Große Konjunktion

Große Konjunktion im Dezember 2020 mit einem Abstand von ungefähr 15 Bogenminuten zwischen Saturn (links oben) und Jupiter (rechts unten) zwei Tage vor der größten Annäherung.
Die vier Galileischen Monde: links oberhalb vom Jupiter die Monde Kallisto, Ganymed und Europa, rechts unterhalb in unmittelbarer Nähe zu Jupiter der Mond Io.
Die Große Konjunktion im Jahr 7 v. Ch., wie sie am 12. November am Himmel Jerusalems aussah, Blick Richtung Süden

Als Große Konjunktion bezeichnet man in der Astronomie die Konjunktion (Annäherung oder Berührung am Sternenhimmel, von der Erde aus gesehen) zwischen den Planeten Jupiter und Saturn. Dieses Phänomen findet ungefähr alle 20 Jahre statt, so geschehen zuletzt im Jahr 2000 und am 21. Dezember 2020.

Diese Periodizität wurde seit der Antike beobachtet und hat seit dem Hochmittelalter Astrologen inspiriert.

Viele Astronomen und Historiker vermuten, dass der Stern von Betlehem zur Zeit von Jesu Geburt eine Große Konjunktion in den Jahren 7 bis 6 v. Chr. gewesen sei.[1][2]

Astronomische Zustände

Periodizität

Eine Folge von Großen Konjunktionen in Johannes Keplers Werk De stella nova

Die Umlaufzeiten der beiden Riesenplaneten betragen rund 12 Jahre für Jupiter und 30 Jahre für Saturn (genauere Daten sind 11,86 und 29,46 Jahre). Deshalb kommen die zwei Planeten etwa 20 Jahre nach einer Konjunktion wieder am Himmel zusammen. Das Sternbild, in dem diese scheinbare Begegnung stattfindet, verschiebt sich jedes Mal über etwa ein Drittel des Sternenhimmels – also über rund vier Tierkreiszeichen. Genauere Berechnungen ergeben eine durchschnittliche Periode von 19,86 Jahren und einen Winkel von 117° zwischen zwei aufeinander folgenden Großen Konjunktionen. Da die zwei Umlaufzeiten fast genau im Verhältnis 2:5 stehen, tritt die Große Konjunktion im Rhythmus von etwa 60 Jahren an fast ähnlicher Stelle des Sternenhimmels ein: Jupiter hat dann 5 Umläufe gemacht, Saturn hingegen 2.

Größte Konjunktion

1981 waren die ekliptikalen Längen von Jupiter und Saturn drei Mal gleich. Es gab eine Größte Konjunktion.
Bewegung der Planeten Jupiter und Saturn zwischen Dezember 1980 und Oktober 1981 im Sternbild der Jungfrau.

Wenn Jupiter und Saturn zugleich nahe ihrer Opposition sind, überlagert sich diese Bewegung mit den beiden jährlichen Planetenschleifen. Dann wandern sie zurück auf der Himmelskarte, bevor sie sich wieder vorwärts bewegen. Auf jeden Fall bewegt sich Jupiter schneller als Saturn. So kann es vorkommen, dass in einem knappen Jahr drei Begegnungen stattfinden; das Phänomen bezeichnet man als Größte Konjunktion.[3] Ihr Auftreten ist sehr selten und besitzt keine Periodizität. Das letzte Mal trat die Größte Konjunktion in den Jahren 1940–1941 und 1981 auf. Die nächste Größte Konjunktion wird erst wieder 2238–2239 stattfinden.

Liste der Großen Konjunktionen zwischen 1800 und 2100

Da es zwei Himmelskoordinatensysteme gibt, können die Daten von Konjunktionen auf zwei verschiedene Arten definiert werden, je nachdem ob man die äquatorialen oder ekliptikalen Koordinaten betrachtet. Die oberen Planeten Jupiter und Saturn bewegen sich langsam auf der Himmelskarte in der Nähe der Ekliptik und die Richtung dieser Bewegungen bleibt fast völlig parallel zu dieser Linie. So ist der Winkelabstand der zwei Planeten minimal bei ekliptikaler Konjunktion.[3] Die folgende Tafel zeigt die Daten in ekliptikaler Länge aller Konjunktionen der Planeten Jupiter und Saturn von 1800 bis 2100:[4]

DatumZeit in WZWinkelabstand
von Jupiter ab Saturn
Elongation
von Saturn ab Sonne
Tierkreiszeichen
17. Juli 180222:57:0039′ Südlich40.6° ÖstlichJungfrau
19. Juni 182116:56:571°10′ Nördlich63.3° WestlichWidder
26. Januar 184206:16:5332′ Südlich27.1° WestlichSteinbock
21. Oktober 186112:27:0248′ Südlich39.7° WestlichJungfrau
18. April 188113:35:591°13′ Nördlich3.1° ÖstlichStier
28. November 190116:37:3326′ Südlich38.2° ÖstlichSteinbock
10. September 192104:13:0357′ Südlich9.7° ÖstlichJungfrau
8. August 194001:13:201°11′ Nördlich90.9° WestlichStier
20. Oktober 194004:42:141°14′ Nördlich164.0° WestlichStier
15. Februar 194106:36:251°17′ Nördlich72.9° ÖstlichStier
19. Februar 196100:07:1814′ Südlich34.9° WestlichSteinbock
31. Dezember 198021:17:241°03′ Südlich90.9° WestlichWaage
4. März 198119:14:361°03′ Südlich155.9° WestlichWaage
24. Juli 198104:13:351°06′ Südlich63.8° ÖstlichWaage
28. Mai 200015:56:271°09′ Nördlich14.9° WestlichStier
21. Dezember 202018:37:316′ Südlich30.1° ÖstlichWassermann
31. Oktober 204012:02:471°08′ Südlich20.8° WestlichWaage
7. April 206022:36:241°07′ Nördlich41.9° ÖstlichZwillinge
15. März 208001:49:556′ Nördlich43.5° WestlichSteinbock
18. September 210022:50:401°13′ Südlich29.4° ÖstlichWaage

Große Konjunktion am 21. Dezember 2020

Diese Konjunktion fand am frühen Abendhimmel statt und war mit einem Winkelabstand von nur 0,1° die engste bis zum Jahr 2080. Damit waren die beiden Gasriesen 3 Tage vor und nach der Konjunktion gleichzeitig im Gesichtsfeld von Fernrohren zu sehen, gemeinsam mit 4 hellen Jupitermonden und 2–5 Saturnmonden.

Beobachtungen: In Mitteleuropa war der Himmel fast überall bedeckt. Bilder dieser seltenen Konstellation sind daher in den Webseiten der Astrovereine kaum zu sehen, Ausnahmen sind der Astroverein Wien[5] und Gahberg (Oberösterreich).[6]

Astrologie und Geschichte

Tabelle aus De stella nova von Johannes Kepler, S. 29.

Die astrologische Lehre von der zweifachen Periodizität der Großen Konjunktionen wurde durch die Bücher des persischen Astronomen Albumasar in Europa verbreitet, besonders nachdem sie gedruckt worden waren.[7] Seine fatalistische Philosophie war jedoch in der christlichen Kirche umstritten.[8]

In der Astrologie sind die zwölf Zeichen des Tierkreises mit der Vier-Elemente-Lehre verbunden; so entspricht jedes Element drei Zeichen: Feuer mit Widder, Löwe und Schütze, Erde mit Stier, Jungfrau und Steinbock, Luft mit Zwillinge, Waage und Wassermann, Wasser mit Krebs, Skorpion und Fische. So bildet jedes Element ein Dreieck oder Trigon auf dem Tierkreis. Während circa 200 Jahren finden alle Großen Konjunktionen nach und nach in den drei Zeichen desselben Elementes statt. Da aber ein langsamer Rückstand entsteht, kommen sie nach 10 Begegnungen auf das Trigon des nächsten Elementes, und erst nach circa 800 Jahren fängt der Zyklus wieder an.

Astrologen sind von einem Zusammenhang zwischen himmlischen Phänomenen und irdischen Ereignissen überzeugt. Die Vollendung eines ganzen Zyklus von Trigonen wurde als Fälligkeit für wichtige Ereignisse angesehen, wie die Schaffung von Imperien oder das Kommen eines Messias. So teilte zum Beispiel Johannes Kepler die Menschheitsgeschichte in Perioden von 800 Jahren ein.[9] Mit seiner heliozentrischen Ansicht reduzierte er die Dauer eines Zyklus auf 805 Jahre, während die vorherigen Astronomen 960 Jahre befürworteten. Erwähnungen der Trigone und Großen Konjunktionen finden sich auch in den Werken von Tycho Brahe, Dante[10] oder Shakespeare.[11]

Siehe auch

Literatur und Weblinks

Commons: Große Konjunktion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Rüdiger Plantiko: Konjunktionen der äusseren Planeten von −1500 bis 2500. Astrologische Materialien, Dezember 2007.
  • Jean Meeus: Les conjonctions triples Jupiter-Saturne. In: Astronomie. Band 94, S. 27–36 (französisch; online).
  • Johannes Kepler: De stella nova in pede serpentarii. 1606 (lateinisch; Volltext in der Google-Buchsuche).
  • Johannes Kepler: Discurs von der Grossen Conjunction oder Zusammenkunfft Saturni und Jovis im fewrigen Zeichen des Löwen. Nürnberg 1623.

Einzelnachweise

  1. Burkard Steinrücken: Der Stern von Bethlehem – Wie weit kann seriöse astronomische Deutung gehen? Westfälische Volkssternwarte und Planetarium Recklinghausen, 26. März 2003, abgerufen am 23. Dezember 2017 (PDF; 1,8 MB).
  2. Johannes Kepler: De stella nova in pede serpentarii. 1606.
  3. a b Jean Meeus: Les conjonctions triples Jupiter-Saturne. In: Astronomie. Band 94, S. 27–36 (online).
  4. Eine Tafel der Daten der Großen Konjunktionen in Rektaszension ist auch auf Wikipedia vorhanden.
  5. Große Konjunktion von Jupiter und Saturn am 21.12., auf astroverein.at
  6. Der Stern von Bethlehem Jupiter-Saturn Konjunktion, auf astronomie.at
  7. Albumasar: De magnis conjunctionibus et annorum revolutionibus ac eorum profectionibus. Gedruckt in Augsburg 1489 und in Venedig 1515. Ed. K. Yamamoto, Ch. Burnett, Leiden 2000, 2 Bände (Text arabisch und lateinisch).
  8. Heinrich von Langenstein: Tractatus contra astrologos conjunctionistas de eventibus futurorum (1373). Studien zu den astrologischen Schriften des Heinrich von Langenstein, Leipzig/Berlin 1933, S. 139–206.
  9. Johannes Kepler: De stella nova in pede serpentarii. 1606.
  10. Kennerly M. Woody: Dante and the Doctrine of the Great Conjunctions. In: Dante Studies, with the Annual Report of the Dante Society. Nr. 95, 1977, S. 119–134, JSTOR:40166243 (englisch).
  11. Margaret Aston: The Fiery Trigon Conjunction: An Elizabethan Astrological Prediction. In: Isis. Band 61, Nr. 2, 1970, S. 158–187, JSTOR:229973 (englisch).

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Saturn—Jupiter—Conjunction.jpg
Autor/Urheber: Stefan2499, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Große Konjunktion im Dezember 2020 mit einem Abstand von ungefähr 15 Bogenminuten zwischen Saturn (links oben) und Jupiter (rechts unten) zwei Tage vor der größten Annäherung. Die vier Galileischen Monde: links oberhalb vom Jupiter die Monde Kallisto, Ganymed und Europa, rechts unterhalb in unmittelbarer Nähe zu Jupiter der Mond Io.
Keplers trigon.jpg
A series of great cojunctions, an illustration from Kepler's book 'De Stella Nova' (1606)
De Stella nova p.29.jpg
Tableau de la page 29 de "De Stella nova in pede Serpentarii" de Johannes Kepler
Triple Conjonction.jpg
Autor/Urheber: Jacques Mrtzsn, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Schéma illustrant la répétition de la conjonction Jupiter-Saturne de 1981
Sky Jerusalem South-7BC-11-12.gif
Jerusalem sky on Nov. 12, 7BC, looking south at 18:00 - 21:30 local time (15 min. p. frame)
Conjonction Jupiter Saturne 1981.ogv
© Sémhur / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Apparent movement of Jupiter and Saturn during the 1981 triple conjunction.