Heinz Weisener

Heinz Weisener (* 16. März 1928; † 7. April 2005 in Hamburg) war ein deutscher Architekt und Fußballfunktionär. Von 1990 bis 2000 war er Präsident des Hamburger Vereins FC St. Pauli. Weisener durchlief eine Maurerlehre und wurde dann Architekt. Sein Architekturbüro war in der Hansastraße in Hamburg-Rotherbaum ansässig.[1]

Bauten und Entwürfe (Auswahl)

  • 1973: Wohnkomplex Eiffestraße in Hamburg[2]
  • 1996: Treffpunkt Geißenweide in Berlin
    Es handelt sich um einen von Weisener selbst finanzierten Gebäudekomplex mit 200 Wohnungen und Gewerbeflächen, dessen Baukosten mit 22,5 Millionen Euro angegeben sind.[3]
  • 1999–2005: In Berlin führte der Architekt etliche Wohnprojekte im Entwicklungsgebiet Alter Schlachthof aus. Auf eigens durch sein Büro Weisener KG erworbenen Grundstücken realisierte er die ersten Stadthäuser.[4]
  • 2000: Gewerbezirkel Fangdieckstraße in Hamburg
    Im Auftrag einer Beratungsfirma für 9,2 Millionen Euro fertiggestellt.[3]
  • 2001: Pläne für ein Löwenstadion der Zukunft für den Sportclub TSV 1860 München, die 2009 veröffentlicht wurden.[5][6]

Sein Lieblingsprojekt, den Neubau des Stadions am Millerntor, konnte Weisener jedoch nicht verwirklichen.

Fußballengagement

Weisener war ab 1981 Mitglied des FC St. Pauli, ab 1984 war stellvertretender Vorsitzender,[1] ehe er im Februar 1990 ins Amt des Vorsitzenden gewählt wurde. Den Verein plagten zu dieser Zeit rund 5,5 Millionen D-Mark Schulden. Am Tag seines Amtsantritts kündigte Weisener an, den Verein „transparenter und demokratischer“ führen zu wollen.[7] Unter seiner Leitung gelang es, die Schulden zeitweise weitgehend abzubauen. Gegenüber dem millionenschweren Architekten und CDU-Mitglied[8] aus dem wohlhabenden Stadtteil Hamburg-Harvestehude bestand bei Teilen der Anhänger- und Mitgliederschaft zunächst Skepsis,[9] auch weil er gemeinsam mit seinem Vorgänger Otto Paulick federführend Pläne eines Umbaus des Millerntorstadions zu einem Sport- und Erlebniszentrum geschmiedet hatte, die Ende der 1980er Jahre wegen des Widerstands von Anhängern und Anwohnern verworfen wurden.[10] Von den Fans wurde er „Papa Heinz“ genannt, Weisener war der Prototyp eines Vereinspatriarchen,[11] ein Teil der Vereinsmitarbeiter warf ihm vor, ein Alleinherrscher gewesen zu sein und das Versprechen einer transparenten und demokratischen Amtsführung nicht eingehalten zu haben.[12] Ihm wurde zudem die hohe Anzahl an personellen Wechseln im Traineramt und in der Geschäftsführung zur Last gelegt.[13] In seine Amtszeit fiel der Bundesliga-Aufstieg 1995, zu diesem Zeitpunkt war der Verein laut Weisener „so gut wie schuldenfrei“.[14] Doch während seiner Amtszeit verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage des Vereins wieder.[15]

Mehrfach rettete er seinen Klub durch Zuschüsse aus seinem Privatvermögen vor dem drohenden Ruin. Als dem Verein 1999 die Teilnahmeberechtigung an der 2. Bundesliga verweigert wurde, bürgte Weisener für ein Darlehen in Höhe von sieben Millionen D-Mark, letztlich wurde die Lizenz dann doch unter Auflagen erteilt.[16] Weisener geriet wegen der wieder deutlich verschlechterten wirtschaftlichen Lage des Vereins und des von ihm mehrmals angekündigten, aber in seiner Amtszeit nie umgesetzten Stadionausbaus stark in die Kritik.[17] Seiner Aussage nach habe er „bis an die Grenze des Vertretbaren in den Verein investiert“.[1] Insgesamt steckte Weisener rund zehn Millionen D-Mark seines Vermögens in den Verein,[18] andere Quellen sprechen von rund 20 Millionen Mark.[8] Er nannte den FC St. Pauli „meine Geliebte“.[19] Bei seinem Abschied im Oktober 2000 belasteten den Verein rund 1,5 Millionen D-Mark Schulden.[1] Einige Monate nach Weiseners Rücktritt stieg St. Pauli völlig unerwartet in die 1. Bundesliga auf.

Weisener war viermal verheiratet und hatte fünf Kinder.[1] Sein Sohn Götz war bis Februar 2001 beim FC St. Pauli für die Vermarktung zuständig.[20] Heinz Weisener starb an einer Lungenkrankheit.[13] Im Nachruf des Vereins wurde er vom damaligen Präsidenten Corny Littmann als „herausragende Persönlichkeit“ und „Vaterfigur“ bezeichnet.[21]

Einzelnachweise

  1. a b c d e „Ich war nie machtsüchtig“. In: Hamburger Abendblatt. 21. Oktober 2000, abgerufen am 4. Oktober 2020.
  2. [1]@1@2Vorlage:Toter Link/www.antan.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Details zum Wohnprojekt Eiffestraße, abgerufen am 31. Januar 2011
  3. a b Homepage einer Consulting Firma mit einer Liste von Referenzobjekten, u. a. Werke von Heinz Weisener (Memento des Originals vom 19. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gt-consult.de
  4. Information des Berliner Senats zu den Arbeiten im EGAS zwischen 1999 und 2007; abgerufen am 31. Januar 2011 (Memento des Originals vom 4. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadtentwicklung.berlin.de (PDF; 2,9 MB)
  5. Kurzinfo und Modelle des Grünwalder Stadions (Löwenstadion) auf merkur-online.de. Abgerufen am 31. Januar 2011
  6. [2]@1@2Vorlage:Toter Link/www.muenchenarchitektur.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Modellansicht des Stadions auf Münchenarchitektur.com
  7. Abschied von einer Geliebten. In: Hamburger Abendblatt. 20. Februar 1990, abgerufen am 2. April 2022.
  8. a b wl: "Papa Heinz" ist tot - St. Pauli trauert um Ex-Chef Weisener. In: DIE WELT. 8. April 2005 (welt.de [abgerufen am 4. Oktober 2020]).
  9. Abschied des „Großen Otto“. In: Die Tageszeitung: taz. 21. Februar 1990, ISSN 0931-9085, S. 14 (taz.de [abgerufen am 4. Oktober 2020]).
  10. Jan Feddersen: Kein Disneyland auf dem St.-Pauli-Kiez. In: Die Tageszeitung: taz. 11. April 1989, ISSN 0931-9085, S. 5 (taz.de [abgerufen am 4. Oktober 2020]).
  11. Nachruf auf Heinz Weisener im Hamburger Abendblatt vom 9. April 2005
  12. FK: Heinz Weisener tot: Der Vater des FC St. Pauli. In: Die Tageszeitung: taz. 9. April 2005, ISSN 0931-9085, S. 25 (taz.de [abgerufen am 4. Oktober 2020]).
  13. a b Werner Langmaack: "Papa Heinz", der glücklose Patriarch und Mäzen. In: DIE WELT. 28. Mai 2010 (welt.de [abgerufen am 4. Oktober 2020]).
  14. Wir sind lieber ein Kleiner von den Großen. In: Hamburger Abendblatt. 19. Juni 1995, abgerufen am 2. April 2022.
  15. Keine Lizenz für FC St. Pauli. In: Hamburger Morgenpost. 17. April 1999, abgerufen am 4. Oktober 2020.
  16. DER SPIEGEL: 2.Bundesliga: Auch St. Pauli erhält Lizenz - DER SPIEGEL - Sport. Abgerufen am 4. Oktober 2020.
  17. St. Paulis Präsident steckt im Chaos - und hat seine Glaubwürdigkeit verloren: Was nun, Herr Weisener? 9. Februar 2000, abgerufen am 4. Oktober 2020 (deutsch).
  18. Das Ende einer Ära. Hamburger Abendblatt, 21. Oktober 2000, abgerufen am 4. Oktober 2020.
  19. DER SPIEGEL: Trauer bei St. Pauli: Ex-Präsident Weisener ist tot - DER SPIEGEL - Sport. Abgerufen am 4. Oktober 2020.
  20. Hamburger Abendblatt: Götz Weisener fristlos gekündigt. 21. Februar 2001, abgerufen am 4. Oktober 2020 (deutsch).
  21. n-tv NACHRICHTEN: "Papa Heinz" ist tot. Abgerufen am 4. Oktober 2020.