Grambois

Grambois
StaatFrankreich
RegionProvence-Alpes-Côte d’Azur
Département (Nr.)Vaucluse (84)
ArrondissementApt
KantonPertuis
GemeindeverbandTerritoriale Sud-Luberon
Koordinaten43° 46′ N, 5° 35′ O
Höhe278–628 m
Fläche31,25 km²
Einwohner1.226 (1. Januar 2019)
Bevölkerungsdichte39 Einw./km²
Postleitzahl84240
INSEE-Code
Websitehttp://www.grambois.fr
(c) Jean-Marc Rosier from http://www.rosier.pro, CC BY-SA 3.0

Blick auf Grambois

Grambois ist eine französische Gemeinde mit 1226 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Vaucluse in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Sie gehört zum Kanton Pertuis im Arrondissement Apt.

Geographie

Grambois liegt im Südosten des Départements Vaucluse, etwa 10 Kilometer nordöstlich der Stadt Pertuis.[1] Nachbargemeinden sind Saint-Martin-de-la-Brasque im Westen, La Tour-d’Aigues im Südwesten, Mirabeau im Süden, Beaumont-de-Pertuis im Osten, sowie La Bastide-des-Jourdans, Vitrolles-en-Lubéron und Peypin-d’Aigues im Norden.

Im Norden der Gemeinde erhebt sich das Gebirge des Grand Luberon mit dem Luberon-Regionalpark, zu dem das Gemeindegebiet gehört. Quer durch das Gemeindegebiet und am Ort Grambois vorbei fließt die 24 Kilometer lange Èze, die bei Pertuis als rechter Nebenfluss in die Durance mündet.

Verkehr

Wichtigste Verkehrsstraße durch die Gemeinde ist die Route départementale D956, die von Pertuis nach Manosque im Département Alpes-de-Haute-Provence führt.

Gemeindepartnerschaft

Grambois unterhält eine Partnerschaft mit der italienischen Gemeinde Solignano in der Emilia-Romagna.

Geschichte

Die Existenz von Grambois ist erst seit dem 11. Jahrhundert bezeugt, obwohl Spuren einer Besiedlung bis in die Jungsteinzeit zurückreichen und der Standort dreier gallo-römischer Villen nachgewiesen werden konnte.[2]

Im 12. Jahrhundert war Grambois an die Grafschaft Forcalquier angegliedert und ging im 13. Jahrhundert in den Besitz der Grafen von Provence über. Der Ort lag an einer strategisch günstigen Position und war im 13. Jahrhundert von einer starken Befestigungsmauer umgeben, die ein Jahrhundert später ausgebaut wurde. Grambois gehörte zu dieser Zeit zu einer der zwölf Forteresses de Provence („Festungen der Provence“).[2]

Im Jahr 1590, zur Zeit der Hugenottenkriege, erwies sich Grambois als treuer Verbündeter von Heinrich IV., was zur Belagerung von den Truppen des Savoyer Herzogs Karl Emanuel I. führte. Nach einem zehn Tage andauernden Kampf musste das Dorf kapitulieren. Es wurde geplündert und niedergebrannt und geriet für einige Zeit in Vergessenheit.[2]

Grambois um 1620 (Kartenausschnitt)

Von den großen Adelsfamilien, die in Grambois seit dem 15. Jahrhundert geherrscht haben (Forcalquier-Viens, de La Croix und de Gautier), ist vor allem das Haus Roquesante in Erinnerung geblieben, das vom späten 17. Jahrhundert bis zur Französischen Revolution im Herrenschloss wohnte. Dessen wohl berühmtestes Mitglied Pierre de Roquesante (1619–1707) spielte eine wichtige Rolle im Prozess gegen Nicolas Fouquet, dem als königlichen Finanzminister die Veruntreuung öffentlicher Gelder vorgeworfen wurde.[2]

Im 19. Jahrhundert gab es zwar etwas Textilindustrie (Spinnereien), doch der Ort lebte eher von Obst- und Gemüseanbau und insbesondere vom Weinanbau. 1924 kam es zur Gründung einer Winzergenossenschaft und es entwickelten sich Kunsthandwerk und Tourismus. Nachdem Grambois unter einer stetigen Landflucht litt, begann die Bevölkerungszahl in den 1950er Jahren wieder anzusteigen.[2] 1990 diente das Dorf als Drehort für die Verfilmung Der Ruhm meines Vaters von Marcel Pagnols Kindheitserinnerungen Souvenirs d’enfance.[3]

Einwohnerentwicklung

Jahr19621968197519821990199920062018
Einwohner452465548709903111311551239

Sehenswürdigkeiten

Gedenkkreuz von 1753 und Pfarrkirche Notre-Dame-de-Beauvoir.
Rechts: La Tourrache
Brunnen und Schloss am Rathausplatz

Das Dorf Grambois ist ein für die Provence typisches, von einer Mauer bewehrtes Village Perché. Von der östlichen Stadtbefestigung sind noch Überreste aus dem 14. Jahrhundert erhalten, darunter eine lange, mit Schießscharten durchlöcherte Mauer, die durch zwei rechteckige Türme verstärkt wurde.[4] Einer der beiden Türme, genannt Tourrache, ist eine Barbakane, die im 17. und 18. Jahrhundert als Konsularhaus gedient hat.[5]

Das große Herrenschloss Château de Grambois befindet sich innerhalb der Ummauerung am Rathausplatz. Es wurde im späten 16. Jahrhundert an der Stelle des alten Pfarrhauses erbaut.[4] Die neu gestaltete Fassade stammt aus dem Jahr 1730. In dem Schloss wohnten zeitweise Madame de Sévigné, ihre Tochter Madame de Grignan und der Graf von Mirabeau.[5]

Die früheste Erwähnung der romanischen Pfarrkirche Notre-Dame-de-Beauvoir geht ins Jahr 1096 zurück. Sie wurde im Laufe der Zeit erweitert, allerdings brach 1708 durch ein Erdbeben das Dach ein. In dieser Zeit wurden der obere Teil, die aktuelle Fassade und der Glockenturm neu gebaut. Im 19. Jahrhundert wurde der schmiedeeiserne Kampanile aufgestellt.[5]

Die Einsiedelei St-Pancrace ist eine im 17. Jahrhundert erweiterte Kapelle. Von dem damaligen Besitzer wurde im 19. Jahrhundert ein privater Friedhof angebaut und eine Restaurierung durchgeführt. Gegen 1912 schufen die drei Maler Georges Dufrénoy, Émile Lombard und Pierre Girieud, letzterer ein Freskenmaler aus der Schule von Marseille, religiös inspirierte Bilder auf den Wänden der Kapellenvorhalle. Sie wollten damit nach Vorbild der italienischen Renaissance die Freskotechnik auf frischem Mörtel wieder einführen.[6]

Wappen

blason

Das Wappen von Grambois ist wie folgt blasoniert:

Schwarz mit zerrupfter Tanne aus Gold, das Wappenschild wird mit einer Mauerkrone aus drei goldenen Türmen gekrönt. (Krone hier nicht sichtbar)

Es handelt sich um ein redendes Wappen zweiten Grades, d. h., es weist indirekt auf den Namen des Eigentümers hin. Der Baum bezieht sich auf den Namen Grand Bois (deutsch: „Großer Wald“), der 1696 im Allgemeinen Wappenbuch von Frankreich zusammen mit diesem Wappen eingetragen war. 1866 tauchte es im Wappenbuch der Provence wieder auf und wurde im Jahr 1996 endgültig zum offiziellen Wappen der Gemeinde erklärt.[7]

blason

Für lange Zeit war ein zweites Wappen im Gebrauch:

Silber mit Palme aus Gold, hervorkommend aus einem grünen Erdhügel. Da hier „Metall auf Metall“ folgt (goldene Palme auf silbernem Hintergrund), verletzt das Wappen die heraldische Farbregel.

Die Herkunft des Palmenwappens ist unbekannt, doch ist es auf vielen offiziellen Dokumenten, etwa auf Pestbriefen von 1720 nachweisbar. Obwohl es 1866 offiziell vom Tannenwappen abgelöst wurde, haben beide Wappenformen lange Zeit nebeneinander existiert. Noch Ende des 19. Jahrhunderts wurde es etwa vom Historiker André-Marius Garcin verwendet.[7]

Literatur

  • Michel Albarède u. a.: Vaucluse (= Encyclopédies du Voyage). Gallimard Loisirs, Paris 2007, ISBN 2-7424-1900-4, S. 293–294.
  • Cony Ziegler: Provence mit Camargue. 2. aktualisierte Auflage. Reisebuchverlag Iwanowski, Dormagen 2009, ISBN 978-3-933041-54-8, S. 336–337.
  • Marie-Christine Mansuy u. a.: Parc Naturel Régional du Luberon (= Encyclopédies du Voyage). Gallimard Loisirs, Paris 2010, ISBN 978-2-7424-2737-6, S. 133.

Weblinks

Commons: Grambois – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Gemeinde auf annuaire-mairie.fr
  2. a b c d e Grambois – Histoire. (Nicht mehr online verfügbar.) Offizielle Website des Fremdenverkehrsamtes, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 27. Oktober 2012 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.grambois-provence.com
  3. Cony Ziegler: Provence mit Camargue. 2009, S. 336.
  4. a b Michel Albarède u. a.: Vaucluse. 2007, S. 293.
  5. a b c Grambois – Le village. (Nicht mehr online verfügbar.) paysdaigues.fr, archiviert vom Original am 7. Dezember 2014; abgerufen am 28. Oktober 2012 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.paysdaigues.fr
  6. Marie-Christine Mansuy u. a.: Parc Naturel Régional du Luberon. 2010, S. 133.
  7. a b Deux Blasons pour un Village. (Nicht mehr online verfügbar.) Offizielle Website des Fremdenverkehrsamtes, archiviert vom Original am 5. Januar 2016; abgerufen am 28. Oktober 2012 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.grambois-provence.com

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