Hans Imhoff (Unternehmer)

Grab der Familie Imhoff auf dem Melaten-Friedhof in Köln, August 2014

Hans Imhoff (* 12. März 1922 in Köln; † 21. Dezember 2007 ebenda) war ein deutscher Schokoladen-Fabrikant. Er gründete das nach ihm benannte Imhoff-Schokoladenmuseum in Köln.

Kindheit und Nachkriegsjahre

Hans Imhoff war der Sohn von Fritz Imhoff, einem Schlossermeister für Stahlkonstruktionen und Kirchenfenster, und Charlotte Imhoff (geborene Gallé). Nach Besuch der dreijährigen Handelsschule begann er in Köln eine kaufmännische Lehre. Er meldete sich danach als Freiwilliger bei der Kriegsmarine in einer Kriegsberichterstattereinheit. Aufgrund eines Augenleidens wurde er 1943 als Marinesoldat ausgemustert und kehrte nach Köln zurück. Im gleichen Jahr heiratete er seine erste Frau Irmgard Lenz, mit der er zwei Kinder hatte. Er arbeitete zunächst in einer Autowerkstatt und wechselte 1944 in die Automobilindustrie, zum Fahrzeugproduzenten Ford in Köln. Im Oktober 1945 erhielt Imhoff von den Besatzungsmächten die Genehmigung, in Alf einen Lebensmittelgroßhandel zu errichten, der kurze Zeit später zum größten Lebensmittelversorger in der Region aufstieg. 1947 wurde er Fabrikant. Im Juni 1948 gründete er in Bullay eine Schokoladen- und Pralinenfabrik mit einer auf dem Schwarzmarkt erstandenen Schokoladenmaschine und avancierte zum ersten deutschen Nachkriegsmillionär.[1] Das Unternehmen wuchs ständig, im Jahre 1958 beschäftigte Imhoff bereits 400 Mitarbeiter.

Im Jahr 1964 kaufte er die Schokoladenfabrik Alprose und kehrte gleichen Jahres nach Köln zurück, um hier die Süßwaren-Kette „Punkt und Pünktchen“ zu gründen, die er danach mit der „Susi Süßwaren-Fachgeschäfte“ verschmolz.[2] Nach dem Wegfall der Preisbindung für Tafelschokolade im August 1964 schloss er einen Lizenzvertrag mit dem Schokoladenhersteller Chocolat Tobler über die Produktion einer Jahresmenge von 3.000 t Schokolade und erreichte ein Jahr später einen Umsatz von 30 Millionen Mark. Diese Lizenzvereinbarung wurde für viele Jahre zum Kerngeschäft seines Unternehmens.

Expansion durch Stollwerck

Bisher hatte Imhoff ausschließlich No-Name-Produkte hergestellt. Er übernahm 1969 erstmals mit der Hildebrand, Kakao- und Schokoladenfabrik in Berlin – Deutschlands ältester Schokoladenfabrik – das Markenprodukt „Scho-Ka-Kola“.[3] Im Januar 1972 übernahm er die Kölner Stollwerck AG, die sich zu diesem Zeitpunkt in einer Unternehmenskrise befand. Stollwerck wies zu jener Zeit bei einem Umsatz von 100 Millionen DM einen Verlust von 10 Millionen DM aus. Imhoff erwarb 46,5 % der Stollwerck-Aktien von der Deutschen Bank AG. Auf einer dramatischen Hauptversammlung wurde er am 21. Dezember 1972 als Sanierer präsentiert.[4] In den folgenden Jahren sanierte er das Unternehmen gründlich durch eine klare Markenpolitik und ein knappes Sortiment (von über 1.200 Artikeln wurde auf 190 gestutzt) zu einem der führenden europäischen Schokoladenkonzerne.

Ab 1974 war Imhoff Aufsichtsratsvorsitzender der Stollwerk AG in Köln. Im Jahre 1974 verkaufte Imhoff das 57.356 m² große Stollwerck-Betriebsgelände und das sanierungsbedürftige Verwaltungsgebäude im Kölner Severinsviertel an den Kölner Finanzmakler und Immobilienkaufmann Renatus Rüger für 25 Millionen DM, obwohl der Wert in einem Gutachten auf lediglich 5,5 Millionen Mark geschätzt worden war. Zusätzlich flossen für die Verlegung nach Westhoven 10 Millionen Mark Fördermittel der Stadt Köln. Im Gegenzug erhielt er von Rüger neben dem Erlös noch 36 % der Stollwerck-Aktien (Gegenwert 23,5 Millionen DM), insgesamt 48,5 Millionen DM. Hans Imhoff hielt damit 82,5 % an der Stollwerck AG. Nachdem die Stadt das Gelände am 3. Oktober 1974 zum Sanierungsgebiet erklärt hatte, erwarb sie es von Rüger am 4. Juli 1978 für 40 Millionen Mark.[5] Nach der Grundsteinlegung am 18. April 1975 zog das Unternehmen im Dezember 1975 an den neuen Standort nach Köln-Westhoven. Die Rüger gehörende Abschreibungsgesellschaft WITAG finanzierte die dortigen Baukosten durch Investorenkapital.[6] Ab 20. Mai 1980 wurde das verlassene alte Stollwerck-Gelände besetzt, um den drohenden Abriss zu verhindern. Doch ab Juli 1987 wurden Maschinenhalle und Annosaal abgerissen und der Anno-Riegel umgebaut.

In zweijährigem Abstand übernahm nun die Imhoff Industrie Holding AG traditionsreiche und bekannte Schokoladenhersteller wie Eszet (1975), Waldbaur (1977) oder Sprengel (1979).[7] Seit 1981 war Imhoff Mehrheitsgesellschafter der Sprengel GmbH. Im Januar 1998 kam die Marke Sarotti von der Nestlé Deutschland AG hinzu,[3] es folgte Gubor im März 1999. Nach der Wiedervereinigung engagierte sich Imhoff in Ostdeutschland. Er übernahm im Januar 1991 den thüringischen Schokoladen- und Süßwarenhersteller „VEB Kombinat Süßwaren“ in Saalfeld/Saale und investierte hier für 240 Millionen DM. Imhoff beschränkte sich nun nicht mehr auf die Schokoladeproduktion, sondern diversifizierte in andere Branchen. Er gründete mit der Firma Larosé (März 1977) ein Leasingunternehmen für Berufskleidung, Hotel- und Krankenhauswäsche und erwarb die ehemalige Bergbau-Gesellschaft Concordia AG (1977). Imhoff war zudem Aufsichtsratsvorsitzender der Concordia-Chemie AG in Oberhausen.

Seine Unternehmen führte er patriarchalisch wie ein Familienunternehmen. Die Hauptversammlungen der Stollwerck AG mit den Minderheitsaktionären verwandelte Imhoff in amüsante Veranstaltungen mit großzügiger Bewirtung und Naturaldividenden in Form von Schoko-Paketen.[8] 1988 machte er in seinem Buch Kakao – Das wahre Gold der Azteken auf den seiner Ansicht nach schädlichen Dualismus zwischen fortschrittlichen und rückständigen Wirtschaftsordnungen aufmerksam.

Beim Umzug der Stollwerck-Zentrale im Dezember 1975 nach Köln-Westhoven fiel Imhoff der umfangreiche Fundus an Exponaten auf, die für ein Museum geeignet waren. Er entschloss sich, das erste Schokoladenmuseum zu errichten, das er am 31. Oktober 1993 unter dem Namen Imhoff-Stollwerck-Schokoladenmuseum am linken Rheinufer in Köln eröffnete. Es entwickelte sich zu einem Publikumsmagneten für Köln.

Verkauf von Stollwerck

Da es ihm nicht gelang, bei der Stollwerck AG für eine familieninterne Nachfolge zu sorgen, veräußerte er im April 2002 seine – inzwischen auf 96 % angewachsene – Aktienmehrheit an der Stollwerck AG (2001: 2.500 Beschäftigte, 750 Mill Euro Umsatz und 16,3 Millionen Euro Gewinn, Marktanteil 13,5 %, bei Tafelschokolade sogar 24,2 %[9]) für 175 Millionen DM an den Schweizer Schokoladenkonzern Barry Callebaut AG. Die noch freien Aktionäre (4 %) wurden in einem Squeeze-out abgefunden. In Porz-Westhoven wurde bis März 2005 produziert, die dortige Produktion wurde auf die Stollwerck-Konzerntochter Van Houten GmbH & Co. KG nach Norderstedt verlagert. Callebaut hat im Oktober 2011 die drei deutschen Stollwerck-Fabriken an die belgische Baronie-Gruppe veräußert.

Hans Imhoff, der in Köln-Braunsfeld lebte, zog sich ins Privatleben zurück; er starb am 21. Dezember 2007 nach langer Krankheit und wurde auf dem Kölner Melaten-Friedhof beigesetzt. Bis zu seinem Tod war er in zweiter Ehe verheiratet mit Gerburg Klara Imhoff, geborene Schmidt, und Vater von vier Kindern.

Ehrungen (Auswahl)

Literatur

  • Hans-Josef Joest: Auf der Schokoladenseite – Hans Imhoff, eine Nachkriegskarriere. Düsseldorf 1988, ISBN 3-430-15098-1.
  • Imhoff, Hans. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 566.
  • Claus Jacobi: Der Schokoladenkönig. Das unglaubliche Leben des Hans Imhoff. München 1997, ISBN 3-7844-2650-6.
  • Hans Imhoff: Kakao – Das wahre Gold der Azteken. Düsseldorf 1988, ISBN 3-430-14957-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. GESTORBEN: Hans Imhoff. In: Der Spiegel. Nr. 1, 2008 (online31. Dezember 2007).
  2. wurde im November 2006 an Hussel verkauft
  3. a b Bernhard Wulff, Der Sarotti-Mohr: Die bewegte Geschichte einer Werbefigur, 2004, S. 147f.
  4. Die 100 reichsten Deutschen: Hans Imhoff, Spiegel online vom 16. Februar 2001.
  5. Peter Fuchs (Hrsg.), Chronik zur Geschichte der Stadt Köln, Band 2, 1991, S. 313.
  6. Geld von Leckermäulchen, Zeit online vom 25. April 1975.
  7. Wirtemberg, Die Schokoladenseite
  8. Von der Konditorei zum Weltkonzern, Kölner Stadt-Anzeiger vom 30. März 2005.
  9. Stollwerck AG auf Wallstreet online vom 10. April 2002.
  10. Kölner Stadt Anzeiger (Memento desOriginals vom 27. Februar 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ksta.de abgerufen am 24. Dezember 2011
  11. Abendblatt, abgerufen am 24. Dezember 2011.
  12. Kölner Stadt Anzeiger (Memento desOriginals vom 27. Februar 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ksta.de abgerufen am 24. Dezember 2011
  13. Zentrales Namensarchiv. (PDF; 287 kb) In: Amtsblatt der Stadt Köln. 13. März 2019, S. 116/117, abgerufen am 15. März 2019.

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