Hanns Schell

Hanns Schell (* 3. Juni 1938[1] in Graz, Hanns Schell III.) ist ein österreichischer Bergsteiger, Kunstsammler und Industrieller.

Leben

1965 trat Hanns Schell in die Firma Odörfer ein. Sein Vater Hanns Schell II. war zu dieser Zeit einer von drei Gesellschaftern. 1969 verstarb Hanns Schells Vater und er übernahm mit nur 31 Jahren den Anteil seines Vaters. Er baute das Unternehmen weiter aus und übernahm 1994 den Bereich Eisenwaren (Odörfer Eisenhof) als Alleineigentümer, nachdem es bereits 1965 zu einer Trennung der Firma Odörfer in die Bereiche Eisenwaren und Sanitär gekommen war.[2] Heute leitet sein Sohn Christof Schell die Firma.

Hanns Schell ist seit über 40 Jahren mit Lieselotte Schell verheiratet. Sie haben miteinander sechs Kinder und sind 14-fache Großeltern.[1]

Leistung als Bergsteiger

Schell ist ein begeisterter Bergsteiger, der nach eigenem Bekunden „sicher 5000 Berge[3] bestiegen hat. Schon im Kindesalter führten seine bergbegeisterten Eltern Schell an das Bergsteigen heran. Im Alter von 20 Jahren bestieg er über dem Biancograt den Piz Bernina, seinen ersten Viertausender. In den folgenden Jahren folgten viele weitere Besteigungen in den Alpen, aber immer mit dem einen Ziel vor Augen, eines Tages in den Karakorum oder in den Himalaya zu fahren. 1964 war es dann soweit, zum ersten Mal besuchte Schell den Karakorum. Dort gelangen ihm im Laufe dieser und folgender Expeditionen einige Erstbesteigungen[4]:

Im Weiteren versuchte er sich dreizehnmal an elf verschiedenen Achttausendern.[4] Gipfelerfolg hatte er am

Nanga Parbat: Rupal-Flanke von Südwesten
  • Gasherbrum I am 11. August 1975. Schell bestieg den Berg zusammen mit Robert Schauer und Herbert Zefferer über die Route der Erstbegeher: über den IHE-Sporn und den Südostgrat.[9]
  • Nanga Parbat am 11. August 1976. Schell erreichte den Gipfel zusammen mit Siegfried Gimpel, Robert Schauer, Hilmar Sturm über eine neue Route (Schell-Route) am SSW-Grat am westlichen (linken) Rand der Rupalwand.[9] Reinhold Messner kommentierte Schells Route wie folgt: „Die neue Route am Nanga Parbat ist Schells Meisterstück. Er hat im Karakorum, in Alaska und im Himalaja große Erfolge verbucht, am >Nanga Parbat< hat er mit einer grandiosen Mannschaft in einem modernen Stil eine Linie gewagt und eine Strategie vorgetragen, die allen Respekt verdient[10]
  • Gasherbrum II am 4. August 1979. Schell erreichte den Gipfel zusammen mit Kurt Diemberger, Fayyaz Hussain (Pakistan, Begleitoffizier der Expedition), Walter Lösch und zwei Bergsteigern einer Expedition der Alpine Gilde D'Schermbergler[11] über die Route der Erstbegeher: Südwestgrat, Fuß der Südwestwand und Ostgrat.[9]
  • Shisha Pangma am 19. Mai 1985. Schell erreichte den Gipfel zusammen mit L. Karner und Thomas Schilcher über die Route der Erstbegeher: Sisha-Pangma-Gletscher, den Ost-Gwm, den Nordgrat und der Nordostwand-Traverse[9]

Aber auch andere Kontinente wurden von Schell bereist und ihre Berge bestiegen. In Südamerika gelang ihm der Aconcagua (6961 m), in Nordamerika der Mount McKinley (6190 m) und der Mount Logan (5959 m).

Leistung als Sammler

Hanns Schell sammelt seit einer Reise 1965 durch den Iran und Pakistan Schlüssel, Schlösser, Kassetten und Eisenkunstguss. Initial für diese Sammelleidenschaft, die zur weltgrößten Spezialsammlung führte, war der Erwerb kleiner Vorhängeschlösser auf den Bazaren von Teheran und Isfahan. Um die umfangreiche Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, gründete Hanns Schell das Museum Hanns Schell Collection in Graz, das er heute noch leitet.[4][12] Das Museum präsentiert auf 2500  mehr als 13.000 Exponate.[13] Das quaderförmige Gebäude mit gerundeter Dachkontur und der Adresse Wiener Straße 10 im Bezirk Lend beherbergt das Schloss- und Schlüsselmuseum der (heute kurz:) Schell Collection in zwei Obergeschoßen und im Erdgeschoß einen Lebensmittelmarkt. Es steht etwa 30 m östlich der Wiener Straße und wird ab 2020 weitgehend von neuen Wohnbauten umbaut.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Thomas Mitterer: Hanns Schell. Abgerufen am 28. Mai 2012 (Homepage von Thomas Mitterer).
  2. Horst Herzl: Odörfer Eisenhof Magazin – Tradition und Beständigkeit. (PDF; 658 kB) Abgerufen am 28. Mai 2012 (Firmengeschichte zum 200jährigen Bestehen).
  3. Videointerview mit Hanns Schell. Abgerufen am 28. Mai 2012 (Videointerview von Babara Schön bei Kleine Zeitung).
  4. a b c d Hanns Schell: Mein Schlüssel zu den Bergen der Welt. (PDF; 746 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 1. Juni 2012.@1@2Vorlage:Toter Link/www.kulturbund-stmk.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Eric Goodwin: Climbs And Expeditions – Momhil Sar. (PDF) In: American Alpine Journal 1965. American Alpine Club, S. 475 f., abgerufen am 7. Juni 2012 (englisch).
  6. Adolf Diemberger: Climbs And Expeditions – Akher Chioh and Kotgaz Zom. (PDF) In: American Alpine Journal 1967. American Alpine Club, S. 413 f., abgerufen am 7. Juni 2012 (englisch).
  7. Rudolph Pischinger: Climbs And Expeditions – Diran. (PDF) In: American Alpine Journal 1969. American Alpine Club, S. 454 f., abgerufen am 7. Juni 2012 (englisch).
  8. Hanns Schell: Climbs And Expeditions – Urdok I and Hidden Peak. (PDF) In: American Alpine Journal 1976. American Alpine Club, S. 542, abgerufen am 7. Juni 2012 (englisch).
  9. a b c d Richard Sale, John Cleare: On Top of the World, Die 14 Achttausender: Von den Erstbesteigungen bis heute. 1. Auflage. BLV Verlagsgesellschaft, München 2001, ISBN 3-405-16039-1, S. 212 ff.
  10. Reinhold Messner: Diamir, König der Berge. 1. Auflage. Frederking und Thaler Verlag, München 2008, ISBN 978-3-89405-708-4, S. 188.
  11. Wolf Weizenböck: Jubiläumsexpedition 1979 zum Gasherbrum II (8.035 m) im Karakorum, Himalaja. Abgerufen am 2. Juni 2012.
  12. Team Schell Collection. Abgerufen am 3. Juni 2012 (Spezialmuseum für Schlösser, Schlüssel, Kästchen, Kassetten und Eisenkunstguss).
  13. Hanns Schell Collection. Archiviert vom Original am 12. Mai 2012; abgerufen am 3. Juni 2012 (Homepage des Landes Steiermark, Kultur Steiermark).

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Autor/Urheber: Daniel Martin, Lizenz: GFDL 1.2
The Rupal Face of Nanga Parbat