Halla

Halla
Rasse:Hesse
Vater:Oberst
Mutter:Helene
Mutter-Vater:
Geschlecht:Stute
Geburtsjahr:1945
Sterbejahr:1979
Land:Deutschland
Farbe:braun
Stockmaß:171 cm
Züchter:Gustav Vierling
Besitzer:Gustav Vierling
Reiter:Hans Günter Winkler
Halla
Medaillenspiegel

Springreiten

Deutschland Deutschland
Olympische Spiele
Gold1956Stockholm, Einzel
(unter Hans Günter Winkler)
Gold1956Stockholm, Mannschaft
(unter Hans Günter Winkler)
Gold1960Rom, Mannschaft
(unter Hans Günter Winkler)
Weltmeisterschaften
Gold1954Madrid, Einzel
(unter Hans Günter Winkler)
Europameisterschaften
Bronze1958Aachen, Einzel
(unter Hans Günter Winkler)

Halla (* 16. Mai 1945; † 19. Mai 1979) war eine Hessenstute. Mit Hans Günter Winkler im Sattel wurde Halla 1954 und 1955 Weltmeisterin, 1956 Doppelolympiasiegerin sowie 1960 nochmals Olympiasiegerin mit der Mannschaft.

Leben

Halla wurde auf der von Gustav Vierling bewirtschafteten Staatsdomäne Oberfeld in Darmstadt geboren. Ihre Eltern waren Helene, ein französisches Beutepferd unbekannter Abstammung, und der Traberhengst Oberst.

Beutepferd Helene

Im Zuge des Westfeldzugs fiel im Sommer 1940 den Angehörigen eines deutschen Artillerieregiments eine gesattelte, herrenlose Fuchs-Stute in die Hände. Sie wurde von einem Abteilungskommandeur übernommen, der sie im Gedenken an seine gefallene Stute Helene nannte. Nach dem Frankreichfeldzug wurde sie in Darmstadt ausgemustert und privat vom Kommandeur Oberst Hauck erworben. Hauck fiel 1941 in Russland, und seine beiden Schwestern verkauften das Tier für 680 Reichsmark an Gustav Vierling. Es war der einzige Warmblüter auf der Domäne, und da die vier Kinder Vierlings sich Reitpferde wünschten, wurde beschlossen, für Fohlen zu sorgen. Auf Vorschlag von Landstallmeister Dr. Denker wurde Helene mit dem bekannten Traberhengst Oberst verpaart. Sie überlebte den Luftangriff auf Darmstadt mit einer Brandwunde auf der Kruppe und gebar am 25. Mai 1944 das Fohlen Hexe. Am 16. Mai 1945 kam das zweite Fohlen zur Welt. Die 15-jährige Ursula schlug den Namen Hella vor, aber da auch eine der Cousinen so hieß, wurde der Name in Halla abgewandelt.[1]

Erste Jahre

Halla war zunächst Rennpferd. Wegen ihres großen Springvermögens wurde sie zum Hindernisrennpferd umtrainiert und schließlich vom Deutschen Olympia Komitee für Reiterei entdeckt. Sie sollte in der Military eingesetzt werden, galt aber als sehr schwierig und wechselte mehrfach den Reiter. Trotz großen Talents blieb sie erfolglos. 1951 übernahm dann der aufstrebende Springreiter Hans Günter Winkler die Stute. Mit ihm gewann Halla dreimal Olympiagold und insgesamt 125 Springen.

Olympische Spiele 1956

Zum Mythos wurde sie am 17. Juni 1956, als sie den schwer verletzten Hans Günter Winkler im entscheidenden Umlauf fehlerlos über den Olympiaparcours von Stockholm trug. Um die deutsche Mannschaft nicht aus der Wertung fallen zu lassen, ging er trotz großer Schmerzen mit Halla in den zweiten Umlauf. Infolge schmerzstillender und betäubender Spritzen und Zäpfchen – Winkler selbst nennt in seinem Buch Morphium – war er derart benommen, dass er vor dem Start mit starkem Kaffee und durch Schütteln vor dem Einschlafen bewahrt werden musste. In diesem Zustand konnte Winkler Halla nur noch an die Hindernisse heranführen, ihr aber nicht mehr die üblichen Signale mittels Schenkeldruck übermitteln. Winkler, der sich kaum im Sattel halten konnte, schrie über den Hindernissen vor Schmerzen auf – und blieb als einziger Reiter fehlerfrei. Beim letzten Hindernis rief der Reporter Hans-Heinrich Isenbart begeistert den legendär gewordenen Satz: „Und Halla lacht, als wüsste sie, um was es geht.“[2] Damit hatten die deutschen Springreiter Gold in der Mannschaftswertung gewonnen, und Winkler wurde Olympiasieger in der Einzelwertung trotz Verletzung.

Erfolge

  • Weltmeisterschaft
    • 1954 in Madrid: Goldmedaille Einzel
  • Europameisterschaft
    • 1958 in Aachen: Bronzemedaille Einzel
  • Deutsche Meisterschaften
    • 1959 in Berlin: Deutscher Meister

Ruhestand

Nach ihrer Verabschiedung aus dem Sport am 25. Oktober 1960 ging sie in die Zucht und brachte acht Fohlen zur Welt, die jedoch nicht so erfolgreich waren wie sie. Halla, die ihre letzten Jahre auf dem Gestüt Lindenhof bei Sassenberg-Füchtorf (Besitzer: Ehepaar Löwe, anschließend Familie Theodorescu) verbrachte, starb am 19. Mai 1979 im hohen Alter von 34 Jahren.[3]

Ehrungen

In Warendorf, dem Sitz der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), wurde eine Straße nach ihr benannt und eine lebensgroße Bronze-Plastik vor dem DOKR aufgestellt, welche an die „Wunderstute“ erinnern soll. Ebenso erinnern vor der Warendorfer Sparkassenfiliale Bronze-Skulpturen an das berühmte Tier und ihre Nachkommen.

Der Künstler Gunther Granget wurde beauftragt, eine Porzellanfigur der Stute zu modellieren.

Zu Ehren der Stute wurde der Name Halla von der FN (Fédération Équestre Nationale) gesperrt, d. h., kein Turnierpferd darf auf den Namen Halla eingetragen werden.

Philatelistisches

Mit dem Erstausgabetag 2. Mai 2019 gab die Deutsche Post AG eine Zuschlagbriefmarke in der Serie Für den Sport im Wert von 70 + 30 Eurocent heraus. Die Marke trägt den Text „Und Halla lacht, als wüsste sie, um was es geht“. Der zusätzliche Erlös vom Verkauf der Marke wird der Deutschen Sporthilfe zur Verfügung gestellt.

Trivia

Im Film Ostwind wird Halla als Großmutter des titelgebenden Pferds Ostwind genannt. In der Folge auch Urgroßmutter des Fohlens „Ora“.

Literatur

  • Hans Günter Winkler: Halla, meine Pferde und ich. FN-Verlag der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, Warendorf 2007, ISBN 978-3-88542-430-7 (erstmals 1958 als Meine Pferde und ich veröffentlicht).
  • 1960: Halla. Die Geschichte ihrer Laufbahn. Kornett, Verden/Aller

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Herbert Plate: Sprößling eines Beute-Pferdes: Die berühmte Halla! Diesen Monat wird die Weltmeisterin und Olympiasiegerin 30 Jahre alt. In: Das Tier, 15. Jahrgang Nr. 5 (Mai 1975), S. 52 f.
  2. SMS-Pferdenews über Halla (Memento des Originals vom 29. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sms-pferdenews.de. Aufgerufen am 29. Januar 2016.
  3. DER SPIEGEL 29/2018, S. 117