Heft (Griffstück)

Raspel mit Holzheft

Mit dem Begriff Heft oder Gehilz (auch Gehilze, Hilze, Griffhilze)[1] wird der früher meist aus Holz bestehende Griff von Blankwaffen und einigen Handwerkzeugen bezeichnet. Er nimmt z. B. den Erl (Angel) auf.

Werkzeuge

Video: Herstellung des Heftes durch einen Heft- und Schalenschneider, 1989

Werkzeuge mit Heft sind unter anderem Messer, Feilen (Feilenhefte), Raspeln, Beitel oder Reißnadeln. Im 19. Jahrhundert entstand im Zuge der Industrialisierung und Spezialisierung der Beruf des Heft- bzw. Schalenschneiders. Diese fertigten Hefte aus Holz etwa für die Schneidwarenindustrie.

Auch heutzutage bestehen Hefte häufig noch aus Holz, oft aber auch (etwa bei Messern) aus Kunststoff. Bei hochwertigem Werkzeug sind die Hefte meist austauschbar und können daher bei Bedarf, etwa bei losem Sitz, erneuert werden.

Waffen

Schwert-, Messer- und Dolchgriffe
Gefäß eines Rapiers, bestehend aus Heft, Knauf, Parierstange und Korb

Waffen mit Heft sind Klingenwaffen und die meisten Schlagwaffen. Das Heft ist ein Teil des Gefäßes. Das Gefäß gibt es in vielen Ausführungen vom Heft mit einfachem Knebel, der ein Abrutschen der Hand auf die Klinge verhindern soll, zum Korbgefäß, welches die Hand fast komplett umschließt. Bei vielen Waffen wurde der hintere Abschluss als relativ schwerer Knauf ausgeführt, einerseits zum besseren Ausbalancieren der Klinge, andererseits als Schlaginstrument.

Die Griffoberflächengestaltung soll neben der zu erzielenden dekorativen Wirkung auch einen guten Halt einer Griffwaffe in der Hand gewährleisten:[2]

  • gegliedert: die Oberfläche wird durch waagerecht umlaufende Absätze oder Wulste unterbrochen
  • geschwellt: ein zylindersymmetrischer Griff mit dem größten Querschnitt etwa in der Mitte, der zu den Enden hin abnimmt, oder ein asymmetrischer Griff mit verdickter Mittelpartie an der Vorderseite
  • gewunden: ein Wulst läuft spiralförmig die Oberfläche entlang
  • gerippt: die Oberfläche ist mit kleinen Rippen aufgeraut
  • kordeliert: die Oberfläche ist schräggerautet („Fischhaut“)

Die grundlegenden Griffformen sind[2] (die Nummern entsprechen der Nummern in der Abbildung):

Symmetrische Griffe

  1. Schwert-, Degen- und Dolchgriff
  2. Schwert-, Degen- und Dolchgriff, aber geschwellt
  3. Schwert-, Degen- und Dolchgriff, aber gegliedert
  4. Schwert-, Degen- und Dolchgriff, aber gewunden

Asymmetrische Griffe

  1. Säbelgriff
  2. Säbelgriff, aber geschwellt
  3. Messergriff, durchgehende Angel, aufgenietet

Hiervon stammt auch die Redewendung „Das Heft in der Hand haben“.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. GEHILZ, n. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
  2. a b Gerhard Seifert: Fachwörter zur Blankwaffenkunde. Selbstverlag, Haiger 1981, OCLC 635357001. Online auf seitengewehr.de (Memento vom 13. Januar 2012 im Internet Archive)

Auf dieser Seite verwendete Medien

Griffe.jpg
Autor/Urheber: MittlererWeg, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Typen der Griffe (Schwert, Dolch, Messer)
Rapiere-Morges-1.jpg
Autor/Urheber: Rama, Lizenz: CC BY-SA 2.0 fr
Griff eines Rapiers mit Querstange und Korb. Damaststahl, Silber. Zwischen 1580 und 1600. Mit Nachbildung einer abgebrochenen Klinge.
Raspel Baiter.jpg
Autor/Urheber: Simon A. Eugster, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Raspel von Baiter
Solinger Schneidwarenindustrie. Der Heft- und Schalenschneider.webm
(c) Alltagskulturen im Rheinland, CC BY 3.0
Solinger Schneidwarenindustrie. Der Heft- und Schalenschneider

Wiescheid / Langenfeld 1989 – 26 min Aufnahme/Schnitt/Kommentar: Ayten Fadel

Bis in die 60er Jahre hinein wurden Messerhefte aus Holz für die Solinger Schneidwarenindustrie in gewerblicher Heimarbeit gefertigt. Im letzten Kotten von Alt-Wiescheid wird gezeigt, wie ein Messerheft entsteht: vom Holzsägen über das Fräsen und Formen des Heftes mit Hilfe der Schablone bis hin zum Polieren des Rohlings mit Wachskugeln.