Gustav Wagner (Mediziner)

Gustav Wagner (* 10. Januar 1918 in Hannover; † 16. September 2006) war ein deutscher Dermatologe, Medizinhistoriker, Herausgeber und Medizininformatiker.

Leben

Gustav Wagner hat während des Zweiten Weltkrieges, als Soldat, Medizin studiert, legte im Winter 1945 an der Humboldt-Universität Berlin das Staatsexamen ab und promovierte 1946 mit einer Arbeit „Über den Scheintod“ zum Dr. med.

Er hat sich danach in zwei Fachgebieten der Medizin als Wissenschaftler profiliert. Seine klinische Laufbahn begann in der Hautklinik Hannover und bis zu seiner Habilitation 1954 an der Universität Kiel blieb er der Dermatologie treu und verfasste auch Beiträge zur Geschichte[1] des Faches. Seine Untersuchungen zur Epidemiologie in diesem Bereich brachten ihn dem zweiten Fach, der Medizinischen Dokumentation nahe, dem er fortan, auch nach seiner Emeritierung bis kurz vor seinem Tod, den überwiegenden Teil seiner Arbeitskraft und Energie widmete.

Medizinische Informatik

Gustav Wagner prägte die Entwicklung dieses neuen Faches in Heidelberg und gehörte zu den Protagonisten auf nationaler und internationaler Ebene. Er wirkte am Entstehen der wissenschaftlichen Fachgesellschaft seiner Disziplin, der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) mit, deren Ehrenmitglied er war.

Wichtige Projekte

  • „Dermatologischer Diagnoseschlüssel“
  • „Allgemeiner Krankenblatt-Kopf“
  • Einführung des TNM-Verschlüsselungssystem für Tumoren
  • Krebsliteratur-Dokumentationssystem „CancerNet“

Internationale Tätigkeit

Wagner war ein engagierter und überall akzeptierter Vertreter Deutschlands in internationalen Fachgesellschaften und Gremien, u. a. hatte er die Federführung in mehreren Projekten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Council for International Organisations of Medical Sciences (CIOMS).

Offizielle Positionen

Von 1964 bis 1986 war Wagner Direktor des Instituts für Dokumentation, Information und Statistik des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und hatte gleichzeitig den Lehrstuhl für Medizinische Dokumentation und Statistik an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg inne. Während dieser Zeit hat er zahlreiche offizielle Funktionen wahrgenommen, so war er von 1967 bis 1968 sowie von 1973 bis 1974 Direktoriumsvorsitzender des DKFZ und langjähriges Mitglied des Lenkungsausschusses des Tumorzentrums Heidelberg/Mannheim.

Herausgebertätigkeit

Neben seinen wissenschaftlichen Arbeiten kann seine Herausgebertätigkeit hervorgehoben werden: Mit Heinz-Egon Kleine-Natrop gab er die Schriftenreihe der Nordwestdeutschen Dermatologischen Gesellschaft[2] heraus.[3] Er machte seine „Methods of Information in Medicine“ zur weltweit führenden Zeitschrift der Informationsverarbeitung in der Medizin, er gab mit Siegfried Koller das erste Standardwerk des Faches (das Handbuch der medizinischen Dokumentation und Datenverarbeitung) heraus, er publizierte den ersten Krebsatlas für die Bundesrepublik und war Herausgeber von einer ganzen Reihe von Kongressbänden und Handbüchern, z. B. die „Organspezifische Tumordokumentation“.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Vgl. etwa Gustav Wagner: Der Beitrag der Königlich-Hannoverschen Hof- u. Leibärzte zur Entwicklung der Dermatologie im 18. und 19. Jahrhundert (= Schriftenreihe der Nordwestdeutschen Dermatologischen Gesellschaft. Heft 5).
  2. Gustav Wagner, Heinz-Egon Kleine-Natrop: Vierzig Jahre Nordwestdeutsche Dermatologische Gesellschaft (= Schriftenreihe der Nordwestdeutschen Dermatologischen Gesellschaft. Heft 1).
  3. Vgl. etwa Girolamo Fracastoro: Syphilidis sive morbi gallici libri tres in der Übersetzung von Ernst Alfred Seckendorf (1892–1941), eingeleitet von Walther Schönfeld, Lipsius & Tischer, Kiel 1960 (= Schriftenreihe der Nordwestdeutschen dermatologischen Gesellschaft. Heft 6), S. 3 f. und 91.