Hengsteysee

Hengsteysee
Blick von der Hohensyburg auf den Hengsteysee
(c) Jochen Schneider (LimboDancer), CC BY-SA 3.0
Blick von der Hohensyburg auf den Hengsteysee
Blick von der Hohensyburg auf den Hengsteysee
LageNordrhein-Westfalen, Deutschland
ZuflüsseRuhr, Lenne
AbflussRuhr
Größere Orte am UferHengstey
Größere Städte in der NäheHagen, Dortmund und Herdecke
Hengsteysee (Nordrhein-Westfalen)
Hengsteysee (Nordrhein-Westfalen)
Koordinaten51° 24′ 50″ N, 7° 27′ 43″ O
Daten zum Bauwerk
Bauzeit1927–1929
Daten zum Stausee
Höhenlage (bei Stauziel)96 m ü. NN
Wasseroberfläche1,36 km²dep1
Stauseelänge4,2 kmdep1
Stauseebreite296 mdep1
Speicherraum3,3 Mio. m³
Besonderheiten

Der See dient als Unterbecken für ein Pumpspeicherkraftwerk.

Der Hengsteysee ist ein 1929 fertiggestellter und vom Ruhrverband betriebener Stausee im Verlauf der Ruhr zwischen den Städten Hagen, Dortmund und Herdecke in Nordrhein-Westfalen, Deutschland. Er ist einer der sechs Ruhrstauseen und nach dem angrenzenden Hagener Ortsteil Hengstey benannt.

Der See beginnt im Verlauf der Ruhr etwa auf Höhe der Syburger Ruhrbrücke gut einen Kilometer unterhalb der Lenne-Mündung, sein Ende bildet das Stauwehr des Laufwasserkraftwerks Hengstey mit einer Stauhöhe von 4,6 m. Nördlich des Hengsteysees erhebt sich als Teil des Ardeygebirges unter anderem der Klusenberg. Ein Großteil vom See gehört zum Landschaftsschutzgebiet Hengsteysee/Ruhr, Südufer.

Der gut 4 km lange See hat einen Stauinhalt von etwa 3,3 Mio. m³.

Funktionen des Sees

Flusskläranlage

Geplant und angelegt wurde der Hengsteysee primär als „Flusskläranlage“ zur Feinreinigung des Ruhr- und kurz vorher zufließenden Lennewassers. Die Lenne war seit der Industrialisierung ein stark säure- und eisenhaltiger Industriefluss, und das Ruhrwasser wurde für die Menschen des Ruhrgebiets benötigt (siehe auch Ruhrreinhaltungsgesetz von 1913). Ausschlaggebend für die Verbesserung des Wassers der durch die Aufstauung nur noch langsam fließenden Ruhr sind biologische Selbstreinigungs- und Sedimentationsprozesse. Der Stausee verschlammt dadurch und muss in Abständen von mehreren Jahrzehnten ausgebaggert werden.

Obwohl sich die Wasserqualität von Lenne und Ruhr gegen Ende des 20. Jahrhunderts verbessert hat, dient der See auch weiterhin der Wasserreinigung.

Geschiebefang

Der Hengsteysee wird des Weiteren als Geschiebefang bezeichnet. Die Lenne führt viel Flussschotter (Geröll) mit sich, das vor dem Stauseebau von der Ruhr weiter transportiert wurde, sich jetzt aber direkt unterhalb der Lennemündung und im weiteren Verlauf im Hengsteysee ablagert.

Wasserkraft

Am Hengsteysee befinden sich zwei Wasserkraftwerke, die beide von der RWE Energy betrieben werden.

Am Nordufer des Sees nutzt das Pumpspeicherkraftwerk Herdecke den Höhenunterschied des Ruhrabhangs von ca. 160 Metern zwischen einem künstlich angelegten Oberbecken und dem als Unterbecken dienenden Hengsteysee zur Energiespeicherung. Das Seewasser wird dabei in Zeiten geringen Stromverbrauchs (nachts) mit Strom aus anderen Kraftwerken auf den Berg gepumpt und dann in Spitzenlastzeiten tagsüber wieder abgelassen. Durch den täglichen Pumpspeicherbetrieb kann der Wasserspiegel des Hengsteysees innerhalb kurzer Zeit um fast einen Meter schwanken.

Am Wehr, das den Hengsteysee abschließt, betreibt die RWE das Laufwasserkraftwerk Hengstey, das 2007 renoviert und 2008 um eine Fischtreppe ergänzt wurde. Das Kraftwerk erzeugt eine Höchstleistung von 3.300 Kilowatt. Das eigentliche Wehr aus vier walzenförmigen Verschlüssen kann bei Hochwasser geöffnet werden, eine Schleusenanlage ermöglicht kleineren Schiffen die Durchfahrt.

Freizeit und Erholung

Der Niedernhof am nördlichen Seeufer
Fahrgastschiff „Freiherr vom Stein“
Herbststimmung am Nordufer
Blick nach Süden über den See

Der See dient heute in besonderem Maße der Freizeitnutzung. Um den See herum führt ein Fuß- und Radweg (etwa 6,5 km). Die Strecke am Südufer ist Teil des Ruhrtalradwegs. Vor allem an Wochenenden im Sommer ist der See Ziel zahlreicher Ausflügler aus den nahen Großstädten des Ruhrgebiets.

In der warmen Jahreszeit fährt das Rundfahrtschiff „Freiherr vom Stein“ zwischen der Anlegestelle „Am Schiffswinkel“ in Herdecke und der Lennemündung[1]. Am Nordende des Sees gibt es einen Bootsverleih (Tret- und Ruderboote).

Auf Dortmunder Stadtgebiet direkt oberhalb und zu Beginn des Sees liegt die vielbesuchte Hohensyburg (Burgruine, Denkmal, Aussichtspunkt, Spielcasino). Von der Brücke über den Hengsteysee führt eine Serpentinenstraße hinauf zur Hohensyburg. Als Ausflugsziel vor allem für Motorradfahrer bekannt ist der Parkplatz am Südende der Brücke mit einer „Bikertreff“ genannten Imbissbude.

An der Südseite des Sees besteht das alte Hagener Freibad Hengstey.

In fußläufiger Entfernung von gut 2,5 km flussabwärts beginnt der ähnlich große und vergleichbar genutzte Harkortsee.

Der Hengsteysee gehört zur Themenroute 12 der Route der Industriekultur – Geschichte und Gegenwart der Ruhr.

Wassersport

Große Wasserpest-Bestände erschweren die Freizeitnutzung seit den 1990er Jahren.

Die Ruhr ist durch die stetig zurückgehende Konzentration organischer Substanzen in den letzten Jahrzehnten immer sauberer geworden.[2] Aufgrund von Regenereignissen können jedoch Schwankungen der Wasserqualität vorkommen.[3]

Des Hengsteysee ist ein Wassersportrevier. Auf dem See wird gesegelt, gerudert und Kanu gefahren. Am Seeufer ansässig sind mehrere Sportvereine: Seglergemeinschaft Hengsteysee e. V. (SGHS)[4], Universitäts-Segel-Club Dortmund e. V. (USC), Segelgruppe der Behindertensportgemeinschaft Hagen (BSG) mit Bootshaus an der Seestraße, Segel-Club Syburg e. V. Dortmund, Kanu-Club Hagen 1953 e. V. und Freier Sportverein Dortmund 1898 (FS 98). Für die Sicherheit auf dem Wasser sorgen die DLRG-Gruppen des Bezirks Dortmund (Wasserrettungswache an der Hengsteystraße) und der OG Hagen (Wasserrettungswache an der Seestraße).

Eine zugewucherte Slipanlage, 2008

Aufgrund der teilweise geringen Wassertiefe (an einigen Stellen unter 50 cm) und vor allem aufgrund der sommerlichen Massenvermehrung der Wasserpest (Elodea) seit Ende der 1990er Jahre ist der Wassersport auf dem Hengsteysee stark eingeschränkt.[5]

Sonstiges

Die Bauarbeiten für den See und die über den See führende Straßenbrücke begannen im Jahr 1926. Bereits 1927 stürzte die Brücke noch im Bauzustand ein.[6]

Mitten im Hengsteysee, ungefähr 150 Meter südlich des Kraftwerks, befinden sich Reste des alten Schlosses Niedernhofen der Herren von Ovelacker.[7]

Auf einer Insel im See gegenüber dem Seeschlösschen am Nordufer, auch als Funkenburg bekannt, steht der Mäuseturm, der vor Errichtung des Stausees Brückenkopf einer Fußgängerhängebrücke über der Ruhr war.[7] Das Seeschlösschen, zur Zeit seiner Errichtung Villa Niedernhofen genannt, wurde durch den Schraubenfabrikanten Wilhelm Funke erbaut. Hieraus leitet sich der Name Funkenburg ab. Der Mäuseturm war seiner Zeit nicht nur Teil des Brückenkopfes, sondern Bestandteil eines Gebäudes, in welchem der bedienstete Kutscher der Familie Funke lebte und sich Pferdeställe und Wagenremise befanden.[8]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://www.personenschifffahrt-hengsteysee.de/
  2. https://ruhrverband.de/fileadmin/pdf/wissen/Wasserqualitaet/Saprobie_2021.pdf
  3. https://ruhrverband.de/wissen/forschung-entwicklung/sicheres-baden-in-der-ruhr/
  4. Seglergemeinschaft Hengsteysee e. V.
  5. Flachseen-Forschung in Deutschland: Massenentwicklung von Wasserpflanzen in den Ruhrstauseen (Memento vom 2. Januar 2010 im Internet Archive)
  6. Hinweis in: Richard Althaus: Hagen in alten Bildern. Bd. 2, Gummersbach 1978, S. 155.
  7. a b Das versunkene Schloss im Hengsteysee. In: Aktive Senioren, Ausgabe 51, Schwerte 2001, Archivierte Kopie (Memento desOriginals vom 23. März 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.as.citynetz.com
  8. http://www.hagen-eckesey.de/hengsteysee.htm

Weblinks

Commons: Hengsteysee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Hengsteysee – Reiseführer

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Positionskarte Nordrhein-Westfalen, Germany. Geographische Begrenzung der Karte:
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Schmales Hinweisschild auf den Hauptstrecken der Route der Industriekultur
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Das Wassermuseum Aquarius bei Nacht.
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MS „Freiherr vom Stein“ auf dem Hengsteysee (Ruhr) vor der Anlegestelle Schiffswinkel, Herdecke, Nordrhein-Westfalen, Deutschland.
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Herbststimmung am Hengsteysee, Blick von der Ruhrbrücke Dortmunder Straße nach Nordwesten zum Klusenberg (Dortmund)
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Panorama des Hengsteysees, der zwischen Dortmund, Hagen und Herdecke liegt, von der Hohensyburg aus fotografiert
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Massenbestand von Elodea canadensis und Elodea nuttallii auf dem Hengsteysee (Ruhr), Nordrhein-Westfalen, Deutschland. Ausflügler mit Tretbooten am Rande des großen Wasserpestbestands vor dem Koepchenwerk am Herdecker Ufer.
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RWE Koepchenwerk, Hengsteysee
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Die Villa Funke (Funkenburg) am Hengsteysee, Herdecke
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Blick vom Syberg in Dortmund nach Südosten (Richtung Stadtgebiet Hagen) über die Mündung der Lenne in die Ruhr (mit Eisenbahnbrücke) sowie das Ostbecken des Hengsteysees (rechts)
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unbekannt

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Villa Niedernhofen mit Brücke über den Fluss Ruhr um 1900. Der rechte Brückenkopf steht heute im Hengstysee und ist unter dem Namen "Mäuseturm" in der Region bekannt.

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Niedrigwasserstand (am frühen Morgen) des Hengsteysees (Ruhr) am Laufwasserkraftwerk Hengstey, Hagen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland. Gut sichtbar ist am Ufer die durch den Betrieb des Koepchenwerks bedingte Differenz zum höheren Tageswasserstand.
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Stauseen im Lauf der Ruhr
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Die Wasserpest (Elodea spec.) in den Stauseen an der Ruhr hat im Sommer 2008 dramatische Ausmaße angenommen. Hengsteysee, zugewucherte Slipanlage.