Handdrehmühle
Eine Handdrehmühle (auch Dreh-Handmühle, häufig nur kurz Handmühle genannt; niederdeutsch Quern, Schreibweise alternativ auch Kw/Qu|e/i/a/ae/ä|rn) ist eine einfache Mahlmühle bestehend aus zwei Mühlsteinen, von denen der obere von Hand, durch menschliche Muskelkraft, in Drehung versetzt wird. Dieser Mühlentyp wurde und wird vor allem zum Mahlen von Getreide in kleinen Mengen verwendet.
Geschichte
Die Handdrehmühle ist eine Weiterentwicklung einfachster Mahlsteine (Reibsteine) und Mörser, wie sie bereits während der Steinzeit benutzt wurden.
Der Zeitpunkt des Aufkommens der ersten Handdrehmühle ist unbekannt. Die Handdrehmühle soll auf eine Erfindung im ibero-keltischen Raum zurückgehen. In einer keltischen Höhensiedlung des 7. oder 6. Jahrhunderts v. Chr. fanden sich neben Dinkel, Emmer und Gerste auch Mühlsteinfragmente aus Basaltlava. Aus Griechenland ist die Verwendung für die Zeit um 500 v. Chr. bekannt. In Deutschland stellte Stefanie Wefers latènezeitlichen Handdrehmühlen aus Hessen zusammen und ist der Ansicht, dass sie dort bereits vor der Spätlatènezeit (190 v. Chr. bis zur Zeitenwende) verbreitet waren. In Dunadd Hillfort in Schottland wurden etwa 20 Mühlsteine gefunden, die ins 8. Jahrhundert gehören.
Aufbau und Funktionsweise
Die Geräte bestanden aus zwei flachen Steinen und einer Mittelzentrierung (Achse) oder konischen selbstzentrierenden Mahlflächen. In der Regel waren es Steine mit einem Durchmesser von 35 bis 45 cm. Der obere Läuferstein war auf einen schmiedeeisernen Zapfen aufgesetzt, der aus dem Bodenstein ragte. Der Läuferstein drehte sich auf dem eisernen Zapfen, ohne dass sich die Mahlflächen berührten. Der Griff steckte entweder als Winkelgriff in der Seite oder von oben im Läuferstein. Später wurde der Läufer mit einem Schwingstab versehen, dessen oberer Teil seitlich unverschieblich gelagert war, was die Arbeit des Drehens erheblich erleichterte. Meist drehen Handdrehmühlen im Uhrzeigersinn, da diese Richtung von Rechtshändern bevorzugt wird.

Literatur
- Ronald Bockius, Gerhard Bosinski, F. Hörter u. a.: Steinbruch und Bergwerk. Denkmäler römischer Technikgeschichte zwischen Eifel und Rhein. Kataloghandbuch zu den Ausstellungen in den Museen von Mayen und Andernach. In: Vulkanpark-Forschungen. 2. Band. Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 2000, ISBN 3-88467-048-4.
- Stefanie Wefers: Latènezeitliche Handdrehmühlen im Nordmainischen Hessen. In: A. Belmont, F. Mangartz (Hrsg.): Mühlsteinbrüche. Erforschung, Schutz und Inwertsetzung eines Kulturerbes europäischer Industrie (Antike bis 21. Jahrhundert) Internationales Kolloquium Grenoble, 22. bis 25. September 2005. Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 2006, S. 15–24.
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(c) Bundesarchiv, Bild 135-BB-152-11 / Beger, Bruno / CC-BY-SA 3.0

Handmills
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Handdrehmühle
Fluchtgepäck: Eine Bäuerliche Handdrehmühle mit Familiengeschichte (Siebenbürgen/Ostpreußen/Bayern, 17. Jahrhundert oder früher)
Die meisten Menschen lebten während der Frühen Neuzeit als Bauern auf dem Land. Bauernarbeit war schwere Handarbeit. Frondienste für und Abgaben an den lokalen Adel, Armut, Missernten und Hunger, Krankheiten, Seuchen und Kriege belasteten ihr Leben. Vom frühen Mittelalter bis weit ins 19. Jahrhundert hinein hatte sich das Leben der Bauern nur wenig verändert.
Ein Anschauungsobjekt bäuerlicher Lebensweise ist diese Handdrehmühle. Im Jahre 1700 flüchtete die protestantische Familie Fischer aus Siebenbürgen nach Preußen und wurde in der Nähe von Memel angesiedelt. Auf ihrer mehr als 1300 Kilometer langen Flucht nahmen sie ihren beweglichen Hausrat mit, darunter die Handmühle. Mit solchen Handmühlen konnten die Bauern ihr Mehl für den Eigenverbrauch selbst herstellen und auch das Futter für ihre Tiere selbst schroten. In der Mühle mussten sie nicht nur bezahlen, die Müller haben vom angelieferten Getreide zumeist auch gleich die Naturalabgaben für die Gutsherren bemessen und einbehalten. Handmühlen boten die Möglichkeit, einen Teil der drückenden Abgabenlast zu umgehen. Deshalb der Besitz solcher Handmühlen immer wieder bei Strafe verboten worden.
Familie Fischer behielt die Handmühle jedoch und nahm sie ein Vierteljahrtausend später selbst bei ihrer neuerlichen Flucht aus Ostpreußen 1944 auf ihre mehr als 1000 Kilometer lange Reise nach Bayern mit. Im Jahre 2014 wurde die Mühle dem Brandenburg-Preußen Museum übereignet.