Hermann Stiller

Hermann Stiller (* 29. November 1850 in Gostyn; † 1931) war ein deutscher Architekt und Direktor der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule.

Leben

Hermann Stiller studierte an der Berliner Bauakademie und war dort u. a. Schüler von Friedrich Adler. Er erhielt 1875 den Staatspreis der Akademie[1] – vermutlich für seinen „Entwurf zu einer Kunst-Academie“.[2] Die damit verbundene Prämie nutzte er für eine 1876/77 unternommene Studienreise nach Italien.[2][3] Zwischen 1878 und 1880 arbeitete er unter Wilhelm von Mörner an Planung und Ausführung des Neubaus für das Reichsjustizamt in Berlin, Voßstraße 4/5, mit.[3]

Pergamon 1879 (v.l.): Otto Raschdorff, Carl Humann, Alexander Conze, Hermann Stiller und Richard Bohn vor der Grabungshütte auf dem Burgberg

Anschließend nahm er an den Aufnahmen der Ausgrabungen in Pergamon teil,[3] wobei er das Trajaneum bearbeitete. 1882 wurde er Direktor der Gewerblichen Zeichenschule Kassel, von 1884 bis 1903 war er erster Direktor der neu gegründeten Kunstgewerbeschule Düsseldorf. Danach ließ er sich als selbständiger Architekt in Köln nieder.

Stiller war Mitglied des Düsseldorfer Architekten- und Ingenieur-Vereins, wo er 1893 als Vorsitzender[4] und zeitweise als stellvertretender Vorsitzender amtierte.[5] Nach seiner Übersiedlung nach Köln wechselte er in den dort ansässigen Architekten und Ingenieur-Verein für Niederrhein und Westfalen.[6] Er wurde Mitglied im Bund Deutscher Architekten (BDA), die Ortsgruppe Köln des BDA ernannte ihn später zum Ehrenmitglied.[1]

Hermann Stiller war verheiratet mit Erminia, einer Tochter des Florenzer Unternehmers Hermann (Ermanno) Bumiller. Die gemeinsame Tochter Maria heiratete den Komponisten und Dirigenten Rudolf Siegel und war die Mutter des Komponisten Ralph Maria Siegel.[7]

Werk

Bauten und Entwürfe Zu seinen Bauten gehören diverse Gebäude für Reichsbank-Niederlassungen, vor allem in der Rheinprovinz:[8]

  • 1892–1894: Reichsbank-Stelle Düsseldorf, Heinrich-Heine-Allee 8/9
  • 1896–1897: Reichsbank-Stelle Mülheim (Ruhr), Kaiserstraße 20
  • 1897: Reichsbank-Stelle Duisburg, Düsseldorfer Straße 21[9]
  • 1900–1902: Reichsbank-Nebenstelle Uerdingen, Niederstraße 24
  • 1902–1904: Reichsbank-Nebenstelle Barmen, Neuer Weg 594/596
  • 1903–1905: Reichsbank-Nebenstelle Viersen, Poststraße 8[10]
  • 1904–1906: Reichsbank-Stelle Krefeld, Friedrichsplatz 20
  • 1905–1907: Reichsbank-Nebenstelle Rüdesheim, Geisenheimer Straße 17
  • 1908–1910: Reichsbank-Nebenstelle Kleve, Klosterstraße 12/14
  • 1909–1910: Reichsbank-Nebenstelle Moers, Landwehrstraße 6
  • 1910–1911: Reichsbank-Nebenstelle Mettmann, Bahnstraße 55

Über die Tätigkeit für die Reichsbank hinaus sind bislang vor allem weitere Bankgebäude von Stiller bekannt.

  • 1895: Wettbewerbsentwurf für die Ruhmeshalle in Barmen (Motto „Hya Berge romeryke“, prämiert mit einem 3. Preis)
  • 1900: Bankgebäude für die Bergisch-Märkische Bank AG in Duisburg, Claubergstraße 11[11]
  • 1901–1902: Bankgebäude für die Bergisch-Märkische Bank AG in Krefeld, Ostwall 131–135 (heute Deutsche Bank)[12][13]
  • 1910–1912: Bankgebäude für die Kreissparkasse Moers, Goethestraße (gemeinsam mit Hermann Eberhard Pflaume)[14]

Schriften

  • Der Augustus Tempel. In: Alexander Conze (Hrsg.): Die Ergebnisse der Ausgrabungen zu Pergamon. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1880, S. 87–95 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Das Traianeum. (= Altertümer von Pergamon. Band 5, 2). de Gruyter, Berlin 1895 (Digitalisat).

Literatur

Weblinks

Commons: Hermann Stiller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Stiller, Hermann. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 32: Stephens–Theodotos. E. A. Seemann, Leipzig 1938, S. 52 (biblos.pk.edu.pl).
  2. a b Mehrere Blätter im Bestand beim Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin architekturmuseum.ub.tu-berlin.de.
  3. a b c Hermann-Bröckelschen-Stiftung (Hrsg.): Chronik der Ausgrabung von Pergamon 1871–1886. Aus Berichten und Briefen des Humann-Kreises. Ardey-Verlag, Dortmund 1963, S. 62.
  4. Architekten-Verein. Vorsitzender: Professor H. StillerIn Adressbuch der Stadt Düsseldorf, 1893, Vereine S. 789 (uni-duesseldorf.de)
  5. Deutsche Bauzeitung, 32. Jahrgang 1898, Nr. 28, S. 178.
  6. Mitgliederverzeichnis des Architekten- und Ingenieur-Vereins für Niederrhein und Westfalen (diverse Jahrgänge).
  7. Volker Kühn: Siegel, Ralph Maria. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 341 (Digitalisat).
  8. Margit Heinker: Die Architektur der Deutschen Reichsbank 1876–1918. Dissertation, Universität Münster, 1994. (Katalog der Bauten)
  9. Ein Hauch von Florenz - in Duisburg (Rheinische Post)
  10. Artikel mit Foto
  11. Architekturführer Duisburg. Duisburg 1994, S. ?; 2005 abgebrochen: Abbruchdokumentation Claubergstraße (Memento desOriginals vom 2. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.historische-bauwerke.de auf www.historische-bauwerke.de, abgerufen am 26. Februar 2014
  12. Architekturführer Krefeld. Krefeld 1996, S. ?.
  13. www.architektur-bildarchiv.de
  14. Deutsche Bauzeitung. 44. Jahrgang 1910, Nr. 86, S. 700.

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1879 anonymer Fotograf Otto Raschdorff, Carl Humann, Alexander Conze, Hermann Stiller und Richard Bohn (von links nach rechts) vor der Grabungshütte auf dem Burgberg von Pergamon.jpg
Autor/Urheber: ungenannte/r Fotograf/in, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Aufnahme von 1879 eines ungenannten Fotografen in der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin, betitelt

Otto Raschdorff, Carl Humann, Alexander Conze, Hermann Stiller und Richard Bohn (von links nach rechts) vor der Grabungshütte auf dem Burgberg von Pergamon

Das Foto im Format 22 cm x 27 cm (Inventarnummer: Neg.PM 284) offenbart in der hochaufgelösten Version - neben Artefakten zu Füßen der Gruppe - mehrere Inschriften auf der mit einfachen Brettern verschalten Hütte. So ist links unter einer (Kaiser?)Krone der Schriftzug

S. M. S. COMET

zu lesen, darunter das Datum 24. Januar 1879 und die Namen

„v. Senden
Hellhoff
Kindt
Küntzel“

Die Eingangstür ist mit einem gekrönten Adler versehen, links davon

„S.M.A Loreley“

darunter ein Schlachtenzeichen mit dem Datum 1879 und verschiedene Angaben, die teils durch die beiden linken Figuren der Personengruppe verdeckt sind ...