Giselher Quast

Domprediger Giselher Quast (2008)

Giselher Quast (* 28. Juli 1951 in Dresden) war von 1979 bis 2016 Domprediger am Magdeburger Dom.

Leben

Giselher Quast wurde als fünftes Kind eines Pastors geboren, ist verheiratet und hat einen Sohn. Von 1961 bis 1976 sang er im Magdeburger Domchor, er erlernte das Orgelspiel. Quast verweigerte als überzeugter Pazifist den Wehrdienst und jeglichen Ersatzdienst. Nachdem er 1970 nicht zum Theologiestudium zugelassen wurde, legte er eine Sonderreifeprüfung am kirchlichen Proseminar in Naumburg (Saale) ab und studierte Theologie am Kirchlichen Oberseminar. Von 1975 bis 1977 war Quast Vikar in Magdeburg und von 1977 bis 1979 Pfarrer an St. Marien in Eilenburg.[1] Ab 1979 war Giselher Quast Domprediger am Magdeburger Dom.

Wegen seiner engagierten Arbeit in der Jugend- und Gemeindearbeit wurde Quast von Stasi-Mitarbeitern bespitzelt. 1980 und 1988 wurden zwei Anlagen bei der Operativen Personenkontrolle der Stasi wegen pazifistischer Beeinflussung der Jugend und Begünstigung von Ersuchen auf Übersiedlung angelegt. Zudem wurden die Friedensgebete im Magdeburger Dom von Stasi-Mitarbeitern unterwandert.

Quast war Initiator der Montagsdemonstrationen in Magdeburg 1989 und leitete am 6. November 1989 ein Bürgerforum mit 60.000 Teilnehmern auf dem Alten Markt in Magdeburg.

Quast tritt häufig mit medienwirksamen Aktionen in die Öffentlichkeit. Im Jahre 2002 lud er die Fans und Verantwortlichen des damals insolvenzbedrohten 1. FC Magdeburg zu einem Hoffnungsmarsch in den Dom ein, in Zusammenarbeit mit Tierschutzvereinen hielt er mehrmals Predigten vor Tieren und deren Besitzern, im Jahre 2005 fand eine Ausstellung mit Bildern des Künstlers Dieter M. Weidenbach im Magdeburger Dom statt. Quast war Erstunterzeichner zum Aufruf zur internationalen Prozeßbeobachtung beim sogenannten Halim-Dener-Prozess. Zudem war er Mitglied im Kuratorium Fluthilfe unter Leitung von Altbundespräsident Richard von Weizsäcker.

Bei den Veranstaltungen zum Tag der Deutschen Einheit 2003 fand unter Leitung von Quast ein Ökumenischer Gottesdienst statt, an dem Bundeskanzler Schröder, Bundespräsident Rau und Ministerpräsident Böhmer teilnahmen.

Quast engagiert sich für die Vereinbarkeit von Religion und Wissenschaft. 2002 wurde beispielsweise das Foucaultsche Pendel im Dom zu Magdeburg aufgebaut, 2003 die Ausstellung GEWISSENlos – GEWISSENhaft – Menschenversuche im Konzentrationslager der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität, 2005 unterstützte er Magdeburgs Bewerbung zur Stadt der Wissenschaft. Er engagierte sich für den Neubau der Domorgel und ist Schirmherr der Bürgerinitiative „Pro Elbe“. Am 25./26. Juni 2016 wurde Quast in den Ruhestand verabschiedet. Später übernahm er vertretungsweise die pfarramtlichen Dienste im Kirchspiel Magdeburg-Südost und im Kirchspiel Magdeburg-Süd.

Auszeichnungen

  • 1990: Ehrenmedaille „Aufbruch ’89“ der Stadt Magdeburg
  • 2002: Magdeburger des Jahres
  • 2016: Ehrenbotschafter der Ottostadt Magdeburg
  • 2017: Ehrenring der Landeshauptstadt Magdeburg
  • 2017: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse[2]

Literatur

  • mit Hans-Jürgen Jerratsch, Constantin Beyer: Der Dom zu Magdeburg. Deutscher Kunstverlag, München 2004, ISBN 3-422-06389-7.
  • Zur Zeit und zur Unzeit – Predigten aus dem Magdeburger Dom. Stekovics, Wettin 2016, ISBN 978-3-89923-359-9.
  • mit Reinhard Winkler, Hans-Jürgen Jerratsch: Der Dom zu Magdeburg. Deutscher Kunstverlag, München 1991, ISBN 978-3-422-02159-4.
  • mit Verena Friedrich: Magdeburg – Dom St. Mauritius und Katharinen. Peda, Passau 2014, ISBN 978-3-89643-940-6.
  • Bewegt und bewegend – Denkschrift zur Verabschiedung von Domprediger Giselher Quast. Hrsg. Gemeindekirchenrat der Evangelischen Domgemeinde 2016, ISBN 978-386289-135-1.
  • mit Jürgen M. Pietsch: Der Magdeburger Dom. Edition Schwarz Weiss, Spröda 2005, ISBN 3-00-015279-2.

Weblinks

Commons: Giselher Quast – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen e. V. (Hrsg.): Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen. Band 10. Series Pastorum. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, S. 186
  2. Ministerpräsident Haseloff überreichte Bundesverdienstorden auf dem Landesportal Sachsen-Anhalt, 11. August 2017

Auf dieser Seite verwendete Medien

Quast1.jpg
Autor/Urheber: Viktoria Kühne, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Domprediger Giselher Quast im Kreuzgang des Magdeburger Domes.