George Anson, 1. Baron Anson

George Anson, Thomas Hudson (1701–1779) zugeschrieben

George Anson, 1. Baron Anson (* 23. April 1697 in Shugborough bei Colwich, Staffordshire; † 6. Juni 1762 in Moor Park, Hertfordshire) war ein britischer Admiral und bedeutender Theoretiker der Seekriegskunst.

Leben

Brandschatzung von Paita, Peru 1741, Gemälde von Samuel Scott (c.1702–1772)

Am 2. Februar 1712 trat er im Rang eines Midshipman in die britische Marine ein und wurde durch die Protektion seines Onkels Thomas Parker 1716 durch Admiral John Norris zum Lieutenant befördert. Im Mittelmeer kämpfte er in der Seeschlacht von Kap Passaro vor Sizilien unter Sir George Byng gegen die Spanier. 1722 erhielt er mit der Schaluppe Weasel, mit der er in der Nordsee operierte, sein erstes eigenes Kommando. 1724 zum Captain befördert, war er von 1724 bis 1735 Kommandant der Fregatte Scarborough in South Carolina, wo er viel Zeit an Land verbrachte.[1]

Weltumseglung

1739 erhielt er, vermutlich durch die Patronage von Philip Yorke[2] Befehl über ein Geschwader von sieben Schiffen, das Flaggschiff Centurion (60 Kanonen), die Gloucester (50 Kanonen), die Severn (50 Kanonen), die Pearl (40 Kanonen), die Wager (28 Kanonen) und die Tryal (8 Kanonen), sowie zwei unbewaffneten Versorgungsschiffen, Anna und Industry.

Anson sollte den Handel und die Niederlassungen der Spanier in der neuen Welt stören. Er verließ England nach zahlreichen Verzögerungen erst am 18. September 1740. Die Pearl und die Severn konnten Kap Hoorn nicht umschiffen und kehrten nach England zurück. Die Wager ging im Golfo de Penas vor Chile unter, nach einer Meuterei gegen den Kapitän David Cheap erreichten einige wenige Überlebende Valparaíso und kehrten schließlich auf einem französischen Schiff nach England zurück. Der Rest der Flotte traf sich auf Más a Tierra. Hier wurde die Anna aufgegeben, weil ihr Rumpf verrottet war[3]. Seine Flotte umfasste hier noch 335 Menschen[4] und die Besatzung konnte sich mit frischem Proviant versorgen. Anson segelte mit drei Schiffen weiter, brannte die Stadt Paita in Peru nieder und segelte zu den Philippinen. Die Gloucester wurde verbrannt, weil nicht mehr genug Mannschaft vorhanden war, um beide Schiffe zu segeln. In Macau lag die Centurion über ein Jahr für Reparaturen im Trockendock und Anson kaperte die Nuestra Señora de Covadonga. Anson legte am 15. Juni 1744 auf der Centurion wieder in England an, alle anderen Schiffe waren unterwegs verloren gegangen. Von den ursprünglich 1.955 Seeleuten und Soldaten überlebten 500 die Reise, nur 145 davon kehrten mit Anson auf der Centurion zurück[5]. Die meisten starben unterwegs an Hunger und Skorbut. Neue Seeleute wurden in Macao und in Capetown angeheuert[6].

Folgen

Dieses Desaster konnte Anson durch seine Kriegsbeute (vor allem die Kaperung des Silberschiffs Nuestra Señora de Covadonga) ausgleichen. Sein Anteil der Beute betrug 1.250.000 Pfund und machte ihn reich[7]. Um die Verteilung der Prisengelder unter den Offizieren kam es zwischen August 1744 und Mai 1747 zu einem Prozess[7]. Anson setzte seine Erfahrungen bei der Reorganisation der britischen Marine in den folgenden Jahren um. Die Reise war auch für die zeitgenössische Geographie ergiebig, weil Anson für die genaue Untersuchung insbesondere der Isla Robinson Crusoe und der Marianen sorgte. Die von Anson beschriebene Bekämpfung des Skorbut durch den Verzehr von frischen Pflanzen auf der Robinson-Crusoe-Insel verhalf 1753 James Lind zu bahnbrechenden medizinischen Erkenntnissen.

Der Marineprediger Richard Walter, Schiffskaplan der Centurion, der an der Reise bis nach Macao teilgenommen hatte, verfasste einen Bericht über die Expedition (Voyage round the world etc., London 1748) nach Ansons Angaben. Dieser Bericht erlangte weite Verbreitung. Die 1763 ff. erschienene deutsche Ausgabe erreichte mehrere Auflagen. Die Überlebenden des Schiffbruchs der HMS Wager vor der patagonischen Küste schrieben weitere Darstellungen: John Bulkeley und John Cummins 1743, Alexander Campbell 1747, Isaac Morris ca. 1750[2] und John Byron schließlich 1768[8][7]. Ansons Weltumseglung wurde in der Presse sehr gefeiert, sie bot eine willkommene Ablenkung von der britischen Niederlage in der Seeschlacht bei Toulon im selben Jahr[7].

Weitere Karriere

Anson wurde am 23. Juni 1741 zum Rear-Admiral of the Blue befördert, am 20. April 1745 zum Rear-Admiral of the White . Am 14. Juli 1746 stieg er weiter zum Vice-Admiral of the Blue, am 12. Mai 1748 zum Admiral of the Blue und schließlich am 24. Februar 1757 zum Admiral of the White auf. 1744 wurde er als Abgeordneter für das Borough Hedon in Yorkshire ins britische House of Commons gewählt. Er gehörte der Fraktion der Whigs an.

Siebenjähriger Krieg

Am 3. Mai 1747 schlug Anson die französische Flotte bei Kap Finisterre unter Admiral Marquis de Taffanel de La Jonquière, wobei er sieben französische Handelsschiffe, vier Linienschiffe und zwei Fregatten kaperte. Hierfür wurde ihm am 11. Juni 1747 der erbliche Adelstitel Baron Anson, of Soberton in the County of Southampton, verliehen. Er erhielt dadurch einen Sitz im britischen House of Lords und schied aus dem House of Commons aus. Am 25. April 1748 heiratete er die 25 Jahre jüngere Elizabeth Yorke (1725–1760) die älteste Tochter seines politischen Mentors Philip Yorke, ab 1754 1. Earl of Hardwicke.[1] Am 29. März 1750 wurde er ins Privy Council aufgenommen. Vom 17. Juni 1751 bis 20. November 1756 war Anson Erster Lord der Admiralität. In dieser Position leitete er eine umfassende Reform der britischen Marine ein. Am 30. Juli 1761 wurde Anson schließlich zum Admiral of the Fleet ernannt.

Tod

George Anson starb am 6. Juni 1762 überraschend während eines Spaziergangs im Garten seines Landsitzes Moor Park in Hertfordshire. Da seine Ehe kinderlos blieb, erlosch sein Adelstitel mit seinem Tod.

Werke

Der englische Dichter und Gutsherr Richard Owen Cambridge, der mit einer ganzen Reihe von hochrangigen Marineoffizieren befreundet war, gehörte zu seinem Freundeskreis. Cambridges Interesse für Marinebelange führte kurz vor dem Tod Ansons zu seinem einzigen historischen Werk: An account of the war in India between the English and French, on the coast of Coromandel, from the year 1750 to the year 1760. Together with a relation of the late remarkable events on the Malabar coast, and the expeditions to Golconda and Surat. T. Jefferys, London 1761.

Ehrungen

Sieben Schiffe der britischen Royal Navy wurden nach ihm HMS Anson benannt.

Nachleben

Das Schicksal der Seeleute auf der HMS Wager ist Thema eines Romans von David Grann[9].

Literatur

  • Jules Verne: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts. 1. Band, 1879.
  • Fritz Brustat-Naval: Kaperfahrt zu fernen Meeren. Die Anson-Story 1740/44. Ullstein, Frankfurt/M. 1986, ISBN 3-548-20637-9.
  • George Anson, Richard Walter: Des Herrn Admiral Lord Ansons Reise um die Welt, die er als Oberbefehlshaber über ein Geschwader Sr. Grossbritannischen Majestät Kriegsschiffe, die zu einem Unternehmen in die Südsee ausgeschickt worden in den Jahren 1740, 41, 42, 43, 44 verrichtet hat. Verlag Neues Leben Berlin 1984. - Dieser gekürzten Ausgabe liegt die deutsche Übersetzung aus dem Jahr 1749 zugrunde.
  • George Anson, Richard Walter: A voyage round the world in the years MDCCXL, I, II, III, IV. Compiled from his papers and materials, by Richard Walter. Illustrated with forty-two copper-plates. London 1749.
  • James Cronin: An 'Island' of cosmopolitan Culture. Anson's "Voyage round the world" and the Library at Bowen's Court, Co. Cork. In: History Ireland. Band 19, Nr. 5, Wordwell Ltd., 2011, S. 18–21 (jstor.org).
  • John Barrow: The Life of George Lord Anson. John Murray, London 1839 (Nachdruck Elibron Classics, 2000. ISBN 1-4021-8604-5 als Paperback oder ISBN 1-4212-9073-1 als Hardcover)
  • Heinrich Pleticha, Siegfried Augustin: Lexikon der Abenteuer- und Reiseliteratur von Afrika bis Winnetou. Edition Erdmann in K. Thienemanns Verlag, Stuttgart, Wien, Bern 1999, ISBN 3-522-60002-9.
  • George Anson, Richard Walter: Des Herrn Admirals, Lord Ansons Reise um die Welt : welche Er als Oberbefehlshaber über ein Geschwader von Sr. Großbritannischen Majestät Kriegsschiffen, die zu einer Unternehmung in die Südsee ausgeschickt worden, in den Jahren 1740, 41, 42, 43, 44, verrichtet hat ; Nebst vielen Kupfertafeln und Landkarten. Abraham Vandenhoeck, Leipzig und Göttingen, 1749 (Digitalisat)
  • Glyn Williams: Der letzte Pirat der britischen Krone. Captain Anson und der Fluch des Meeres. Argon Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-87024-521-2.
  • N. A. M. Rodger: Anson, George, Baron Anson (1697–1762). In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X (oxforddnb.com Lizenz erforderlich), Stand: 2008.
  • James H. Bunn: Commodore Anson's "Centurion" as Global Model of Self Repair. In: Interdisciplinary Studies in Literature and Environment. Band 14, Nr. 2, Oxford University Press, 2007, S. 25–49 (jstor.org).

Einzelnachweise

  1. a b ODNB
  2. a b Glyn Williams: George Anson's Voyage Round the World. The Making of a Best-Seller. In: Princeton University Library Chronicle. Band 64, Nr. 2, 2003, S. 289–312 (293) (jstor.org).
  3. James H. Bunn, Commodore Anson's "Centurion" as Global Model of Self Repair. Interdisciplinary Studies in Literature and Environment 14/2, 2007, S. 36 (jstor.org)
  4. James H. Bunn, Commodore Anson's "Centurion" as Global Model of Self Repair. Interdisciplinary Studies in Literature and Environment 14/2, 2007, S. 37 (jstor.org)
  5. James H. Bunn, Commodore Anson's "Centurion" as Global Model of Self Repair. Interdisciplinary Studies in Literature and Environment 14/2, 2007, S. 28 (jstor.org)
  6. James H. Bunn, Commodore Anson's "Centurion" as Global Model of Self Repair. Interdisciplinary Studies in Literature and Environment 14/2, 2007, S. 42 (jstor.org)
  7. a b c d vgl. Cronin
  8. Voyage à la Mer du Sud, fait par quelques officiers commandants le vaisseau le Wager; pour servir de suite au Voyage de Georges Anson. A Lyon, chez les Freres Duplain, libraires, grande rue Merciere. Freres Duplain, Lyon 1756 (archive.org).
  9. The Wager: A Tale of Shipwreck, Mutiny and Murder, Simon & Schuster 2023, ISBN 978-1-4711-8367-6

Weblinks

Commons: George Anson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
VorgängerAmtNachfolger
John MontaguErster Lord der Admiralität
1751–1756
Richard Grenville-Temple
Daniel FinchErster Lord der Admiralität
1757–1762
George Montagu-Dunk

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The Burning of Payta, November 1741 RMG BHC0358.tiff
The Burning of Payta, November 1741

In 1740, while Britain was at war with Spain, Commodore George Anson led a squadron of eight ships on a mission to disrupt or capture Spain's Pacific possessions. Returning to England in 1744 by way of China he thus completed a circumnavigation of the world. During this trip, on 13 November 1741 Commodore Anson made a surprise attack on the Spanish town of Payta, on the coast of what is now Peru. Although the attack was successful, the Governor escaped and with him the chance of a ransom was lost. Anson threatened to burn down the town if he did not give himself up, but this was refused, and Payta was consequently set on fire on 15 November. This resulted in plunder of £32,000 and six vessels sunk in the bay.

The painting by Samuel Scott was specially painted for Lord Anson after his return from his voyage and is based on an eye witness drawing by the ‘Centurion’s first lieutenant, Piercy Brett. Just to left of centre the ‘Centurion’ is shown at anchor together with the ‘Tryal’ one of the other five prizes to her left, and surrounded by wrecks of sunken vessels. To the right two more of the prizes are running down from Payta which is burning fiercely. The fifth prize is at anchor and a sunken vessel is in the extreme right foreground. The painting was originally owned by Anson, and probably commissioned by him.

The Burning of Payta, November 1741