Great Orme Tramway

(c) Dr Neil Clifton, CC BY-SA 2.0
Untere Sektion der Great Orme Tramway: Wagen 4 ist soeben von der Talstation her in die Ausweiche eingefahren.
Die Weichen der oberen Sektion, die durch die Räder in die richtige Position für Wagen 6 oder 7 bewegt werden.

Die Great Orme Tramway (walis. Tramffordd y Gogarth) in Llandudno ist eine Standseilbahn, die aus einem Straßenbahn-Teil und einem Bergbahn-Teil besteht, die beide mit Seilzügen betrieben werden. Trotz der Tram-artigen Bauweise handelt es sich nicht um eine Kabelbahn, da die Wagen im Betrieb nicht vom Seil gelöst werden können.

Die Bahn fährt im Saisonbetrieb und befördert etwa 160.000 Fahrgäste jährlich.

Anlage

Diese Bahn verbindet die Victoria Train Station von Llandudno mit der ca. 200 Meter hohen Erhebung Great Orme (walis.: Pen y Gogarth) auf der gleichnamigen Halbinsel. Sie wurde 1902 in Betrieb genommen. Die Great Orme Tramway ist neben den Anlagen in Lissabon die einzige noch bestehende Straßen-Standseilbahn.

Im unteren Abschnitt der Bahn fahren die Wagen 4 und 5, im oberen Abschnitt die Wagen 6 und 7. Die Wagen 1 bis 3 waren Güterwagen, die den Personenwagen vorgestellt werden konnten, aber bereits 1911 ausrangiert wurden. Im oberen Abschnitt sind die Kabel sichtbar, im unteren Abschnitt liegen die Kabel unter der Fahrbahndecke. Die Wagen sind 11,28 Meter lang und haben 48 Sitzplätze; Stehplätze sind aufgrund der Sicherheitsbestimmungen nicht mehr zulässig.

Ursprünglich fuhren die Fahrzeuge der Bahn mit Stromabnehmerstangen. Die dazugehörige Oberleitung lieferte keinen Fahrbetriebsstrom, sondern diente als Telefonleitung zwischen Fahrer und dem Seilwinden-Maschinisten zur Signalisierung der Fahrtsteuerung. 1991 wurde dieses Telefonieverfahren durch Sprechfunk abgelöst. Die Wagen behielten jedoch ihre in der unteren Position arretierten Trolleystangen.

Das Maschinenhaus ist in der Mittelstation “Halfway” angeordnet, von dort wird das Seil der oberen und der unteren Sektion angetrieben. Dies bedingt in der oberen Sektion ein rundum laufendes Seil, das heißt, unterhalb des Wagens liegt auch ein Seil. Im Gegensatz zu normalen Standseilbahnen konnte diese Bahn nicht mit Abtschen Weichen ausgerüstet werden, da die Wagen für die Fahrt im Rillengleis mit normalen Spurkränzen ausgerüstet werden mussten. Die Wagen stellen mit ihren Spurkränzen die Weichen in die für sie richtige Position, damit sie auf der Rückfahrt wieder in das Gleis geleitet werden, in dem ihr Kabel durchführt. Eine falsche Weichenstellung kann zu schweren Unfällen führen, wie sie sich im Jahre 2000 und 2009 ereigneten.[1]

  • Im April 2000 hatte das Personal festgestellt, dass die untere Weiche bei der Talfahrt nicht immer in die richtige Position fiel. Deshalb wurde eine zusätzliche Person zur Überwachung eingesetzt. Laut Untersuchungsbericht hatte aber am 30. April weder diese Person noch der Wagenführer bemerkt, dass die Weiche falsch gestellt war und Wagen 7 bei der Bergfahrt auf das Gleis von Wagen 6 geleitet wurde, was zur Kollision führte.
  • Am 15. September 2009 wurde bei der Bergfahrt von Wagen 6 das hintere Drehgestell auf das Gleis von Wagen 7 geleitet, ohne dass der Wagen dabei entgleiste. Zwar wurde das Bremssystem ausgelöst, dieses reagierte aber nicht schnell genug, um eine Kollision zu verhindern. Die Untersuchung nach dem Unfall zeigte, dass die Kräfte der Räder im vorauslaufenden Drehgestell groß genug waren, um den Weichenhebel anzuheben. Dies war durch Abnützung der Schienen und des Weichengestänges sowie Lageungenauigkeiten des Gleises ermöglicht worden. Es wurde auch festgestellt, dass das Risiko eines derartigen Unfalls bis dahin nicht bekannt war, was nicht zuletzt der Einzigartigkeit dieser Anlage geschuldet ist.

Bereits am 23. August 1932 kam es zu einem Unfall, als bei Wagen Nr. 4 während der Bergabfahrt die Deichsel brach, mit der der Wagen mit dem Kabel verbunden war. Der Wagen entgleiste an der nächsten Kurve und prallte gegen eine Wand. Dabei wurden der Fahrer und ein 12-jähriges Mädchen getötet. Bei Untersuchung des Unfalls wurden schwere Versäumnisse der Bahnverwaltung festgestellt. Die Deichsel war aus Sparsamkeitsgründen aus einer dafür nicht geeigneten Stahllegierung hergestellt und die Notbremsen waren schon 1906 abgeklemmt und bis zum Unfall nicht wieder angeschlossen worden.[2]

Quellen

  • Keith Turner: The Great Orme Tramway – over a century of service. Gwasg Carreg Gwalch, Llanrwst 2003, ISBN 978-0-86381-817-2
  • Einzelnachweise:
  1. Collision on the Great Orme Tramway, 15 September 2009. Rail Accident Investigation Branch. 16. Oktober 2010. Abgerufen am 11. November 2013.
  2. The Great Orme Tramway - Significant Events in the History of the Line with brief notes on its construction, equipment and operation

Weblinks

Commons: Great Orme Tramway – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 53° 19′ 50,4″ N, 3° 50′ 38″ W

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Great Orme Tramway, Llandudno - lower section - geograph.org.uk - 132984.jpg
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Great Orme Tramway, Llandudno - lower section turnout. The Great Orme Tramway is in reality a two-section funicular. The lower section which, as shown, runs in the street, is operated using cars 4 and 5, which pass at the loop shown above - the photograph of car 4 ascending was taken from the front of the descending car 5. The upper section of the tramway runs in open track using cars 6 and 7. Compare to 257718 taken 30 years prior.
Great Orme Upper Section Passing Loop 2013-07-14.jpg
Autor/Urheber: Markus Giger, Lizenz: CC BY-SA 2.5 ch
Great Orme Tramway Wagen 7 ist in die Ausweichstelle eingefahren, das Weichensignal zeigt noch seine Nummer an. Augenblicke später hat Wagen 6 die Weiche bei der Ausfahrt umgestellt, das Schild zeigt nun die Nummer 6.