Großer Preis von Ungarn 1936

(c) Bundesarchiv, Bild 183-S16064 / CC-BY-SA 3.0

Der I. Große Preis von Ungarn (I Magyar Nagy Dij) fand am 21. Juni 1936 auf einer Rundstrecke im Népliget-Park in Budapest statt. Das Rennen zählte nicht zur Kategorie der Grandes Épreuves und war auch kein Lauf zur Grand-Prix-Europameisterschaft 1936. Die Renndistanz betrug 50 Runden à 5,0 km, was einer Gesamtstrecke von 250,0 km entsprach.

Sieger wurde Tazio Nuvolari auf einem Alfa Romeo 8C-35.

Rennen

Die enge und kurvenreiche Strecke im Budapester Népliget-Park war eigens für Ungarns ersten internationalen Grand Prix angelegt worden. Obwohl kein Rennen der höchsten Kategorie, hatten alle drei Top-Teams (Mercedes-Benz, Auto Union und Alfa Romeo, wie üblich vertreten durch die Scuderia Ferrari), ihre besten Fahrer entsendet. Alfa Romeo gab dabei mit Rücksicht auf die Streckencharakteristik dem etwas leistungsschwächeren, aber dafür deutlich handlicheren älteren Achtzylindermodell Tipo 8C-35 gegenüber dem aktuellen Zwölfzylinder Alfa Romeo 12C-36 den Vorzug.

Vor 100.000 Zuschauern übernahm zunächst Bernd Rosemeyer auf Auto Union die Führung vor seinem Stallgefährten Hans Stuck und den beiden Mercedes-Piloten Manfred von Brauchitsch und Rudolf Caracciola. Stuck, der von starker Übelkeit geplagt wurde, verlor aber bald schon Position um Position und ließ sich schließlich von Reservefahrer Ernst von Delius am Steuer ablösen. In der Zwischenzeit hatte sich Caracciola an von Brauchitsch vorbeigeschoben und in der elften Runde die Spitze übernommen. Ein sich anbahnender Motorschaden am Mercedes brachte jedoch zur Rennmitte Rosemeyer wieder zurück in Front.

Tazio Nuvolari hatte die erste Rennhälfte hindurch hinter von Brauchitsch liegend die Reifen seines Alfa Romeo geschont, begann nun aber, seinen Vordermann zunehmend unter Druck zu setzen. Dieser kam in Runde 30 kurzzeitig von der Strecke ab und verbog beim Aufprall gegen die zur Streckenbegrenzung aufgestapelten Sandsäcke an seinem Mercedes eine Radaufhängung, was kurz vor Schluss noch zu seinem Ausfall führte. Fünf Runden später setzte sich Nuvolari auch gegen Rosemeyer durch und gab die Führung bis zum Ende des Rennens nicht mehr ab. Nach seinem beeindruckenden Vorjahreserfolg beim Großen Preis von Deutschland war das nun bereits der zweiten aufsehenerregende Sieg innerhalb eines Jahres über die stark favorisierten deutsche Silberpfeile.[1]

Ergebnisse

Meldeliste

TeamNr.FahrerInfoChassisMotorReifen
Neuseeland Thomas Pitt Cholmondeley-Tapper02Vereinigtes Konigreich Eileen EllisonDNAaMaserati 8CMMaserati 3.0L V8 Kompressor
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Austin Dobson04Vereinigtes Konigreich Austin DobsonAlfa Romeo Tipo B/P3Alfa Romeo 3.2L I8 Kompressor
Vereinigtes Konigreich Charles Martin06Vereinigtes Konigreich Charles MartinAlfa Romeo Tipo B/P3Alfa Romeo 2.9L I8 Kompressor
Dritte Französische Republik George Raphaël Béthenod de Montbressieux08Dritte Französische Republik RaphDNAbMaserati V8-RIMaserati 4.8L V8 Kompressor
Italien 1861 Officine Alfieri Maserati10Ungarn 1918 László HartmannMaserati 6CMMaserati 1.5L I6P
Deutsches Reich NS Auto Union AG12Deutsches Reich NS Hans StuckAuto Union CAuto Union 6.0L V16 KompressorC
14Italien 1861 Achille Varzi
16Deutsches Reich NS Bernd Rosemeyer
Deutsches Reich NS Ernst von DeliusRES
Deutsches Reich NS Daimler-Benz AG18Deutsches Reich NS Rudolf CaracciolaMercedes-Benz W25KMercedes-Benz M 25 C 4.7L I8 KompressorC
20Monaco Louis Chiron
22Deutsches Reich NS Manfred von Brauchitsch
Deutsches Reich NS Hermann LangRES
Italien 1861 Scuderia Ferrari24Italien 1861 Tazio NuvolariAlfa Romeo 8C-35Alfa Romeo 3.8L I8 KompressorE
26Italien 1861 Antonio BrivioDNA
28Italien 1861 Mario Tadini
Rumänien Konigreich Gheorghe Ghyka Cantacuzene30cRumänien Konigreich Gheorghe Ghyka CantacuzeneDNAMaseratiMaserati
Spanien Zweite Republik José de Villapadierna32Spanien Zweite Republik José de VillapadiernaDNAAlfa Romeo Tipo B/P3Alfa Romeo 3.2L I8 Kompressor
a Auto zum Rennen nicht eingetroffen.
b Auto nicht einsatzfähig.
c In den Quellen wird stattdessen oft Petre Cristea auf einem Ford Special, Sieger der Rallye Monte Carlo von 1936 geführt. Dabei handelt es sich möglicherweise um eine Verwechslung, Originalquellen der Zeit geben Ghyka Cantacuzene als gemeldeten Fahrer an

Qualifying

Pos.FahrerKonstrukteurQualifikationstrainingStart
ZeitØ-Geschwindigkeit
01Deutsches Reich NS Bernd RosemeyerDeutsches Reich NS Auto Union2:38,15 min113,820 km/h01
02Deutsches Reich NS Hans StuckDeutsches Reich NS Auto Union2:39,83 min112,620 km/h02
03Deutsches Reich NS Manfred von BrauchitschDeutsches Reich NS Mercedes-Benz2:39,87 min112,590 km/h03
04Italien 1861 Tazio NuvolariItalien 1861 Alfa Romeo2:40,08 min112,440 km/h04
05Deutsches Reich NS Rudolf CaracciolaDeutsches Reich NS Mercedes-Benz2:40,38 min112,230 km/h05
06Italien 1861 Achille VarziDeutsches Reich NS Auto Union2:43,12 min110,350 km/h06
07Italien 1861 Mario TadiniItalien 1861 Alfa Romeo2:47,52 min107,450 km/h07
08Monaco Louis ChironDeutsches Reich NS Mercedes-Benz2:49,65 min106,100 km/h08
09Vereinigtes Konigreich Austin DobsonItalien 1861 Alfa Romeo2:53,21 min103,920 km/h09
10Vereinigtes Konigreich Charles MartinItalien 1861 Alfa Romeo3:02,51 min98,620 km/h11
11Ungarn 1918 László Hartmann[2]Italien 1861 Maserati3:10,56 min94,460 km/h10

Rennergebnis

Pos.FahrerKonstrukteurRundenStoppsZeitStartSchnellste RundeAusfallgrund
01Italien 1861 Tazio NuvolariItalien 1861 Alfa Romeo502:14:03,46 h42:36,68 min
02Deutsches Reich NS Bernd RosemeyerDeutsches Reich NS Auto Union50+ 14,23 s12:37,48 min
03Italien 1861 Achille VarziDeutsches Reich NS Auto Union48+ 2 Runden62:44,78 min
04Italien 1861 Mario TadiniItalien 1861 Alfa Romeo47+ 3 Runden72:47,29 min
05Deutsches Reich NS Hans Stuck
Deutsches Reich NS Ernst von Delius
Deutsches Reich NS Auto Union46+ 4 Runden22:51,29 min
06Vereinigtes Konigreich Austin DobsonItalien 1861 Alfa Romeo45+ 5 Runden92:57,15 min
07Ungarn 1918 László HartmannItalien 1861 Maserati44+ 6 Runden103:00,80 min
Deutsches Reich NS Manfred von BrauchitschDeutsches Reich NS Mercedes-Benz47DNF22:37,10 mingebrochener Lenkarm
Vereinigtes Konigreich Charles MartinItalien 1861 Alfa Romeo33DNF112:53,14 minAchsbruch
Deutsches Reich NS Rudolf CaracciolaDeutsches Reich NS Mercedes-Benz26DNF52:39,85 minMotorschaden
Monaco Louis ChironDeutsches Reich NS Mercedes-Benz19DNF82:49,00 minKompressorschaden

Weblinks

Commons: Großer Preis von Ungarn 1936 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. http://www.kolumbus.fi/leif.snellman/gp3605.htm#17
  2. Hartmann und Martin tauschten ihre Startpositionen

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Flag of Hungary from 6 November 1915 to 29 November 1918 and from August 1919 until mid/late 1946.
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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
Das Hakenkreuz ist im Vergleich zur Parteiflagge der NSDAP um 1/20 zum Mast hin versetzt.
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Rudolf Caracciola, Bernd Rosemeyer

"Der große Preis von Ungarn" in Budapest. Caracciola und Rosemeyer in der Kurve Hs.o.Nr.

[Budapest.- Rennfahrer Rudolf Caracciola im Mercedes-Benz W125 "Silberpfeil" und Bernd Rosemeyer im Auto Union Typ D auf der Rennstrecke]

Abgebildete Personen:

  • Rosemeyer, Bernd: Automobilrennfahrer, verheiratet mit Elli Beinhorn, Deutschland
  • Caracciola, Rudolf: Automobilrennfahrer, Deutschland