Hatay (Provinz)

Hatay
Nummer der Provinz:31
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Landkreise
Basisdaten
Koordinaten:36° 26′ N, 36° 10′ O
Provinzhauptstadt:Antakya
Region:Mittelmeerregion
Fläche:5.524 km²
Einwohnerzahl:1.659.320[1] (2020)
Bevölkerungsdichte:300,4 Einwohner/km²
Politisches
Gouverneur:Rahmi Doğan[2]
Sitze im Parlament:10
Strukturelles
Telefonvorwahl:0326
Kennzeichen:31
Website
www.hatay.gov.tr (Türkisch)

Hatay (arabisch هاتاي) ist eine Provinz im Süden der Türkei. Ihre Hauptstadt ist Antakya, das frühere Antiochia. In den heutigen Grenzen zählt sie mit 5.524 km² zu den kleineren Provinzen des Landes, ist aber eine der am dichtesten besiedelten (300 Einwohner pro km²) und mit mehr als anderthalb Millionen Einwohnern auch eine der bevölkerungsstärkeren (Stand 2016).

Das Gebiet von Hatay, bis Ende der 1930er Jahre im Westen Sandschak Alexandrette genannt, bildet heute den geographisch südlichsten Teil der Türkei und liegt zwischen der Mittelmeerküste im Westen und der syrischen Grenze im Osten. Die wichtigsten Städte sind İskenderun und Antakya.

Geographie

46 % der Fläche sind Berge, 33 % Täler und 20 % Plateaus. Die wichtigste Gebirgskette ist das Nurgebirge in Nord-Süd-Richtung. Es ist auch unter den Namen Gavur- oder Amanosgebirge bekannt. Der höchste Gipfel ist der Mığır Tepe mit 2240 m. Andere hohe Berge sind der Ziyaret Dağ und der Keldağ mit 1739 m (arabisch جبل الأقرع, DMG Ǧabal al-Aqraʿ, lateinisch Casius).

Der wichtigste Fluss ist der Asi, auch bekannt unter den griechischen Namen Orontes. Er entspringt im Libanon und fließt über Syrien im südlichen Hatay in der Nähe von Samandağ ins Mittelmeer.

Wichtige Seen sind Gölbaşı und Yenişehir Gölü. Der Amik-See ist in den 1970er Jahren ausgetrocknet und wird heute als Landwirtschaftsfläche genutzt.

Das Amik-Tal ist das bedeutendste Tal in Hatay. Andere Täler sind Dörtyol, Arsuz, Payas, İskenderun und Erzin.

Verwaltungsgliederung

Hatay ist seit 2012 als Großstadt (Büyükşehir belediyesi) organisiert. Im Zuge der Verwaltungsreform 2013/2014 wurden in allen Bezirken (İlçe) gleichnamige Gemeinden (Belediye) gebildet, die Gliedkommunen der Großstadtkommune Hatay sind. Alle anderen Gemeinden wurden aufgelöst. Somit sind die 15 İlçe gleichzeitig staatliche Verwaltungsbezirke und flächenidentische Kommunen, jede davon gliedert sich in Stadtviertel/Ortsteile (Mahalle). Insgesamt gibt es in der Provinz 593 davon. Ein Muhtar ist in jedem Mahalle der oberste Beamte. Bei der Verwaltungsreform wurde auch das Gebiet um Antakya (einschließlich der Stadt Antakya selbst), dessen staatliche Verwaltung bis dahin dem Gouverneur direkt unterstellt war (Hatay Merkez) als İlçe Antakya unter der Leitung eines Kaymakam und als Gemeinde Antakya organisiert.

interner Kreis-Code1İlçeFläche in km²2Bevölkerung am 31.12.20203Anzahl der MahalleSex Ratio Frauen auf 1000 Männer4Bevölkerungsdichte (Einw. je km²)Gründungsdatum56
Gesamtmännlichweiblich
1131Altınözü39260.58930.88729.70248961,6154,61945
2080Antakya703389.377194.966194.41195997,2553,92012
2081Arsuz46297.21749.67847.53938956,9210,42012
1887Belen18433.89616.98616.91019995,5184,21990
2082Defne155160.06678.78181.285371031,81.032,72012
1289Dörtyol342127.39963.98363.41615991,1372,51909
1792Erzin25841.76920.97620.79320991,3161,91987
1382Hassa52057.36129.31428.04739956,8110,31939
1413İskenderun247250.964125.665125.29945997,11.016,11939
1468Kırıkhan715119.02859.69859.33073993,8166,51939
1970Kumlu19313.4456.9406.50516937,369,71990
2083Payas15743.64722.05921.58812978,6278,02012
1585Reyhanlı367103.41752.30851.10947977,1281,81939
1591Samandağ384124.23760.64663.591421048,6323,51948
1721Yayladağı44536.90820.25916.64947821,882,91939
31 HATAY5.5241.659.320833.146826.174593991,6300,41939

Quellen

1 
interner Kreiscode des türk. Innenministeriums
2 
Fläche 2014[3]
3 
Bevölkerungsfortschreibung am 31. Dezember 2020[4]
4 
Geschlechterverhältnis: Anzahl der Frauen auf 1000 Männer (berechnet)
5 
PDF des Innenministeriums[5]
6 
Landkreise, die erst nach Gründung der Türkei (1923) gebildet wurden.

Bevölkerung

Hatay ist eine der kosmopolitischsten Provinzen der Türkei. Die Mehrheit der Provinz besteht aus türkischen Sunniten. Im Süden besteht die Mehrheit der Bevölkerung aus arabischen Alawiten (Nusairiern). In der Provinz leben auch arabische Christen (Orthodoxe und Katholiken). Im Landkreis Altınözü mit Tokaçlı, existiert das einzige größtenteils von arabischen Christen bewohnte Dorf der Türkei, deren Dialekt zum Nord-Levantinischen gehört. Im Norden leben auch sunnitische Kurden, die vermehrt aus Südostanatolien an die Mittelmeerküste übersiedelten. Außerdem existiert eine armenische Gemeinde in dem Dorf Vakıflı. Vakıflı ist das letzte armenische Dorf der Türkei.[6] Bis zum Erdbeben von 2023 lebten auch Juden in Antakya, die eine der ältesten jüdischen Gemeinden der Welt bildeten und nach dem Erdbeben evakuiert wurden.[7] Neben Türkisch hört man daher auch die arabische Sprache und die kurdische Sprache.

Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung

Nachfolgende Tabelle zeigt die jährliche Bevölkerungsentwicklung nach der Fortschreibung durch das 2007 eingeführte adressierbare Einwohnerregister (ADNKS). Zusätzlich sind die Bevölkerungswachstumsrate und das Geschlechterverhältnis (Sex Ratio d. h. die rechnerisch ermittelte Anzahl der Frauen pro 1000 Männer) aufgeführt. Der Zensus von 2011 ermittelte 1.472.282 Einwohner, das sind über 218.000 Einwohner mehr als zum Zensus 2000.[8]

JahrBevölkerung am JahresendeWachstumsrate der Bevölkerung (in %)Geschlechterverhältnis (Frauen auf 1000 Männer)Rang (unter den 81 Provinzen)
gesamtmännlichweiblich
20201.659.320833.146826.1741,8799213
20191.628.894817.998810.8961,18991
20181.609.856809.484800.3722,20989
20171.575.226790.209785.0171,29993
20161.555.165780.854774.3111,41992
20151.533.507769.131764.3760,90994
20141.519.836763.832756.0041,12990
20131.503.066756.248746.8181,31988
20121.483.674743.385740.2890,64996
20111.474.223741.695732.528−0,43988
20101.480.571756.196724.3752,22958
20091.448.418733.163715.2552,49976
20081.413.287708.579704.7081,95995
20071.386.224696.050690.174992

Volkszählungsergebnisse

Nachfolgende Tabellen geben den bei den 12 Volkszählungen dokumentierten Einwohnerstand der Provinz Hatay wieder. Die Werte der bis 1960 sind E-Books (der Originaldokumente[9]) entnommen, die Werte ab 1976 basieren aus der Datenabfrage des Türkischen Statistikinstituts TÜIK[10]

JahrZensusbevölkerungjährliches Wachstum (%)Rangstädtischer Anteilländlicher Anteil
TürkeiHatayAnteilabs.%abs.%
194017.820.950246.1381,383860.31524,50185.82375,50
194518.790.174254.1411,350,653665.99325,97188.14874,03
195020.947.188296.7991,423,363488.99529,98207.80470,02
195524.064.763363.6311,514,5026129.34135,57234.29064,43
196027.754.820441.2091,594,2721167.88538,05273.32461,95
196531.391.421506.1541,612,9420203.61040,23302.54459,77
197035.605.176591.0641,663,3617242.05240,95349.01259,05
197520.744.730744.1133,591,8411311.30741,84432.80658,16
198044.736.957856.2711,913,0110366.55042,81489.72157,19
198550.664.4581.002.2521,983,4111428.84542,79573.40757,21
199056.473.0351.109.7541,972,1512531.70747,91578.04752,09
200067.803.9271.253.7261,851,3013581.34146,37672.38553,63

Anzahl der Provinzen bezogen auf die Censusjahre:

  • 1940 bis 1950: 63 Provinzen
  • 1955: 67 Provinzen
  • 1960 bis 1985: 73 Provinzen
  • 1990: 73 Provinzen
  • 2000: 81 Provinzen

Geschichte

Die frühesten Spuren der Besiedelung durch den MenschenSteinwerkzeuge und bearbeitete Schneckengehäuse – sind rund 40.000 Jahre alt; sie wurden seit Anfang der 1990er-Jahre in der Üçağızlı-Höhle geborgen.

Französisches Mandatsgebiet in Syrien und dem Libanon. Oben links der Sandschak Alexandretta (frz.: Sandjak d’Alexandrette)

Das Gebiet der heutigen Provinz Hatay gehörte bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Osmanischen Reich. Es setzte sich aus zwei Unterbezirken (türk. kaza) zusammen, dem Unterbezirk Alexandrette und dem Unterbezirk Antiochia, die zum Vilayet Aleppo gehörten. Unter anderem diese beiden Unterbezirke wurden 1918 nach der Niederlage des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg von den Franzosen besetzt und im Anschluss unter der Bezeichnung Sandschak Alexandrette zusammengefasst. Nach dem Vertrag von Sanremo 1920 wurde das Gebiet durch Frankreich als Teil des Mandats Syrien verwaltet, blieb jedoch vom französischen Syrien getrennt und erhielt am 4. März 1923 die Autonomie.

Ursprünglich wollte Frankreich keinen geeinten syrischen Staat, sondern beabsichtigte eine Aufteilung in vier Staaten mit eigener Regierung, wobei religiöse und konfessionelle Gesichtspunkte eine Rolle spielen sollten. In Alexandrette sollten armenische Flüchtlinge aus ganz Kilikien zusammen mit der damaligen arabischen Bevölkerungsmehrheit sowie anderen Minderheiten eine Heimstätte erhalten.

Mit dem absehbaren Ende des französischen Mandates über Syrien verstärkte die Türkei ab 1936 ihre Forderungen nach einem Anschluss des Gebietes. Frankreich kam den türkischen Forderungen nach einer Loslösung vom syrischen Mandat entgegen, um die Türkei von einem Kriegseintritt auf Seiten der Achsenmächte abzuhalten.

Anschluss an die Türkische Republik

Die Flagge der Republik Hatay

Am 2. September 1938 wurde in İskenderun die unabhängige, aber kurzlebige Republik Hatay ausgerufen. Die Vereinigung mit der Türkischen Republik wurde vom Parlament des Staats Hatay am 29. Juni 1939 beschlossen. Frankreich, die damalige Mandatsmacht von Syrien und Libanon, hatte am 23. Juni 1939 dem Anschluss in einem Vertrag mit der Türkei zugestimmt. Seither bildet Hatay eine Provinz der Türkischen Republik.

Syrien erhebt bis heute Anspruch auf Hatay und die Provinz ist bis heute ein Streitpunkt zwischen Syrien und der Türkei. Dennoch gibt es (außer in Kriegszeiten) einen regen kleinen Grenzverkehr über die Grenze hinweg; Bewohner Hatays dürfen mit Tagesvisa problemlos nach Syrien, auch als Folge des Vertrags von 1939, einreisen. Der wirtschaftliche Austausch von Gütern zwischen den beiden Staaten läuft vorrangig über Hatay, wobei Syrien vorwiegend Agrarprodukte, die Türkei mehr Industrie- und gewerbliche Erzeugnisse liefert.

Erdbeben im Februar 2023

Die Provinz Hatay wurde vom Erdbeben in der Türkei und Syrien im Februar 2023 schwer getroffen, die Hauptstadt Antakya wurde zerstört.

Namensgebung

Der Name Hatay steht im Zusammenhang mit einer Veröffentlichung des Publizisten İsmail Müştak Mayakon. Dieser hatte Mitte der 1930er Jahre anhand der Existenz eines Dorfes Hetye und der sogenannten Hata-Türken, die er mit den Hethitern gleichsetzte, eine 4000-jährige Sesshaftigkeit von Türken in der Region Antakya und İskenderun behauptet. Das Provinzparlament beschloss daraufhin, den künftigen „Staat“ Hatay zu nennen.[11]

Literatur

  • Robert Fisk: The Great War For Civilisation The Conquest of The Middle East. 2005, ISBN 1-84115-007-X.
  • Gilquin Michel: D’Antioche au Hatay - L’histoire oubliée du Sanjak d’Alexandrette. 2000, ISBN 2-7384-9266-5.
  • Halil Gülbeyaz: Mustafa Kemal Atatürk. Vom Staatsgründer zum Mythos. Parthas-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-932529-49-9, S. 220 f.

In Franz Werfels Roman Die vierzig Tage des Musa Dagh werden der Völkermord an den Armeniern in der Umgebung des zur Provinz Hatay zählenden Berges Musa Dağı und der dortige armenische Widerstand unter der Führung von Moses Der Kalousdian literarisch verarbeitet.

Weblinks

Commons: Provinz Hatay – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hatay Nüfusu bei Nufusu.com, abgerufen am 13. Juli 2021
  2. Porträt des Gouverneurs auf der Website der Provinz Hatay
  3. Directorate General of Mapping İl ve İlçe Yüzölçümleri (Memento vom 8. Februar 2017 im Internet Archive; PDF; 0,25 MB)
  4. Hatay Nüfusu İl İlçe Nüfusu, abgerufen am 13. Juli 2021
  5. illeridaresi.gov.tr (PDF; 1,4 MB).
  6. Vakifli: Das letzte armenische Dorf in der Türkei. Qantara.de, abgerufen am 14. April 2023.
  7. Canan Topçu: Die Katastrophe im Südosten des Landes besiegelt auch das Ende jüdischen Lebens in der Stadt Antakya. Jüdische Allgemeine, 18. Februar 2023, abgerufen am 13. April 2023.
  8. Konya Nüfusu, abgerufen am 13. Juli 2021
  9. Bücherei des Türkischen Statistikinstituts TÜIK, abrufbar nach Suchdateneingabe
  10. Genel Nüfus Sayımları (Volkszählungsergebnisse 1965 bis 2000) abrufbar nach Auswahl des Jahres und der Region
  11. Klaus Kreiser: Kleines Türkei-Lexikon. München 1992, s.v. Hatay

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Karte des französischen Völkerbundmandats für Syrien und Libanon und der darin geschaffenen Staaten, 1922, auf Deutsch. Quellen:
  • Philip Shukry Khoury: Syria and the French Mandate. The Politics of Arab Nationalism, 1920–1945. Princeton University Press, Princeton 1987, ISBN 978-0-691-05486-5.
  • Naval Intelligence Division (Hrsg.): Syria (= Geographical Handbook Series. B.R. 513). Oxford University Press, Oxford 1943, S. 4
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Lage der Provinz XY (siehe Dateiname) in der Türkei.