Gscherter

Das Wort Gscherter (auch G’scherter, Gescherter, dialektal Gscheada, zu geschoren) ist ein Schimpfwort, das hauptsächlich im süddeutschen Raum und vor allem in Österreich und Altbayern verbreitet ist. Man will damit einen ungehobelten, derben, nur Dialekt sprechenden bäurischen (nicht in der Stadt Aufgewachsenen), groben, aber einfach oft auch unwissenden Menschen charakterisieren. Gebräuchlich ist es auch als Adjektiv oder als Verstärkung zu einer vorangegangenen Tierbezeichnung oder anderem Schimpfwort (gscherter Hammel; Saupreiß, gscherter).

Bei den Germanen war das Stutzen (Scheren) des Haupt- und Barthaares verpönt, da es als Zeichen der Unfreiheit galt (vergl. Tacitus, Germania A. 31). Im Gegensatz zu freien Germanen, die langes Haar tragen durften, wurden Unfreie, Leibeigene, Sklaven, Gefangene und Verbrecher kahlgeschoren, also „geschert“.[1][2]

Auch nach den ständischen Kleiderordnungen des Mittelalters durften die unfreien Bauern ihr Haar nicht lang tragen, es heißt darum beispielsweise in Wolframs von Eschenbach Parzival: „Nennt mich also, wie Ihr wollt: Ritter oder Knappe, Page oder gescherter Bauer“.[3]

Der Begriff bezieht sich heute vor allem auf die Ausdrucksweise einer Person, jemand, „der in breitem Dialekt spricht, vulgäre Ausdrücke benutzt und sich nicht zu benehmen weiß“.[4] Eine zweite Anwendung – insbesondere adjektivisch: „das/er ist g’schert“ – ist ‚schamlos, respektlos, rücksichtslos‘ (dialektal: ausg’schamt).[5]

In Österreich bezeichnen vor allem die Hauptstädter aus Wien ländliche Provinzbewohner als G'scherte, während diese wiederum ausschließlich die Wiener damit bedenken. In Norddeutschland ist der Begriff nicht gebräuchlich.[6][7]

Weblinks

  • gschert, in Roland Russwurm: Österreichisches Deutsch, ostarrichi.org
  • gschert, in Angela und Otto Janko: Sprechen Sie Wienerisch? Seite G.

Einzelnachweise

  1. Albrecht Weber: Kleist: Brennlinien und Brennpunkte. Königshausen & Neumann, 2008, ISBN 3-8260-3899-1, S. 32. (online auf Google Books).
  2. Johannes M. Becker, Herbert Wulf: Afghanistan: Ein Krieg in der Sackgasse. LIT Verlag Münster, 2011, ISBN 3-643-10460-X, S. 198 f. (online auf Google Books).
  3. Wolfram von Eschenbach: Parzival. übersetzt von Peter Knecht. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-8218-4431-0, S. 298.
  4. Gudula Walterskirchen: Die österreichische G'sellschaft. Satirische Einblicke und Ausblicke. Amalthea-Signum-Verlag, Wien 2006, ISBN 3-85002-577-2, S. 24.
  5. „Wenns d' so g' schert bist, laß i di nimmer in unsern Garten nei.“ Zitat in Heinz Staudinger: Zwischen Hakenkreuz und Sternenbanner: Weilheimer Kindheitserlebnisse. BoD – Books on Demand, 2008, ISBN 978-3-89811-071-6, S. 19 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 14. Juli 2013]).
  6. ostarrichi.org: Gscherter – Landei, jem. der vom Land kommt
  7. ostarrichi.org: Gscherter – Wiener