Großajatollah

Großajatollah oder Ajatollah al-Ozma (arabisch آية الله العظمى, DMG Āyat Allāh al-ʿUẓmā; persisch آیت‌الله‌العظمی Ajatollah al-Uzma, ‚Großayatollah‘) ist ein geistlicher Titel der Zwölferschiiten, der über einem Ajatollah, aber unter dem Mardscha-e taqlid rangiert.

Anfänge

Im 19. Jahrhundert gab es immer nur 12 bis 18 Ajatollahs, davon wenige „übergeordnete“ Ajatollahs, die Mehrheit davon im Iran. Der Titel Großajatollah etablierte sich endgültig erst ab ca. 1920 und löste damit die bis dahin übliche Bezeichnung Mardscha in der Titelhierarchie ab.[1]

Der Aufstieg zu einem Großajatollah ist für einen schiitischen Geistlichen (Mullah) ein langer und beschwerlicher Weg, der mindestens 25 bis 30 Jahre intensiven Studiums erfordert. Wilfried Buchta beschreibt (Stand 2004) die Zahl der Großajatollahs weltweit mit 20, davon 14 im Iran.[2]

Praxis

Jeder Gläubige sucht sich für gewöhnlich einen Großajatollah als „Quelle der Nachahmung“ (mardscha), lebt nach dessen Rechtsauslegung und führt eine Steuer an diesen Großajatollah ab, die dieser für wohltätige Zwecke und für die Ausbildung von Schülern verwendet. Der Rang eines Großajatollahs leitet sich in erheblichem Maße aus der Anzahl seiner Anhänger her.

„Schiitischer Papst“

Zur Besetzung des Amtes eines Mardscha-e taqlid („Quelle der Nachahmung“) kommt es nur, wenn alle Großajatollahs einem aus ihrer Mitte zumindest stillschweigend diesen Rang zuerkennen. Dies war in der Geschichte der Zwölferschiiten erst dreimal der Fall.[3][4] Zuerst bekleidete Mortaza Ansari (1800–1864) dieses Amt, dann Mohammad Hasan Schirazi (1815–1895), zuletzt Hossein Borudscherdi (1875–1961).

Liste der Großajatollahs

Bekannte und als diese auch allgemein anerkannte Großajatollahs, in der Reihenfolge ihrer Geburt:

Verstorbene Großajatollahs

Aktuelle Großajatollahs

Iran

  • Taqi Tabatabaei Qomi (1922–)
  • Hossein Vahid Chorasani (1924–)
  • Mohammad Schahrudi (1925–)
  • Mohammad Alavi Gorgani (1926–)
  • Hossein Noori Hamedani (1926–)
  • Sadeq Rohani (1926–)
  • Naser Makarem Schirazi (1927–)
  • Musa Schubairi Zandschani (1927–)
  • Abbas Mahfuzi (1928–)
  • Mohammad Rahmati Sirdschani (1928–)
  • Dscha'far Sobhani (1928–)
  • Mohammad Hussain Nadschafi (1932–)
  • Mohammad Ebrahim Dschannati (1932–)
  • Hossein Mazaheri (1934–)
  • Dschavad Gharavi Aliari (1935–)
  • Kazem al-Haeri (1938–)
  • Sadiq Hosseini Schirasi (1942–)

Irak

Pakistan

  • Muhammad Hussain Nadschafi (1932–)

Afghanistan

Literatur

  • Heinz Halm: Die Schia. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988, ISBN 3-534-03136-9.
  • Wilfried Buchta: Schiiten. Hugendubel, München u. a. 2004, ISBN 3-7205-2491-4, (Diederichs Kompakt).

Einzelnachweise

  1. Heinz Halm: Die Schiiten. Beck 2005. Seite 86
  2. Wilfried Buchta: Schiiten. München 2004. Seite 45
  3. Heinz Halm: Die Schiiten. Beck 2005. Seite 84
  4. Nikki Keddi: Religion and Politics in Iran. Yale 1983. Seite 33 ff
  5. Message of Condolence by the Leader of Islamic Revolution on the demise of Grand Ayatollah Saafi Golpaygani. Abgerufen am 21. Februar 2023.
  6. Lutfullah Safi Golpaygani. Abgerufen am 21. Februar 2023 (englisch).