Hermann Kümmell

Hermann Kümmell (1905)

Hermann Kümmell (* 22. Mai 1852 in Korbach, Waldeck; † 19. Februar 1937 in Hamburg) war ein deutscher Chirurg und Hochschullehrer.

Leben

Hermann Kümmell war der Sohn des Apothekers Friedrich Hugo Hermann Kümmell (1813–1867) und dessen Ehefrau Dorothea Wilhelmine Karoline, geborene Krüger (1819–1884). Nach dem Abitur 1872 an der Alten Landesschule Korbach studierte Hermann Kümmell an der Philipps-Universität Marburg, der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, der Kaiser Wilhelms-Universität Straßburg und der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin Medizin. Er wurde Mitglied des Corps Hasso-Nassovia (1873) und des Corps Nassovia Würzburg (1874).[1] Am 12. Mai 1875 wurde er in Würzburg zum Dr. med. promoviert.[2]

Nach Abschluss seines Studiums wurde er Assistenzarzt bei Max Schede am Städtischen Krankenhaus Am Friedrichshain in Berlin. Er war in der inneren und in der chirurgischen Abteilung tätig. 1880 folgte er Schede nach Hamburg an das Marienkrankenhaus Hamburg. 1881 wurde er in den Academischen Club zu Hamburg aufgenommen. Seit 1883 leitender Arzt der chirurgischen Abteilung, folgte er 1895 Schede als Oberarzt (= Chef) am Neuen Allgemeinen Krankenhaus Eppendorf in Hamburg. 1907 erhielt Kümmell den Professorentitel. Er erhielt 1919 den ersten Lehrstuhl für Chirurgie an der neugegründeten Universität Hamburg und wurde 1921 zum Rektor gewählt. Den Lehrstuhl hatte er bis 1923 inne. Zwischen 1909 und 1926 leitete er die 1., 7., 15., 17., 23. und 26. Tagung der von ihm und Fritz König initiierten, 1909 gegründeten Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen.[3][4] Im November 1933 unterzeichnete er das Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler. Kümmell wurde auf der Grabstätte seiner Familie auf dem Friedhof Ohlsdorf, Planquadrat S 8, beigesetzt.

Kümmell erkannte die Wichtigkeit der Antisepsis für die Chirurgie und führte sie bei Operationen ein. Er unterschied die Begriffe Antisepsis und Asepsis. In der speziellen Chirurgie befasste er sich mit dem Darmverschluss, dem Blasenkrebs und der Tuberkulose des Peritoneums. Bemerkenswert sind auch seine Forschungsbeiträge zur Neurochirurgie, Prostatavergrößerung und Gallenblase. 1885[5] hatte er zum ersten Mal den Ductus choledochus (mittels der ersten Choledochotomie[6]) entfernt. Als einer der ersten Chirurgen nutzte er das Röntgen.

Kümmell heiratete am 27. Mai 1889 in Hamburg Marie, geborene Cramer (1866–1943). Sein Sohn Hermann Adolph Kümmell (1890–1969) war Chirurg in Kiel.[7] Sein Enkel Eckart Kümmell war Rechtsanwalt in Hamburg.[8]

Schriften

Grab auf dem Friedhof Ohlsdorf
  • Krankheiten der Harnblase (mit Einschluss der Chirurgie), in: Wilhelm Ebstein (Hrsg.): Handbuch der praktischen Medicin, Bd. 3, Teil 1: Die Krankheiten der Harnorgane und des männlichen Geschlechtsapparates. Venerische Krankheiten. Enke, Stuttgart 1900, S. 181–356.
  • Chirurgie der männlichen Geschlechtsorgane, in: Wilhelm Ebstein, Julius Schwalbe (Hrsg.): Chirurgie des praktischen Arztes. Mit Einschluß der Augen-, Ohren- und Zahnkrankheiten (= Handbuch der praktischen Medizin. Erg.-Bd.). 2. Auflage. Enke, Stuttgart 1907, S. 611–726.
  • mit Henry Graff: Verletzungen und Erkrankungen der Nieren und Harnleiter, in: Ernst von Bergmann, Paul von Bruns (Hrsg.): Handbuch der praktischen Chirurgie. Band 4: Chirurgie des Beckens. 3., umgearbeitete Auflage. Enke, Stuttgart 1907, S. 75–340.
  • Die Operationen an den Nieren, Nierenbecken und Harnleitern, in: August Bier, Heinrich Braun, Hermann Kümmell (Hrsg.): Operationen am Mastdarm, an den Harn- und männlichen Geschlechtsorganen und an den Extremitäten (= Chirurgische Operationslehre. Bd. 3). Barth, Leipzig 1913, S. 60–213.
  • Operationen an Nieren und Nierenbecken, in: Friedrich Voelcker, Hans Wossidlo (Hrsg.): Urologische Operationslehre, Abteilung 2. Thieme, Leipzig 1921, S. 387–454.

Ehrungen

Geburtshaus in Korbach, Prof.-Kümmell-Straße 2
  • Ehrenmitglied der Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen
  • Ehrenvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie
  • Geheimer Sanitätsrat (1913)
  • Prof.-Kümmell-Straße in Korbach
  • Kümmellstraße in Hamburg-Eppendorf[9]

Siehe auch

Literatur

  • Kümmell, Hermann, A., P., Fr. In: Robert Volz: Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Band 1: A–K. Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1930, DNB 453960286, S. 1042.
  • Kerstin Quelle: Der Hamburger Chirurg Hermann Kümmell (1852-1937): Chefarzt, klinischer Forscher und akademischer Lehrer. Medizinische Dissertation Hamburg-Eppendorf 2014 (Online abrufbar).
  • Barbara I. Tshisuaka: Kümmell, Hermann. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 812.
  • Isidor Fischer (Hrsg.): Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 2: Kon – Zweig. 3., unveränderte Auflage. Urban & Schwarzenberg, München 1962, S. 832–833.
  • Jost BenedumKümmell, Hermann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 214 f. (Digitalisat).
  • August Bier, Tom Ringel: Dem Altmeister der Chirurgie Hermann Kümmell mit den herzlichsten Glückwünschen zum 80. Geburtstag am 22. Mai 1932 gewidmet. Zentralblatt für Chirurgie 59 (1932), S. 1250–1257.

Weblinks

Commons: Hermann Kümmell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1930, 101/354; 142/366
  2. Kerstin Quelle: Der Hamburger Chirurg Hermann Kümmell (1852-1937): Chefarzt, klinischer Forscher und akademischer Lehrer. Hamburg 2014, S. 28–30 (Online abrufbar).
  3. Tagungen und Vorsitzende
  4. Jutta von Campenhausen: Die Norddeutschen Chirurgen im Wandel der Zeit. In: Rüdiger Döhler, Heinz-Jürgen Schröder, Eike Sebastian Debus: Chirurgie im Norden. Zur 200. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Chirurgen in Hamburg 2017. Kaden Verlag, Heidelberg 2017, ISBN 978-3-942825-67-2, S. 1–48, hier: S. 9–11.
  5. Günter Skibbe: Gallenblase und Gallengänge. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 72–88, hier: S. 80 und 84.
  6. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 51.
  7. Kieler Gelehrtenverzeichnis; Kösener Corpslisten 1960, 68/819
  8. https://www.buergerstiftung-hamburg.de/fileadmin/user_upload/Betreute_Stiftungen/Nachruf%20Eckart%20K%FCmmell.pdf
  9. Erklärung zur Herkunft des Straßennamens auf der Internetseite des Stadtteilarchivs Eppendorf. Abgerufen am 19. März 2015.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Korbach-Prof.-Kümmell-Str2-1-Bubo.JPG
Autor/Urheber: Bubo, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Geburtshaus von Hermann Kümmell, Chirurg in Korbach, Prof.-Kümmell-Straße 2 (Hirsch-Apotheke) in Korbach.
DGCH Logo.JPG
Autor/Urheber:

DGCH

, Lizenz: Logo

Logo

Hermann Kümmell 1905.jpg
Hermann Kümmell (1852-1937), deutscher Arzt
Seal of the University of Hamburg.svg
Siegel der Universität Hamburg
Grave Kümmell at FriedhofOhlsdorf3.jpg
Autor/Urheber: Vitavia, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Grabstätte für den deutschen Chirurgen, Urologen und Hochschullehrer Hermann Kümmell und seine Familie auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Standort: Planquadrat S 8 (nahe Kapelle 1).