Genos

Genos (altgriechisch τὸ γένος, n., Plural: τά γένη „Gene“) war im antiken Griechenland die Bezeichnung für eine meist verwandtschaftlich verstandene Gemeinschaft, deren Angehörige über einen gemeinsamen Genos-Namen miteinander verbunden waren.

In der Archaik wird der Begriff Genos sowohl in der Bedeutung von Geschlecht oder Familie als auch in der Bedeutung „von vornehmer Herkunft sein“ gebraucht,[1] ab dem Hellenismus wird er nur noch auf Personengruppen bezogen, die sich einer Familie zugehörig fühlen. Gene entstanden in der archaischen Zeit im Zuge der Polisbildung aus lokalen dörflichen Gemeinschaften, ob bereits ältere Vorformen bestanden ist unklar. Sie wurden in die Poleis integriert und übernahmen dort vor allem religiöse Aufgaben, vermutlich waren einige auch Bestandteile von Phratrien.[2]

Am besten belegt sind die Gene Athens, von denen über sechzig namentlich bekannt sind. Ihre Größe, Zusammensetzung und genaue Funktion sind umstritten. Nicht alle Bürger Athens gehörten einem Genos an.[2] Angehörige der Gene stellten die Priester, waren für die Durchführung von Kulten, die Ausrichtung von Festen und für die Aufsicht über die Zulassung zu Phratrien zuständig. In der Forschung galten attische Gene lange Zeit als Reste adliger Klans, deren Funktionen als erhaltene Privilegien verstanden wurden.

Außerhalb Athens sind nur vereinzelt Gene belegt, zum Beispiel auf Kreta,[3] in Naxos[4] oder auf Kos.[5]

Siehe auch

Literatur

  • Félix Burriot: Recherches sur la nature du génos. Étude d'histoire sociale athénienne, périodes archaique et classique. 2 Bände, 1976.
  • Robert Parker: Athenian Religion. A History. Oxford University Press 1997, S. 284–327. ISBN 019815240X
  • Martin Schmidtγένος. In: Lexikon des frühgriechischen Epos (LfgrE). Band 2, Göttingen 1991, Sp. 130–133.

Weblinks

Wiktionary: γένος – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Anmerkungen

  1. Martin Schmidt: γένος.
  2. a b S. D. Lambert: The Phratries of Attica. University of Michigan Press, 1999. S. 371–381.
  3. Aristoteles: Politik 1272a, 34.
  4. Ian Rutherford: The Amphikleidai of Sicilian Naxos. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 122. 1998, S. 81–89.
  5. Susan Sherwin-White: Ancient Kos. Göttingen 1978.