Gelehrtenfriedhof (Königsberg)

Gelehrtenfriedhof war die populäre Bezeichnung eines Friedhofs in Königsberg i. Pr. namens „Alter Neuroßgärter Friedhof“.

Julius Friedrich Richelot (1808–1875), Mathematiker

Geschichte des Friedhofs

1646 reichte der Platz des um die „Alte Neuroßgärter Kirche“ befindlichen „Todtenackers“ nicht mehr aus. Daher wurde der „Alte Neuroßgärter Friedhof“ nach Westen in der Nähe des Hügels, auf dem später die Sternwarte errichtet wurde, erweitert. 1817 bot auch dieses Gebiet nicht genügend Ausdehnung, so dass die Stadt sich entschloss, in der Nähe der Luisenkirche neue Friedhöfe anzulegen und auf dem Alten Neuroßgärter Friedhof nur noch Prominente aus Politik, Wissenschaft und Kunst zu beerdigen, wodurch sich zunächst der Name „Ehrenfriedhof“ einprägte, der bis 1945 bestand. Die gesamte übrige Fläche wurde zum „Volksgarten“. Um die Verwechslung mit einem älteren „Ehrenfriedhof“ zu vermeiden, bürgerte sich zunehmend der Name „Gelehrtenfriedhof“ ein. 1926 entschloss sich die Stadt, diesen „Friedhof mit der Gelehrtenecke“ im Volkspark bevorzugt zu pflegen.

Ferner wurden einige Gräber von berühmten Königsbergern, „die auf den der Vernichtung anheimfallenden Friedhöfen liegen“, zum Gelehrtenfriedhof verlegt. Hierzu zählte die Umbettung von Theodor Gottlieb von Hippel und Karl Rosenkranz vom Alten Steindammer Friedhof im November/Dezember 1926.

Der Gelehrtenfriedhof war der alte Teil des Neuroßgärter Kirchhofs und lag 100 m nordwestlich des Sternwartenhügels im Bereich des ehemaligen Festungsgürtels.[1] Die neue Grablege der bedeutendsten Königsberger Professoren war nötig geworden, als das sogenannte Professorengewölbe am Dom zu klein geworden war.

Gedenkstein auf dem ehemaligen Gelehrtenfriedhof in Kaliningrad zu Ehren der dort begrabenen Wissenschaftler der Albertus-Universität Königsberg

1927 in Ehrenfriedhof erneut umbenannt, wurde der Gelehrtenfriedhof zum Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört. Die Kaliningrader Regierung plante ab 2013 mit Hilfe des Vorsitzenden des Russischen Schriftstellerverbandes, Boris Bartfeld, eine Gedenkstätte auf dem ehemaligen Gelände des Gelehrtenfriedhofs zu errichten. Die Enthüllung des Gedenksteins erfolgte am 12. Juli 2014 im Beisein von Vertretern aus Politik und Wissenschaft der Stadt Kaliningrad.[2]

Gräber

Bildgalerie

Literatur

  • Anonymus A M: Königsberger Grabdenkmäler. Königsberger Woche 1912; Nr. 8: „Bilder vom Tage“ S. 180–187. Hierher stammen die obigen eingebundenen Bilder der Grabdenkmäler
  • Eberhard Neumann-Redlin von Meding: Die Gelehrten auf dem Alten Neuroßgärter Friedhof Königsberg. Königsberger Bürgerbrief 80 (2012), S. 54–56.

Einzelnachweise

  1. a b Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts (Göttingen 1996)
  2. Neumann-Redlin von Meding, E.: Neuer Gedenkstein auf dem ehemaligen Gelehrtenfriedhof. Königsberger Bürgerbrief Nr. 84 (2014) S. 88–89
  3. Das Ostpreußenblatt (1969) (PDF; 12,0 MB)

Koordinaten: 54° 42′ 54,4″ N, 20° 29′ 35,5″ O

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Dieser Gedenkstein wurde von der Stadt Kaliningrad 2014 auf dem ehemaligen "Gelehrtenfriedhof Königsberg" errichtet zum Andenken an die dort beerdigten Gelehrten der Albertus-Universität Königsberg
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Franz Neumann (1798 - 1895) war Physiker an der Universität Königsberg und Mitbegründer des berühmten Königsberger "Mathematischen Seminars"
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Der Mathematiker und berühmte Astronom Friedrich Wilhelm Bessel (1784 - 1846) war auf dem Gelehrtenfriedhof-Königsberg begraben
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Karl Ernst Albrecht Wagner (1827 - 1871) war Chirurg an der Universitätsklinik Königsberg. Im deutsch-französischen Krieg war er Generalarzt und starb in Frankreich an Typhus. Das Grab befand sich bis 1945 auf dem Gelehrtenfriedhof Königsberg
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Robert Caspary (1818–1878) war Biologe und Mitbegründer des Botanischen Gartens in Königsberg
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Das Grabmal Julius Friedrich Richelots, Mathematiker der Albertina Königsberg, befand sich auf dem Gelehrtenfriedhof in Königsberg.