Georg Hoeltje

Georg Hoeltje (* 16. März 1906 in Duisburg; † 7. Juni 1996 in Hannover; vollständiger Name: Georg Heinrich Hoeltje) war ein deutscher Kunsthistoriker, Autor zur Bau- und Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts vor allem des Klassizismus und dem Werk von Georg Ludwig Friedrich Laves – und Professor an der Technischen Universität Hannover.

Leben

Protest!“-Anzeige gegen den Abriss des Baudenkmals Villa Willmer und für ein Niedersächsisches Denkmalschutzgesetz;
1970 in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung

Als Sohn des aus Hannover stammenden preußischen Baubeamten und Direktor einer Maschinenbauanstalt Edmund Hoeltje verbrachte Hoeltje seine Kindheit in Hagen und Essen. 1924 begann er sein Studium der Kunstgeschichte in Rostock[1], besuchte 1924/1925 die Technische Hochschule Hannover, 1925 die Universität München und 1926 schließlich die Universität Halle (Saale). Dort promovierte er 1929 bei Paul Frankl mit der Dissertation Zeitliche und begriffliche Abgrenzung der Spätgotik innerhalb der Architektur von Deutschland, Frankreich und England.

Zum 1. April 1929 wurde Hoeltje Assistent für Kunstgeschichte an der Technischen Hochschule Hannover. Dort habilitierte er sich 1932 mit einer Arbeit über Pläne zur Erweiterung der Stadt Hannover in der Zeit von den Befreiungskriegen bis zur Einführung der Eisenbahn und wurde Privatdozent für „Kunst des 19. Jahrhunderts“. 1939 erfolgte die Umhabilitierung an die Universität Bonn.

Aufgrund von Repressionen der Nationalsozialisten emigrierte er 1939 nach Brasilien und arbeitete dort bis 1954 als freier Dozent.

1954 kehrte Hoeltje nach Hannover zurück an die Technische Hochschule und wirkte dort ab 1956 als ordentlicher Professor für Bau- und Kunstgeschichte. Ab 1957 auch Lehraufträge an der Werkakademie Kassel.[2] 1971 wurde Hoeltje emeritiert.

Hoeltje war Mitglied der Koldewey-Gesellschaft, der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft und von 1957 bis 1963 Vorsitzender der „Hannoverschen Bauhütte“ (Bauhütte zum weißen Blatt).

Ehrungen

Schriften (Auswahl)

  • Zeitliche und begriffliche Abgrenzung der Spätgotik innerhalb der Architektur von Deutschland, Frankreich und England. Weimar 1930.
  • Hannover. (= Deutsche Lande – Deutsche Kunst.) Berlin 1931.
  • Bauherr und Baustil. Bischof Bernward von Hildesheim und Abt Suger von St. Denis. Hannover 1956.
  • Kunst der Gegenwart. 1959.
  • Georg Ludwig Friedrich Laves. (mit einem Beitrag über Georg Ludwig Friedrich Laves als Bauingenieur von Helmut Weber) Steinbock, Hannover 1964.
  • Bauliche Aussage – gestern und heute. (Vortragsreihe der Niedersächsischen Landesregierung zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung in Niedersachsen, Heft 49). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1973.

Literatur

  • Catalogus Professorum 1831–1981. Festschrift zum 150-jährigen Bestehen der Universität Hannover. Band 2, Hannover 1981, S. 119.
  • Institut für Bau- und Kunstgeschichte der Universität Hannover (Hrsg.): Festschrift für Georg Hoeltje. Hannover 1988, insbes. S. 11–44, 45 f.
  • Hugo Thielen: Hoeltje, Georg Heinrich. In: Stadtlexikon Hannover. S. 302 f.
  • Ulrike Wendland: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler. Teil 1: A–K. Saur, München 1999, ISBN 3-598-11339-0, S. 309–312.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Immatrikulation von Georg Hoeltje im Rostocker Matrikelportal
  2. "Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil: Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler." S. 309

Auf dieser Seite verwendete Medien

1970-12-01 Annonce Protest gegen den Abriss der Villa Wilmer, Hannoversche Allgemeine Zeitung.tif
Anzeige in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 1. Dezember 1970 als öffentlicher Protest gegen den Abbruch der Villa Willmer in Hannover mit folgendem Inhalt:

PROTEST!
Die Unterzeichneten protestieren gegen den geplanten Abbruch der Villa Willmer in Hannover-Waldhausen. Sie fordern die Stadtverwaltung auf, alle im Runderlass des niedersächischen Finanzministers vom 7. Juli 1952 gegebenen Möglichkeiten auszuschöpfen, um zu verhindern, daß dieses kostbare Baudenkmal sinnlos vernichtet wird. Den Eigentümer bitten die Unterzeichneten, die Interessen der Allgemeinheit auch unter diesem Gesichtspunkt zu bedenken.

Die Unterzeichneten protestieren weiterhin gegen die fortschreitende Uniformierung der Umwelt, gegen eine weitere Zerstörung der Stadt nach dem Kriege und den damit zusammenhängenden Ausverkauf von einzigartigen Merkzeichen der Stadt zugunsten privater Interessen. Sie sind der Meinung, daß ein Image nicht nur gewonnen werden kann, sondern auch erhalten werden muß.

Die Unterzeichneten fordern darüber hinaus den niedersächsischen Landtag auf, endlich - wie bereits in einigen anderen Bundesländern geschehen - ein wirksames Denkmalschutzgesetz zu erlassen und im Haushalt die entsprechenden Mittel zur Verfügung zu stellen.

Die Unterzeichneten fordern Gleichgesinnte auf, sich diesem Protest anzuschließen (Zuschriften bitte an: Ursula Uthe, 3 Hannover, Schaumburgstraße 2).

Klaus Behrens, Prokurist; Ing. (grad.) Helmut Dettmer, Architekt, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure; cand. arch. Horst Faltz, TU Hannover; Claus Harms, Journalist; Dipl.-Chem. Adolf Helms, TU Hannover; Prof. Dr. phil. Georg Hoeltje, Ordinarius, TU Hannover; Günter Kleindienst, Journalist; Dr. phil. Heinrich Klotz, Kunsthistoriker, Universität Göttingen; Dr.-Ing. Günther Kokkelink, TU Hannover; Dipl-Ing. Friedrich Lindau, Architekt, Präsident der Architektenkammer Niedersachsen; Dr. phil. Jochen Mangelsen, Redakteur; Dr.-Ing. Hermann Mewes, Regierungsbaumeister a.D.; Prof. Dr.-Ing. Bruno Meyer-Plath; Gert Müller-Fehn, Redakteur; Werner Rode, Kaufmann; Dipl.-Ing. Karl Rogge, Bundesbahn-Baudirektor a.D.; Dipl.-Ing. Friedrich Salfeld, Vizepräsident der Architektenkammer Niedersachsen; Dr. phil. Ludwig Schreiner, Privatdozent, TU Hannover; Clara Stendel, Kunstmalerin; Dipl.-Ing. Walter von Stülpnagel, Kirchenbaudirektor; Ursula Uthe, Sekretärin; Dipl.-Ingenieur Gerhard Wattenberg, Ministerialdirigent a.D.; Dr. med. habil. Rudolf Wohlrab, Medizinaldirektor; Dipl.-Ing. Paul Wolters, Baudirektor.“

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