Gauliga Nordthüringen

Gauliga Nordthüringen
Voller Name Gauliga Nordthüringen
VerbandVMBV
Erstaustragung1909
Letztmalige Austragung1933
Hierarchie1. Liga
Mannschaften6 – 13
RekordsiegerSC Erfurt (10)
Qualifikation fürmitteldeutsche Fußballmeisterschaft
RegionErfurt und UmgebungVorlage:InfoboxFußballwettbwerb/Wartung/Kartenformat
↓ 2. Klasse

Die Gauliga Nordthüringen war eine der obersten Fußballligen des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine (VMBV). Sie wurde 1909 zusammen mit der Gauliga Ostthüringen als Aufspaltung der Gauliga Thüringen gegründet und bestand bis zur Auflösung des VMBV 1933. Der Sieger qualifizierte sich für die Endrunde der mitteldeutschen Fußballmeisterschaft.

Überblick

Zur Spielzeit 1909/10 wurde der Gau Thüringen in die Gaue Nordthüringen und Ostthüringen aufgeteilt, in denen fortan der Spielbetrieb für die Thüringer Mannschaften organisiert wurde. Die Gauliga Nordthüringen startete mit sechs teilnehmenden Mannschaften. In der folgenden Saison wurden die Mannschaften in zwei Staffeln mit je fünf Teilnehmern eingeteilt, die beiden Staffelsieger spielten in einem Finale die Gaumeisterschaft aus. Dieser Spielmodus wurde bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges beibehalten. Im Sommer 1911 wechselten die Vereine aus Nordhausen, Sangerhausen, Eisleben und Helfta in den neu gegründeten Gau Kyffhäuser. Mitte November 1913 wurde der westliche Teil des Gaus Nordthüringen abgetrennt und dem neu zu gründenden Gau Wartburg zugeteilt.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges stockte vorerst der Spielbetrieb. Am 14. Oktober 1914 wurde von den Vereinsvertretern beschlossen, dass Verbandsspiele bis auf weiteres ausfallen sollen. An deren Stelle traten Gauspiele ohne Punktewertung. Die Gothaer und Mühlhausener Vereine wechselten 1915 in den Gau Wartburg. Die weiteren Kriegsspielzeiten fanden statt. In den Saisons 1916/17 und 1917/18 war der Gaumeister Nordthüringens nicht mehr direkt für die mitteldeutsche Fußballendrunde qualifiziert, sondern spielte zuerst gegen die Meister der anderen Thüringer Gauligen die Thüringer Fußballmeisterschaft aus. Nur dieser Sieger durfte dann an der mitteldeutschen Fußballendrunde teilnehmen.

Ab der Spielzeit 1918/19 war die Gauliga Nordthüringen nur noch zweitklassig. Mit der Kreisliga Thüringen wurde eine neue oberste Spielklasse geschaffen, die neben dem Gau Nordthüringen noch die Gaue Kyffhäuser, Ostthüringen, Südthüringen, Wartburg und Westthüringen beinhaltete. Der VMBV entschloss sich dann 1919, auch die restlichen Gaue im Verbandsgebiet zu Kreisligen zusammenzufassen. Zur Spielzeit 1923/24 wurden die Kreisligen wieder abgeschafft, die Gauliga Nordthüringen war fortan wieder erstklassig und wurde bis zur Auflösung mit zehn Teilnehmern ausgespielt.

Im Zuge der Gleichschaltung wurde der VMBV und demzufolge auch die Gauliga Nordthüringen, wenige Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 aufgelöst. Der Gaumeister und der Vizemeister der Spielzeit 1932/33 erhielten einen Startplatz in der zukünftig erstklassigen Gauliga Mitte, die weiteren Mannschaften wurden in den unteren Spielklassen eingeordnet.

Die Gauliga Nordthüringen wurde von den Erfurter Vereinen dominiert. Bis zur Zusammenlegung zur Kreisliga Thüringen konnte der SC Erfurt sechs der acht ausgespielten Meisterschaften gewinnen. In den 1920ern stieg die Spielstärke der restlichen Erfurter Vereine an, so dass sich neben dem SC Erfurt auch die SpVgg Erfurt und der VfB Erfurt die Gaumeisterschaft sichern konnten. Als einzige Vereine außerhalb Erfurts kamen der SV 01 Gotha und der SC Stadtilm zu Miesterschaftsehren.

Einordnung

Die übermäßige Anzahl an erstklassigen Gauligen innerhalb des VMBVs hatte eine Verwässerung des Spielniveaus verursacht, es gab teilweise zweistellige Ergebnisse in den mitteldeutschen Fußballendrunden. Die Vereine aus der Gauliga Nordthüringen gehörten anfangs zu den spielstärkeren Vereinen im Verband. Der SC Erfurt konnte 1909/10 ins Finale der mitteldeutschen Fußballendrunde vordringen, verlor das am 3. April 1910 ausgetragene Spiel jedoch gegen den VfB Leipzig mit 1:4. In den kommenden beiden Jahren wurde jeweils das Halbfinale der Endrunde erreicht. In den 1920er sank die Spielstärkere jedoch im Vergleich zu den anderen Gaumeistern. Oftmals scheiterte der Gaumeister Nordthüringens nun bereits in der ersten oder zweiten Runde der Endrunde. Die SpVgg Erfurt konnte 1929/30 nochmals in das Halbfinale vordringen, verlor dieses jedoch deutlich mit 0:5 gegen den Dresdner SC.

In der ab 1933 eingeführten erstklassigen Gauliga Mitte konnte sich die SpVgg Erfurt acht Jahre und der SC Erfurt sieben Jahre lang halten ohne nennenswerte Erfolge zu erzielen. Anderen Vereinen aus der ehemaligen Gauliga Nordthüringen gelangen bis 1944 nicht der Sprung in die Gauliga Mitte.

Meister der Gauliga Nordthüringen 1910–1933

JahrGaumeister
Nordthüringen
Abschneiden
mitteldt. Meisterschafta
Mitteldeutscher Meister
1909/10SC ErfurtFinale (3)VfB Leipzig
1910/11SC ErfurtHalbfinale (3)VfB Leipzig
1911/12SC ErfurtHalbfinale (3)SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1912/13SV 01 GothaViertelfinale A (1)VfB Leipzig
1913/14SC ErfurtAchtelfinale (2)SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1914/15keine Verbandsspielekeine mitteldeutsche Endrunde
1915/16SpVgg Erfurt1. Zwischenrunde (2)FC Eintracht Leipzig
1916/17SC ErfurtbHalbfinale (3)bHallescher FC 1896
1917/18SC Erfurtbkeine Teilnahmeb
1918/19Kreisliga ThüringenHallescher FC 1896
1919/20VfB Leipzig
1920/21FC Wacker Halle
1921/22SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1922/23SV Guts Muts Dresden
1923/24SC Erfurt1. Runde (1)SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1924/25SpVgg Erfurt2. Runde (2)VfB Leipzig
1925/26SpVgg Erfurt2. Runde (2)Dresdner SC
1926/27SC Erfurt1. Zwischenrunde (2)VfB Leipzig
1927/28VfB Erfurt2. Vorrunde (2)FC Wacker Halle
1928/29SpVgg Erfurt2. Vorrunde (2)Dresdner SC
1929/30SpVgg ErfurtHalbfinale (4)Dresdner SC
1930/31SC Stadtilm2. Vorrunde (2)Dresdner SC
1931/32SC Erfurt1. Vorrunde (1)PSV Chemnitz
1932/33SC ErfurtViertelfinale (3)Dresdner SC
a In Klammern ist die erreichte Spielrunde als Zahl angegeben.
b 1916/17 und 1917/18 musste sich der Gaumeister Nordthüringens zuerst in der Thüringer Fußballmeisterschaft gegen die anderen Vereine aus den Thüringer Gauen durchsetzten, um an der mitteldeutschen Fußballendrunde teilzunehmen. Dies gelang dem SC Erfurt in der Spielzeit 1916/17.

Rekordmeister

Rekordmeister der Gauliga Nordthüringen ist der SC Erfurt, der den Titel zehn Mal gewinnen konnten.

VereinTitelJahr
Scerfurt95sm.pngSC Erfurt101909/10, 1910/11, 1911/12, 1913/14, 1916/17, 1917/18, 1923/24, 1926/27, 1931/32, 1932/33
Coats of arms of None.svgSpVgg Erfurt51915/16, 1924/25, 1925/26, 1928/29, 1929/30
SV Gotha 01 Kurmark.svgSV 01 Gotha11912/13
V.f.B. Erfurt.svgVfB Erfurt11927/28
Coats of arms of None.svgSC Stadtilm11930/31

Ewige Tabelle

Berücksichtigt sind alle überlieferten Spielzeiten der erstklassigen Gauliga Nordthüringen bis 1933 inklusive der zwischen 1910/11 und 1913/14 stattfindenden Finalspiele zwischen den Staffelmeistern. Aus der Spielzeit 1909/10 sind nur die teilnehmenden Mannschaften überliefert. Da es in der Spielzeit 1912/13 zu zwei Spielen kam, die als Niederlage für beide Mannschaften gewertet wurden, gibt es mehr Gegenpunkte als Pluspunkte.

Pl.VereinJahreSp.SUNT+T-Diff.PunkteØ-Pkt.TitelSpielzeiten
 1.SC Erfurt18 249 184 27 38854284+570395:1031,59101909–1914, 1915–1918, 1923–1933
 2.SpVgg Erfurt15 230 151 28 51679351+328330:1301,4351912–1914, 1915–1918, 1923–1933
 3.FC Britannia Erfurt/
VfB Erfurt
18 244 121 31 92639478+161273:2151,1211909–1914, 1915–1918, 1923–1933
 4.FV Germania Ilmenau12 186 85 25 76459419+40195:1771,0501912–1914, 1923–1933
 5.SC Stadtilm9 162 82 24 56424307+117188:1361,1611924–1933
 6.MTV 1897 Erfurt/
Sportring BV 1897 Erfurt
17 232 68 33 131368627−259169:2950,7301909–1914, 1915/16, 1917/18, 1923–1936
 7.SpVgg 1907 Arnstadt/
SuS 07 Arnstadt/
BC Arnstadt
8 144 52 17 75320423−103121:1670,8401923–1930, 1931/32
 8.SV 09 Arnstadt9 162 43 25 94260462−202111:2130,6901923/24, 1925–1933
 9.FC Borussia Erfurtb10 119 45 14 60244258−14104:1340,8701910–1914, 1915–1918, 1923–1926
10.TSV Schwarz-Weiß Erfurt5 90 29 8 53168260−9266:1140,7301926–1931
11.FC 01 Gotha4 39 26 8 513367+6660:181,5411910–1914
12.TSG Gispersleben4 72 18 11 43138233−9547:970,6501929–1933
13.TV 1905 Ilversgehofen/
SV 1905 Erfurtb
4 54 19 7 288399−1645:630,8301909/10, 1923–1926
14.VfB Sömmerda4 72 14 13 45108234−12641:1030,5701928/29, 1930–1933
15.FC Germania Mühlhausen4 33 17 5 117761+1639:271,1801910–1914
16.FC Teutonia Mühlhausen4 35 16 2 177597−2234:360,9701910–1914
17.FC Saxonia Erfurt5 47 13 1 3371135−6427:670,5701912–1914, 1915–1918
18.SC Erfurt Ib2 15 12 1 25217+3525:501,6701912–1914
20.Erfurter Turnerschaft/
Wacker Erfurt
3 48 7 5 3639138−9919:770,401915/16, 1923–25
21.Post SV Erfurt2 36 4 7 2547118−7115:570,4201927/28, 1932/33
22.BC 1900 Erfurt3 23 5 2 1629100−7112:340,5201910–1913
23.BC Teutonia Erfurtc3 14 4 1 92454−309:190,6401909–1912
24.FC Germania Erfurtc3 16 3 2 112955−268:240,501909–1912
25.BC 1918 Erfurt1 18 0 3 151154−433:330,1701926/27
b Fusionierten 1926 zum TSV Schwarz-Weiß Erfurt (in Tabelle gesondert aufgeführt).
c Fusionierten Ende 1912 zur SpVgg Erfurt (in Tabelle gesondert aufgeführt).

Quellen

  • Udo Luy: Ergebnisse und Tabellen im Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine 1900 – 1914., 2015.
  • Udo Luy: Ergebnisse und Tabellen im Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine 1914/15 – 1917/18., 2016.
  • Hardy Grüne: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. In: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 1. AGON, Kassel 1996, ISBN 3-928562-85-1.
  • Hardy Grüne: Vereinslexikon (= Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 7). 1. Auflage. AGON, Kassel 2001, ISBN 3-89784-147-9 (527 Seiten).
  • Abschlusstabellen Deutschland
  • Abschlusstabellen auf oberberg-fussball.de

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