Garbno (Barciany)

Garbno
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Garbno (Polen)
Garbno
Basisdaten
Staat:Polen Polen

Woiwodschaft:Ermland-Masuren
Powiat:Kętrzyn
Gmina:Barciany
Fläche:41 km²
Geographische Lage:54° 17′ N, 21° 12′ O
Einwohner:45 (2011)
Postleitzahl:11-410[1]
Telefonvorwahl:(+48) 89
Kfz-Kennzeichen:NKE
Wirtschaft und Verkehr
Straße:KrelikiejmyDobrzykowoNowy Dwór Momajński
Eisenbahn:kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen:Danzig

Garbno (deutsch Laggarben) ist ein kleines Dorf in Polen in der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Es gehört zur Gmina Barciany (Landgemeinde Barten) im Powiat Kętrzyński (Kreis Rastenburg).

Geographische Lage

Garbno liegt im Norden Polens, etwa fünf Kilometer südlich der Grenze zur russischen Oblast Kaliningrad. Das gleichnamige, aber größere Dorf Garbno (deutsch Lamgarben) genannt, ebenfalls zum Powiat Kętrzyński gehörig, liegt etwa zwanzig Kilometer südöstlich. Bis zur früheren Kreisstadt Gerdauen (heute russisch Schelesnodoroschny) sind es neun Kilometer in nordöstlicher Richtung, bis zur heutigen Kreismetropole Kętrzyn (deutsch Rastenburg) 26 Kilometer in südöstlicher Richtung.

Fachwerk-Speicher des früheren Gutes Laggarben in Garbno

Geschichte

Ortsgeschichte

Der Ort wird 1326 als Lagegarbs erwähnt und weist auf eine Siedlung an oder auf einem Berg (idg. ‚legh‘: legen, liegen und prußisch ‚garbis‘: Berg). Bereits um 1384 wurde am Ort des heutigen Garbno ein Wildhaus als Teil einer Befestigungskette errichtet.[2] Das eigentliche Dorf wurde am Anfang des 15. Jahrhunderts auf einer Fläche von 23 Hufen angelegt. Im Dorf gab es zwei Schenken, deren Inhaber einen Zins von vier Grzywna zahlen mussten, was auf ein gutes laufendes Geschäft schließen lässt. 1480 gehörten 15 Hufen Ackerfläche und 6 Morgen Wiese zum Dorf.

Im 14./15. Jahrhundert wurde eine Kapelle errichtet und der Heiligen Anna geweiht. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche stark umgebaut. 1785 gab es im Dorf und dem zugehörigen Vorwerk 24 Wohngebäude.

Von 1874 bis 1945 war Laggarben ein Amtsdorf und damit namensgebend für einen Amtsbezirk[3] im ostpreußischen Kreis Gerdauen. Am 30. September 1928 schlossen sich der Gutsbezirk Laggarben und der Nachbarort Woninkeim zur neuen Landgemeinde Laggarben im ostpreußischen Kreis Gerdauen zusammen.[4]

In Folge des Zweiten Weltkrieges kam Laggarben 1945 mit dem gesamten südlichen Ostpreußen zu Polen und erhielt die polnische Namensform „Garbno“. 1970 lebten 103 Einwohner in Garbno. 1973 wurde das Dorf Teil des Schulzenamtes Silginy (Sillginnen) in der Gemeinde Skandawa (Skandau). Durch Neuordnung der Verwaltungsstruktur war die Siedlung ab 1977 Teil der Landgemeinde Barciany (Barten) im Powiat Kętrzyński (Kreis Rastenburg), bis 1998 der Woiwodschaft Olsztyn, seither der Woiwodschaft Ermland-Masuren zugehörig.

Einwohnerzahlen

Im alten Gutspark
JahrAnzahl
1910256[5]
1933434[6]
1939434[6]
201141[7]

Amtsbezirk Laggarben (1874–1945)

Der Amtsbezirk Laggarben wurde am 9. April 1874 errichtet. Ihm gehörten anfangs drei, am Ende noch zwei Orte an:[3]

Deutscher NamePolnischer NameBemerkungen
LaggarbenGarbno
LöwensteinLwowiec
MamlackMajmławkiDie Gemeinde wurde 1894 aufgelöst.

Kirche

Ruinenreste der Kirche Laggarben

Kirchengebäude

Die Laggarber Pfarrkirche stammt aus dem beginnenden 15. Jahrhundert und war ehedem eine vielbesuchte Wallfahrtsstätte. Nach der Reformation war sie vierhundert Jahre lang ein evangelisches Gotteshaus. Heute sind nur noch die Grundmauern, ein Teil der Ostwand und das Erdgeschoss zu sehen.

Kirchengemeinde

Bereits zu vorreformatorischer Zeit war Laggarben ein Kirchdorf. Nach Einführung der Reformation wurde es im Jahr 1554 mit Löwenstein (polnisch: Lwowiec) verbunden und gehörte mehrere hundert Jahre lang zur Inspektion Gerdauen (russisch Schelesnodoroschny).[8] Von 1773 bis 1945 gehörte die Kirchengemeinde Dietrichsdorf (Dzietrzychowo) als filia zu Laggarben. Das Kirchspiel Laggarben-Dietrichsdorf[9] war bis 1945 Teil des Kirchenkreises Gerdauen (heute russisch: Schelesnodoroschny) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union.

Seit 1945 lebt eine überwiegend römisch-katholische Bevölkerung in Garbno, das nun zur Pfarrgemeinde in Lwowiec (Löwenstein) im Dekanat Sępopol (Schippenbeil) im Erzbistum Ermland der Katholischen Kirche in Polen gehört. Hier lebende evangelische Kirchenglieder sind in die Kirchengemeinde Barciany (Barten) eingepfarrt, die eine Filialgemeinde von Kętrzyn (Rastenburg) in der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen ist.

Gut Laggarben

Zufahrtsstraße zum einstigen Gut Laggarben

Gutsherrschaft

In den Jahren 1371 und 1374 wurde die prußische Familie Schaffstädt als Besitzer des Bauernguts Laggarben erwähnt.[2] Dieser Familie scheint das Gut im Preußischen Städtekrieg (1454–1466) verloren gegangen zu sein. Immerhin konnte Christoph I. von Schaffstädt am 10. April 1545 das Gut für die Familie zurückgewinnen. Anfang des 18. Jahrhunderts konnten wüste Bauernhufen in Laggarben dem Gut zugeschlagen werden. 1747 starb Gottfried Bernhard von Schaffstädt unverheiratet, womit die Hauptlinie der Schaffstädts, auch Schaffstedt I genannt,[10] erlosch. Das Gut Laggarben wurde versteigert und kam für 30.500 Gulden an Georg August von Troschke. Er verkaufte den Besitz jedoch 1765 wieder und es folgten unterschiedliche Eigentümer, bis 1811 die Familie Jungschulz von Roebern, mit Karl Heinrich Jungschulz von Roebern, Sohn eines Justizdirektors in Elbing (polnisch Elbląg), das Gut erwarb. Das Adelsgeschlecht nutzte Laggarben als Familien-Hauptsitz[11][12] und heiratete zumeist standesgemäß adelige Damen oder Töchter bürgerlicher Gutsbesitzer, wie auch Karl Johann Heinrich Jungschulz von Roebern (1841–1918), mit Frieda von Heyden-Nerfken.[13]

Die Mitglieder der Familie Jungschulz von Roebern waren begeisterte Jagdleute. In Laggarben fanden regelmäßige Jagden statt, die Fasanenjagd war dabei ein besonderer Schwerpunkt. 1927 erhielt Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg von Werner Jungschulz von Roebern einen Vierspänner – ein besonderer Stolz des Gutes –, mit dem der Reichspräsident mit Erich Ludendorff anlässlich der Einweihung des Tannenberg-Denkmals eine Ehrenfront Soldaten abfuhr. Bis 1945 blieb es in der Familie Jungschulz von Roebern, bereits 1576 mit polnischem Adel ausgestattet.[14]

Da der älteste Sohn Friedrich Carl (Carlo) Jungschulz von Roebern (1878–1939), zuvor Major, Regierungsrat, als Kaufmann in Brasilien lebte, erbte sein nächstältester Bruder Werner Jungschulz von Roebern die Begüterung. Er war letzte Besitzer von Laggarben, vormals ein aktiver Offizier,[15] und erweiterte das Gutsareal von 789 Hektar im Jahre 1895 auf 1.170 Hektar nach dem Ersten Weltkrieg. Zuletzt war es 828 Hektar groß. Verwalter war Fritz Meyer.[16] Der jüngste Sohn Gert Robert Hugo Jungschulz von Roebern (1888–1917) war als Oberleutnant, abkommandiert vom Kürassier-Regiment „Graf Wrangel“ (Ostpreußisches) Nr. 3 an die Feldflieger-Abteilung 256 (Artillerie), im ersten Krieg geblieben.

Am 26. Januar 1945 ging der Treck des Gutes Laggarben auf die Flucht, wurde aber bereits am zweiten Tag durch sowjetischen Beschuss auseinandergerissen. Mitgliedern der Familie Jungschulz von Roebern gelangten noch bis in den Westen Deutschland, wo dann die Hauptlinie genealogisch erlosch.[17]

Das ehemalige Gutshaus Laggarben

Gutshaus

Unter Wilhelm Friedrich von Schaffstädt wurde im frühen 18. Jahrhundert ein kleines Gutshaus errichtet.[2] Da die Gutsherren der Jungschulz von Roebern häufig auch dem Amtsvorsteher stellten war das Herrenhaus zugleich Amtssitz.[18] Den Zweiten Weltkrieg hat das Gutshaus – anders als das Dorf Laggaben, das stark zerstört wurde – erstaunlicherweise lange überstanden, befindet sich jedoch im Verfall, auch wenn im Erdgeschoss noch zwei Familien untergebracht waren. Bis auf den in Fachwerkweise errichteten Speicher sind die Gutsgebäude verfallen oder bereits abgetragen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Durch das Dorf führen nur Nebenstraßen. Die nächste Woiwodschaftsstraße trägt die Nummer 591 (frühere deutsche Reichsstraße 141) und verläuft etwa sieben Kilometer östlich.

Etwa 5,5 Kilometer östlich des Dorfes verläuft eine Bahnlinie ohne Personenverkehr. Der nächste Personenbahnhof befindet sich im 14 Kilometer entfernten Korsze.

Der Lech-Wałęsa-Flughafen Danzig ist der nächste internationale Flughafen auf polnischem Gebiet und liegt etwa 170 Kilometer westlich des Ortes. Der Flughafen Kaliningrad liegt mit einer Entfernung von etwa 70 Kilometern geographisch näher.

Commons: Garbno (Gmina Barciany) – Sammlung von Bildern

Literatur

  • Laggarben. Gut Laggarben., In: Leopold Krug: Die Preußische Monarchie; topographisch, statistisch und wirthschaftlich dargestellt. Nach amtlichen Quellen. I. Die Provinz Ostpreussen. Lieferung: Kreise Fischhausen, Königsberg, Memel. III. Beschreibung der einzelnen Ortschaften: Der Gerdauensche Kreis. Duncker & Humblot, Berlin 1833, S. 393.
  • Laggarben und Dietrichsdorf., In: D. Rhesa: Kurzgefasste Nachrichten. Königsberg. 1. Okt. 1834, S. 65.
  • Laggarben, adl. Gut und Dorf, 10 km s. w. von Gerdauen., In: Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Heft II: Natangen. Hrsg. Ostpreußischer Provinzial-Landtag, Emil Rautenberg, Bernh. Crichert, Königsberg 1898, S. 109.
  • Tadeusz Swat: Dzieje Wsi. In: Aniela Bałanda u. a.: Kętrzyn. Z dziejów miasta i okolic. Pojezierze, Olsztyn 1978, S. 171–172 (Seria monografii miast Warmii i Mazur).

Einzelnachweise

  1. Polnisches Postleitzahlenverzeichnis 2022, S. 254 (Memento vom 26. Oktober 2022 im Internet Archive)
  2. a b c Ostpreussen.net: Garbno - Laggarben.
  3. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Laggarben
  4. Rolf Jehke: Amtsbezirk Woninkeim / Dietrichsdorf.
  5. Der Landkreis Gerdauen im Gemeindeverzeichnis 1900. Uli Schubert, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. April 2023; abgerufen am 30. September 2025.
  6. a b Michael Rademacher: Deutsch-österreichisches Ortsbuch, Landkreis Gerdauen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  7. Polskawliczbach.pl: Wieś Garbno w liczbach
  8. Friedwald Moeller: Altpreußisches Evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968, S. 80.
  9. Kirchspiel Laggarben-Dietrichsdorf, Hrsg. Heimatkreisgemeinschaft Gerdauen e. V. 1999/2015.
  10. G. A. von Mülverstedt, Ad. M. Hildebrandt: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch. Neue Auflage, 4. Abt. Band 6: Ausgestorbener Preussischer Adel. Bauer und Rape (Emil Küster), Nürnberg 1874, S. 76 f.
  11. Vgl. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. (Alter Adel und Briefadel). 1928. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1927, S. 273–274. Siehe: FamilySearch.
  12. Vgl. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil B (Briefadel). 1941. Dreiunddreißigster Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1940, S. 273–274. Siehe: FamilySearch.
  13. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser. 1908. Neunter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1907, S. 337.
  14. Alexander Freiherr von Dachenhausen: Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1892. Siebzehnter Jahrgang, Friedr. Irrgang, Brünn / Rudolstadt Januar 1892, S. 168 f.
  15. Deutsche Rangliste umfassend das gesamte aktive Offizierskorps der deutschen Armee und Marine und seinen Nachwuchs mit den Dienstalterslisten. Nach dem Stande vom 8. Oktober 1912 . Gerhard Stalling-Verlag des Deutschen Offizierblattes, Oldenburg i. Gr. 1912, S. 223.
  16. Hans Wehner: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Domänen, Rittergüter, Güter und Höfe in der Provinz Ostpreußen. [1932]. In: Niekammer`s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band III, 5. Auflage, Selbstverlag der Niekammer`s Güter-Adressbüchern GmbH, Leipzig 1932, S. 283. Elbinger Stadtbibliothek PDF, In: GenWiki / Hrsg. CompGen Berlin. Reprint Potsdam: ISBN 978-3-88372-345-7.
  17. Vgl. Walter von Hueck. Et al.: Genealogisches Handbuch des Adeligen Häuser. B (Briefadel). 1974. Band XI, Band 57 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1974. ISSN 0435-2408
  18. Königl. Debits-Comptoir: Beilage zu Stück 5 des Amtsblattes der Königlichen Regierung zu Königsberg. Universitäts-Buch- und Steindruckerei, Königsberg, 6. Januar 1883, S. 20.

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