HTL Anichstraße

CCA - Competence Center
HTL Anichstraße
Haupteingang Anichstraße
SchulformHöhere Technische Lehranstalt
Schulnummer701417
Gründung1884
Adresse

Anichstraße 26–28

OrtInnsbruck
BundeslandTirol
StaatÖsterreich
Koordinaten47° 15′ 53″ N, 11° 23′ 23″ O
TrägerBund
Schüleretwa 1500[1]
Lehrkräfteetwa 190[1]
LeitungHelmut Stecher[2]
Websitehtlinn.ac.at

Die HTBLVA Innsbruck Anichstraße (Höhere Technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt Innsbruck) ist eine der größten berufsbildenden höheren Schulen Westösterreichs. Die Schule wurde im Schuljahr 2020/21 von ca. 1.500 Schülern besucht und beschäftigt etwa 200 Lehrer. Schulleiter ist Helmut Stecher.

Geschichte

1877 gründeten der Architekt Johann Deininger, der Bildhauer Heinrich Fuss und der Maler Anton Roux in der Volksschule Dreiheiligen eine Zeichen- und Modellierschule. In den Jahren 1881/82 wurde in der Anichstraße 26 ein neues Schulgebäude gebaut. Am 10. Mai 1881 wurde der Grundstein gelegt, fertiggestellt wurde sie im Sommer 1882.[3] Ab dem Schuljahr 1882/23 wurde eine Werksmeisterschule für Bau- und Kunstgewerbe (Fachschule für Holzindustrie, Fachschule für Maler), eine Gewerbliche Fortbildungsschule (Abendschule), Zeichenkurse für Frauen und ein offener Zeichensaal für Meister und Gesellen angeboten. Am 27. März 1882 wurde die Fachschule für Tischler in Hall der höheren Lehranstalt als Filialbetrieb angeschlossen.[4] Am 1. Jänner 1884 erfolgte die Erhebung zur k.u.k. Staatsgewerbeschule. Der Erweiterungsbau Anichstraße 28, mit Werkstättentrakt im Hof, wurde im Herbst 1910 fertiggestellt. Die Fachschule für mechanisch-technische Fächer wurde 1906 gegründet, sie bietet unter anderem Meisterkurse für Schlosser. Erste Meisterprüfungen wurde im Jahre 1924 in der Fachschule für Maschinenschlosser abgelegt.

Im Dezember 1944 wurden Dach und Stiegenhaus durch zwei Luftangriffe zerstört. Im Schuljahr 1964/65 wurde eine Abendschule für Berufstätige eingerichtet. Die Schule wurde im Jahr 1973/74 geteilt. Es verblieben am Standort Anichstraße die Höhere Abteilung für Elektrotechnik, Nachrichtentechnik und Maschinenbau. Ab 1985/86 wurden die Altbauten erweitert bzw. renoviert. Neun Jahre später wurde die renovierte Schule offiziell eröffnet.

Gebäude

Das erste Gebäude (Anichstr. 26) wurde 1881 nach Plänen von Natale Tommasi durch die Firma Johann Huter & Söhne errichtet. Der ursprünglich dreigeschoßige gründerzeitliche Bau wurde später um ein Vollgeschoß erhöht. Die Fassade ist einem römischen Hochrenaissance­palast nachempfunden und weist einen Mittelrisalit, ionische Kolossalpilaster, einen Rustikasockel und stark plastische Fensterrahmungen auf. Unter dem vorkragenden Kranzgesims befindet sich ein Puttenfries mit Attributen aus Kunst und Technik (Zahnrad, Buch, Glasbläser, Hammer und Meißel, Zirkel und Farbpalette). Im Inneren finden sich eine Vorhalle mit Freitreppe mit Pilastern, Rundbogengliederung und Kassettendecke über reich verziertem Gebälk sowie ein herrschaftliches Foyer mit Kassettendecke.[5][6]

Der viergeschoßige Erweiterungsbau (Anichstr. 28) wurde 1909/1910 von Josef Retter nach Plänen von Eduard Klingler und Fritz Konzert errichtet. Die Fassade ist sachlich-nüchtern gestaltet, die Gliederung beschränkt sich auf durchlaufende Gesimse und Putzfelderdekor.[7] Beide Gebäude stehen unter Denkmalschutz.

Die Schule besteht heute aus 4 Gebäuden: Anichstraße, Hofüberbau, Innrain und Stöcklgebäude.

Am 1. Dezember wurde der neue Hofüberbau fertiggestellt und von Bildungsminister Dr. Martin Polaschek eingeweiht. In diesem Neubau werden fortan die 5. Klassen untergebracht.

Ausbildungsrichtungen

An der HTL Anichstraße werden fünf Ausbildungsrichtungen angeboten, die als höhere Abteilung geführt werden und mit der Matura abschließen.[8] Teilweise gibt es auch die Möglichkeit im Rahmen einer Abendausbildung die Matura nachzuholen oder die Ausbildung mit Fachschulabschluss zu absolvieren. Im Falle des Abschlusses einer höheren Ausbildungsrichtung kann nach dreijähriger einschlägiger Berufspraxis um die Standesbezeichnung Ingenieur angesucht werden. Ein Fachschulabschluss kann nur in den Ausbildungsrichtungen Elektrotechnik und Elektronik erworben werden.

Elektronik und Technische Informatik

In der Abteilung Elektronik und Technische Informatik gibt es sowohl die Höhere Abteilung (fünfjährig – mit Reife- und Diplomprüfung), als auch die Fachschule (vierjährig – Ausbildungsschwerpunkt: Computer- und Informationstechnik). Weiters kann man die Reife- und Diplomprüfung auch an der Abendschule erlangen.

Die Abteilung ist spezialisiert auf folgende 3 Punkte:

Im Fach HWE (Hardwareentwicklung) lernt man die Eigenschaften der Bauteile (Widerstand, Kondensator, Transistor …) im Detail kennen und deren Anwendung. Ein großer Schwerpunkt dieser Abteilung ist auch die Digitaltechnik. Gleichstrom, als auch Wechselstromtechnik werden gelehrt. Programmiersprachen wie Python und C werden einem im Fach FSST (Fachspezifische Softwaretechnik) näher gebracht. Die Werkstätte ist ein großer Teil der Ausbildung in der die Schüler das gelernte in der Praxis anwenden können. Die Praxis umfasst folgende Bereiche: Löten (THT (Through Hole Technology), SMT (Surface Mount Technology)), Mikroprozessoren Programmierung(Arduino, Esp32 …), Elektrotechnik (Installationstechnik) und eine Mechanische Grundausbildung (Schweißen, Drehen, Fräsen, Blechbearbeitung …).

Diese Abteilung ist auch die meist gefragte, mit meist über 80 Schülern pro Jahrgang. Abteilungsvorstand ist Thomas Netzer.

Elektrotechnik – Prozessinformatik

Die Abteilung Elektrotechnik besteht seit dem Jahr 1910. Elektrotechnik - Prozessinformatik ist heute das Profil der Abteilung.

Die fünfjährige Höhere Abteilung schließt mit der Reife- und Diplomprüfung ab.

Die vierjährige Fachschule Elektrotechnik (Abschluss als Techniker) ist spezialisiert auf die Gebiete:

Die achtsemestrige HTL für Berufstätige (Abendschule) hat als Ausbildungsschwerpunkt Energietechnik und Informationstechnik.

Folgende Fachbereiche sind Inhalt aller Ausbildungsbereiche, jedoch unterschiedlich gewichtet:

Automatisierungstechnik, Mechatronik, Industrielle Elektronik, Mikroprozessortechnik, Netzwerktechnik, Angewandte Informatik, Antriebstechnik und Leistungselektronik sowie Gebäude-Leittechnik, Grundlagen des Maschinenbaus mit Pneumatik, Technische digitale Bildverarbeitung. Pfatschbacher Johannes ist Abteilungsvorstand.

Maschinenbau – Robotic Centre

Die Ausbildungsrichtung für Maschinenbau wird sowohl als höhere Abteilung, als auch als Abendschule geführt. Die Kenntnisse, die in den Gegenständen Mechanik, Maschinenelemente, Fertigungstechnik, Elektrotechnik und Elektronik erworben werden, bilden die Basis für weitere Spezialisierungen.

Seit 2003 gibt es die Möglichkeit, unter drei Spezialisierungen zu wählen:

Dabei besuchen die Schüler im vierten Jahr alle Gegenstände, um sich dann im letzten Jahr für einen Schwerpunkt zu entscheiden, der dann fächerübergreifend, beispielsweise bei den Konstruktionsübungen, fokussiert wird.

Knapp die Hälfte der Maschinenbauabsolventen steigen nach der Schule direkt in die Berufswelt ein, der Rest entscheidet sich für ein Studium. Abteilungsvorstand ist Knofler Jörg.

Wirtschaftsingenieure – Betriebsinformatik

Wirtschaftsingenieure mit Schwerpunkt Betriebsinformatik ist mit Biomedizin- und Gesundheitstechnik die einzige Ausbildungsrichtung der Schule, die ausschließlich als höhere Abteilung geführt wird, d. h., dass die Ausbildung fünf Jahre dauert und mit der Diplom- und Reifeprüfung abschließt. Als zweitjüngste Abteilung der HTL wurde sie 1996 gegründet.

Die Ausbildung fußt generell auf drei Säulen:

Reimair Andreas ist der Abteilungsvorstand.

Biomedizin und Gesundheitstechnik

Die seit dem Schuljahr 2017/18 bestehende Ausbildungsrichtung für Biomedizin- und Gesundheitstechnik wird an der Schule ausschließlich als höhere Abteilung geführt, die Ausbildung dauert also fünf Jahre und schließt mit der Diplom- und Reifeprüfung ab.

Das Motto der Abteilung lautet:

  • Gesundheitssysteme designen
  • Medizintechnik entwickeln
  • Gesundheitsnetze managen.[9]

Die Ausbildung umfasst die Entwicklung und Planung von technischen Hardware- und Softwarelösungen für das Gesundheitssystem, z. B. von Geräten für Elektrokardiogramme, Computertomographie, Magnetresonanztomographie oder digitales Röntgen, aber auch medizinischer Systeme, wie die Elektronische Gesundheitsakte oder e-Card-Systeme, die in Krankenhäusern und bei Ärzten täglich zum Einsatz kommen.[10]

Die Abteilung weist viele Ähnlichkeiten zur Elektronik und Technischen Informatik auf und hat denselben Abteilungsvorstand Thomas Netzer.

Versuchsanstalt für Maschinenbau Innsbruck

Die Versuchsanstalt für Maschinenbau Innsbruck (Prüfstelle ID 94 akkreditiert vom BMWFJ) der HTL spezialisiert sich auf mechanische Werkstoffprüfung, zerstörungsfreier Werkstoffprüfung, Härteprüfung, Spannungsanalyse, Kerbschlagbiegeversuchen, Schweißnahtprüfung, metallographischen Untersuchungen, magnetinduktiver Drahtseilprüfungen, sowie Kalibrierungen von Messsystemen, Schadensanalytik, Produktkontrolle zur Produktionsüberwachung (Austria Gütezeichen), Prüfung von persönlichen Schutzausrüstungen und Möbel­prüfungen.

Leitung

  • 1877–1906 Johann Wunibald Deininger
  • 1906–1912 Anton Hellmessen
  • 1913–1919 Anton Grubhofer
  • 1919–1935 Rudolf Schober
  • 1936–1938 Fritz Michael Müller
  • 1938–1945 Leo Winkler
  • 1946–1949 Paul Riccabona
  • 1949–1967 Herman Fritz
  • 1968–1979 Josef Mayr
  • 1980–1986 Herbert Padinger
  • 1986–1998 Hellmut Haferl
  • 1998–2013 Elmar Märk[11]
  • 2013–2020 Günther Laner[12]
  • seit 2020 Helmut Stecher

Weblinks

Commons: HTL Anichstraße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b HTL Anichstraße. In: oekolog.at. Abgerufen am 7. Oktober 2021.
  2. Schulleitung. In: htl-anichstrasse.tirol. Abgerufen am 20. August 2020.
  3. Hof- und Staatshandbuch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie für das Jahr 1884. Gefürstete Grafschaft Tirol mit Vorarlberg. Wien (onb.ac.at): „Staats-Gewerbeschule in Innsbruck. (Errichtet 1882. – Unmittelbar der Statthalterei untergeordnet.)“
  4. Hof- und Staatshandbuch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie für das Jahr 1885. Gefürstete Grafschaft Tirol mit Vorarlberg. Wien (onb.ac.at): „Staats-Gewerbeschule in Innsbruck und Filial-Fachschule zu Hall (Tirol)“
  5. Kulturberichte aus Tirol 2009. (PDF; 7,8 MB) 61. Denkmalbericht. In: Amt der Tiroler Landesregierung, Kulturabteilung. 2009, S. 18;.
  6. Wiesauer: Höhere Technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt. In: Tiroler Kunstkataster. Abgerufen am 27. Juli 2020.
  7. Weirather: Höhere Technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt. In: Tiroler Kunstkataster. Abgerufen am 27. Juli 2020.
  8. Standorte: Berufsbildende Schulen. Höhere Technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt. In: berufsbildendeschulen.at. Abgerufen am 20. August 2020.
  9. Höhere Abteilung für Biomedizin- und Gesundheitstechnik. In: htl-anichstrasse.tirol. Abgerufen am 20. August 2020.
  10. Biomedizin- und Gesundheitstechnik. In: htl-anichstrasse.tirol. Abgerufen am 20. August 2020.
  11. Peter Nindler: Hochschulrat: Krisensitzung einberufen. In: Tiroler Tageszeitung. 24. Juli 2012, abgerufen am 20. August 2020.
  12. Neuer Obmann Stefan Boscheri / Was macht der Elternverein? In: Elternverein HTL Anichstrasse. 25. Februar 2020, abgerufen am 20. August 2020.

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Autor/Urheber: Christopher Kelter, Lizenz: CC BY-SA 4.0
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