Gerhard Lubich

Gerhard Lubich (* 21. September 1964 in Ludwigsburg) ist ein deutscher Historiker und Hochschullehrer.

Gerhard Lubich studierte ab 1986 Geschichte und Romanistik in Köln und legte 1993 das erste Staatsexamen für das Lehramt ab. 1996 wurde seine Promotion über Ostfranken im Früh- und Hochmittelalter, die von Odilo Engels an der Universität zu Köln betreut worden war, angenommen. Anschließend war er bis 2001 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Universität zu Köln und danach bis 2005 Lehrbeauftragter für Mittelalterliche Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Gleichzeitig bearbeitete er von 2002 bis 2007 im Rahmen der Regesta Imperii die Regesten Kaiser Heinrichs IV. 2004 wurde seine von Johannes Laudage betreute Habilitationsschrift über Verwandtschaft im Früh- und Hochmittelalter an der Heinrich-Heine-Universität angenommen. Von 2005 bis 2006 vertrat Lubich die Hochschuldozentur für Historische Hilfswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Seit 2007 ist er Inhaber einer W2-Professur für die Geschichte des Früheren Mittelalters und Historische Hilfswissenschaften am Historischen Institut der Ruhr-Universität Bochum.

Seine Forschungsschwerpunkte sind die Verfassungs- und Kulturgeschichte, vor allem unter Berücksichtigung sozialer und regionaler Gruppenbildung, die mittelalterliche Historiographie und der Methodentransfer. In seiner Dissertation befasste er sich mit der Francia orientalis, also Rhein- und Mainfrankens, von der Karolinger- bis zur Stauferzeit.[1] In seiner Habilitationsschrift stellte Lubich die These auf, dass Verwandtschaftsbeziehungen im Frankenreich des Früh- und Hochmittelalters von geringerer sozialer und politischer Bedeutung gewesen seien, als es die Forschung bis dahin angenommen hatte.[2] Im Jahre 2010 publizierte er eine Einführung in die mittelalterliche Geschichte. Anlässlich des 850-jährigen Stadtjubiläums legte Lubich zudem eine „von den Anfängen bis zum Ausgang des Mittelalters“ reichende Darstellung der Reichsstadt Schwäbisch Hall vor. Der Schwerpunkt dieser Darstellung liegt auf dem Spätmittelalter.[3] Im Juni 2011 fand unter der Leitung von Lubich eine Tagung über Heinrich V. an der Ruhr-Universität Bochum statt. Die 2013 veröffentlichten Beiträge versuchten die von der neueren Forschung lange vernachlässigte Regierung Heinrichs V. „[...] nicht so sehr aus der Person denn aus den Zeitumständen heraus verständlich zu machen“.[4] Seit 2016 ist er Projektleiter der „Regesta Imperii“ zu Heinrich III. und Heinrich V. Lubich arbeitet derzeit an einer Biographie zu Heinrich V.

Schriften

Monographien

  • Auf dem Weg zur „Güldenen Freiheit“ (1168). Herrschaft und Raum in der Francia orientalis von der Karolinger- zur Stauferzeit (= Historische Studien. Bd. 449). Matthiesen, Husum 1996, ISBN 3-7868-1449-X.
  • Geschichte der Stadt Schwäbisch Hall. Von den Anfängen bis zum Ausgang des Mittelalters. Gesellschaft für Fränkische Geschichte, Würzburg 2006, ISBN 3-86652-952-X.
  • Verwandtsein. Lesarten einer gesellschaftlich-politischen Bindung (6.–12. Jahrhundert) (= Europäische Geschichtsdarstellungen. Bd. 16). Böhlau, Köln u. a. 2008, ISBN 3-412-20001-8.
  • Das Mittelalter (= UTB. Bd. 3106). Schöningh, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8252-3106-4.

Herausgeberschaften

  • mit Dirk Jäckel (Hrsg.): Heinrich III. Dynastie – Region – Europa (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 43). Böhlau, Köln u. a. 2018, ISBN 978-3-412-51148-7.
  • Heinrich V. in seiner Zeit. Herrschen in einem europäischen Reich des Hochmittelalters (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 34). Böhlau, Köln. u. a. 2013, ISBN 3-412-21010-2 (online).

Weblinks

Anmerkungen

  1. Franz-Reiner Erkens in: Historische Zeitschrift 266 (1998), S. 477–478; Stefan Beulertz in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 55 (1999), S. 799 (online); Geneviève Bührer-Thierry in: Francia 27 (2000), S. 326–327 (online).
  2. Vgl. zu seiner Habilitationsschrift die Besprechungen von Gerhard Schmitz in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 64 (2008), S. 727–728 (online); Steffen Patzold in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 68 (2009), S. 435–437; Eva-Maria Butz in: H-Soz-Kult, 20. Mai 2009 (online); Robert Gramsch in: sehepunkte 9 (2009), Nr. 3 [15. März 2009], (online); Martin Clauss in: Rheinische Vierteljahrsblätter 74 (2010), S. 276–278 (online).
  3. Vgl. dazu die Besprechung von Dominik Waßenhoven in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 73 (2010), S. 326–328.
  4. Gerhard Lubich: Zur Einleitung. Heinrich V. in den Welten des Hochmittelalters. In: Ders. (Hrsg.): Heinrich V. in seiner Zeit. Herrschen in einem europäischen Reich des Hochmittelalters. Köln 2013, S. 5–10, hier: S. 8.