Gerhart M. Riegner

Gerhart M. Riegner (1993)

Gerhart Moritz Riegner (geboren am 12. September 1911 in Berlin; gestorben am 3. Dezember 2001 in Genf) war ein deutscher Religionsphilosoph und jüdischer Verbandsfunktionär.[1]

Leben

Das Riegner-Telegramm

Riegner wuchs als Jude[2] in Berlin auf und studierte hier wie auch in Freiburg, Den Haag und Heidelberg Rechtswissenschaft. In Berlin warfen ihn 1933 „arische“ Mitstudenten aus einem Fenster der Friedrich-Wilhelms-Universität, wozu die Jura-Professoren (mit Ausnahme des Kirchenrechtlers Rudolf Smend) wie auch die übrigen Kommilitonen schwiegen. Während des Zweiten Weltkriegs war er der Resident des Genfer Büros des Jüdischen Weltkongresses (JWK).

Von Riegner stammen maßgebliche Berichte über die Vernichtungslager, unter anderem das sogenannte Riegner-Telegramm. Er gehörte zu dem Informationsnetz zwischen dem JWK, der tschechoslowakischen Exilregierung in London, den jüdischen Gemeinden in der Schweiz und anderen Ländern und dem Internationalen Roten Kreuz (IKRK). Er organisierte direkte Hilfen durch Hilfspakete für KZ-Häftlinge, für Theresienstadt bspw. mit portugiesischen Sardinen. 1944 gehörte er zusammen mit Saly Mayer zu den Organisatoren der Rettungsaktionen für die ungarischen Juden. Zu seinen Verdiensten gehört es, dass das IKRK sich kritisch mit der Situation in den Lagern auseinandersetzte. Zuletzt erreichte er, dass Vertreter des IKRK sich ständig in den Lagern aufhalten konnten, was vielen Inhaftierten das Leben rettete.

In der Nachkriegszeit koordinierte er die jüdische Emigration aus arabischen Ländern und aus der Sowjetunion. Von 1965 bis 1983 war Riegner Generalsekretär des JWK. In den Genfer Gremien der UNO und der UNESCO wirkte er an der Ausarbeitung der Menschenrechtskonvention mit.

Die Stadt Genf hat auf dem Cimetière des Rois ein Denkmal für Riegner errichten lassen. Sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof von Veyrier, dessen Haupteingang auf dem Gebiet des Schweizer Kantons Genf liegt, während sich die Gräber auf der französischen Seite der Grenze befinden.[3]

Auszeichnungen

Schriften

  • Die Beziehung des Roten Kreuzes zu Theresienstadt in der Endphase des Krieges. In: Theresienstädter Studien und Dokumente. Nr. 3, 1996.
  • Niemals verzweifeln – Sechzig Jahre für das jüdische Volk und die Menschenrechte. Bleicher, Gerlingen 2001, ISBN 3-88350-669-9.

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.deutsche-biographie.de/pnd122210697.html
  2. Biographie (Memento vom 8. Januar 2014 im Internet Archive)
  3. Suzanne Kathari, Natalie Riliet: Histoire et Guide des cimetières genevois. Éditions Slatkine, Genf 2009, ISBN 978-2-8321-0372-2, S. 440.
  4. Neues Deutschland, 9. November 1988, S. 2
  5. Ehrenpromotionen – Universität Luzern. Abgerufen am 9. Juli 2019.

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GerhartMRiegner1993-ByAndresLacko-WorldJewishCongress.jpg
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Der deutsche Religionsphilosoph Gerhart M. Riegner (1911-2001), der während des Zweiten Weltkrieges das Genfer Büro des Jüdischen Weltkongresses leitete.
Gerhart Moritz Riegner Graveyard.jpg
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Denkmal auf dem Cimetière des Rois in Genf zu Ehren des deutschen Religionsphilosophen Gerhart M. Riegner (1911-2001), der während des Zweiten Weltkrieges das Genfer Büro des Jüdischen Weltkongresses leitete. Riegners Grab ist auf dem Jüdischen Friedhof von Veyrier.
Riegner Telegram.jpg

Description: This telegram from Gerhart Riegner, Secretary of the World Jewish Congress in Geneva, was received by the Foreign Office in August 1942. The telegram was among the first pieces of unambiguous evidence received by the Allies that the Nazi Government planned a 'final solution' to the "Jewish question".

Some comments within the file show officials suggested the telegram be used to influence the Vatican to condemn German atrocities more strenuously. Another civil servant dismisses Riegner's report as a "rather wild story".

Samuel Sydney Silverman, the telegram's intended recipient, was the Labour MP for the Lancashire constituency of Nelson and Colne. Silverman was a campaigner for Jewish rights, amongst other causes including opposition to capital punishment.

Date: August 10th 1942

Our Catalogue Reference: FO 371/30917

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