Hans Rodenberg

(c) Bundesarchiv, Bild 183-83285-0024 / Junge, Peter Heinz / CC-BY-SA 3.0
Hans Rodenberg (1961)

Hans Rodenberg (eigtl. Rosenberg, Hans Rudolph, Pseudonyme Curt Baumann, H. Berg, Rudolf Müller; * 2. Oktober 1895 in Lübbecke; † 7. März 1978 in Berlin) war ein deutscher Theaterregisseur, Übersetzer und Filmproduzent. Er hatte leitende Funktionen in der Akademie der Künste der DDR (AdK) und bei der DEFA.

Leben

Hans Rodenberg (eigentlich Rosenberg) wurde als Sohn jüdischer Eltern in Lübbecke geboren. Nach der Schulausbildung besuchte er von 1912 bis 1914 Max Reinhardts Schauspielschule des Deutschen Theaters, an diesem Theater erhielt er auch erste Engagements.

Im Jahr 1914 meldete sich Rodenberg als Kriegsfreiwilliger und nahm am Ersten Weltkrieg teil; zuletzt als Unteroffizier. Nach Kriegsende wurde Rodenberg 1918 Mitglied eines Arbeiter- und Soldatenrats.[1]

Nach der Niederschlagung der Revolution arbeitete Rodenberg von 1919 bis 1931 als Schauspieler und Regisseur in Berlin (unter anderem an der Berliner Volksbühne).[2] Auch in anderen Städten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz übernahm er Rollen und Regieaufgaben. Er schloss sich in dieser Zeit der Kommunistischen Partei Deutschlands an und leistete Propagandaarbeit. Hier lernte er auch seine spätere Frau, die Kabarettistin Ilse Rodenberg, kennen.

1932 emigrierte Rodenberg in die Sowjetunion, wo er 1935 stellvertretender Direktor des Filmstudios der Internationalen Arbeiterhilfe (Meschrabpom-Film) in Moskau wurde. Bis zu seiner Rückkehr nach Berlin im Jahre 1948 arbeitete Rodenberg als Szenarist, Schriftsteller und Rundfunksprecher in der Sowjetunion. In der Zeit der Stalinistischen Säuberungsaktionen (großen Tschistka) soll Rodenberg – nach zwei Quellen – als NKWD-Spitzel unter den deutschen Emigranten gearbeitet haben.[3]

Als er 1948 in die Sowjetische Besatzungszone zurückkehrte, konnte Rodenberg seine künstlerische Entwicklung fortsetzen. Er gründete das Theater der Freundschaft in Berlin-Lichtenberg und wurde dessen erster Intendant. Er wurde 1952 auch Ordentliches Mitglied der Akademie der Künste, Berlin (Ost), Sektion Darstellende Kunst und blieb es bis zu seinem Tod.

1949 nahm er als Sonderkorrespondent des Neuen Deutschland am Prozess gegen Trajtscho Kostow und seine Gruppe in Sofia teil.[4]

Rodenberg war 1952 bis 1956 Hauptdirektor des DEFA-Studios für Spielfilme.[5] Zwischen 1956 und 1960 war Rodenberg Dekan an der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg; 1958 erhielt er seine Ernennung zum Professor.

Außerdem betätigte er sich kulturpolitisch als stellvertretender Kulturminister (1960–1963), Mitglied des Staatsrats, der Volkskammer und des Zentralkomitees der SED.

Von 1969 bis 1974 war Rodenberg Vizepräsident der Akademie der Künste, Berlin (Ost).

Werke von und mit Hans Rodenberg

Filme und Inszenierungen

  • 1952: Roman einer jungen Ehe – Darsteller
  • 1962: Rotkäppchen – Drehbuch
  • 1970: Ein Mann seltener Art. Aussagen über Hans Otto – Mitwirkung
  • 1978: Hurrycan – Mitwirkung
  • Das kürzere Streichholz – Dokumentarfilm, einige Erinnerungen von Hans Rodenberg

Theaterregie

Veröffentlichungen

  • Hans Rodenberg (Hrsg.): Sergei Eisenstein – Künstler der Revolution. Materialien der Berliner Eisenstein-Konferenz, 10. bis 18. April 1959, Berlin, Henschel Verlag, 1960
  • Johannes R. Becher, Alexander Abusch und Hans Rodenberg (Hrsg.): Zeitschrift Sinn und Form – Beiträge zur Literatur ab 1953
  • Protokoll eines Lebens. Erinnerung und Bekenntnis, Berlin 1980
  • Briefe aus unruhigen Jahren, Berlin, Henschelverlag Kunst und Gesellschaft 1985

Im Archiv Darstellende Kunst der AdK befinden sich rund 200 Bücher von Hans Rodenberg. Das Archiv des DEFA-Studios für Spielfilme, Potsdam-Babelsberg, besitzt den gesamten Nachlass von Hans Rodenberg.

Ehrungen

Grabstätte

1965 erhielt Hans Rodenberg den Karl-Marx-Orden und 1970 den Vaterländischen Verdienstorden in Gold. 1978 wurde seine Urne in der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg beigesetzt. Am 10. September 1980 wurde der bis dahin namenlose Platz vor dem Theater der Freundschaft in Berlin-Lichtenberg nach Hans Rodenberg benannt. 1995 entfernte die Bezirksverwaltung den Namen, der Platz wurde wieder in den Straßenverlauf An der Parkaue einbezogen.[6]

Die frühere 7. polytechnische Oberschule in Berlin-Lichtenberg, Siegfriedstraße, trug den Ehrennamen „Hans Rodenberg“[7], ebenso ein Sanitätsbataillon der NVA in Schwerin.[8]

Literatur

  • Hermann Weber, Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. 2., überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Dietz, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02130-6.
  • Frank Hoffmann: Parteisoldaten oder Netzwerker? SED-Kulturfunktionäre „nach Moskau“ – Vorüberlegungen zu Anton Ackermann und Hans Rodenberg. In: Silke Flegel, Christoph Garstka (Hrsg.): „Stalinkomplex“!? Deutsche Kulturkader im Moskauer Exil und in der DDR (= Schriften zur Europa- und Deutschlandforschung; 18). Peter Lang, Berlin 2021, ISBN 978-3-631-84997-2, S. 275–292.
  • Karin Hartewig: Rodenberg, Hans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 693 f. (Digitalisat).
  • Peter ErlerRodenberg, Hans. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Rodenberg, Hans Rudolph. In: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Bd. 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. Saur, München 1980, ISBN 3-598-10087-6, S. 607f.
  • Peter ErlerRodenberg, Hans. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Rolf Richter: Hans Rosenberg. Protokoll eines Lebens. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1980.

Weblinks

Commons: Hans Rodenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

Einzelnachweise

  1. bundesstiftung-aufarbeitung.de
  2. Volksbühne Spielzeitchronik 1930 bis 1940. Archiviert vom Original am 25. Dezember 2013; abgerufen am 31. März 2014.
  3. Susanne Leonhard: Gestohlenes Leben, Athenäum Bonn 1988 und Andreas W. Mytze: Ottwalt, Verlag europäische Ideen Berlin 1977 S. 95ff
  4. bundesstiftung-aufarbeitung.de
  5. Archivseite der DEFA
  6. Hans-Rodenberg-Platz. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins
  7. https://www.stayfriends.de/Personen/Berlin/Baerbel-Moch-P-55NCK-P
  8. private Webseite über militärische Strukturen auf dem Gebiet der DDR (Memento vom 5. Januar 2008 im Internet Archive)

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Zentralbild-Junge 27.5.1961
Professor Hans Rodenberg, Mitglied des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik und Stellvertreter des Ministers für Kultur der Deutschen Demokratischen Republik.