Henny Wolff

Henny Wolff (* 3. Februar 1896[1] in Köln; † 29. Januar 1965 in Hamburg) war eine deutsche Konzertsängerin (Sopran) und Gesangspädagogin.

Leben

Ausbildung

Ihr Vater war Karl Wolff, leitender Redakteur und Musikkritiker beim Kölner Tageblatt,[2] ihre Mutter Henriette Wolff-Dwillat[3] war Konzertsängerin und Gesangslehrerin. Henny erhielt ihre Gesangsausbildung von ihrer Mutter und danach, als Zehn- bis Sechzehnjährige, von 1906 bis 1912 am Konservatorium in Köln, wo sie auch Piano studierte, und schließlich ab 1922 bei Julius von Raatz-Brockmann in Berlin.

Karriere

Ihr erster öffentlicher Auftritt erfolgte 1912 bei einem Gürzenich-Konzert in Köln. Nach dem Ersten Weltkrieg bildete sie bis zu ihrem Weggang nach Berlin 1922 gemeinsam mit der Altistin Kuhl-Dahlmann, dem Tenor Arnold Schilbach und dem Bassbariton Ernst Everts das Rheinische Vocalquartett.

Henny Wolff erwarb sich insbesondere als Interpretin der Oratorien von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel und der Liedkompositionen von Johannes Brahms internationalen Ruf, aber auch zeitgenössische Werke wie z. B. die von Hermann Reutter gehörten zu ihrem Repertoire. Konzertreisen in Deutschland, Italien, Rumänien und Jugoslawien brachten ihr bedeutende Erfolge. Nur gelegentlich erschien sie auch auf der Opernbühne.

Grabplatte im Garten der Frauen auf dem Friedhof Ohlsdorf

Zeitlebens arbeitete Henny Wolff auch als Gesangspädagogin. Bereits von 1914 bis 1916 lehrte sie, von Hermann Abendroth berufen, an Konservatorium in Köln,[4] und auch in Berlin ab 1922 unterrichtete sie. Wolff stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[5]

Nach dem Zweiten Weltkrieg zog sie nach Hamburg, wo sie von 1950 bis 1964 die Klasse für Sologesang an der 1950 gegründeten Staatliche Hochschule für Musik leitete und 1952 Professorin wurde. Bekannte Schülerinnen Henny Wolffs waren Judith Beckmann, Ingeborg Reichelt, Elisabeth Schärtel und Gerti Zeumer.

Henny Wolff starb 1965 in Hamburg und wurde auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf beigesetzt.[6] Nach Ablauf ihrer Grabstätte befindet sich nun ihr Grabstein im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg.

Ehrungen

  • 1943 widmete Ernst-Lothar von Knorr ihr vier Liedkompositionen: Vier Lieder für eine Sopranstimme und Klavier: nach Gedichten von Friedrich Hölderlin, Friedrich Nietzsche, Rainer Maria Rilke, Stefan George; "Für Henny Wolff".[7]
  • 1958 wurde Henny Wolff, in Anerkennung ihrer Fähigkeit, Brahms einem breiten Publikum nahe zu bringen, mit der Johannes-Brahms-Medaille ausgezeichnet.[8]
  • Im Garten der Frauen in Hamburg-Ohlsdorf erinnert ein Gedenkstein an Henny Wolff.[9]

Literatur

  • Henny Wolff: Ein artig Kind In: Josef Müller-Marein, Hannes Reinhardt: Das musikalische Selbstportrait von Komponisten, Dirigenten, Instrumentalisten, Sängerinnen und Sänger unserer Zeit. Nannen, Hamburg 1963.
  • Artikel Wolff, Henny in: Erich H. Müller: Deutsches Musiker-Lexikon. Limpert, Dresden 1929, Spalte 1601 <Einträge beruhen auf Selbstauskünften der Künstler> Online
  • Wolff, Henny, in: Kutsch/Riemens: Großes Sängerlexikon. 3. Auflage. Saur, Bern und München 1997. Bd. 5, S. 3758

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die auf einigen Webseiten zu findende Jahreszahl 1890 scheint ein Lese- bzw. Druckfehler zu sein.
  2. Hans-Georg Klose: Zeitungswissenschaft in Köln. München etc. 1989, S. 61
  3. Siehe z. B. E. W. Fritzsch (Hrsg.): Musikalisches Wochenblatt 25. Jahrgang, Leipzig, 1894 (S. 580: Concertumschau, Cöln) und Signale für die musikalische Welt. 52. Jahrgang, Bartholt Senff, Leipzig, 1894, S. 1107.
  4. Dietmar von Capitaine: Conservatorium der Musik in Cöln. Neu revidierte und erweiterte Auflage, BoD, Norderstedt, 2009, ISBN 978-3-8370-5294-7, S. 75
  5. Wolff, Henny. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 234
  6. AC. 4. 5-6, vgl. Rita Bake, Brita Reimers: Stadt der toten Frauen. Frauenportraits und Lebensbilder vom Friedhof Hamburg-Ohlsdorf. Dölling und Galitz, Hamburg 1997, ISBN 3-930802-56-2, S. 182. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  7. Ernst-Lothar von Knorr: Vier Lieder für eine Sopranstimme und Klavier. Ernesto Musikverlag, 1996 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  8. Henny Wolff. In: menschenundorden.hdg.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Januar 2015; abgerufen am 2. Januar 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/menschenundorden.hdg.de
  9. Henny Wolff Kurzporträt bei Kulturschaffende Frauen; Garten der Frauen e. V.

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Autor/Urheber: Vitavia, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Historischer Grabstein der Sopranistin und Gesangspädagogin Henny Wolff im Bereich des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf.
Ursprünglicher Standort: Planquadrat AC 4 (Beginn Norderstraße/'Stiller Weg) bei Hans-Günther Freitag: Von Mönckeberg bis Hagenbeck: ein Wegweiser zu denkwürdigen Grabstätten auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Hansa-Verlag, Hamburg, 1973, Seite 81.