Gunther Emmerlich

Gunther Emmerlich beim Benefizkonzert für die Opfer der Elbeflut 2013 in Pirna

Gunther Emmerlich (* 18. September 1944 in Eisenberg; † 19. Dezember 2023 in Dresden) war ein deutscher Sänger (Bass) und Moderator.

Leben und Wirken

Gunther Emmerlich wurde 1944 im thüringischen Eisenberg geboren. Sein Vater Walter fiel im Zweiten Weltkrieg, was die Familie erst mit Verzögerung erfuhr.[1][2] Nachdem seine Mutter 1955 an einer Nervenkrankheit gestorben war, wuchs er bei seiner älteren Schwester Ursula auf, die ihn adoptierte.[3][1] Nach dem Abitur und einer Berufsausbildung als Betonbauer[4] studierte Emmerlich zunächst an der Ingenieurschule für Bauwesen Erfurt, brach diese Ausbildung dann aber ab, um sich der Musik zuzuwenden.[5]

Von 1967 bis 1972 studierte er Operngesang bei Hans Kremers an der Musikhochschule Franz Liszt Weimar sowie bei Eleonore Elstermann und Johannes Kemter. Zusätzlich besuchte er Kurse bei Pawel Lisizian.[6][7] Während dieser Zeit trat er in der Sendung Notenbank des Fernsehens der DDR als Jazzsänger auf.[8]

Nach seiner Diplomprüfung für Gesang[5] wurde Emmerlich 1972 Mitglied des Opernstudios der Semperoper[9] und war danach bis 1992 als festes Ensemblemitglied des Opernhauses engagiert. Er debütierte dort 1972 als eine der drei Masken in Prokofjews Oper Die Verlobung im Kloster. Letztmalig trat er an diesem Haus 2010 in der Operette Die lustige Witwe auf.[10] Eine seiner Paraderollen war Osmin in Mozarts Die Entführung aus dem Serail, außerdem sang er 1982 im Oratorium Axion esti in einer gefeierten Aufführung in Leipzig, die von dem Komponisten Mikis Theodorakis dirigiert wurde. Gastspiele führten ihn unter anderem an die Volksoper Wien und nach Amsterdam.[7] Zudem war er im Jahr 1985 Mitbegründer der überwiegend aus Musikern der Staatskapelle Dresden bestehenden Semper-House-Band,[9] die unter anderem Dixieland-Jazz spielte. Emmerlich trat aber auch selbst mit der Band auf.[11]

Im Jahr 1992 löste Emmerlich seinen Vertrag mit der Semperoper auf und wirkte fortan als freischaffender Sänger.[9] Sein Repertoire umfasste neben der Oper auch Operette und Musical, Lieder, Kirchenmusik sowie Dixieland und Swing. 2008 sang er gemeinsam mit Deborah Sasson in der New Yorker Carnegie Hall. In Operetten trat er zum Beispiel bei den Schwetzinger Festspielen[12] und den Bad Hersfelder Festspielen[13] auf.

Im Fernsehen der DDR wurde Emmerlich als Gastgeber der Sendung Showkolade (1987 bis 1990) bekannt. Auch nach der Wende trat er als Moderator und Gast zahlreicher deutscher Unterhaltungssendungen auf. Von 1993 bis 2006 moderierte er die Sendung Zauberhafte Heimat. Er war von 2006 bis 2015 Moderator des SemperOpernballs und moderierte seit 2004 die TV-Gala Krone der Volksmusik. Im Jahr 2012 spielte er in der ARD-Serie In aller Freundschaft mit.[14]

Emmerlich veröffentlichte vier autobiografische Bücher.

Darüber hinaus war er Botschafter der Carreras-Leukämie-Stiftung.[15] Er wurde 2008 Weinbotschafter im Sinne eines Testimonials des Weinbaugebietes Saale und Unstrut.[16] Im Vorfeld der Landtagswahl in Sachsen 2019 trat er als Unterstützer des Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) in Erscheinung.[17]

Am 15. Dezember 2023 hatte Emmmerlich seinen letzten Fernsehauftritt bei der MDR-Talkshow Riverboat.[18] Am 17. Dezember 2023 absolvierte er seinen letzten Bühnenauftritt bei einem Weihnachtskonzert in der Johanniskirche[19] im sächsischen Lößnitz.[20]

Emmerlich starb am 19. Dezember 2023 im Alter von 79 Jahren in seinem Haus in Dresden an Herzversagen.[21][22] Er wurde am 26. Januar 2024 auf dem Waldfriedhof Weißer Hirsch in Dresden im engsten Familienkreis neben seiner Ehefrau Anne-Kathrein (1948–2020) beigesetzt.[23]

Privates

Emmerlich lebte ab 1979 in der Villa Maria im Dresdner Stadtteil Oberloschwitz.[15] Im selben Jahr heiratete er die Schauspielerin Anne-Kathrein Kretzschmar, die eine Tochter mit in die Ehe brachte. Das Paar hatte einen gemeinsamen Sohn; Emmerlich hatte außerdem einen Sohn aus einer früheren Beziehung. Emmerlich und seine Frau trennten sich 2014, ließen sich aber nicht scheiden und blieben in Verbindung.[24] In der Villa Maria lebte er zuletzt gemeinsam mit der Familie seines Sohnes (Mehrgenerationenhaus).[25]

Auszeichnungen

Opern- und Musicalrollen (Auswahl)

Eigene Shows sowie Fernsehmoderationen (Auswahl)

Buchpublikationen

  • Ich wollte mich mal ausreden lassen. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2007, ISBN 978-3-89602-753-5.
  • Zugabe. Anekdoten, Ansichten und anderes. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2010, ISBN 978-3-89602-949-2.
  • Spätlese. Eine Rücksicht ohne Vorsicht. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2016, ISBN 978-3-86265-624-0.
  • Fortgeschritten. Man muss den Tatsachen ins Auge sehen, auch wenn sie noch so erfreulich sind. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2020, ISBN 978-3-86265-829-9.

Literatur

  • Gunther Emmerlich. In: Karl-Josef Kutsch, Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. K. G. Sauer, München 2002, ISBN 3-598-11598-9, S. 1330.
  • Mords-Musik. Buchvolkverlag, Zwickau 2014, ISBN 978-3-944581-10-1.
  • Kurzbiografie zu: Emmerlich, Gunther. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.

Weblinks

Commons: Gunther Emmerlich – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Emmerlich von seiner Schwester adoptiert. In: Berliner Morgenpost. 5. Februar 2007, abgerufen am 20. Dezember 2023.
  2. Jonas Patzwaldt: Was haben Sie mit erzgebirgischer Weihnachtstradition am Hut, Herr Emmerlich? Interview mit Gunther Emmerlich. In: Freie Presse. 16. Dezember 2023, abgerufen am 21. Dezember 2023.
  3. Sächsische Zeitung vom 18. September 2014
  4. Vom Bau zur Bühne. In: B.Z. 25. Januar 2003, abgerufen am 20. Dezember 2023.
  5. a b Gunther Emmerlich. In: Munzinger Biographie. Abgerufen am 20. Dezember 2023.
  6. Christiane Weber: Gunther Emmerlich gibt Absolventen wertvolle Tipps. 18. Oktober 2010, abgerufen am 20. Dezember 2023.
  7. a b Gunther Emmerlich. In: Karl-Josef Kutsch, Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. S. 1330.
  8. Das Beste aus der Notenbank. Buschfunk, 2015 (DVD)
  9. a b c Wenige Tage nach Weihnachtskonzert: Gunther Emmerlich ist überraschend gestorben. In: web.de. 20. Dezember 2023, abgerufen am 20. Dezember 2023.
  10. Nachruf auf Gunther Emmerlich. In: semperoper.de. Abgerufen am 20. Dezember 2023.
  11. a b c d e Torsten Wahl: Der Bass der „Showkolade“. Hrsg.: Berliner Zeitung. 21. Dezember 2023, S. 12 (Printausgabe).
  12. Bayerischer Rundfunk: Nachruf: Sänger Gunther Emmerlich gestorben. In: BR-Klassik. 20. Dezember 2023, abgerufen am 20. Dezember 2023.
  13. Bad Hersfelder Festspiele 2015. In: Gunther Emmerlich Freundeskreis. 3. August 2016, abgerufen am 20. Dezember 2023.
  14. Folge 585: Morgen, Kinder, wird’s was geben – Das Erste. In: mdr.de. 18. Dezember 2012, abgerufen am 20. Dezember 2023.
  15. a b Gunther Emmerlich. In: José Carreras Leukämie-Stiftung. Abgerufen am 20. Dezember 2023.
  16. Wein-Gespräch mit dem Entertainer und Weinbotschafter Gunther Emmerlich. In: weinbeobachter.com. 6. März 2018, abgerufen am 20. Dezember 2023.
  17. cdusachsen: Gunther Emmerlich unterstützt Michael Kretschmer für die Landtagswahl 2019 in Sachsen auf YouTube, 31. August 2019, abgerufen am 20. Dezember 2023.
  18. Gunther Emmerlich: Sein letzter Auftritt im Riverboat. In: ardmediathek.de. ARD, 15. Dezember 2023, abgerufen am 20. Dezember 2023 (Riverboat, MDR Fernsehen, verfügbar bis zum 18. Dezember 2028).
  19. Festliches Adventskonzert auf stadt-loessnitz.de, abgerufen am 20. Dezember 2023.
  20. Termine. In: Gunther Emmerlich. Abgerufen am 20. Dezember 2023.
  21. Sänger und Moderator Gunther Emmerlich ist tot. In: zeit.de. 20. Dezember 2023, abgerufen am 20. Dezember 2023.
  22. Herzversagen: Sänger und Moderator Gunther Emmerlich gestorben. In: mdr.de. 20. Dezember 2023, abgerufen am 20. Dezember 2023.
  23. Sänger Gunther Emmerlich an der Seite seiner Ehefrau beigesetzt. In: mdr.de. Mitteldeutscher Rundfunk, 27. Januar 2024, abgerufen am 27. Januar 2024.
  24. Gunther Emmerlich: Todes-Drama! Sänger trauert um seine geliebte Frau. In: news.de. 27. März 2020, abgerufen am 20. Dezember 2023.
  25. Gunther Emmerlich (†79) Weihnachten hatte er mit seinen zwölf Enkeln und Urenkeln bereits geplant. In: bunte.de. 15. Dezember 2023, abgerufen am 20. Dezember 2023.
  26. Hermann August Ludwig Degener, Walter Habel: Wer ist wer? Schmidt-Römhild, 2007, S. 289 (google.com [abgerufen am 20. Dezember 2023]).
  27. a b c d e Sänger und Moderator: Gunther Emmerlich ist tot. In: spiegel.de. 20. Dezember 2023, abgerufen am 21. Dezember 2023.
  28. Auskunft Bundespräsidialamt
  29. 100 Dresdner des 20. Jahrhunderts. In: Dresdner Neueste Nachrichten. Dresdner Nachrichten, Dresden 31. Dezember 1999, S. 22.
  30. Emmerlich-Führung Eisenberg (Audioguide). In: Tourismusnetzwerk Thüringen. Abgerufen am 20. Dezember 2023.
  31. Gunther Emmerlich unerwartet verstorben. In: stadt-eisenberg.de. 20. Dezember 2023, abgerufen am 25. Dezember 2023: „Emmerlich wurde 1944 in Eisenberg geboren und erhielt 2004 für seine Verdienste um Kunst und Kultur, sowie das Wohl seiner Heimatstadt die Ehrenbürgerwürde.“
  32. Sächsische Zeitung vom 18. September 2014
  33. Johannes Gutenberg. Das Musical. In: musicalzentrale.de. 16. Januar 2019, abgerufen am 21. Dezember 2023.
  34. Peter Hof: Neue Emmerlich-Show „Günther und drüber“ (ZDF): Die Witze waren gut abgehangen. In: Neues Deutschland, Ressort Wirtschaft und Umwelt. nd-aktuell.de, 28. April 1992, abgerufen am 22. Dezember 2023.
  35. Gunther und drüber bei Fernsehserien.de
  36. Zauberhafte Heimat bei Fernsehserien.de

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Gunther Emmerlich - Benefizkonzert Pirna taucht auf, Junihochwasser 2013 (01-2).JPG
Autor/Urheber: Norbert Kaiser, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Das Bild zeigt den bekannten Opernsänger und Entertainer Gunther Emmerlich beim Benefizkonzert "Pirna taucht auf" für die Opfer des Elbehochwassers im Juni 2013 in Pirna.