Gerd von Rundstedt

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Gerd von Rundstedt 1940 nach seiner Ernennung zum Generalfeldmarschall
Das Grab von Gerd von Rundstedt und seiner Ehefrau Luise geborene von Götz auf dem Stadtfriedhof Stöcken in Hannover

Karl Rudolf Gerd von Rundstedt (* 12. Dezember 1875 in Aschersleben, Provinz Sachsen; † 24. Februar 1953 in Hannover) war ein deutscher Offizier, zuletzt Generalfeldmarschall im Zweiten Weltkrieg, und führte während des gesamten Kriegs militärische Großverbände (Heeresgruppen) an mehreren Fronten. Seine wichtigste Position war die des Oberbefehlshabers West, die er – mit mehreren Unterbrechungen – zwischen 1940 und 1945 innehatte. Von Rundstedt wurde nach dem Krieg wegen Kriegsverbrechen angeklagt. Wegen seines schlechten Gesundheitszustands wurde das Verfahren nie zum Abschluss gebracht.

Leben

Kaiserreich und Erster Weltkrieg

Der gleichnamige Sohn des Rittmeisters und Eskadronschefs des in Aschersleben stationierten Magdeburgischen Husaren-Regiments Nr. 10[1] und späteren Generalmajors der Preußischen Armee Gerd von Rundstedt entstammte dem altmärkischen Adelsgeschlecht von Rundstedt. Die Familie übersiedelte im Dezember 1882 anlässlich der Versetzung des Vaters zum Husaren-Regiment „König Humbert von Italien“ (1. Kurhessisches) Nr. 13 nach Hessen.[2] Er trat nach Schulbesuch in Mainz (1884–86) und Frankfurt am Main (zuletzt Oberrealschule) 1890 in die Kadettenanstalt Oranienstein ein und wechselte 1890 auf die Preußische Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde, wo er 1892 die Primareife erlangte.

Am 22. März 1892 trat Gerd von Rundstedt als Fähnrich in das Infanterie-Regiment „von Wittich“ (3. Kurhessisches) Nr. 83 in Kassel ein. Nach Kommandierung zur Kriegsschule Hannover wurde er am 17. Juni 1893 zum Leutnant befördert. Nach zehnjährigem Truppendienst, unter anderem als Bataillons- und Regimentsadjutant, besuchte er, seit 1902 Oberleutnant, von 1903 bis 1906 die Preußische Kriegsakademie in Berlin und wurde nach erfolgreichem Abschluss 1907 auf Probe in den Großen Generalstab kommandiert, in den man ihn 1909 als Hauptmann endgültig übernahm. 1912 erhielt er als Kompaniechef im 2. Ober-Elsässischen Infanterie-Regiment Nr. 171 erstmals ein Truppenkommando.

Im Ersten Weltkrieg wurde von Rundstedt als Generalstabsoffizier in der Türkei und in Frankreich eingesetzt. Bereits kurz nach Beginn des Krieges wurde er zum Major befördert.

Weimarer Republik

Gerd von Rundstedt (rechts) mit Adolf Hitler bei seiner Ernennung zum Regimentschef in der Reichskanzlei

Nach Ende des Kaiserreichs wurde Gerd von Rundstedt in die neuorganisierte Reichswehr der Weimarer Republik übernommen. Er wurde 1920 als Oberstleutnant Chef des Stabes der 3. Kavalleriedivision in Kassel und 1923 zum Oberst befördert. Ab 1925 war er Kommandeur des 18. Infanterie-Regiments in Münster. 1927 folgte die Ernennung zum Generalmajor. 1928 erhielt von Rundstedt das Kommando über die 2. Kavalleriedivision in Breslau, 1929 eine weitere Beförderung zum Generalleutnant. In Vorbereitung des Preußenschlages wurde von Rundstedt am 19. Juli 1932 als Befehlshaber des Wehrkreises III die vollziehende Gewalt in Berlin und der Mark Brandenburg übertragen.[3] 1932 wurde von Rundstedt zum General der Infanterie befördert und gleichzeitig Oberbefehlshaber des Gruppenkommandos I in Berlin.

Zeit des Nationalsozialismus

Vorkriegszeit

Uniformschema
Chef / Inf.Rgt.18

Nach der Machtergreifung der NSDAP und der Umwandlung der Reichswehr in die Wehrmacht blieb er Oberbefehlshaber des Gruppenkommandos I in Berlin. Am 1. März 1938 wurde er zum Generaloberst befördert. Während der Sudetenkrise 1938 unterstützte er bei der Generalsbesprechung vom 4. August die allgemeine Auffassung der Generalität, dass Wehrmacht und Land noch nicht kriegsbereit seien. Nach der Besetzung des Sudetenlandes im Oktober 1938 wurde von Rundstedt auf eigenen Wunsch am 31. Oktober aus der Armee verabschiedet. Am 4. November 1938 wurde er zum Chef des Infanterieregiments 18 in Bielefeld ernannt; diese Ernennung wurde am 25. April 1939 mit einer großen Parade vollzogen.

Im April 1939 wurde er als Leiter des geheimen „Arbeitsstabs Rundstedt“ reaktiviert, der bei der geplanten Invasion Polens (Deckname: „Fall Weiß“) als Heeresgruppenkommando der Heeresgruppe Süd dienen und dafür Aufmarsch- und Operationspläne entwerfen sollte. Ihm zur Seite standen zunächst nur Generalleutnant Erich von Manstein als Chef des Stabes und Oberst Günther Blumentritt als Operationsoffizier. Am 23. August 1939 wurde der erweiterte „Arbeitsstab Rundstedt“, jetzt bezeichnet als AOK 12, nach Neisse in Oberschlesien verlegt und übernahm am 25. August den Befehl über die drei unterstellten Armeen.

Zweiter Weltkrieg

Überfall auf Polen
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Gerd von Rundstedt, Johannes Blaskowitz und Walter von Reichenau (von links nach rechts) am Flughafen von Warschau. Aufnahme September 1939
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Gerd von Rundstedt (links) und Johannes Blaskowitz nehmen am 2. Oktober 1939 in Warschau die Parade auf dem Platz vor der Oper ab.

Mit Beginn des Überfalls auf Polen am 1. September 1939 wurde von Rundstedt zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd ernannt. Mit diesem 886.000 Soldaten umfassenden Verband marschierte er von Schlesien und der Slowakei aus in Polen ein und besiegte gemeinsam mit der Heeresgruppe Nord die polnischen Streitkräfte innerhalb eines Monats vollständig.

Am 9. September hatten die von von Rundstedt geführten Truppen die Vororte von Warschau erreicht. Nachdem anfängliche Angriffe auf das dicht bebaute Stadtgebiet erfolglos waren, ließ er die Stadt 19 Tage lang durch Luftwaffe und Artillerie bombardieren, bis die verbliebenen Verteidiger am 28. September kapitulierten. Diesem Bombardement fielen etwa 26.000 Zivilisten zum Opfer; große Teile der historischen Stadt wurden zerstört.

Westfeldzug

Gerd von Rundstedts Truppen wurden nach der Kapitulation Polens in Heeresgruppe A umbenannt und für den geplanten Westfeldzug an die deutsche Westgrenze verlegt. Nach acht Monaten ohne größere Kampfhandlungen im so genannten Sitzkrieg griff die deutsche Wehrmacht am 10. Mai 1940 die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Nordfrankreich (Fall Gelb) nach dem Sichelschnittplan an. Dieser sah im Kern vor, überraschend durch die von französischen und belgischen Militärs für unpassierbar gehaltenen und daher schwach verteidigten Ardennen bis zur Kanalküste vorzudringen und große alliierte Streitkräfte in Belgien einzuschließen. Dies gelang von Rundstedts Truppen innerhalb von zwei Wochen. Gerd von Rundstedt gab dann in der Schlacht von Dünkirchen nach Streitigkeiten unter den deutschen Generälen den berühmt gewordenen Haltebefehl, der es den Alliierten ermöglichte, in der Operation Dynamo rund 370.000 eingeschlossene Soldaten aus Dünkirchen nach Großbritannien zu evakuieren, die später den Kern der alliierten Invasionsarmee bildeten.

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Gerd von Rundstedt (links) mit Maximilian von Weichs 1940 in Frankreich

Danach eroberten die deutschen Truppen in kurzer Zeit die nördliche Hälfte Frankreichs (Fall Rot), bis die französische Regierung am 17. Juni um Waffenstillstand nachsuchte. Der schnelle Sieg wurde von der deutschen Propaganda als Durchbruch zu einer neuen, revolutionären Taktik gepriesen, der man die Bezeichnung Blitzkrieg gab. Für seine Erfolge wurde von Rundstedt gleichzeitig mit elf weiteren Offizieren am 19. Juli 1940 in den höchsten militärischen Rang des Generalfeldmarschalls befördert.

Gerd von Rundstedt war als Oberbefehlshaber der in der Folge geplanten Invasion Großbritanniens (Unternehmen Seelöwe) vorgesehen. Nach der deutschen Niederlage in der Luftschlacht um England wurde dieser Plan mehrfach verschoben und schließlich fallen gelassen, der Generalfeldmarschall 1941 an die deutsche Ostfront versetzt.

Krieg gegen die Sowjetunion

In dem am 22. Juni 1941 von deutscher Seite begonnenen Krieg gegen die Sowjetunion befehligte von Rundstedt die Heeresgruppe Süd, die binnen weniger Monate die Ukraine mitsamt der Krim und des Donezbeckens erobern und bis an die untere Wolga und in den Kaukasus vorstoßen sollte. Für seine Streitkräfte erwies sich eine Umsetzung dieses Plans jedoch als illusorisch: Nachdem der Angriff am Südflügel des deutschen Ostheeres verhältnismäßig langsam vorangeschritten war, erzielte er im Spätsommer zwar beträchtliche Erfolge (Kesselschlachten bei Uman und um Kiew), kam dann aber im Spätherbst auf der Krim und nördlich des Asowschen Meeres zum Erliegen, ohne die militärischen Ziele erreicht zu haben. Am 24. September 1941 gab er angesichts der Morde des zur Einsatzgruppe C gehörenden Sonderkommandos 4a folgenden Befehl an die ihm untergebenen Soldaten:

„Eigenmächtiges Vorgehen einzelner Wehrmachtsangehöriger […] gegen die Juden ist verboten, ebenso das Zuschauen oder Photographieren bei der Durchführung der Maßnahmen der Sonderkommandos.“[4]

Entgegen Hitlers Weisung, einen Rückzug nicht in Betracht zu ziehen, befahl von Rundstedt eine taktische Rücknahme seiner logistisch und physisch überstrapazierten Verbände, kurz nachdem diese Rostow erobert hatten, aber nun von einer sowjetischen Gegenoffensive bedroht waren. Er wurde deshalb – als erster von mehreren Generälen, die während der Winterkrise 1941/42 an der Ostfront aufgrund strategisch-taktischer Differenzen mit Hitler von ihren Posten abgelöst wurden – am 1. Dezember 1941 als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd entlassen und durch Walter von Reichenau ersetzt. Gleichwohl erhielt er am 12. Dezember 1941 anlässlich seines Geburtstags[5] von Hitler eine Dotation in Höhe von 250.000 Reichsmark.[6]

Verteidigung in Frankreich
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Gerd von Rundstedt (links) mit Benito Mussolini und Adolf Hitler 1941 in Russland

Wenige Monate später erhielt er wieder als Oberbefehlshaber West mit Hauptquartier in Paris ein neues Kommando, dem ab dem 15. April 1941 in Personalunion auch der Oberbefehl über die Heeresgruppe D angekoppelt war. In dieser Funktion schlug er die Operation Jubilee, ein britisch-kanadisches Kommandounternehmen bei Dieppe, erfolgreich zurück. Die britischen Kriegsgefangenen ließ er entgegen dem geltenden Völkerrecht an die Gestapo ausliefern.

Als Kopf des schwerpunktmäßig in Nord- und Südwestfrankreich stationierten Westheeres oblag ihm nach der Führung von Hitlers Blitzkriegen nun eine defensive Aufgabe. Zusammen mit der NS-Bautruppe Organisation Todt (OT) sollte er zur Abwehr der von der Wehrmachtführung bereits erwarteten Invasion der Alliierten den Auf- und Ausbau der Befestigungen des Atlantikwalls organisieren. Von Rundstedt machte sich über die Erfolgschancen der deutschen Defensivmaßnahmen keine Illusionen und rechnete schon Monate vor der eigentlichen Invasion mit einem Erfolg der alliierten Streitkräfte im Falle einer erneuten Landung auf französischem Boden. Seine taktischen Planspiele zielten auf eine Vernichtung der Landungskräfte nach der Landung mit schweren Panzereinheiten ab, Feldmarschall Erwin Rommel hingegen setzte sich bei Hitler durch und trieb den Ausbau des Atlantikwalls weiter voran.

Von Rundstedt war als höchste militärische Instanz für die Aufrechterhaltung der Ordnung in den am 11. November 1942 besetzten („Unternehmen Anton“) Gebieten Vichy-Frankreichs zuständig. Die Initiative zur Zerstörung großer Teile der Altstadt von Marseille im Januar 1943 und Umsiedlung bzw. Deportation von Teilen ihrer Bewohnerschaft geht jedoch primär auf Heinrich Himmler zurück. Dabei kam es zur Kooperation zwischen Himmlers SS und örtlichen Wehrmachtbefehlshabern.

Als am 6. Juni 1944 die alliierten Truppen im Rahmen der amphibischen Operation Overlord in der Normandie landeten, waren von Rundstedts Reaktionsmöglichkeiten stark begrenzt, da die mobilen Hauptreserven für einen konzentrierten Gegenschlag im Raum Paris nur mit Hitlers ausdrücklicher Genehmigung eingesetzt werden durften („Führervorbehalt“), die zu spät erteilt wurde, um den Gegenschlag erfolgreich führen zu können (Näheres hier).

Nachdem die Vernichtung des alliierten Brückenkopfs aufgrund der massiven materiellen und personellen Unterlegenheit der Wehrmacht und der fehlenden Lufthoheit misslang, sah von Rundstedt keine Chancen mehr zur militärischen Wende. Nach offener Kritik an der obersten Führung in einem Gespräch mit OKW-Chef Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel („… den Krieg beenden, ihr Idioten!“) ließ Hitler ihn am 2. Juli 1944 von Generalfeldmarschall Günther von Kluge als Oberbefehlshaber West ablösen. Auch danach wurde die Lage an der Westfront schlechter.

Vorsitz des Ehrenhofs der Wehrmacht

Unter anderem um sich karrieristisch zu rehabilitieren, übernahm von Rundstedt anschließend den Vorsitz des am 2. August 1944 errichteten Ehrenhofs der Wehrmacht. In dieser Funktion stieß er im Auftrag des NS-Regimes zahlreiche mit dem Attentat vom 20. Juli 1944 kompromittierte Wehrmachtsangehörige aus dem Heer aus, sodass das Reichskriegsgericht für ihre Aburteilung nicht mehr zuständig war und sie vom Volksgerichtshof unter dem Vorsitz von Roland Freisler in Schauprozessen abgeurteilt werden konnten.

Am 18. Oktober 1944 hielt von Rundstedt anlässlich des Staatsaktes in Ulm die offizielle Trauerrede für den am 14. Oktober 1944 vom NS-Regime zum Selbstmord getriebenen Generalfeldmarschall Rommel, wobei die wahren Hintergründe des Ablebens Rommels nicht zur Sprache kamen.

Rückzug an der Westfront

Bereits Anfang September 1944 setzte Hitler ihn wieder als Oberbefehlshaber West ein; in dieser Funktion leitete Gerd von Rundstedt von Koblenz aus die rasante Absetzbewegung der deutschen Weststreitkräfte nach Belgien und Elsass-Lothringen. In dieser Funktion gelang ihm und dem Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B, Generalfeldmarschall Walter Model, einer der letzten deutschen Siege an der Westfront bei Arnheim, wo alliierte Fallschirmjägerverbände im Rahmen der Operation Market Garden die Niederlande befreien wollten, indem sie beabsichtigten, einen Keil zwischen das Ruhrgebiet und die großen Flüsse in den Niederlanden zu treiben. Der alliierte Weg in die norddeutsche Tiefebene wäre dann möglich gewesen.

Nachdem sich aufgrund des verlangsamten alliierten Vorstoßes die prekäre Lage der deutschen Truppen an der Westfront kurzzeitig stabilisieren konnte, führte von Rundstedt auf Befehl Hitlers im Dezember 1944 die letzte deutsche Großoffensive im Zweiten Weltkrieg. Der von 250.000 Soldaten und 600 Panzern geführte Angriff auf die Ardennen scheiterte jedoch bereits in der Anfangsphase, da er von Hitler viel zu großräumig ausgelegt worden war, und führte zum Verschleiß der letzten deutschen Truppenreserven und zu einer substanziellen Dezimierung des Westheeres. Von Rundstedt hatte für eine kleinere Offensive argumentiert, konnte sich aber nicht durchsetzen und führte die überdimensionierte Operation nach Hitlers Planung durch. Den daraufhin wieder aufgenommenen Vormarsch der Alliierten und die sukzessive Vernichtung seiner durch Nachschubprobleme geschwächten Resttruppen konnte der Oberbefehlshaber West nicht mehr verhindern, da die Ardennenoffensive zu hohe Verluste gefordert hatte.

Am 18. Februar 1945 verlieh Hitler von Rundstedt die Schwerter zum Ritterkreuz. Nach der Rheinüberquerung von US-Truppen über die Ludendorff-Brücke in Remagen (ab 7. März) setzte Hitler den Generalfeldmarschall 1945 ab und ersetzte ihn durch Generalfeldmarschall Albert Kesselring, der das Kommando am 12. März übernahm. Seine lange Dienstzeit machte von Rundstedt zum ältesten Offizier der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.

Zum Ende des Krieges befand sich von Rundstedt zur Kur bei Bad Tölz, das aufgrund seiner Einflussnahme vor größeren Zerstörungen bewahrt blieb.[7] In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1945 besetzte die 36. Infanteriedivision („Texas Division“) der US-Amerikaner unter Brigadier General Robert Stack Bad Tölz, dessen Leute auch von Rundstedt festsetzten.[8]

Nachkriegszeit

(c) Bundesarchiv, Bild 146-2007-0220 / CC-BY-SA
Gerd von Rundstedt und sein Sohn Hans Gerd von Rundstedt nach ihrer Gefangennahme im Jahr 1945

Nach den US-amerikanischen Verhören in Camp Ashcan und dann in Wiesbaden wurde Rundstedt ab Juli 1945 in britische Kriegsgefangenschaft nach Grizedale Hall verbracht, wo Rundstedt wegen Kriegsverbrechen angeklagt wurde. Ihm wurde unter anderem Massenmord in den besetzten sowjetischen Gebieten vorgeworfen. Der Vorwurf wurde mit dem so genannten Reichenau-Befehl begründet, weil Feldmarschall Walter von Reichenau zu diesem Zeitpunkt von Rundstedt unterstand. In dem Befehl wird an mehreren Stellen auf den Völkermord an Juden und Slawen angespielt. So ist etwa die Rede von der „Ausrottung des jüdisch-asiatischen Einflusses im europäischen Kulturkeis“, von der „harten, aber gerechten Sühne am jüdischen Untermenschentum“ und von der „erbarmungslose[n] Ausrottung artfremder Heimtücke“. Der Soldat müsse mehr sein als bloßer „Kämpfer nach den Regeln der Kriegskunst“, nämlich „Träger einer unerbittlichen völkischen Idee“. Nachweislich kannte von Rundstedt diesen Befehl, hat ihn gutgeheißen und sich mit ihm „voll einverstanden“ erklärt.[9]

Gerd von Rundstedt während der Nürnberger Prozesse

Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands und seines hohen Alters kam es zu keiner Verurteilung mehr. Seine Herzerkrankung bewog die Briten, ihn im Mai 1949 aus der Gefangenschaft zu entlassen.

Gerd von Rundstedt starb am 24. Februar 1953 in Hannover und wurde auf dem Stadtfriedhof Stöcken beigesetzt.

Bewertung

Eine vernichtende Kritik an Rundstedt äußerte der Militärhistoriker Sönke Neitzel 2020; Rundstedt habe bereits 1940 beim Westfeldzug militärtaktisch die Zeichen der Zeit nicht erkannt. 1944 habe er dann erneut versagt; Rundstedt habe nun (anders als Rommel, der als einziger aus den Erfahrungen in Italien 1943 die überlegenen Fähigkeiten der Briten und Amerikaner im Artilleriekrieg erkannt habe) am Konzept des Blitzkriegs festhalten wollen und geglaubt, er könne die Landungstruppen der Alliierten mit seinen zurückgehaltenen Panzern in einer Kesselschlacht vernichten. Dadurch und durch Hitlers Kompromisslösung sei das Scheitern der Wehrmacht bei der alliierten Invasion in der Normandie vorweggenommen worden.[10]

Auszeichnungen (Auswahl)

Film

In dem Kriegsfilm Der längste Tag (The Longest Day, 1962) wurde er von Paul Hartmann dargestellt. Im Film Die Brücke von Arnheim verkörperte Wolfgang Preiss von Rundstedt.

Literatur

  • Michael Schadewitz: Zwischen Ritterkreuz und Galgen. Skorzenys Geheimunternehmen Greif in Hitlers Ardennenoffensive 1944/45. Helios-Verlag, Aachen 2007, ISBN 978-3-938208-48-9.
  • Detlef Vogel: Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Hitlers militärische Elite. Von den Anfängen des Regimes bis Kriegsbeginn. Band 1, Primus Verlag, Darmstadt 1998, ISBN 3-89678-083-2, S. 223–233.
  • Rudolf Günter Huber: Gerd von Rundstedt. Sein Leben und Wirken im Spannungsfeld gesellschaftlicher Einflüsse und persönlicher Standortbestimmung. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-631-51933-8.
  • Günther Blumentritt: Von Rundstedt: The Soldier and the Man. 1952.
  • Sönke NeitzelRundstedt, Karl Rudolf Gerd von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 258 f. (Digitalisat).
  • Charles Messenger: The last Prussian. A biography of field marshal Gerd von Rundstedt. Brassey’s (UK), London, Oxford et al. 1991, ISBN 0-08-036707-0.
  • Johannes Hürter: Hitlers Heerführer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42. Oldenbourg, München 2006, ISBN 978-3-486-58341-0.
    • darin: Gerd von Rundstedt. (Biogramm), S. 656 f.

Weblinks

Commons: Gerd von Rundstedt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. books.google.de.
  2. Geschichte des magdeburgischen Husaren-Regiments Nr. 10. 1813–1888. zusammengestellt von Herbert von Thielen. Hahn’sche Buchhandlung, Hannover 1888; S. 204–206.
  3. Hans Mommsen: Die verspielte Freiheit. Aufstieg und Untergang der Weimarer Republik. Propyläenverlag Berlin, 2019. S. 606.
  4. Zitat bei Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 515.
  5. Peter M. Kaiser (2010): Mut zum Bekenntnis: die geheimen Tagebücher des Hauptmanns Hermann Kaiser, S. 526 (Fußnote 696)
  6. Gerd R. Ueberschär, Winfried Vogel: Dienen und Verdienen. Hitlers Geschenke an seine Eliten. Frankfurt 1999, ISBN 3-10-086002-0.
  7. Rainer Bannier: Historisches Gaißach: Die letzten Kriegstage in Gaißach: 200 Interessierte bei Vortrag, Beitrag über einen Vortrag von Robert Huber und Vroni Müller vom 1. Mai 2019 auf merkur.de, gesehen am 1. Mai 2019
  8. BG Robert Stack. In: togetherweserved.com. Abgerufen am 24. November 2019 (englisch).
  9. Der „Reichenau-Befehl“: „Das Verhalten der Truppe im Ostraum“, NS-Archiv.de.
  10. Deutsche Krieger: Vom Kaiserreich zur Berliner Republik – eine Militärgeschichte. Propyläen, Berlin 2020, S. 181 f.
  11. Auch zu den folgenden Orden Johannes Hürter: Hitlers Heerführer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42. Oldenbourg, München 2007, ISBN 978-3-486-57982-6, S. 657.
VorgängerAmtNachfolger

n. v.
Erwin von Witzleben
Walter Model
Oberbefehlshaber West
10. Oktober 1940 bis 1. April 1941
15. März 1942 bis 2. Juli 1944
5. September 1944 bis 3. März 1945

Erwin von Witzleben
Günther von Kluge
Albert Kesselring

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v.Rundstedt bei Hitler in der Reichskanzlei anlässlich seiner Ernennung zum Chef des Infanterieregiments 18 in Bielefeld am 4. November 1938
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Hitler, Mussolini, Gen.Feld.Marsch.v. Rundtstedt.
Anl[äßlich] einer Besichtungsfahrt an der Ostfront
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s/sgt. Brisecha
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Warschau, Rundstedt, Reichenau, Blaskowitz

Scherl: Rundstedt, Reichenau, Blaskowitz auf dem Flugplatz von Warschau in Erwartung des Führers.

[Polen, Flughafen Warschau.- General Gerd von Rundstedt, General Walter von Reichenau und General Johannes Blaskowitz im Gespräch (vor Ankunft von Adolf Hitler); ca. Ende September/Anfang Oktober 1939]

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Shoulderboards and collar patches of Field Marshals von Rundstedt as Chef of the 18th Infanterie Regiment
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General [Johannes] Blaskowitz und General [Gerd] von Rundstedt (links) nehmen in Warschau die Parade auf dem Platz vor der Oper ab. Beide Generale tragen das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes 2.10.39 Bildberichter: Sdf. Borchert, Prop. Komp. 501 [Scherl Bilderdienst]

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Gerd v. Rundstedt

Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt

[Gerd von Rundstedt mit Marschallstab (Porträt)]

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