Hans Clarin

Gedenktafel in Aschau im Chiemgau

Hans Joachim Clarin [klaˈriːn] (bis 1971 bürgerlich: Hans Joachim Schmid; * 14. September 1929 in Wilhelmshaven; † 28. August 2005 in Aschau im Chiemgau) war ein deutscher Schauspieler sowie Hörspiel- und Synchronsprecher. Er ist insbesondere als Stimme des Pumuckls in Hörspielen, Fernsehserien und Kinofilmen bekannt.

Leben

Grabstätte von Hans Clarin

Hans Clarin wurde unter dem Namen Hans Joachim Schmid als Sohn des Marineoffiziers und späteren Beamten Johannes (Johann) Schmid (1901–1976) und seiner Frau Henriette (Henny) Johanna, geb. Klöker (1907–2005), im Wilhelmshavener Stadtteil Siebethsburg geboren.[1][2] Kurz nach seiner Geburt zog die Familie nach Frankfurt am Main. Dort wuchs Clarin auf und besuchte bis 1945 das Musische Gymnasium. Danach lebte er in der Nähe von Ulm. Nach dem Abitur studierte er in München Schauspiel bei Ruth von Zerboni.

Clarin war dreimal verheiratet und hatte fünf Kinder. Aus der ersten Ehe mit Irene Reiter gingen drei Töchter hervor. Die jüngste, Irene Clarin, wurde selbst als Bühnen- und TV-Schauspielerin bekannt, insbesondere durch die Hauptrolle in der TV-Serie Pfarrerin Lenau (1991). Aus der Ehe mit seiner zweiten Frau Margarethe, geb. Freiin von Cramer-Klett (* 1944), einer Tochter des Jagdschriftstellers Ludwig Benedikt von Cramer-Klett, stammen Sohn Philipp und Tochter Anna. Mit der Tochter des Rennfahrers und Automobilhändlers Günther Graf von Hardenberg, Christa-Maria Gräfin von Hardenberg (* 13. Mai 1945), deren Mutter aus dem Fürstenhaus Fürstenberg stammte, war der Schauspieler und Komödiant ab 1995 in dritter Ehe verheiratet und lebte mit ihr in dem mehr als 400 Jahre alten „Moserhof“ im oberbayerischen Aschau; das Anwesen hatte er 1974 erworben und sich damit einen Jugendtraum erfüllt; zu seinen liebsten Hobbys zählten auch seine rund 30 Tiere, die mit ihm dort lebten.

Hans Clarin starb am 28. August 2005 im Alter von 75 Jahren in seiner Wahlheimat Aschau im Chiemgau an Herzversagen. Eine Woche zuvor hatte er noch für den Fernsehfilm Der Bergpfarrer – Heimweh nach Hohenau vor der Kamera gestanden. Seine letzte Rolle in einem Kinofilm war die des Kastellans in Hui Buh – Das Schlossgespenst. Sebastian Niemanns Verfilmung der Hörspielreihe kam 2006 in die Kinos. Clarins Grabstätte liegt auf dem Friedhof von Aschau im Chiemgau.[3]

Karriere

Theater

Ab 1951 feierte er unter dem Künstlernamen Clarin, der 1971 als sein Familienname anerkannt wurde, große Erfolge auf der Bühne des Staatstheaters in München. Er spielte daneben in mehreren Inszenierungen an den Münchner Kammerspielen und am Residenztheater München. Gastspiele führten ihn unter anderem an die Ruhrfestspiele/Recklinghausen und das Landestheater Hannover.

Film und Fernsehen

Hans Clarin debütierte vor der Kamera im Alter von 23 Jahren in zwei Märchenfilmen. Unter der Regie von Francesco Stefani spielte er die Titelrolle in der Wilhelm-Hauff-Verfilmung Zwerg Nase; in Walter Oehmichens Die goldene Gans übernahm er an der Seite von Klaus Havenstein die Rolle des Siebengescheit. Seither wirkte Clarin in circa 200 Kino- und Fernsehfilmen sowie in verschiedenen Fernsehserien, wie etwa in Vater Seidl und sein Sohn, Weißblaue Geschichten und Rivalen der Rennbahn. In der Filmkomödie Das Wirtshaus im Spessart (1958) nach Wilhelm Hauff war er an der Seite von Liselotte Pulver zu sehen. In Max, der Taschendieb von 1962 spielte er das schwarze Schaf der Familie von Heinz Rühmann und in dem britischen Thriller In Beirut sind die Nächte lang (Twenty-Four Hours to Kill, 1965) war er neben Lex Barker zu sehen. Zweimal wurde Clarin auch in Edgar-Wallace-Filmen eingesetzt, einmal als wahnsinniger Lord Edward Lebanon in Das indische Tuch (1963) und einmal in einer Nebenrolle in Zimmer 13 (1964). In Pepe, der Paukerschreck mit Uschi Glas und Harald Juhnke war er 1969 der Lehrer Dr. Glücklich. Wieder mit Uschi Glas und diesmal auch Peter Kraus war er 1993 in Tierärztin Christine zu sehen. Zusammen mit Dietmar Schönherr und Andreas Vitásek spielte er in den Filmen Eine fast perfekte Scheidung (1997), Ein fast perfekter Seitensprung (1996) und Eine fast perfekte Hochzeit (1999). In Hochwürden wird Papa (2002) sah man ihn an der Seite von Otto Schenk und Fritz Wepper. Im Jahre 2003 schließlich wurde er in dem Kinofilm Pumuckl und sein Zirkusabenteuer der Nachfolger von Meister Eder als dessen Cousin Ferdinand Eder.

Clarin spielte in zahlreichen Kinder- und Jugendproduktionen mit. Neben seiner Mitwirkung in den beiden Märchenfilmen Zwerg Nase und Die goldene Gans im Jahre 1953 spielte er 1969 z. B. auch bei Pippi Langstrumpf an der Seite von Inger Nilsson die Rolle des „Donner-Karlsson“. Clarin las in den 1970ern auch live vor kindlichem Publikum. In den Jahren 1995 bis 1999 spielte Clarin den Silvio Kirsch in der Fernsehserie Pumuckl TV.

Arbeiten als Synchron- und Hörspielsprecher

Einem breiten Publikum wurde Clarin in den 1960er-Jahren als deutscher Synchronsprecher des Kookie (Edward Byrnes) in der erfolgreichen amerikanischen Fernsehserie 77 Sunset Strip bekannt. Mindestens ebenso bekannt ist er als Stimme von Pumuckl, dem er im Hörfunk, im Fernsehen und auch in Hörspielen fast 40 Jahre lang seine Stimme lieh.[4]

Im Jahr 1969 sprach er in dem Hörspiel Raumschiff UX3 antwortet nicht den Erzähler und den Commander Tex Terry.[5][6] Zudem sprach er 1980 als Erzähler in der polnisch-österreichischen Puppenanimationsserie Die Mumins sämtliche Dialoge.[7] Auch die Titelrolle für die Hörspielschallplatten und -kassetten Hui-Buh – Das Schlossgespenst[8] sowie die Figur Asterix in der Asterix-Reihe wurde von ihm gesprochen (von 1986 bis 1992 erschienen die ersten 29 Comicbände als Hörspiel).[9] Ebenso wirkte Hans Clarin in der Folge Gekaufte Spieler (55) der Hörspielreihe Die drei Fragezeichen mit. In den Hörspielserien TKKG wirkte er in den Folgen 62 und 81 mit sowie in der Serie Larry Brent in Folge 15, Dämonenbrut. In der Serie Neue Geschichten vom Pumuckl taucht Clarins Stimme wiederum beim Pumuckl auf, diesmal jedoch per KI-Sprachsynthese.

Sonstiges

Bereits in den 1960er-Jahren trat er in musikalischen Komödien und Operetten wie Madame Pompadour, hier als Joseph an der Seite Ingeborg Hallsteins, als Sänger auf. 1994 versuchte er sich erneut in diesem Bereich. Zusammen mit Maxie Renner, Tochter der Sängerin und Moderatorin Dagmar Frederic, erreichte er beim Grand Prix der Volksmusik 1994 mit dem Lied Das Mädchen und der Clown den achten Platz.

1968 erschien das von ihm verfasste Jugendbuch Paquito oder die Welt von unten. Es wurde verfilmt und im Fernsehen ausgestrahlt.

Filmografie (Auswahl)

Kino

Fernsehfilme

Fernsehserien

Theaterlaufbahn (Auswahl)

  • 1949: Zum goldenen Anker, Münchner Kammerspiele
  • 1949: Endstation Sehnsucht, Münchner Kammerspiele
  • 1950: Weh dem, der lügt!, Residenztheater München
  • 1952: Polizeirevier 21, Münchner Kammerspiele
  • 1952: Peter Pan, Residenztheater München
  • 1952: Die Schneekönigin, Residenztheater München
  • 1953: Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung, Residenztheater München
  • 1953: Juno und der Pfau, Residenztheater München
  • 1953: Der Geizige, Residenztheater München
  • 1953: Die Soldaten, Residenztheater München
  • 1953: Fuhrmann Henschel, Residenztheater München
  • 1953: Die Räuber, Residenztheater München
  • 1954: Süden, Residenztheater München
  • 1954: Ein Sommernachtstraum, Residenztheater München
  • 1954: Götz von Berlichingen, Residenztheater München
  • 1954: Julius Cäsar, Residenztheater München
  • 1955: Die Heiratskomödie, Residenztheater München
  • 1955: Tartuffe, Residenztheater München
  • 1956: Heinrich IV., Residenztheater München
  • 1956: Ball der Diebe, Residenztheater München
  • 1956: Faust I, Residenztheater München
  • 1956: Das Cafehaus, Residenztheater München
  • 1957: Diener zweier Herren, Residenztheater München
  • 1957: Ostern, Residenztheater München
  • 1957: Die Geschichte von Vasco, Residenztheater München
  • 1958: Androklus und der Löwe, Residenztheater München
  • 1959: Dame Kobold, Cuvilliestheater München
  • 1959: George Dandin, Residenztheater München
  • 1959: Die portugalesisache Schlacht, Residenztheater München
  • 1960: Die kluge Närrin, Residenztheater München
  • 1960: Die Nashörner, Residenztheater München
  • 1960: Volpone, Cuvilliestheater München
  • 1960: Man kann nie wissen, Residenztheater München
  • 1961: Michael Kramer, Residenztheater München
  • 1961: Das Ei, Kleine Freiheit München
  • 1964: Das Spiel von Liebe und Zufall, Münchner Kammerspiele/Tournee
  • 1965: Ein Eremit wird entdeckt, Berlin
  • 1965: Der Florentinerhut, Münchner Kammerspiele
  • 1966: Die Messerköpfe, Theater an der Leopoldstraße München
  • 1967: Charley’s Tante, Deutsches Theater München
  • 1967: Reise um die Erde in 80 Tagen, Residenztheater München
  • 1968: Was macht die Welt, Monsieur? Sie dreht sich, Monsieur, Tournee
  • 1968: Oberon, Bayerische Staatsoper
  • 1968: Die schwarze Komödie, Münchner Kammerspiele
  • 1968: Ein seltsames Paar, Kleine Komödie München
  • 1969: Woyzeck/Leonce und Lena, Ruhrfestspiele/Recklinghausen
  • 1969: Die Geschichte vom Soldaten, Brunnenhof München
  • 1970: August, August, August, Landestheater Hannover, Tournee
  • 1972: Dame Kobold, Landestheater Hannover, Tournee
  • 1972: Macbeth, Tournee
  • 1983: Jedermann, Salzburger Festspiele
  • 1988: Der Damenkrieg, Komödie im Bayerischen Hof München
  • 1988: Chicago, Deutsches Theater München / Berlin
  • 1993: Heute weder Hamlet, Komödie im Bayerischen Hof München

Hörbücher und Hörspiele (Auswahl)

Auszeichnungen

Autobiographie

  • zusammen mit Manfred Glück: Durchgeblättert. Autobiographie. Knaus, Berlin 1995, ISBN 3-8135-4005-7

Literatur

  • Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 156 f.
  • C. Bernd Sucher: Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Völlig neubearb. u. erw. 2. Aufl., Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 117.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 2: C – F. John Paddy Carstairs – Peter Fitz. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 76 f.

Einzelnachweise

  1. Hans Begerow: Pumuckl sorgt für ewigen Ruhm. In: NWZonline.de. 24. August 2015, abgerufen am 30. April 2023.
  2. Hans Clarin im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  3. Klaus Nerger: Das Grab von Hans Clarin. In: knerger.de. Abgerufen am 16. Februar 2022.
  4. Bettina Griesbeck: MZ-Serie: Zu Hause war er nie der Pumuckl. Hans Clarin spielte am Theater, hatte Film- und Fernsehauftritte. Berühmt wurde er aus dem Off: als Sprecher eines Kobolds. In: mittelbayerische.de. 24. Februar 2015, abgerufen am 14. Mai 2024.
  5. H. Döring: Raumschiff UX-3 antwortet nicht: Europa - Die Jugendserie - Ein Weltraumabenteuer, zauberspiegel-online.de, abgerufen am 14. Mai 2024
  6. Raumschiff UX3 antwortet nicht, europa-vinyl.de, abgerufen am 14. Mai 2024
  7. Die Mumins (1979), wunschliste.de, abgerufen am 14. Mai 2024
  8. Hans-Ulrich Pönack: „Hui Buh – Das Schlossgespenst“, „Man muss mich nicht lieben“, deutschlandfunkkultur.de, 19. Juli 2006, abgerufen am 14. Mai 2024
  9. Wieland Schwanebeck: Die gallische Nostalgiefalle, literaturkritik.de, 12. Dezember 2016, abgerufen am 14. Mai 2024
  10. Hans-Clarin-Weg bei Stadtgeschichte München. stadtgeschichte-muenchen.de, 1. November 2022, abgerufen am 16. Februar 2023.

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Grabstätte von Hans Clarin auf dem Friedhof Aschau am Chiemsee