Helm (Architektur)
Als Helm (auch „Turmhelm“, „Helmdach“ oder „Dachhelm“) bezeichnet man in der Architektur eine spitze Dachform bei Türmen polygonalen, mitunter auch quadratischen Grundrisses.[1] Diese Dachform ist häufig bei Kirchtürmen anzutreffen.
Turmhelme mit pyramidenförmiger Grundform werden von Turmhauben mit einem geschwungenen, glockenförmigen Aufbau unterschieden. Mischformen sind verbreitet.
Turmhelme haben durch ihre Höhe eine besondere ästhetische Bedeutung für die Silhouette von Städten. Die architektonische Gestaltung des Turmhelms kann höchst unterschiedlich ausfallen. Häufig gibt es an der Spitze einen Kaiserstiel als Träger der Kirchturmbekrönung.
Konstruktionen
Das Helmdach sitzt traditionell auf einem massiven steinernen Turmschaft. Im Gegensatz zum Turmschaft hat das Helmdach meist einen leichten hölzernen Dachstuhl in Zimmermannskonstruktion oder ein Tragwerk aus Stahl. Die Dacheindeckung erfolgte häufig mit Blei- oder Kupferblech, Dachschiefer, Schindeln oder Dachziegeln.
Gelegentlich wurden Turmhelme auch aus Naturstein ausgeführt (z. B. Südturm der Kathedrale von Chartres, um 1160, Höhe 105 m), später auch durchbrochen mit gotischem Maßwerk (z. B. Turm des Freiburger Münsters, um 1330, Höhe 116 m oder der außergewöhnliche Turm des Brüsseler Rathauses, um 1455, Höhe 95 m).
Schäden
Turmhelme sind starkem Winddruck ausgesetzt, die sogar zu einer Verdrehung führen können – Beispiele dafür sind die Turmhelme von St. Clemens in Mayen oder von St. Pankratius in Kaisersesch.
Blitzeinschläge infolge der exponierten Lage führten in der Vergangenheit häufig zu Bränden der Holzkonstruktion im Innern, die durch die schlechte Zugänglichkeit kaum zu löschen waren. Heute sind nahezu alle Helme durch Blitzableiter geschützt. Brände entstehen gelegentlich bei Dachdeckerarbeiten.
Gestaltung
In einigen Fällen nimmt der Helm annähernd zwei Drittel der Gesamthöhe des Turmes ein. Beispiele dafür sind der Turm der St.-Michaelis-Kirche in Hamburg und der Turm der Petrikirche in Riga.
Im Barock entstand der Zwiebelhelm mit haubenähnlicher Form. Diese Dachform wurde vor allem in Süddeutschland und Österreich gebaut. Zuerst findet man sie bei den Türmen der Frauenkirche in München.
Rheinischer Helm in St. Castor, Koblenz
Klassische gotische Oktogon-Turmhelme krönen die Lübecker Marienkirche
Kupfergedeckte gotische Turmhelme (links) und welsche Hauben (Zwiebeltürme) (rechts), Naumburger Dom
Welsche Hauben auf der Jesuitenkirche in Wien
Großer Turmhelm, (Hamburger St.-Michaelis-Kirche)
Weitere Dachformen
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Günther Binding, Hans Koepf: Bildwörterbuch der Architektur. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-520-19406-0.
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Turm von St. Michaelis in der Hamburger Neustadt.
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Koblenz - Die Basilika St. Kastor mit dem Kastorbrunnen
Hölzener Rohbau des Turmhelms für das neue Primarſchůlhauß von Baſſersdorff vor der Werckſtatt des Zimmermanns Johann Jakob Vetter (dritter von rechts, mit dem Meter-Stabe) an der Baltenſchwylerſtraß.
Шпіль царквы Святога Петэра. Ззаду — шпіль Домскага сабора.
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Die Universitätskirche bzw. neue Jesuitenkirche am Dr.-Ignaz-Seipel-Platz neben der alten Universität im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt.
Die Kirche wurde an der Stelle einer Kapelle um 1625 errichtet und erhielt ihre heutige Gestalt Anfang des 18. Jahrhunderts, indem unter anderem die Türme errichtete und neu fassadiert wurde. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 ging die Kirche in den Besitz des Staates über. Nach der Wiederzulassung (1814) sind seit 1856 wieder Jesuiten in der Kirche tätig.
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Marienkirche zu Lübeck
Es ist Teil der Denkmalliste von Lübeck.