Gartenstadt Westernplan

Siedlung Westernplan, Martin-Anderson-Nexö-Straße, Blick nach Norden, 2018
Westernplan 9a
Westernplan in den 1920er Jahren
(c) Bundesarchiv, Bild 183-33362-0001 / CC-BY-SA 3.0
Kriegszerstörungen in der Röntgenstraße, 1955
(c) Bundesarchiv, Bild 183-33362-0002 / CC-BY-SA 3.0
Röntgenstraße, 1955
1926 errichtete Bäckerei
(c) Bundesarchiv, Bild 183-32742-0001 / Biscan / CC-BY-SA 3.0
Genossenschaftliches Altersheim in der Friedrich-Naumann-Straße, 1955
(c) Bundesarchiv, Bild 183-46086-0002 / Biscan / CC-BY-SA 3.0
Instandgesetzte Wohnungen in der Martin-Anderson-Nexö-Straße, Blick nach Süden, 1957
Block an der Hindenburgstraße (heutige Albert-Vater-Straße) in den 1920er Jahren
gleicher Block im Jahr 2018

Die Gartenstadt Westernplan ist eine denkmalgeschützte Siedlung in Magdeburg in Sachsen-Anhalt.

Lage

Sie befindet sich im nördlichen Teil des Magdeburger Stadtteils Stadtfeld Ost und umfasst denkmalgeschützte Häuserzeilen in der Albert-Vater-Straße, der Freiherr-vom-Stein-Straße, Martin-Andersen-Nexö-Straße, Röntgenstraße und Westernplan.

Architektur und Geschichte

Die Siedlung wurde nach Plänen des Architekten Bernhard Lippsmeier in der Zeit von 1923 bis 1936 durch die Heimstättenbaugenossenschaft Magdeburg errichtet. Die 1920 gegründete Genossenschaft plante den Erwerb von 9,8 Hektar Fläche, konnte jedoch bedingt durch die Inflation der damaligen Zeit zunächst nur zwei Hektar kaufen. Die Genossenschaftsmitglieder, für die die Wohnungen entstanden, stammten aus einfachen Bevölkerungsschichten. Die zukünftige Miete durfte 20 % eines Jahreseinkommens nicht übersteigen. Zunächst war eine Gartenstadt aus Einfamilienhäusern geplant, letztlich wurde dann jedoch aufgrund der starken Wohnungsnot verdichtet gebaut, wobei das Konzept einer Gartenstadt Vorbild blieb. Der Baustil orientierte sich am konservativ geprägten Heimatstil. Die Fassaden sind zumeist sparsam durch Lisenen gegliedert. Die Fenster sind als Sprossenfenster ausgeführt und mit Fensterläden versehen. Zum Teil finden sich auch im Laufe der längeren Entstehungszeit dann im moderneren Stil ausgeführte Elemente wie Loggien und Runderker. Bedeckt sind die Gebäude von steilen Walmdächern.

Neben Wohnungen entstanden auch für die Nahversorgung benötigte Geschäfte. So wurde 1926 an der Ecke Westernplan/Martin-Anderson-Nexö-Straße eine Bäckerei gebaut. Es entstanden auch Drogerie, Lebensmittelgeschäft und Frisör. Die Straßen wurden in Nord-Süd-Ausrichtung durch die Siedlung gelegt, wobei zwischen den Erschließungsstraßen und die in die Blöcke führenden Wohnstraßen unterschieden wurde.

Der Westernplan lässt sich in drei Bauabschnitte einteilen, die sich auch architektonisch unterscheiden. In der Zeit bis 1926 entstand der Bereich zwischen Ebendorfer Straße und Martin-Anderson-Nexö-Straße. Charakteristisch sind hier Gliederungen durch vertikale Lisenen und rot eingedeckte Dächer mit gleichmäßig angeordneten Satteldachgauben. Deren Giebel sind, wie auch Fensterläden und Haustüren in kräftigem Grün gestrichen. Über den Hauseingängen befanden sich Stuckmedaillons, die zum Teil erhalten geblieben sind. Von 1927 bis 1930 wurde das Areal zwischen Martin-Andersen-Nexö-Straße und Rödelstraße bebaut. Die Fassaden sind hier durch Risalite, Loggien, Gebäudesprünge und Balkone dominiert. Als letzter Abschnitt entstand dann bis 1936 der östliche Bereich, der jedoch nicht mehr vollständig entsprechend der Planung fertig gestellt wurde. So wurde nun durchweg dreigeschossig gebaut. Die Unterscheidung zwischen den Straßen zur Erschließung und den Wohnstraßen wurde aufgegeben.

Während des Zweiten Weltkriegs kam es zu erheblichen Zerstörungen durch Luftangriffe. Der Wiederaufbau erfolgte zum Teil verändert, so dass nur der in der Zeit von 1923 bis 1928 errichtete Siedlungskern in seiner ursprünglichen Struktur erhalten ist. Nur zum Teil zerstörte Gebäude wurden bis 1958 wieder aufgebaut. Vom Wiederaufbau stark zerstörter Häuser insbesondere an der Südwestseite der Straße Westernplan wurde abgesehen. Auch ein charakteristischer Torbogen an der Klopstockstraße wurde nicht wieder hergestellt. 1955 eröffnete in der Friedrich-Naumann-Straße das erste genossenschaftlich geführte Altersheim in der DDR. In der Zeit der DDR wurden Baulücken zum Teil mit DDR-Typenbauten geschlossen.

Im Kern besteht eine großzügige zweigeschossige Bauweise, während die Randgebiete in aufgelockerter dreigeschossiger Blockrandbebauung entstanden. Die Siedlung bildet dabei eine Mischung aus Gartenstadt und großstädtischem Viertel. Es bestehen große grüne Innenhöfe. Außerdem bestanden ursprünglich Mietergärten.

Ab 1994 begann eine Sanierung der Gebäude.

Im örtlichen Denkmalverzeichnis ist die Siedlung unter der Erfassungsnummer 094 70985 als Baudenkmal verzeichnet.[1] Die Denkmaleinstufung erfolgte zum Teil bereit im Jahr 1987.

Die Siedlung gilt abweichend von den übrigen Siedlungsprojekten der 1920er Jahre in Magdeburg als Beispiel einer in traditionelleren Formen durchgeführtes Vorhaben. Die Wohnungen befinden sich weiterhin in genossenschaftlicher Hand und gehören der Magdeburger Wohnungsbaugenossenschaft von 1893 e.G.

Literatur

  • Heinz Gerling, Denkmale der Stadt Magdeburg, Helmuth-Block-Verlag Magdeburg 1991, ISBN 3-910173-04-4 (formal falsch), Seite 56.
  • Heinz Gerling: Gartenstadtsiedlung Westernplan. Landeshauptstadt Magdeburg 1995.
  • Ute Kraft in Magdeburg – Architektur und Städtebau. Verlag Janos Stekovics Halle an der Saale 2001, ISBN 3-929330-33-4, S. 173 f.
  • Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 14, Landeshauptstadt Magdeburg. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2009, ISBN 978-3-86568-531-5, S. 32 ff.

Einzelnachweise

  1. Kleine Anfrage und Antwort Olaf Meister (Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen), Kultusministerium 19.03.2015 Drucksache 6/3905 (KA 6/8670) Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, S. 2692 f.

Koordinaten: 52° 8′ 18,9″ N, 11° 37′ 6,2″ O

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Siedlung Westernplan
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Siedlung Westernplan
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Info non-talk.svg
Magdeburg, Röntgenstraße, Ruine Zentralbild Biscan 10 Mot. 10.10.1955 Kriegsschäden in gemeinsamer Arbeit überwunden 800 Wohnungen mit staatlicher Hilfe wieder aufgebaut Die Heimstätten-Baugenossenschaft in Magdeburg-Westerplan hat durch anglo-amerikanische Bomben 52 % ihres gesamten Bestandes an Wohnraum verloren. Weitere 40 %wurden mehr oder wemiger stark beschädigt. 4,8 Millionen staatliche Beihilfe und 1,5 Millionen eigene Mittel versetzten die Genossenschaft in die Lage, 800 ( acht null null) der zerstörten und beschädigten Wohnungen wieder instandzusetzen und 450 -vier fünf null) Wohnungen neu zu bauen. Dank der unermüdlichen Aufbauarberi der Genossenschafter und der Kollegen des Patenbetriebes, des Schwermaschinenbaues "Ernst Thälmann", konnte besonders wirtschaftlich gearbeitet und große Summen eingespart werden. Das Finanzministerium und die Deutsche Investionsbank haben das geprüft und der Genossenschaft ihre Anerkennung ausgesprochen. UBz: So sah es nahezu in allen Strassen der Siedlung WESTERNPLAN aus: Eine Ruine reihte sich an die andere, wie hier in der Röntgenstrasse.
Bundesarchiv Bild 183-46086-0002, Magdeburg, Martin-Andersen-Nexö Straße.jpg
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Zentralbild-Biscan 23.4.1957

Erfolgreiche Baugenossenschaft in Magdeburg 800 zerstörte Wohnungen wieder aufgebaut. Die Heimstätten-Baugenossenschaft in Magdeburg-Westernplan ist zwar nicht die größte Baugenossenschaft in der Deutschen Demokratischen Republik, aber eine sehr erfolgreiche. Sie verlor während des Krieges durch Bomben 52 % ihres Bestandes an Wohnraum und 40 % wurde beschädigt. Durch 9 Millionen DM staatliche Kredite und 2 Millionen eigene Mittel war es möglich, daß die Baugenossenschaft in den vergangenen Jahren 800 der zerstörten Wohnungen wieder instandsetzen und 600 Wohnungen neu bauen. Weitere 130 Wohnungen sind augenblicklich im Bau.

UBz.: Die Martin-Andersen-Nexö-Straße heute. Die Wohnungen wurden von der Baugenossenschaft wieder instandgesetzt.
Siedlung Westernplan f.jpg
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Siedlung Westernplan
Bundesarchiv Bild 183-32742-0001, Magdeburg, genossenschaftliches Altersheim.jpg
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Info non-talk.svg
Zentralbild-Biscan 7.9.1955

Das erste genossenschaftliche Altersheim in der DDR eröffnet
Das erste genossenschaftliche Altersheim der Deutschen Demokratischen Republik eröffnete kürzlich die Heimstätten-Baugenossenschaft in Magdeburg-Westernplan. Es bietet 40 alleinstehenden Genossenschaftsmitgliedern Platz, die ihre größeren Wohnungen in den Genossenschaftshäusern aufgegeben haben, um ihren Lebensabend in den behaglich und modern ausgestatteten Räumen des Heims zu verbringen.

UBz: Das genossenschaftliche Altersheim in der Friedrich-Naumann-Strasse in Magdeburg. Das Haus - ein durch amerikanische Bomben zerstörter Bau - wurde aus eigenen Mitteln der Heimstätten-Baugenossenschaft und mit staatlichen Krediten hergerichtet.
Magdeburg Wohnhausgruppe für 30 Familien an der Hindenburgstraße mit Eingang zum Westernplan, Magdeburg-Wilhelmstadt.jpg
Gebäude der Siedlung Westernplan an der heutigen Albert-Vater-Straße in Magdeburg in den 1920er Jahren Originale Bildunterschrift: Wohnhausgruppe für 30 Familien an der Hindenburgstraße mit Eingang zum Westernplan, Magdeburg-Wilhelmstadt
Magdeburg Wohnhausgruppen im Inneren des Westernplan, Magdeburg-Wilhelmstadt.jpg
Gebäude der Siedlung Westernplan in Magdeburg in den 1920er Jahren Originale Bildunterschrift: Wohnhausgruppen im Inneren des Westernplan, Magdeburg-Wilhelmstadt
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Siedlung Westernplan
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Magdeburg, Röntgenstraße, Ruinen Zentralbild Biscan 10 Mot. 10.10.1955 Kriegsschäden in gemeinsamer Arbeit überwunden 800 Wohnungen mit staatlicher Hilfe wieder aufgebaut Die Heimstätten-Baugenossenschaft in Magdeburg-Westerplan hat durch anglo-amerikanische Bomben 52 % ihres gesamten Bestandes an Wohnraum verloren. Weitere 40 %wurden mehr oder wemiger stark beschädigt. 4,8 Millionen staatliche Beihilfe und 1,5 Millionen eigene Mittel versetzten die Genossenschaft in die Lage, 800 ( acht null null) der zerstörten und beschädigten Wohnungen wieder instandzusetzen und 450 (vier fünf null) Wohnungen neu zu bauen. Dank der unermüdlichen Aufbauarbeit der Genossenschafter und der Kollegen des Patenbetriebes, des Schwermaschinenbaues "Ernst Thälmann", konnte besonders wirtschaftlich gearbeitet und große Summen eingespart werden. Das Finanzministerium und die Deutsche Investionsbank haben das geprüft und der Genossenschaft ihre Anerkennung ausgesprochen. UBz: So sah es nahezu in allen Strassen der Siedlung WESTERNPLAN aus: Eine Ruine reihte sich an die andere, wie hier in der Röntgenstrasse.