Große Freiheit

(c) Wilhelm Walther, CC BY-SA 4.0
Große Freiheit, Mitte der 1930er-Jahre
Große Freiheit 1968
Große Freiheit (August 1975)
Beginn der Großen Freiheit an der Reeperbahn/Nobistor
Altonaer Budenreihe am Grenzgang zu Hamburg, zwischen Große Freiheit und Talstraße

Die Große Freiheit ist eine Seitenstraße zur Reeperbahn/Nobistor, beginnend am Beatles-Platz, die heute zum Stadtteil Hamburg-St. Pauli gehört. Die Straße wurde 1610 in Altona angelegt.

Geschichte

Ehemaliges Pfarrhaus der Altonaer Mennoniten aus dem 18. Jahrhundert

Ihren bereits seit dem 17. Jahrhundert amtlichen Namen hat die Große Freiheit, wie die benachbarte Kleine Freiheit, von den Religions- und Gewerbefreiheiten, die dort ansässige, unzünftige Handwerker und Glaubensgemeinschaften in der Stadt Altona genossen. Sie geht auf ein 1601 von Graf Ernst von Schauenburg ausgestelltes Privileg an den mennonitischen Händler François Noë und andere zurück, das ihnen gestattete, in Altona eine besondere Wirtschaftszone einzurichten, die schließlich unter dem Namen Freiheit bekannt wurde.[1] An die dortige Religionsfreiheit erinnert noch heute die katholische St.-Joseph-Kirche Große Freiheit 41 mit ihrer repräsentativen barocken Fassade (umgebaut 1721) und das Ensemble der ehemaligen Gemeindehäuser der Altonaer Mennoniten Große Freiheit 73 (errichtet 1850) und 75 (errichtet 1772).[2] Große Freiheit 75 beherbergte bis zu dem 1915 erfolgten Umzug der Gemeinde nach Altona-Nord das Pastorat; Große Freiheit 73 bestand in seiner ursprünglichen Form aus zwei Seitenflügeln, die den Eingang zu dem Kirchenbau markierten und später verbunden wurden.[3] Fundamente und Gebäudereste der 1943/44 durch Luftangriffe zerstörten Kirche werden noch zwischen dem Gebäude und einem benachbarten Schulgebäude vermutet.[4] Nahe der Altonaer Reichenstraße und der (inzwischen kanalisierten) Pepermölenbek befand sich im 18. Jahrhundert zudem die Dompelaarkirche.[5] In der benachbarten Kleinen Freiheit befanden sich jeweils eine französische und deutsch-niederländische Reformierte Kirche.[6]

Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz wurde Altona – und damit auch die Große Freiheit – nach Hamburg eingemeindet, wobei allerdings die Stadtteilgrenzen analog den Grenzen der NSDAP-Parteibezirke verändert wurden. Daher gehört die Straße seither zum Stadtteil St. Pauli.

Es gibt nur ein Hotel an der Straße, das St. Joseph Hotel Hamburg Große Freiheit 22, das 2005 eröffnet und nach der gleichnamigen Kirche benannt wurde.

Szene

Musikclubs Große Freiheit 36 und Kaiserkeller
Gruenspan Große Freiheit 58

Ihre Bekanntheit verdankt sie den früher dort existierenden Nachtclubs wie dem Salambo, Safari, Colibri, Regina und anderen, die sich dadurch auszeichneten, dass sie nicht nur Striptease boten, sondern auch den Geschlechtsakt, teilweise in Kostümen, auf der Bühne zeigten. Alle diese Clubs sind inzwischen geschlossen. Zu den noch verbliebenen Traditionslokalen gehören die 1963 eröffnete Monika-Bar Große Freiheit 27,[7] ein Treffpunkt für Transsexuelle, und das Lokal Gretel & Alfons Große Freiheit 29 (Hinterhof) aus dem Jahre 1953.[8]

Heutzutage bietet die Straße einige bekannte Musikclubs und Discotheken wie Große Freiheit 36, Kaiserkeller und Gruenspan und ist ein besonders stark frequentierter Teil des Nachtlebens der Reeperbahn. In der Großen Freiheit 64 ist bis heute der Indra-Musikclub zu finden, in dem die Beatles ihre ersten Auftritte hatten, bevor sie durch ihre Konzerte im Star-Club zu größerer Berühmtheit gelangten. 1968 entstand an der Außenwand des Gruenspan eines der ersten großen internationalen Wallpaintings (600 m²) realisiert von den Künstlern Werner Nöfer und Dieter Glasmacher.

Die deutsche Drag Queen Olivia Jones betreibt in der Straße eine Olivia Jones Bar, Olivias Show Club und Olivias Wilde Jungs.

Adaptionen

Weblinks

Commons: Große Freiheit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Film

Einzelnachweise

  1. Michael D. Driedger: Zuflucht und Koexistenz – 400 Jahre Mennoniten in Hamburg und Altona. Mennonitischer Geschichtsverein, Bolanden-Weierhof 2001, ISBN 3-921881-16-1, S. 26.
  2. Gebäude. Mennonitengemeinde Hamburg-Altona, abgerufen am 13. April 2018.
  3. Tag des offenen Denkmals – Stiftungen und Bürgerwille. Stiftung Denkmalpflege und Denkmalschutzamt der Stadt Hamburg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Juli 2015; abgerufen am 18. Mai 2013.
  4. Begründung zum Bebauungsplan St. Pauli 26 (Pestalozzi-Quartier). (PDF; 301 kB) Stadt Hamburg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Oktober 2014; abgerufen am 18. Mai 2013.
  5. Michael D. Driedger: Zuflucht und Koexistenz – 400 Jahre Mennoniten in Hamburg und Altona. Mennonitischer Geschichtsverein, Bolanden-Weierhof 2001, ISBN 3-921881-16-1, S. 46 und 51.
  6. Wolfgang Vacano: 350 Jahre Altona. Sutton, Erfurt 2014, ISBN 978-3-95400-370-9, S. 181.
  7. https://reeperbahn.com/monika-bar-grosse-freiheit/#/
  8. https://www.hamburg-tourism.de/shoppen-geniessen/szene-nachtleben/gretel-alfons/
  9. Große Freiheit bei IMDb

Koordinaten: 53° 33′ 2″ N, 9° 57′ 27″ O

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Große Freiheit (August 1975)
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Die Große Freiheit in Hamburg im Oktober 2008 mit den Diskotheken Große Freiheit Nr. 7, Love Club und Cult, und im Hintergrund dem Table Dance Club Dollhouse.
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Im 18. und 19. Jahrhundert von den Mennoniten erbaute Gebäudegruppe und zusätzlich als eigenständiges Baudenkmal Große Freiheit 75, ehemaliges Pfarrhaus der Mennoniten aus dem 18. Jahrhundert.
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Das Grünspan in der Großen Freiheit auf St. Pauli ist seit 1968 einer der bekanntesten Hamburger Musikklubs. Früher befand sich dort ein Kino.
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Musikclubs Große Freiheit 36 und Kaiserkeller in Hamburg/St. Pauli, Große Freiheit