Geosphäre

Mit Geosphäre (von griechisch γῆ ‚Erde‘ und σφαίρα ‚Kugel‘) wird zumeist eine Erdsphäre bezeichnet. Das Wort benennt also ein Phänomen der Erde, das sich häufig schalenähnlich um den ganzen Himmelskörper legt. Der Geosphäre-Begriff erfuhr innerhalb von 150 Jahren mindestens zehn verschiedene Definitionen, von welchen heute im deutschen Sprachraum noch fünf benutzt werden. Demzufolge besteht derzeit keine Einigkeit über Inhalt, Ausdehnung und Umfang der Geosphäre.

Begriff

Der Begriff der Geosphäre stammt aus dem englischen Sprachraum. Er wurde 1871 vom amerikanischen Philosophen Stephen Pearl Andrews (1812–1886) geprägt. Er bezeichnete damit die Gesamtheit der festen Erde – von der Lithosphäre bis zum Erdmittelpunkt. Allerdings prägten nachfolgende Wissenschaftler ihre eigenen Geosphäre-Begriffe:

Jahr der BegriffsprägungAutor der BegriffsprägungKurzerläuterungen
1871Stephen Pearl AndrewsGesamtheit der festen Erde.[1]
1902Friedrich RatzelÄußere Gesteinshülle der Erde aus festem und plastischem Gestein[2] (→ Lithosphäre).
1910John MurrayIrgendeine Erdsphäre des Planeten Erde[3][4] (→ Erdsphäre).
1935Willy HellpachErdoberflächennahe Luftschicht[5] (→ Peplosphäre).
1956Hans CarolObjekt geographischer Forschung: Erdsphären auf und nahe der Erdoberfläche[6] (↔ Landschaftssphäre).
1956Pierre Teilhard de ChardinGlobale unbelebte Umwelt der Lebewesen[7] (→ Physiosphäre)
1958Vladimir Nikolayevich SukachevUnbelebte Umwelt der Lebewesen des Festlandes[8]
1960Ernst WinklerErdbereich, der den gesamten Planeten (Gesamtgeosphäre[9]) oder einen Ausschnitt der Erde meinen kann.[10][11]
1963Ernst NeefRaum in größter globaler Betrachtungsdimension.[12]
1993Host EichlerDurchdringungsfeld des Abiotischen, Biotischen und Geistigen auf der Erde.[13]

Moderne Geosphäre-Begriffe

In der modernen wissenschaftlichen Literatur finden sich von den zehn vorgestellten Geosphäre-Begriffen derzeit noch immer fünf wieder. Es handelt sich vor allem um die Geosphäre-Begriffe nach Stephen Pearl Andrews (1871) und Pierre Teilhard de Chardin (1956), sowie weit abgeschlagen die Begriffe nach John Murray (1910), Hans Carol (1956) und Ernst Neef (1963).

Feste Geosphäre (Stephen Pearl Andrews, 1871)

Die feste Geosphäre im Verbund der Erdsphären.

Die feste Geosphäre nach Stephen Pearl Andrews umfasst jene Bestandteile des Planeten Erde, die aus festem Gestein bestehen oder noch darunter liegen. Die feste Geosphäre umfasst also die Lithosphäre und die noch tiefer liegenden Erdsphären:[14][15]

 Geosphäre 

Lithosphäre


   

Asthenosphäre


   

Mesosphäre


   
 Barysphäre 

Erdaußenkern


   

Erdinnenkern




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Die in der Gliederung erwähnte Mesosphäre meint natürlich nicht jene Schicht der Erdatmosphäre gleichen Namens. Stattdessen wird hier auf die geosphärische Mesosphäre verwiesen, die ein Synonym für die unteren Anteile des Erdmantels darstellt.[16][17] Außerdem wird eine moderne Begriffsbedeutung der Barysphäre als Synonym für den Erdkern berücksichtigt.[18][19] Jedoch könnte die Geosphäre auch noch anders gegliedert werden:

 Geosphäre 

Lithosphäre


   
 Endosphäre 

Asthenosphäre


   
 Zentrosphäre 

Mesosphäre


   
 Barysphäre 

Erdaußenkern


   

Erdinnenkern









In dieser alternativen Gliederung wurde die feste Geosphäre vollständig und übersichtlich dichotom geordnet. Gegen diese Gliederung kann eingewendet werden, dass sie neben der geosphärischen Mesosphäre auch noch eine geosphärische Endosphäre erwähnt,[20][21] obwohl dieser Begriff ebenfalls für eine bestimmte Schicht der Erdatmosphäre verwendet wird.[22] Außerdem wird mit Zentrosphäre. ein sehr alter und derzeit eher unüblicher Begriff wieder aufgegriffen.[23][24][25]

Die feste Geosphäre kann weiter untergliedert werden.

Neben den schon erwähnten Erdsphären werden gelegentlich die Böden – also die Pedosphäre[26] – oder die Böden zusammen mit gerade sedimentierenden Ablagerungen[27][28] – also die Pedosphäre zusammen mit der Sedimentosphäre[29] – ebenfalls der festen Geosphäre zugeordnet. Dem hingegen wird manchmal die Barysphäre nicht zur Geosphäre gezählt.[30]

Die feste Geosphäre ist der vorherrschende Geosphäre-Begriff der System-Erde-Forschung.[31][32][33][34]

Abiotische Geosphäre (Pierre Teilhard de Chardin, 1956)

Die abiotische Geosphäre nach Pierre Teilhard de Chardin umfasst sämtliche unbelebten Teile des globalen Ökosystems, der Ökosphäre. Damit umfasst sie Abschnitte von Lithosphäre, Hydrosphäre und Atmosphäre, die innerhalb des weltweiten Ökosystems liegen:[35][36][37][38][39]

 Ökosphäre 

globale Biozönose


   
 Geosphäre 

ökosphärischer Abschnitt der Lithosphäre


   

ökosphärischer Abschnitt der Hydrosphäre


   

ökosphärischer Abschnitt der Atmosphäre


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Die abiotische Geosphäre ist der Geosphäre-Begriff des International Geosphere-Biosphere Programme. Ein Synonym zur abiotischen Geosphäre lautet Physiosphäre.[40][41][42]

Geographische Geosphäre (Hans Carol, 1956)

Verbund der Erdsphären, die an der geographischen Geosphäre Anteil haben.

Die geographische Geosphäre nach Hans Carol stellt einen Versuch dar, das allgemeine Objekt geographischer Forschung im realen Erdraum zu verorten.[43][44][45][46][47] Zwar blieb sein Versuch nicht lange unwidersprochen[48] und konnte sich international trotz einiger Anläufe[49][50][51] nicht etablieren. Dennoch wird Carols geographische Geosphäre in seltenen Fällen immer noch in deutschsprachigen Publikationen verwendet:[52][53]

 Geosphäre 
 Anthroposphäre 

Soziosphäre


   

Technosphäre



 Ökosphäre 
 globale Biozönose 

Phytosphäre


   

Zoosphäre



 Physiosphäre 

ökosphärische Atmosphäre


   

ökosphärische Hydrosphäre


   

Reliefsphäre
bzw. ökosphärische Lithosphäre
bzw. Pedosphäre
bzw. Dekompositionssphäre i. e. S.


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Chorosphäre und Landschaftssphäre

Ein Synonym für die geographische Geosphäre lautet Chorosphäre. Diese Begriffsalternative wurde zu Beginn der 1960er Jahre vom Schweizer Geographen Ernst Winkler vorgestellt, um explizit das schon damals vieldeutige Wort von der Geosphäre zu vermeiden.[54][55] Die Chorosphäre gewann jedoch keine große Anhängerschaft.

Darüber hinaus existiert mit der Landschaftssphäre ein weiterer Begriff, der eine zumindest sehr große Bedeutungsgleichheit mit dem geographischen Geosphäre-Begriff aufweist. Das Wort wurde ebenfalls zu Beginn der 1960er von Ernst Winkler in die deutsche Sprache eingeführt,[56] nachdem er es der sowjetischen Geographie entlehnt hatte.[57] Der Vergleich zwischen der Landschaftssphäre und der geographischen Geosphäre bringt jedoch drei Unterschiede zutage:

  1. Die Landschaftssphäre beschränkt sich mehr auf die festländischen Anteile der Erdoberfläche,[58] während die geographische Geosphäre im Prinzip auch die Hohe See mit einschließt.[59]
  2. Landschaftssphäre wird derzeit praktisch nicht in allgemeingeographischen Publikationen verwendet, sondern findet sich vornehmlich in Veröffentlichungen allein der Landschaftsökologie.[60]
  3. Im Gegensatz zum geographischen Geosphäre-Begriff genießt die Landschaftssphäre – als landscape sphere und als ландшафтная сфера – durchaus eine gewisse internationale Verbreitung.[61]

Mehrzahlige Geosphären (John Murray, 1910)

Die mehrzahligen Geosphären nach John Murray sind ein Kategorienbegriff, der auf alle Erdsphären angewendet werden kann.[62][63][64] Zum Beispiel wäre die Atmosphäre eine Geosphäre, aber auch die Anthroposphäre, Dekompositionssphäre, Gravisphäre, Plasmasphäre und viele andere mehr wären Geosphären. Das Synonym für Murrays Geosphären heißt Erdsphären (→ Liste der Erdsphären).

Raumdimensionale Geosphäre (Ernst Neef, 1963)

Die raumdimensionale Geosphäre nach Ernst Neef bezeichnet keine bestimmte Eigenschaft, die sich schalenartig um die Erde legt. Sie bezeichnet demzufolge keine Erdsphäre. Stattdessen meint Neefs Begriff den globalen Raum selbst in seiner Gänze als Perspektive der wissenschaftlichen Betrachtung.[65] Diese globale Perspektive kann heute auch (weniger missverständlich) sphärische Betrachtungsdimension oder (allgemeinverständlich) eben globale Betrachtungsdimension genannt werden.[66]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. S. P. Andrews: The Primary Synopsis of Universology and Alwato. New York 1871, S. 105.
  2. F. Ratzel: Die Erde und das Leben – Zweiter Band. Leipzig/ Wien 1902, S. 4.
  3. J. Murray: The Deep Sea. In: Scottish Geographical Magazine. 26, 1910, S. 617–624.
  4. J. Murray: The Ocean. New York 1913, S. 226–227.
  5. W. Hellpach: Geopsyche. Leipzig 1935, S. 188.
  6. H. Carol: Zur Diskussion um Landschaft und Geographie. In: Geographica Helvetica. 11, 1956, S. 113–114.
  7. P. Teilhard de Chardin: La Place de l'Homme dans la Nature. Paris 1956.
  8. V. N. Sukachev: General principles and procedure in the study of forest types. 1958, S. 7.
  9. E. Winkler: Über die natürliche Ordnung der Erdwissenschaften. In: Geographica Helvetica. 25, 1970, S. 6.
  10. E. Winkler: Zu zwei neueren geographischen «Grundbegriffen». In: Geographica Helvetica. 15, 1960, S. 48.
  11. E. Winkler: Über die natürliche Ordnung der Erdwissenschaften. In: Geographica Helvetica. 25, 1970, S. 2.
  12. E. Neef: Topologische und chorologische Arbeitsweisen in der Landschaftsforschung. In: Petermanns geographische Mitteilungen. 107, 1963, S. 251, 258.
  13. H. Eichler: Ökosystem Erde. Leipzig 1993, S. 33–35.
  14. J. T. Miller Jr., S. E. Spoolman: Essential of Ecology. Belmont 2011, S. 56.
  15. S. E. Manahan: Water Chemistry. Boca Raton 2011, S. 4.
  16. R. A. Daly: Strength and structure of the earth. New York 1940, S. 13.
  17. R. J. Huggett: Fundamentals of Geomorphology. New York 2011, S. 93.
  18. S. A. Qazi: Principles of Physical Geography. New Delhi 2004, S. 81.
  19. A. Kabata-Pendias, A. B. Mukherjee: Trace Elements from Soil to Human. Berlin/ Heidelberg 2007, S. 237.
  20. W. v Braun: Saturn rocket systems and space exploration. Huntsville 1965, S. 93.
  21. A. P. Lisitzin: Sea-Ice and Iceberg Sedimentation in the Ocean. New York 2002, S. 16.
  22. J. J. Gilvarry: Escape of Planetary Atmospheres. I. Escape Layer. In: Physics of Fluids. 4, 1961, S. 2.
  23. C. R. Dryer: Lessons in physical geography. New York 1901, S. 27.
  24. J. Barrell: The strength of the Earth’s crust. I. Part IV. In: The Journal of Geology. 22, 1914, S. 296.
  25. J. Barrell: The strength of the Earth’s crust. I. Part VI. In: The Journal of Geology. 22, 1914, S. 659.
  26. H-P. Blume, G. W. Brümmer, R. Horn, E. Kandeler, I. Kögel-Knabner, R. Kretzschmar, K. Stahr, B-M. Wilke: Scheffer/Schachtschabel · Lehrbuch der Bodenkunde. Heidelberg 2010, S. 363.
  27. J. T. Miller Jr., S. E. Spoolman: Living in the Environment. Stamford 2012, S. 54.
  28. D. Desonie: Geosphere. New York 2008, S. X.
  29. O. V. Yapaskurt: Rock formation in the stratisphere (Experience of stage genetic research). In: Moscow University Geology Bulletin. 66, 2011, S. 301.
  30. K. Kyser: Isotopes as Tracers of Elements Across the Geosphere–Biosphere Interface. In: F. Vanhaecke, D. Degryse (Hrsg.): Isotopic Analysis. Weinheim 2012, S. 352.
  31. E. J. Tarbuck, F. K. Lutgens: Allgemeine Geologie. München 2009, S. 16.
  32. M. Sintubin: 4.5 Billion Years of Global Change. In: B. Raymaekers (Hrsg.): Lectures for the XXIst Century. Leuven 2008, S. 105.
  33. J. Beer, K. McCracken, R. v Steiger: Cosmogenic Radionuclides. Berlin 2012, S. 369.
  34. N. Shikazono: Introduction to Earth and Planetary System Science. Berlin 2012, S. 18.
  35. P. Teilhard de Chardin: La Place de l'Homme dans la Nature. Paris 1956.
  36. J. Y. Wang: Instruments for physical environmental measurements, with special emphasis on atmospheric instruments: syllabus. San Jose 1975, S. 1.
  37. G. W. Barrett: Stress ecology: an integrative approach. In: G. W. Barrett, R. Rosenberg (Hrsg.): Stress effects on natural ecosystems. New York 1981, S. 3–12.
  38. G. W. Barrett: A problem-solving approach to resource management. In: Bioscience. 35, 1985, S. 423–424.
  39. H. Leser (Hrsg.): Wörterbuch Allgemeine Geographie. München/ Braunschweig 2005, S. 291.
  40. E. Neef: Geographie und Umweltwissenschaft. In: Petermanns geographische Mitteilungen. 116, 1972, S. 83 und Tafel 3.
  41. H. Naumann-Tümpfel: Bemerkungen zum geographischen Aspekt der Ökosystemforschung. In: Geographische Berichte. 82, 1977, S. 60–61.
  42. L. Finke: Wozu heute noch Vegetationsgeographie studieren? In: Geographische Rundschau. 25, 1973, S. 130.
  43. H. Carol: Zur Diskussion um Landschaft und Geographie. In: Geographica Helvetica. 11, 1956, S. 113–114.
  44. H. Carol: Zur Theorie der Geographie. In: Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft. 105, 1963, S. 26.
  45. H. Barsch: Zur Kennzeichnung der Erdhülle und ihrer räumlichen Gliederung in der landschaftskundlichen Terminologie. In: Petermanns geographische Mitteilungen. 119, 1975, S. 83.
  46. vgl. E. Winkler: Über die natürliche Ordnung der Erdwissenschaften. In: Geographica Helvetica. 25, 1970, S. 7–8.
  47. vgl. W. Endlicher: Einführung in die Stadtökologie. Stuttgart 2012, S. 20.
  48. E. Winkler: Zu zwei neueren geographischen «Grundbegriffen». In: Geographica Helvetica. 15, 1960, S. 47–49.
  49. H. Carol: Current Geographic Thought in the German Language Area. In: The Professional Geographer. 11, 1959, S. 11–15.
  50. H. Carol: Geography of the Future. In: The Professional Geographer. 13, 1961, S. 14–18.
  51. H. Uhlig: Organization and system of geography. In: Geoforum. 2, 1971, S. 7–38.
  52. M. Maier: Vorwort. In: D. Kühler, E. Bethge, M. Fleig, G. Hillebrand, H. Hollert, B. Lehmann, D. Maier, M. Maier, U. Mohrlok, J. Wölz: Spannungsfeld Hochwasserrückhaltung und Trinkwassergewinnung. Karlsruhe 2010, S. V.
  53. F. Mauelshagen: Ungewissheit in der Soziosphäre: Risiko und Versicherung im Klimawandel. In: R. v Detten, F. Faber, M. Bemmann: Unberechenbare Umwelt: Zum Umgang mit Unsicherheit und Nicht-Wissen. Wiesbaden 2013, S. 254.
  54. E. Winkler: Zu zwei neueren geographischen «Grundbegriffen». In: Geographica Helvetica. 15, 1960, S. 48.
  55. E. Winkler: Über die natürliche Ordnung der Erdwissenschaften. In: Geographica Helvetica. 25, 1970, S. 8.
  56. E. Winkler: Zu zwei neueren geographischen «Grundbegriffen». In: Geographica Helvetica. 15, 1960, S. 48.
  57. Георгий (Юрий) Константинович Ефремов: Ландшафтная сфера Земли. In: Известия Всесоюзного географ об-ва. 6, 1959, S. 525–528.
  58. Георгий (Юрий) Константинович Ефремов: Ландшафтная сфера Земли. In: Известия Всесоюзного географ об-ва. 6, 1959, S. 525–528.
  59. H. Carol: Zur Theorie der Geographie. In: Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft. 105, 1963, S. 32.
  60. U. Steinhard, O. Blumenstein, H. Barsch: Lehrbuch der Landschaftsökologie. Heidelberg 2012, S. 31.
  61. D. Romportl, T. Chuman: Present Approaches to Landscape Typology in the Czech Republic. In: Journal of Landscape Ecology. 5, 2013, S. 24.
  62. E. Winkler: Über die natürliche Ordnung der Erdwissenschaften. In: Geographica Helvetica. 25, 1970, S. 2, 6.
  63. T. Foken: EAGLE-Starthilfe · Energieaustausch an der Erdoberfläche. Leipzig 2013, S. 9.
  64. M. Scholz: Planetologie II. Berlin 2012, S. 84.
  65. F. Kestle: Einführung in die Didaktik des Geographieunterrichts. Bad Heilbrunn 2002, S. 227.
  66. U. Steinhard, O. Blumenstein, H. Barsch: Lehrbuch der Landschaftsökologie. Heidelberg 2012, S. 42.

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Die Erdsphären in Übersicht


1 Liste der dargestellten Erdsphären


  • Asthenosphäre nach Joseph Barrell (1914).
  • Atmosphäre (Erdatmosphäre) nach John Wilkins (1638).
  • Außenkern (Erdaußenkern, äußerer Erdkern) nach Beno Gutenberg (1913).
  • Geosphäre nach Stephen Pearl Andrews (1871).
  • Globale Biozönose: Biozönose nach Karl August Möbius (1877), angewendet auf die gesamte Erde im Sinne von Neef (1963). Der Begriff der globalen Biozönose ist synonym mit dem Biosphäre-Begriff nach Pierre Teilhard de Chardin (1956). Allerdings ist Teilhard de Chardins Biosphäre nur einer von drei verschiedenen Biosphäre-Begriffen. Die beiden anderen gehen zurück auf Wladimir Iwanowitsch Wernadski (1924) und Eduard Suess (1875) und meinen andere Dinge. Um Missverständnissen vorzubeugen, wird deshalb hier auf den Ausdruck Biosphäre verzichtet. Ein neuer, passender und unmissverständlicher Begriff wäre Biozönosphäre.
  • Hydrosphäre (Erdhydrosphäre) nach Eduard Suess (1875). Mit enthalten sind die Kryosphäre (Erdkryosphäre) nach Antoni Bolesław Dobrowolski (1923) und die Chionosphäre nach Michail Vladimirovic Tronov (1950).
  • Innenkern (Erdinnenkern, innerer Erdkern) nach Inge Lehmann (1936).
  • Lithosphäre (Erdlithosphäre) nach Eduard Sues (1875).
  • Mesosphäre nach Reginald Aldworth Daly (1940) unter Bezug auf Henry Stephens Washington (1925). Dieser geosphärische Mesosphäre-Begriff ist *nicht* synonym mit dem atmosphärischen Mesosphäre-Begriff nach Sydney Chapman (1950).
  • Ökosphäre nach Lamont C. Cole (1958) und A. Gillard (1969). Dieser ökologische Ökosphäre-Begriff ist *nicht* synonym mit dem astronomischen Ökosphäre-Begriff nach Hubertus Strughold (1953).
  • Pedosphäre nach Arsseni Arsenjewitsch Jarilow (1905).
  • Physiosphäre: Physiotop-Begriff in der globalen Betrachtungsdimension getreu Neef (1963) und zum Beispiel explizit lesbar bei Hermann Hambloch (1972). Dieser Begriff ist synonym mit dem Geosphäre-Begriff nach Pierre Teilhard de Chardin (1956) bzw. Gary W Barrett (1981) bzw. Hartmut Leser (1991). Dieser ökologische Physiosphäre-Begriff ist *nicht* synonym mit dem philosophischen Physiosphäre-Begriff nach Ken Wilber (1995).


2 Erläuterungen zur Darstellung



2.1 Erläuterungen zur Darstellung der Ökosphäre (grüner Kasten)


a) Ökosphäre – Der Raum des Planeten Erde, in dem Leben vorkommt. Der Raum zusammen mit der darin vorkommenden Gesamtheit der irdischen Organismen und ihrer unbelebten (abiotischen) Umwelt und der Wechselwirkungen der Lebewesen untereinander und mit ihrer unbelebten Umwelt.

b) Physiosphäre – Gesamtheit der unbelebten Umwelt der globalen Biozönose.

b.1) eingegrünte Physiophäre – aktuelle abiotische Umwelt der globalen Biozönose. Physiosphärische Bereiche, die augenblicklich mit dem Leben wechselwirken. Bereiche der aktuellen biotischen Durchwirkung.

b.2) nicht-eingegrünte Physiosphäre – potentielle abiotische Umwelt. Bereiche der Physiosphäre, die augenblicklich nicht mit dem Leben wechselwirken. Bereiche außerhalb der aktuellen biotischen Durchwirkung. Die Bereiche liegen allerdings nur augenblicklich, jedoch nicht grundsätzlich außerhalb des biotischen Zugriffs. Sie könnten durchaus irgendwann von Lebensformen besiedelt werden und damit in die biotische Durchwirkung geraten. Zum Beispiel (1) das Innere eines Felsens kann steril sein. Verwitterung öffnet jedoch irgendwann Klüfte in sein Inneres. Dann werden sich dort Mikroorganismen ansiedeln. (2) Vulkanische Gase sind bei ihrem Austritt zu heiß für Lebewesen. Sie kühlen allerdings schnell ab und mischen sich mit dem umgebenden Medium. Dann werden sie Mikroorganismen zugänglich. (3) Das Wasser heißer Quellen kann bei seinem Austritt zu heiß für Lebewesen sein. Es kühlt allerdings bald ab. Dann wird es Mikroorganismen zugänglich.

b.3) Abschnitte von Atmosphäre, Hydrosphäre, Lithosphäre außerhalb der Physiosphäre (jenseits des grünen Kastens) – Bereiche der Atmo-, Hydro- und Lithosphäre, die nicht nur augenblicklich, sondern dauerhaft außerhalb des biotischen Zugriffs liegen. Für Lebewesen sind diese Bereiche ständig zu heiß oder zu kalt oder zu trocken oder zu giftig oder zu strahlungsreich oder von zum hohem Druck oder von zu niedrigem Druck. Solche Bereiche gehören weder zur aktuellen noch zur potentiellen Umwelt der globalen Biozönose. Sie gehören demzufolge nicht zur Physiosphäre und somit gleichzeitig nicht zur Ökosphäre.

c) Pedosphäre – Verwitterungsbereich unmittelbar an der Erdoberfläche. Umwandlungsprodukte mineralischer (also lithosphärischer) und organ(ism)ischer Substanzen, die unter diversen abiotischen und biotischen Umwelteinflüssen an der Erdoberfläche entstehen und mit Wasser, Luft und Lebewesen durchsetzt sind.


2.2 Erläuterungen zur Darstellung der Geosphäre (dunkelgrauer Kasten)


Die Geosphäre besteht aus der Lithosphäre, der Asthenosphäre, der geosphärischen Mesosphäre, dem Außenkern und dem Innenkern.


3 Literatur


  • Andrews SP: The Primary Synopsis of Universology and Alwato. New York, 1871: 105
  • Barrell J: The strength of the Earth's crust. I. Geologic tests of the limits of strength. In: The Journal of Geology 22 (1914): 28–48
  • Barrett GW: Stress ecology: an integrative approach. In: Barrett GW, Rosenberg R (Ed): Stress effects on natural ecosystems. New York, 1981: 3-12
  • Chapman S: Upper Atmospheric Nomenclature. In: Journal of Geophysical Research 55 (1950): 395-399 oder in: Journal of Atmospheric and Terrestrial Physics 1 (1950): 121-124 oder in: Bulletin of the American Meteorological. Society: 288-290
  • Cole LC: The ecosphere. In: Scientific American 4 (1958): 83-92
  • Daly RA: Strength and structure of the earth New York, 1940: 13
  • Dobrowolski AB: Historia naturalna lodu. Warszawa, 1923
  • Gillard A: On terminology of biosphere and ecosphere. In: Nature 223 (1969): 500–501
  • Gutenberg B: Über die Konstitution des Erdinnern, erschlossen aus Erdbebenbeobachtungen. In: Physikalische Zeitschrift 14 (1913): 1217-1218
  • Hambloch H: Allgemeine Anthropogeographie. In: Erdkundliches Wissen 31 (1972). Beiheft zu Geographische Zeitschrift 60 (1972): 7
  • Lehmann I: P' . In: Publications du Bureau Central Séismologique International A14 (1936): 87-115
  • Leser H: Landschaftsökologie. Stuttgart 1991: 148, 198-200
  • Möbius KA: Die Auster und die Austernwirthschaft. Berlin, 1877: 76
  • Neef E: Topologische und chorologische Arbeitsweisen in der Landschaftsforschung. In: Petermanns Geographische Mitteilungen 107 (1963): 249-259
  • Strughold H: The Green and Red Planet. Albuquerque, 1953: 43
  • Suess E: Die Entstehung der Alpen. Wien, 1875: 158-160
  • Teilhard de Chardin P: La Place de l'Homme dans la Nature. Paris, 1956
  • Тронов МВ: Хионосфера и снеговая линия In: Известия Всесоюзного географ об-ва 82 (1950): 472-486
  • Vernadsky VI: La Géochimie. Paris, 1924
  • Wilkins J: A Discovery of a New World. London, 1638: 103
  • Wilber K: Sex, Ecology, Spirituality: The Spirit of Evolution. Boston, 1995
  • Washington HS: The chemical composition of the earth. In: America Journal of Science 9 (1925): 351-378
  • Ярилов AA: Педология, как самостоятельная естественнонаучная дисциплина о земле. Юрьев, 1905
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Eine Übersicht der Geosphäre in ihrer Begriffsbedeutung nach Stephen Pearl Andrews (1871).[1][2][3]


Die Geosphäre umfasst hier alle Erdsphären ab der Lithosphäre und tiefer:

  • Lithosphäre [4]
  • Asthenosphäre [5]
  • (geosphärische) Mesosphäre [6][7]
  • Außenkern (Äußerer Erdkern) [8]
  • Innenkern (Innerer Erdkern) [9]


Innerhalb der Geosphäre die (geosphärische) Endosphäre: [10][11]

  • Asthenosphäre
  • (geosphärische) Mesosphäre
  • Außenkern (Äußerer Erdkern)
  • Innenkern (Innerer Erdkern)


Innerhalb der (geosphärischen) Endosphäre die Zentrosphäre: [12][13]

  • (geosphärische) Mesophäre
  • Außenkern (Äußerer Erdkern)
  • Innenkern (Innerer Erdkern)


Innerhalb der Zentrosphäre die Barysphäre: [14][15]

  • Außenkern (Äußerer Erdkern)
  • Innenkern (Innerer Erdkern)


  1. Andrews SP: The Primary Synopsis of Universology and Alwato. New York, 1871: 105
  2. Miller JT Jr., Spoolman SE: Essential of Ecology. Belmont, 2011: 56
  3. Manahan SE: Water Chemistry. Boca Raton, 2011: 4
  4. Suess E: Die Entstehung der Alpen. Wien, 1875: 158-159
  5. Barrell J: The strength of the Earth's crust. I. Part IV. In: The Journal of Geology 22 (1914): 296
  6. Daly RA: Strength and structure of the earth. New York, 1940: 13
  7. Huggett RJ: Fundamentals of Geomorphology. New York, 2011: 93
  8. Gutenberg B: Über die Konstitution des Erdinnern, erschlossen aus Erdbebenbeobachtungen. In: Physikalische Zeitschrift 14 (1913): 1217-1218
  9. Lehmann I: P' . In: Publications du Bureau Central Séismologique International A14 (1936): 87-115
  10. v Braun W: Saturn rocket systems and space exploration. Huntsville, 1965: 93
  11. Lisitzin AP: Sea-Ice and Iceberg Sedimentation in the Ocean. New York, 2002: 16
  12. Dryer CR: Lessons in physical geography. New York 1901: 27
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Autor/Urheber: Hannes Grobe 21:37, 5 November 2006 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 2.5
The Geosphere can be divided into hydrosphere, kryosphere, lithosphere, biosphere and atmosphere.