Hassia Mineralquellen

Hassia Mineralquellen GmbH & Co. KG
RechtsformGmbH & Co. KG
Gründung1864
SitzBad Vilbel, Deutschland
LeitungDirk Hinkel, Andreas Dietzel, Oliver Natge und Stefan Müller
Mitarbeiterzahl1.289 (Konzern, 2016)[1]
Umsatz291,4 Mio. EUR (Konzern, 2016)[1]
BrancheGetränkeherstellung
Websitewww.hassia.com

Verwaltungsgebäude
Mineralbrunnenbetrieb am Vilbeler Festplatz
Lichtenauer Mandarine-Mango-Limonade

Die Hassia Mineralquellen GmbH & Co. KG ist ein deutscher Getränkehersteller mit Sitz in Bad Vilbel, Hessen. Hassia-Gruppe ist der Name, unter dem der Konzern in der Öffentlichkeit auftritt.[2] Das Unternehmen erzielte 2011 bei einem Gesamtabsatz von 780 Millionen Litern einen Umsatz von 242 Millionen Euro. 2017 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 246 Millionen Euro.[3] Hassia besteht aus sieben Tochtergesellschaften (Stammhaus Hassia Mineralquellen mit den Standorten Bad Vilbel und Rosbach, Lichtenauer Mineralquellen, Thüringer Waldquell, Glashäger Brunnen, Wilhelmsthaler Mineralbrunnen, Rapp’s Kelterei sowie Kumpf Fruchtsäfte) und beschäftigt 1200 Mitarbeiter an acht Produktionsstandorten.[4] Das Unternehmen hat 22 Gesellschafter, Anteile dürfen nur in der Familie weitergegeben werden.[5] Es ist hinter Gerolsteiner nach Absatz und Umsatz der zweitgrößte Marken-Mineralbrunnenbetrieb in Deutschland.[6]

Geschichte

Das Unternehmen geht auf den Gastwirt und Getränkehändler Johann Philipp Wilhelm Hinkel zurück, der im Jahr 1864 auf dem Familiengrundstück in der Frankfurter Straße 2 eine erste Quelle erschloss.[7] Sein Sohn Fritz Hinkel ließ das Unternehmen im Jahr 1900 als Hassia-Mineralbrunnen-Sprudel („Hassia“ ist die lateinische Bezeichnung für Hessen) in das Handelsregister eintragen. Fritz Hinkels Söhne, Wilhelm und Otto Hinkel, sorgten in den späten 1920er Jahren für eine deutliche Steigerung der Zahl an Füllungen. 1935 entstand durch eine 320 Meter tiefe Bohrung im Bad Vilbeler Kurpark eine weitere Quelle, über der heute der „Quellentempel“ steht, eines der Aushängeschilder der Stadt, die heute mit dem Slogan „Stadt der Quellen“ für sich wirbt.

Die Getränkeproduzenten haben zur Entwicklung von Bad Vilbel wesentlich beigetragen: Im Jahr 1955 wurde die Mineralquelle „Hassia-Sprudel“ im Kurpark als Heilquelle staatlich anerkannt[8] und nicht zuletzt ihr verdankt die Stadt ihre Anerkennung als Kurort. Neben Hassia waren zeitweise bis zu 20 Unternehmen gleichzeitig als Anbieter von Mineralwasser in Bad Vilbel ansässig.

Hassia wuchs seit den 1980er Jahren vor allem durch die Übernahme und Gründung von Betrieben in Hessen, Sachsen und Thüringen stark an. Zunächst fusionierte man 1982 mit dem ebenfalls in Bad Vilbel ansässigen Luisen Brunnen der Familie Weihl, die das Unternehmen seit 1906 geführt hatte, und firmierte daraufhin als Hassia & Luisen Mineralquellen Bad Vilbel GmbH & Co.

Einen Überblick über die Gründung bzw. Übernahmen bis heute gibt folgende Tabelle:

BetriebsstätteOrtgegründetübernommenWichtigste Produkte
HassiaBad Vilbel19001)Hassia-Sprudel, Elisabethen Quelle
Luisen BrunnenBad Vilbel190619824)Luisen Classic
Lichtenauer MineralquellenLichtenau19911)Lichtenauer
Mineralquellen FriedrichrodaFriedrichroda19971)
Wilhelmstaler MineralbrunnenCalden19781997Johanniter, Wilhelmsthaler, Caldener
Rapp’s KeltereiKarben19301997/98Rapp’s Fruchtsäfte, Apfelwein
HessenquelleBad Vilbel?19982)Bizzl, Bad Vilbeler UrQuelle
Rosbacher BrunnenRosbach vor der Höhe18782001Rosbacher Mineralwasser, Frischa Limonaden
Thüringer WaldquellSchmalkalden19892005Thüringer Waldquell, Vita-Cola (seit 1994)
Margon-Quelle3)Müglitztal19032005Margon Classic
GlashägerBad Doberan19082005Glashäger Mineralwasser
Landkelterei Höhl[9]Hochstadt17792008Blauer Bock, Der alte Hochstädter
Kumpf Fruchtsaft GmbH &Co KGMarkgröningen189820094)Kumpf Fruchtsäfte, Schwäbischer Most
Bionade GmbHOstheim vor der Rhön19952017Bionade
Mineralquellen WüllnerBielefeld19252021[10]Carolinen
Gaensefurther Schloss Quelle
Güstrower Schlossquell

Stand: 15. November 2005
1) Unternehmensgründung durch Hassia, keine Übernahme
2) 100%ige Übernahme, davor Minderheitsbeteiligung
3) Betriebsstätte zum 31. Dezember 2005 geschlossen
4) Fusion

Der Hassia-Quellentempel

In den 1990er Jahren expandierte Hassia in die Neuen Länder. So wurden 1991 im sächsischen Niederlichtenau die Lichtenauer Mineralquellen GmbH und im Sommer 1997 die Mineralquellen Friedrichroda im Thüringer Wald gegründet. Während der Betrieb in Friedrichroda über eine lokale Bedeutung nicht hinauskam, entwickelte sich die Lichtenauer Tochter nicht nur zum Marktführer in Sachsen, sondern war 2002 mit einem Jahresausstoß von 130 Mio. Litern der größte Abfüller in den fünf östlichen Flächen-Bundesländern.

1997 wurde die Produktpalette durch die Übernahme des Fruchtsaft- und Apfelwein-Herstellers Rapp’s Kelterei im benachbarten Karben ausgedehnt. Im selben Jahr folgte der Wilhelmstaler Mineralbrunnen GmbH im nordhessischen Calden und 1998 die Hessenquelle in Bad Vilbel. Die Hessenquelle, deren Produktionsstätte gegenüber der Hassia-Firmenzentrale lag, war bis dahin ein Gemeinschaftsunternehmen mehrerer Vilbeler Getränkehersteller gewesen, an dem auch Hassia Anteile besaß und dort unter anderem die „Bizzl“-Limonaden abfüllen ließ.

Ende 2001 folgte der in Rosbach vor der Höhe ansässige Konkurrenzbetrieb Rosbacher Brunnen GmbH, der gemeinsam mit dem Tochterunternehmen Kaiser-Friedrich-Quelle am 13. November 2001 Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt hatte. Für die Rosbacher, durch den kostspieligen Neubau einer PET-Abfüllanlage wenige Jahre zuvor in einer finanziell angespannten Situation, bedeuteten letztlich die Folgen eines am 11. April 2000 in der ARD ausgestrahlten Berichts des TV-Magazins Plusminus das Aus. Dieses hatte 15 deutsche Mineralwasser-Sorten untersuchen lassen, mit dem Ergebnis, dass fünf der Wässer „stark“ mit dem radiotoxischen Isotop Radium-226 belastet waren, darunter die Marken Rosbach Klassisch und Rosbacher Urquelle. Der Absatz brach daraufhin zeitweise um bis zu 30 % ein.

Hassia-Glas-Pavillon mit Römer-Mosaik im Bad Vilbeler Kurpark (Eröffnet: 26. Mai 2007)

Am 1. August 2005 übernahm Hassia die Brau und Brunnen Mineralquellen GmbH (u. a. mit den Marken Thüringer Waldquell, Margon, Glashäger sowie Vita Cola) des Getränkekonzerns Brau & Brunnen. Dieser Konzern war 2004 von der Oetker-Gruppe übernommen worden. Der Konzern hatte beschlossen, das Geschäftsfeld des Unternehmens größtenteils auf die Brauereibetriebe zu beschränken und die Konzerntochter Brau und Brunnen Mineralquellen GmbH zu verkaufen.

Durch diese Übernahme überholte Hassia den Gerolsteiner Brunnen in der Rangliste deutscher Abfüller alkoholfreier Getränke und belegt damit Platz 4 der Branche. Die jüngste Übernahme hat aber auch Betriebsschließungen zur Folge. Der 1903 von Gottfried Moritz Gössel gegründete Traditionsbetrieb in Burkhardswalde (Gemeinde Müglitztal in Sachsen) wurde zum Jahresende 2005 geschlossen und die Produktion der Margon-Produkte nach Lichtenau verlegt. Der Standort Schmalkalden der Thüringer Waldquell Mineralbrunnen GmbH wurde verkleinert.

Seit 2009 wird das Produkt Liz für das Gourmet-Segment angeboten.[11]

Günter Hinkel, der Urenkel des Gründers Philipp Wilhelm Hinkel, übernahm 1964 die Geschäftsführung, seit 2002 ist sein Sohn Dirk Hinkel gleichberechtigter Geschäftsführer des mittlerweile zum Konzern angewachsenen Familienbetriebs.

2017 erfolgte die Übernahme der Marken Bionade und Ti von der zum Oetker-Konzern gehörenden Radeberger-Gruppe.[12] Bionade und Ti sind die ersten Produkte von Hassia mit bundesweiter Distribution.[13]

Seit Mitte 2019 werden alle Rosbacher Mineralwässer in einer neuen Glasflasche, der 0,75l-Glas-Mehrwegflasche (N2) der Genossenschaft Deutscher Brunnen (GdB) angeboten. Die Glasflasche ist schlank, zylindrokonisch geformt und mit Perlenprägung in Bodennähe versehen. Das neue Design ersetzt die 50 Jahre alte klassische 0,7 l große Perlenflasche.[14]

Weblinks

Commons: Hassia Mineralquellen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Hassia Mineralquellen, Konzernabschluss zum 31. Dezember 2016 im elektronischen Bundesanzeiger
  2. Eigenschreibweise „HassiaGruppe“
  3. Welt am Sonntag Nr. 13, 1. April 2018, S. 42.
  4. Welt am Sonntag Nr. 13, 1. April 2018, S. 42.
  5. Welt am Sonntag Nr. 13, 1. April 2018, S. 42.
  6. Welt am Sonntag Nr. 13, 1. April 2018, S. 42.
  7. Geschichte. In: hassia.com. Abgerufen am 13. Oktober 2017.
  8. Anerkennung der Mineralquelle „Hassia-Sprudel“ vom 2. Mai 1955. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1955 Nr. 20, S. 496, Punkt 526 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,3 MB]).
  9. Folge 86: Ebbelwei-Spezialistin Johanna Höhl Der rote Faden: Die Apfelweinkönigin (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)
  10. Bielefelder Getränkehersteller Wüllner gibt überraschenden Deal bekannt - Hassia neuer Eigentümer. In: busnews.com. 1. Dezember 2020, abgerufen am 2. Dezember 2020.
  11. Impressum. In: liz-privatquelle.com, abgerufen am 13. Oktober 2017.
  12. Christoph Kapalschinski: Radeberger verkauft Bionade an Rosbacher-Mutter Hassia. In: handelsblatt.com. 10. Oktober 2017, abgerufen am 11. Oktober 2017.
  13. Carsten Dierig: Dieser Deal ist die letzte Chance der Bionade. In: Welt Online. 14. Oktober 2017, abgerufen am 14. Oktober 2017.
  14. Schlank, schlicht, schick: Neue Glasflasche für Rosbacher Mineralwässer, abgerufen am 9. August 2019

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