotografie von Heinz Koberg im Stadtlexikon Hannover, S. 288
  8. siehe zeitgenössische Artikel zum Beispiel in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung

Koordinaten: 52° 22′ 54,6″ N, 9° 42′ 59,2″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

Lindenalle.jpg
Autor/Urheber: Thomas Fietzek, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die ca. 1800 Meter lange Lindenallee entlang der Nienburgerstraße zu den Herrenhäuser Gärten
Karl F. Wunder PC 0098 Hannover. Herrenhäuser Allee.jpg
Das noch weit in den Königsworther Platz vorstehende Tor zur Herrenhäuser Allee auf der Ansichtskarte Nummer 98 von Karl F. Wunder, um 1898 ...
2015-10-26 Goldener Herbst in der Herrenhäuser Allee durch den Georgengarten in Hannover.jpg
Autor/Urheber: Foto: Bernd Schwabe in Hannover, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Einmal eine Pause machen von den Computern im Wikipedia-Büro Hannover und - zu Fuß in wenigen Minuten zu erreichen - zu zweit das Schauspiel der Linden im Goldenen Oktober in Hannovers Georgengarten einfangen. Licht tanken, Farben für die Seele, den Menschen ein Lichtbild schenken, vom Nachmittag des 26. Oktobers 2015 in der Herrenhäuser Allee (mit Blick in Richtung des Großen Gartens Hannover Herrenhausen ...
Herrenhäuser Allee Hannover Villa Simon am Königsworther Platz.jpg
Autor/Urheber: Recherche, Scans, Arbeitsleistung gestiftet von: Bernd Schwabe in Hannover, Lizenz: CC BY 3.0
Herrenhaeuser Allee Koenigsworther Platz Kretschmer Thümling Lange.jpg
"Die Herrenhaeuser Allee in Hannover." Stahlstich von Louis Thümling nach einer Zeichnung von Wilhelm Kretschmer. Druck und Verlag von Gustav Georg Lange in Darmstadt. Blatt unter Passepartout montiert. Blattmaße ca. 23,6 cm × 15,2 cm (Blatt nicht rechtwinklig, Druck nicht rechtwinklig zum Blattrand ausgerichtet). Am oberen Blattrand 4 Einkerbungen; Hinweis auf die Fadenbindung eines Buches (vermutlich "Das Königreich Hannover und das Herzogthum Braunschweig..."). Am Original ein glatter Bug am oberen Blattrand (von der Bucheinbindung); dieser Scan kann das nicht darstellen.
Das Gebäude hinten links ist das 1797 bis 1800 von Johann Georg Taentzel errichtete Heu- und Strohmagazin an der Jägerstraße.
Herrenhäuser Allee in Hannover September.jpg
Autor/Urheber: ThomasLendt, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Herrenhäuser Allee in Hannover September
Herrenhaeuser Allee 2008 PD 9.JPG
Autor/Urheber: Kaschkawalturist, Lizenz: GPL
Herrenhäuser Allee in den Herrenhäuser Gärten; Hannover
Georgengarten in der Nordstadt (Hannover) IMG 5196.jpg
Autor/Urheber: Losch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Der Georgengarten im hannoverschen Stadtteil Nordstadt gehört zusammen mit dem Großen Garten, dem Berggarten und dem Welfengarten zu den Herrenhäuser Gärten.
Contre-Allee zwischen Herrenhäuser Schloss und Nienburger Straße Parkhaus.jpg
Autor/Urheber: Bernd Schwabe in Hannover, Lizenz: CC BY 3.0
Contre-Allee zwischen Herrenhäuser Schloss und Nienburger Straße Parkhaus – Sie haben ein besses Bild? Sogar ein historisches? Zeigen Sie' s uns. Allen Menschen.
Herrenhäuser Allee Hannover 6 Pfeiler.jpg
Autor/Urheber: Bernd Schwabe in Hannover, Lizenz: CC BY 3.0
Der Eingang der Herrenhäuser Allee.
Aerial image of Georgengarten (view from the southeast).jpg
Autor/Urheber: Carsten Steger, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Dies ist ein Bild des Baudenkmals (cultural heritage monument) nach dem Denkmalschutzgesetz von Niedersachsen mit der ID