Gewebespezifischer Plasminogenaktivator

Gewebespezifischer Plasminogenaktivator
Gewebespezifischer Plasminogenaktivator

Vorhandene Strukturdaten: 1A5H, 1BDA, 1PK2, 1PML, 1RTF, 1TPG, 1TPK, 1TPM, 1TPN

Eigenschaften des menschlichen Proteins
Masse/Länge Primärstruktur527 = 275+257 Aminosäuren
Sekundär- bis QuartärstrukturHeterodimer
KofaktorFibrin
Isoformen4
Bezeichner
Gen-NamenPLAT T-PA; TPA
Externe IDs
Arzneistoffangaben
ATC-CodeB01AD02
S01XA13
WirkstoffklasseFibrinolytikum
Enzymklassifikation
EC, Kategorie3.4.21.68Serinprotease
MEROPSS01.232
SubstratArg-+-Val in Plasminogen
ProduktePlasmin
Vorkommen
Homologie-FamilieTrypsin
Übergeordnetes TaxonLebewesen
Orthologe
MenschHausmaus
Entrez532718791
EnsemblENSG00000104368ENSMUSG00000031538
UniProtP00750P11214
Refseq (mRNA)NM_000930NM_008872
Refseq (Protein)NP_000921NP_032898
Genlocus Chr 8: 42.18 – 42.21 Mb Chr 8: 22.76 – 22.78 Mb
PubMed-Suche532718791

Der gewebespezifische Plasminogenaktivator (englisch: tissue-type plasminogen activator, t-PA) ist ein Enzym, das aus den Endothelzellen der Gefäßwand freigesetzt wird und als körpereigener Aktivator der Fibrinolyse wirkt. Es ist eine Serinprotease, die Plasminogen direkt in Plasmin umwandelt und so die Blutgerinnung hemmt. Im Blut gebildete Hemmstoffe des t-PA werden als Plasminogen-Aktivator-Inhibitor bezeichnet.

Eine gentechnologisch hergestellte Variante, Alteplase oder rekombinanter (Tissue-type) Plasminogenaktivator (englisch: recombinant tissue-type plasminogen activator, rt-PA) wird therapeutisch zur Auflösung von Thromben (Thrombolyse) genutzt.

Alteplase

Alteplase ist der Freiname des rekombinanten gewebespezifischen Plasminogenaktivators (rt-PA). Der Arzneistoff wird parenteral als Fibrinolytikum zur Auflösung von Blutgerinnseln (Thromben) bei verschiedenen Gefäßerkrankungen eingesetzt (Thrombolyse).

Der biotechnisch hergestellte Wirkstoff Alteplase entspricht einem körpereigenen Glykoprotein, hat ein Molekulargewicht von 131.000, eine Halbwertszeit von sechs Minuten (terminale Halbwertszeit: etwa 30 Minuten), wird nach Metabolisierung in der Leber eliminiert und imitiert die Wirkung des natürlichen gewebespezifischen Plasminogenaktivators. Es wirkt vor allem durch die Umwandlung von an Fibrin gebundenem Plasminogen zu Plasmin, wobei es auf der Fibrinoberfläche einen Komplex bildet.[1] Verwandte, direkt fibrinolytisch wirkende Substanzen sind Tenecteplase und Reteplase. Ähnlich, aber indirekt fibrinolytisch wirken außerdem Streptokinase und Urokinase.

Indikationen

Zugelassen ist Alteplase in Deutschland bei folgenden Krankheitsbildern:

  • Herzinfarkt (falls eine Koronarintervention mit entsprechender Rekanalisation innerhalb akzeptabler Zeiträume nicht verfügbar ist)
  • akuter ischämischer Schlaganfall
  • akute massive Lungenarterienembolie

Die Dosierung ist unter anderem abhängig davon, ob eine tiefe Venenthrombose, ein Herzinfarkt, ein arterieller Verschluss, eine Lungenembolie oder ein akuter Ischämischer Schlaganfall behandelt werden soll.[1]

Grundsätzlich muss zwischen lokaler und systemischer Lysetherapie unterschieden werden. Bei der lokalen Lysetherapie wird das Fibrinolytikum mittels Katheterintervention nahe an den Wirkort, z. B. eine akut durch ein Blutgerinnsel verschlossene Beinarterie injiziert. Bei der systemischen Lysetherapie wird das Fibrinolytikum über eine periphere Vene in den Körperkreislauf gespritzt.

Beim Einsatz aller fibrinolytischen Substanzen muss eine strenge Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen, da gravierende Nebenwirkungen in Form von unstillbaren und potentiell tödlichen Blutungen auftreten können.

Handelsnamen

Das Enzym rt-PA (Alteplase) ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter dem Namen Actilyse in Durchstech-Flaschen zu 10 bis 100 mg im Handel erhältlich.[2][3][4]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Jörg Braun: Blut, Blutprodukte und Gerinnungsstörungen. In: Jörg Braun, Roland Preuss (Hrsg.): Klinikleitfaden Intensivmedizin. 9. Auflage. Elsevier, München 2016, ISBN 978-3-437-23763-8, S. 539–579, hier: S. 547–551 (Fibrinolytika), insbesondere S. 550 (Alteplase).
  2. Rote Liste online, Stand: September 2009.
  3. AM-Komp. d. Schweiz, Stand: September 2009.
  4. AGES-PharmMed, Stand: September 2009.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Protein PLAT PDB 1a5h.png
Autor/Urheber: Emw, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Structure of the PLAT protein. Based on PyMOL rendering of PDB 1a5h.