Heinz Mohl

Heinz Konrad Martin Mohl (* 18. März 1931 in Hechingen, Hohenzollernsche Lande; † 12. November 2023 in Karlsruhe[1]) war ein deutscher Architekt und Hochschullehrer.

Heinrich-Hübsch-Schule, Karlsruhe (Foto 2012)

Leben

Neues Rathaus, Rottweil (Foto 2014)

Mohl besuchte Schulen in Hechingen und Konstanz, wo er 1951 das Abitur am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium ablegte. Zwischen 1951 und 1957 studierte er Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe bei Otto Haupt, Otto Ernst Schweizer und Egon Eiermann. 1957 folgte ein einjähriges 1958 Stipendium an der Universität Florenz, um dann als Assistent von Otto Haupt nach Karlsruhe zurückzukehren.[2]

Zwischen 1962 und 1967 war er Regierungsbaumeister (Assessor) in der staatlichen Bauverwaltung. 1967 war er für vier Jahre Assistent an der Universität Karlsruhe, diesmal bei Werner Dierschke, dessen Lehrstuhl für Gebäudelehre und Entwerfen er von 1972 bis 1974 vertrat. In den Jahren von 1974 bis 1996 lehrte er als Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, zunächst als Leiter einer Klasse für Allgemeine künstlerische Ausbildung (Umweltgestaltung), ab Sommersemester 1981 als Leiter einer Entwurfsklasse für Architektur (Nachfolge Erwin Heinle), ebenfalls im Studiengang Innenarchitektur und Möbeldesign.[3]

1977 wurde Heinz Mohl mit dem erstmals verliehenen Deutschen Architekturpreis für das von ihm entworfene Kaufhaus Schneider in Freiburg ausgezeichnet, und im gleichen Jahr erhielt er die Karlsruher „Weinbrenner-Plakette“ für in der Stadt geplante und ausgeführte Reihenhausgruppen.[4]

1987 und 1988 war er für einige Monate Ehrengast der Villa Massimo in Rom. 1995 veranstaltete das Badische Landesmuseum eine Ausstellung über das Schaffen Heinz Mohls.

1998 übergab er den Großteil seiner Pläne, Skizzen, Akten und Fotos – zusammen rund 50.000 Stück – als geschlossenen Bestand unter dem Namen Fondation Heinz Mohl dem Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau (SAAI) an der Universität Karlsruhe.

Mohls Werkverzeichnis umfasst 248 Nummern, wobei mindestens 42 weitere Entwürfe nicht berücksichtigt sind. Einige seiner Bauten und Entwürfe standen bereits zu Lebzeiten unter Denkmalschutz.[5][6][7][8][9][10][11][12][13][14][15][16]

Heinz Mohl lebte und arbeitete in Karlsruhe und im Tessin.

Architekturauffassung

Mensa der Universität Karlsruhe (Foto 2013)

In Abkehr von der rein funktionellen Konzeption Egon Eiermanns strebt Mohl nach einer ausdrucksvollen und vielfältigen Architektur. Hierbei trifft er sich mit Oswald Mathias Ungers. Er verwendet gerne komplexe Strukturen, große Volumina, überraschende Raumwirkungen und stark kontrastierende Materialien. Dessen ungeachtet sind seine Bauten niemals nur auf sich selbst bezogen, sondern nehmen trotz aller Modernität auf das städtische Umfeld Rücksicht.

Im Jahre 1995 ließ Heinz Mohl verlauten:

„Die ausschließlich auf Wissenschaft aufgebaute Lebenswelt, die Welt des instrumentalen Denkens gilt als ‚ideologische‘ Basis (Max Weber – Die protestantische Ethik) für den ungeheuerlichen Fortschritt in allen dem linearen Denken zugänglichen Ebenen.

Dieses Denken führte von Mitteleuropa ausgehend nicht nur zur Überwindung von Not, es führte zu materiellem Überfluß, es führte jedoch auch durch die Blindheit vor der Ordnung des Herzens zu das Wesen des Menschen verrückenden Strukturen.

In der Architektur ist, vor dem Hintergrund der Linearität des damaligen Denkens, der Fehler gemacht worden, die Denkströmungen ebenfalls linear zu interpretieren; es entstand nicht zufällig, wieder von Mitteleuropa ausgehend, die sogenannte ‚Klassische Moderne‘, eine ungeheuerliche Vereinfachung der Übersetzung theoretischer Grundströmungen in Zeichencodes.

Neue weitergedachte (nicht) lineare Denkmuster werden heute in fraktale geometrische Muster transformiert. Die Zeichengebärde dieser ebenfalls falsch übersetzten geistigen Strömung muß als Mißverständnis gewertet werden, sie gleicht einer Gratwanderung zwischen Chaos und Ordnung.

Ein Paradigmawechsel zur Ordnung des Herzens, zur Menschlichkeit, zur Fähigkeit zu fragen, zu neuer Einfachheit ist nicht nur am Horizont zu erkennen, er ist bereits eingeläutet.“[17]

Bauten – Auswahl

Kreissparkasse, Ravensburg (Foto 2008)

Auszeichnungen und Preise

Ehemaliges Kaufhaus Schneider, Freiburg (Foto 2019)

Schüler

Ausstellungen

Schriften

  • Heinz Mohl: Buildings and Projects. Edition Axel Menges, Stuttgart 1994, ISBN 3-930698-00-5.

Literatur

  • Die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: eine Selbstdarstellung. Hrsg.: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Red.: Bernd Rau. Stuttgart: Edition Cantz, 1988, ISBN 3-89322-005-4, S. 192–195.
  • Städtische Galerie Neunkirchen, Nicole Nix-Hauck (Hrsg.): Schenkung Wolfgang Kermer: Bestandskatalog. Neunkirchen 2011, ISBN 978-3-941715-07-3, S. 114–115.
  • Die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Realisierte von Studierenden der Klasse Hans-Georg Pospischil. Illustrationen: Heinz Edelmann. Red.: Gabriele Merkes. Stuttgart: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, 1995, S. 51.
  • Wolfgang Kermer: Die Professoren der Fachgruppen Grafik-Design, Innenarchitektur und Design: Ade, Brudi, Bruse, Franz, Heinle, Henning, Jacki, Klink, Kröplien, Lehmann, Mohl, Stadelmaier, Stemshorn, Votteler, Weidemann, Witzemann, Wollner. Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Stuttgart 1981, S. 51–55.
  • SAAI (Hrsg.), Gerhard Kabierske: Die Fondation Heinz Mohl. (= Notizen aus dem Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau an der Universität Karlsruhe, Band 7.) Karlsruhe 1998. (online als PDF-Dokument mit ca. 1 MB)

Weblinks

Commons: Heinz Mohl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ulrich Coenen: Rebell gegen Tristesse der Moderne: Heinz Mohl ist gestorben. In: Badische Neueste Nachrichten, 16. November 2023, abgerufen am 16. November 2023.
  2. Die "Fondation Heinz Mohl" im SAAI. Abgerufen am 20. September 2020 (deutsch).
  3. Wolfgang Kermer: Daten und Bilder zur Geschichte der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Stuttgart: Edition Cantz, 1988 (= Verbesserter Sonderdruck aus: Die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: eine Selbstdarstellung. Stuttgart: Edition Cantz, 1988), o. P. [14], [16].
  4. Akademie-Mitteilungen 8 / Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart / Für die Zeit vom 1. Juni 1976 bis 31. Oktober 1977. Hrsg. von Wolfgang Kermer. Stuttgart: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, März 1978, S. 108.
  5. Heinrich-Hübsch-Schule. In: Datenbank der Kulturdenkmale Karlsruhe. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 17. November 2023.
  6. Staatliche Kunsthalle. In: Datenbank der Kulturdenkmale Karlsruhe. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 17. November 2023.
  7. Waldhornstr. 49, Stadthaus im Dörfle. In: Datenbank der Kulturdenkmale Karlsruhe. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 17. November 2023.
  8. Landeskreditbank. In: Datenbank der Kulturdenkmale Karlsruhe. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 17. November 2023.
  9. Vierjahreszeitenbrunnen. In: Datenbank der Kulturdenkmale Karlsruhe. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 17. November 2023.
  10. Elsa-Brandström-Str. 14 und 16, Durlach. In: Datenbank der Kulturdenkmale Karlsruhe. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 17. November 2023.
  11. Haus Schönberger, Durlach. In: Datenbank der Kulturdenkmale Karlsruhe. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 17. November 2023.
  12. Reihenhausgruppe Heinrich-Weitz-Str., Straße des Roten Kreuzes, Durlach. In: Datenbank der Kulturdenkmale Karlsruhe. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 17. November 2023.
  13. Pfistergrund 25, Durlach. In: Datenbank der Kulturdenkmale Karlsruhe. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 17. November 2023.
  14. Reihenhausgruppe im Bergwald. In: Datenbank der Kulturdenkmale Karlsruhe. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 17. November 2023.
  15. Atelierhaus Horst Antes. In: Datenbank der Kulturdenkmale Karlsruhe. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 17. November 2023.
  16. Einfamilienhaus Elbinger Str. 13, Waldstadt. In: Datenbank der Kulturdenkmale Karlsruhe. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 17. November 2023.
  17. Die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Realisiert von Studierenden der Klasse Hans-Georg Pospischil. Illustrationen: Heinz Edelmann. Stuttgart: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, 1995, S. 51. - Die Schreibweise des Textes entsprechend der Vorlage.
  18. Akademie-Mitteilungen 8 / Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart / Für die Zeit vom 1. Juni 1976 bis 31. Oktober 1977. Hrsg. von Wolfgang Kermer. Stuttgart: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, März 1978, S. 108.

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